@CollarUri Zuerst einmal möche ich Ihnen danken für Ihre Art des Kommentares, der sachlich geblieben ist, da ich in den Diskussionen, wenn es um die Sedisvakanz-Theorie ging, erhebliche Aggressionen gerade von Seiten der Anhänger der Bruderschaft St. Pius X. erfahren mußte, die mich auch gleich in diese Sedisvakantisten-Ecke steckten. Ich finde den Artikel, gerade auch in Bezug auf die Haltung der Bruderschaft, doch sachlich, auch wenn natürlich erhebliche Kritik an dieser Haltung des "Anerkennen, aber widerstehen" geübt wird. Ich kenne einige hervorragende Priester aus der Bruderschaft, die ich sehr schätze, auch wenn ich selber kein Anhänger dieser oder einer anderen Gemeinschaft bin. Für mich ist es wichtig, sich mit dieser schwerwiegenden Problematik zu beschäftigen und Materialien und Quellen herbeizuschaffen, um mehr Klarheit zu erlangen. Und ich hoffe, anderen mit diesen Materialien hilfreich sein zu können.

@MisterX Ich denke, daß die Vertreter des Sedisvakantismus die scholastische Methode - die Methode, die die Päpste sogar eingefordert haben - benutzen, um ihre Position zu begründen. Sicher wirft auch diese Position Fragen auf, bleiben Fragen notwendigerweise unbeantwortet; aber mir persönlich scheint sie eher auf der Lehre der katholischen Kirche zu beruhen als die Position der lefebvistischen Sicht. Nur ein Beispiel: Johannes Paul II. sagte:
„Seht Assisi im Lichte des Konzils!" Nun gilt: „ Wenn der Heilige Geist durch das Konzil die Kirche nach Assisi geführt hat, dann ist der ,Geist des Konzils identisch mit dem,Geist von Assisi', dann ist das Problem des interreligiösen Kultes in ,letzter Instanz entschieden und die theologische Kontroverse darüber beendet, dann hat die Kirche dem Papst zu folgen, um mit dem Friedensgebet aller Religionen den Anfang einer neuen Zeit zu wagen.“ (Quelle: Dörmann, S. 27)

Wer wagt da dem Papst zu widersprechen, wenn er dies in dieser Entschiedenheit sagt und den Gehorsam einfordert. Danach hatte die Bruderschaft kein Recht, dagegen zu protestieren.
Aber ich gebe Ihnen recht, daß wir seelisch einiges auszuhalten haben. Es ist ein Kreuzweg, den wir gehen müssen, und eine Probe, ob wir dem katholischen Glauben treu bleiben. Nur müssen wir den katholischen Glauben wiederfinden, denn er ist durch die neue Kirche verfälscht, verdorben, zu Grunde gerichtet.

@michael7 Danke für ihren Kommentar. Der Beitrag von Bischof Sanborn ist von 1991. Leider sind die Traditionalisten sich nicht einig, weder damals noch heute. Warum? Zum einen weil die Frage der Sichtbarkeit und der Indefektibilität der Kirche eine höchst schwierige ist, zum anderen die Verantwortlichen sich auch keine Mühe machen, sich mit der Frage gründlich auf Basis der katholischen Ekklesiologie zu beschäftigen, ob die Kirche Paul VI. und Johannes Paul II. noch die katholische Kirche ist. Das beinhaltet auch die Frage der Gültigkeit der neuen Sakramentsvorschriften dieser Päpste sowie das neue Kirchenrecht. Selbst die Gültigkeit der Heiligsprechungen ist in Frage gestellt. Nur ein katholischer Papst kann uns aus dieser Misere retten; aber er wird sicher nicht aus dieser Kirche kommen bzw. aus diesem Kardinalskollegium gewählt werden. Woher er kommen wird, ist das Geheimnis Gottes. Ein wahrer Katholik wartet und ersehnt einen katholischen Papst. Bis dahin müssen wir selber dem überlieferten, apostolischen Glauben treu bleiben bzw. neu finden; denn über 50 Jahre Konzilszeit haben den katholischen Glauben nicht nur verwässert, sondern verfälscht, ja zunichte gemacht. Die neuen Generationen wachsen mit dem neuen, aber falschen Konzilsglauben auf. Sie wissen nichts mehr vom "sensus catholicus". - Im Abendländischen Schisma übrigens waren es politische Gründe und Interessen, die zu zwei Päpsten führte; aber beide waren katholisch rechtgläubig. Es gab in dem Sinne keinen Anti-Papst.

Wichtige Überlegungen. Allerdings sind die Bemerkungen am Anfang etwas missverständlich: Es ist doch nicht so, dass die Katholiken nicht "miteinander auskommen" - der Wille zur katholischen Einheit und zur Anerkennung eines Nachfolgers Petri ist doch allgemein vorhanden -, sondern es herrscht Unklarheit darüber, wie die Treue zum Petrusamt heute gelebt werden kann, wenn das (Ober)Hirtenamt heute praktisch nicht mehr wahrgenommen wird und die "Amtsinhaber" zur Verwirrung beitragen, statt sie zu beseitigen!
Das Amt erscheint praktisch verweist und das Wort Zach. 13,7 wahr geworden zu sein, das auch Jesus zitiert (Mt. 26,31): "Ich will den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen".
Wie in manch anderen Krisen der Kirchengeschichte, in denen auch nicht klar war, wer rechtmäßiger Papst ist und welche Anordnungen somit rechtmäßig zu befolgen sind, gilt auch heute: Dadurch, dass die Katholiken formell an der Einheit der Kirche festhalten, werden sie auch die materielle Einheit wieder schnell finden, wenn die äußere Unklarheit in Bezug auf die Rechtmäßigkeit der Anordnungen der "Hirten" beseitigt und die Treue zum überlieferten, apostolischen Glauben wieder in Wort und Werk eindeutig gelebt und verkündet wird!

Danke für das Posten dieses Beitrags. Das Thema ist wichtig und von allgemeinem Interesse seit Franziskus regiert. Es sollte nun endlich eine offene Diskussion unter gläubigen Katholiken stattfinden können, ob Sedisvakanz herrscht, welche Folgen das konkret hat, inwieweit F. Jurisdiktionsvollmacht hat usw. Darüber muss man offen und zwanglos reden können. Wenn wir tatsächlich in der Endzeit leben, scheint mir F. der Lügenprophet zu sein.