Religionsunterricht und Ethik nicht zusammenlegen

Wie Erzbischof Zollitsch bei der Beauftragung von 190 Lehrerinnen und Lehrer für den katholischen Religionsunterricht (Missio canonica) am Freitag (08.04.) in Freiburg sagte, gehe es im Religionsunterricht nicht nur darum, „der Jugend den Glauben zu verkünden“, sondern auch darum, von den jungen Menschen zu lernen: „Sie haben auch uns als Kirche etwas zu sagen, wenn es darum geht, wie wir heute Wege der Verkündigung gehen können; wenn es darauf ankommt, das aufzunehmen, was an Entwicklungen ansteht und das Miteinander verändern wird.“
Jugendliche: Oft ständig online und nicht mehr im Gespräch
Nach den Worten von Erzbischof Zollitsch ist es für die Religionslehrer eine Herausforderung, den richtigen Ton zu treffen, um von Jesus Christus zu sprechen: „Auch wenn wir dankbar dafür sein dürfen, dass es nicht wenige Kinder gibt, die daheim von ihren Eltern in den Glauben eingeführt werden, so ist es doch eine Realität, dass ein immer größer werdender Anteil an jungen Menschen zum ersten Mal im Religionsunterricht mit dem Glauben an Gott in Berührung kommt.“
Gerade in einer Zeit, in der das Unverbindliche immer mehr Raum einnehme und man sich lieber nicht zu sehr festlegen und binden wolle, seien die Religionslehrer bereit, für den Glauben und auch für die Kirche einzustehen, sagte Zollitsch.
Kommunikation als Aufgabe des Religionsunterrichts?
Im Gespräch mit Erzbischof Zollitsch berichteten die neuen Religionslehrer über ihre ersten Erfahrungen im Schulalltag: „Wir stellen oftmals fest, dass Jugendliche zwar ständig online sind, aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn anklopfen“, beschrieb Christian Link aus Tauberbischofsheim seine Beobachtung, dass Schüler kommunizieren, oft aber nicht mehr miteinander reden.
Für Erzbischof Zollitsch zeigt sich gerade darin die Aufgabe des Religionsunterrichtes: „Auch die moderne Kommunikation ist wichtig, aber das Internet kann keine wirklichen Kontakte ersetzen. Die Religionslehrer zeigen im direkten und persönlichen Kontakt, was Religion bedeutet und geben durch das Vorbild der eigenen Person ihren gelebten Glauben weiter.“
Wenn dann ein religiöser Kommunikationsbedarf vorhanden ist, bietet der Religionsunterricht diese Austauschmöglichkeit. „Ich bemerke bei vielen Kindern und Jugendlichen eine Sehnsucht, über religiöse Themen zu sprechen, da sie dies zuhause meist nicht mehr tun können“, sagte Stefanie Kraft aus Iffezheim.
Erzbischof Zollitsch gegen Zusammenlegung mit Ethik
Erzbischof Zollitsch ging in der Gesprächsrunde auch auf weitere Fragen der Religionslehrer ein - wie etwa der nach einer Fächerzusammenlegung von Religion und Ethik, der er eine klare Absage erteilte: „Religion ist das einzige Unterrichtsfach, das in der Verfassung verankert ist. Eine Zusammenlegung mit Ethik wird es mit uns nicht geben.“ Hingegen begrüßte er Überlegungen für einen deutschsprachigen muslimischen Religionsunterricht: „Wir unterstützen diese Pläne und sind zugleich selbst offen für Gäste anderer Religionen und Ungetaufte.“
Katholische Religionslehrer, die nach Abschluss des Theologiestudiums und der pädagogischen Zusatzausbildung (Referendariat) oder nach einem anderen gleichwertigen Abschluss einen staatlichen oder kirchlichen Lehrauftrag in der Erzdiözese Freiburg übernehmen, werden dazu in besonderer Weise durch den Erzbischof beauftragt („Missio canonica“) Mit der Annahme dieser Beauftragung gibt der Religionslehrer das Versprechen, den Religionsunterricht in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche zu erteilen. Zugleich sagt der Erzbischof zu, die Lehrkräfte in diesem Dienst in besonderer Weise zu unterstützen.