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Ratzinger - Salz der Erde. In unserer Liturgiereform gibt es eine Tendenz, die meiner Meinung nach falsch liegt, nämlich die vollkommene »Inkulturation« der Liturgie in die moderne Welt hinein. Sie …Mehr
Ratzinger - Salz der Erde.

In unserer Liturgiereform gibt es eine Tendenz, die meiner Meinung nach falsch liegt, nämlich die vollkommene »Inkulturation« der Liturgie in die moderne Welt hinein. Sie soll also noch kürzer werden; und es soll alles, was vermeintlich unverständlich ist, noch weiter daraus entfernt werden; es soll im Grunde auf eine noch »plattere« Sprache heruntertransponiert werden. Damit aber ist das Wesen von Liturgie und liturgischer Feier ganz gründlich mißverstanden. Denn in der Liturgie begreift man ja nicht einfach auf rationale Art, so wie ich etwa einen Vortrag verstehe, sondern auf vielfältige Weise, mit allen Sinnen und mit dem Hineingenommenwerden in eine Feier, die nicht von irgendeiner Kommission erfunden ist, sondern die gleichsam aus der Tiefe der Jahrtausende und letztlich der Ewigkeit her zu mir kommt. Als das Judentum den Tempel verloren hat, hat es an den synagogalen Festen und Riten festgehalten und wurde vor den großen Festriten als Riten des gläubigen Hauses zusammengehalten. Es liegt eine bestimmte Art von gemeinsamer Lebensform in den Riten, in denen es nicht auf die pure Oberflächenverständlichkeit ankommt, sondern in denen die große Kontinuität der Glaubensgeschichte sich aussagt und sich sozusagen als eine Vollmacht darstellt, die nicht von dem einzelnen kommt. Der Priester ist eben kein Showmaster, der sich jetzt etwas ausdenkt und sehr geschickt vermittelt. Er darf im Gegenteil als Showmaster völlig unbegabt sein, weil er etwas ganz anderes vertritt und es gar nicht auf ihn ankommt. Natürlich gehört zur Liturgie auch Verständlichkeit, und deswegen muß dasWortGottesgutverlesenunddanngutinterpretiertundausgelegtwerden. Aber zur Verständlichkeit des Wortes kommen andere Weisen des Verstehens. Vor allem ist sie nicht etwas, was sich immer wieder neue Kommissionen ausdenken. Auf diese Weise wird sie zu einer selbstgemachten Sache, ob die KommissionendanninRom,inTrieroderinParissitzen.Siemußstattdessen wirklich ihre große Kontinuität haben, ihre letzte Unbeliebigkeit, in der ich wirklich den Jahrtausenden und durch sie hindurch dem Ewigen begegne
und in eine Feiergemeinschaft hineingehoben werde, die etwas anderes ist, als was Komitees oder Festkomitees sich ausdenken.
parangutirimicuaro