Gesundheitsminister Spahn: Man hätte Friseure und Altenheime nicht schließen müssen

BILD konfrontierte ihn mit seinen Aussagen

Quelle: BILD
Von: Bianca Weiner und Gonne-Jakob Garling

Ungewohnte Worte eines Ministers: Jens Spahn (40, CDU) hält einige Lockdown-Maßnahmen im Nachhinein für überzogen!

Bei einem Auftritt in Bottrop am Montagmittag erklärte der Gesundheitsminister: „Mit dem Wissen heute, das kann ich Ihnen sagen, müssen keine Friseure mehr schließen und kein Einzelhandel mehr schließen. Das wird nicht noch mal passieren. Wir werden nicht noch mal Besuchsverbote brauchen in den Pflegeeinrichtungen.“

Und weiter: „Wir haben was dazu gelernt in den letzten Monaten, wie wir uns schützen können, ohne dass es diese Maßnahmen braucht. Dafür braucht es aber eben die Maske.“

Der Lockdown im März hätte, jetzt im Rückblick, nicht so drastisch ausfallen müssen, so Spahn.

BILD konfrontierte den Gesundheitsminister am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz in Bochum mit seinen Aussagen.

Spahn erklärte: „Was wir miteinander jeden Tag aus verhandeln in der Gesellschaft ist die richtige Balance zwischen Gesundheitsschutz, Infektionsschutz, Sicherheit und Alltag und Freiheit.“ Demnach seien Corona-Maßnahmen nie eine Frage von „absoluter Wahrheit“, sondern eine „Abwägung zwischen Argumenten die dafür sprechen vor allem zum Schutz und anderen Argumenten die dagegen sprechen, weil es eben auch eine Belastung ist im Alltag.“

Gesundheitsminister-Klartext: „Wir können heute diese Abwägungsentscheidung zwischen Schutz und Alltag besser treffen, weil wir mehr wissen, weil wir mehr Erfahrung haben, als wir es im März konnten!“

Eins bleibe aber bestehen: „Abstand, Hygiene, Alltagsmasken, das sind unsere besten Waffen im Kampf gegen dieses Virus.“ Die Maske „nervt auch mich manchmal im Alltag“, erklärte Spahn. „Aber im Vergleich zu allem anderen ist es eigentlich eine ziemlich milde Maßnahme.“

Pfiffe und Beschimpfungen gegen Spahn

Zuvor war Spahn am Montag von einer lautstarken Minderheit ausgepfiffen und als „Lügner“ beschimpft worden.

Dass es sich bei den Protestlern nicht um Bottroper Bürger handelte, merkte Spahn ziemlich schnell. Spahn: „Einige sehe ich schon zum zehnten Mal in den letzten Wochen!“

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Quelle: BILD

Er bat die Leute, doch miteinander zu reden, über unterschiedliche Meinungen. „Dass nicht jeder in seiner Facebook-WhatsApp-Gruppen-Welt bleibt, immer aggressiver wird und gar nicht mehr den Kontakt zu denjenigen sucht, die vielleicht anderer Meinung sind“, kritisierte Spahn und fügte hinzu: „Was muss eigentlich passiert sein in diesem Land, dass wir uns nicht mehr zuhören?“

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