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Leitartikel

Beitrag zum Thema Zölibat – in Gehorsam zum Papst

Ein Buch über das Priestertum wird am 15. Januar in Frankreich veröffentlicht. Die Autoren sind der emeritierte Papst Benedikt XVI. und Kardinal Robert Sarah, Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst.

Von unserem Chefredakteur Andrea Tornielli

Aus der Vorwegnahme der Tageszeitung „Le Figaro“ erfahren wir, dass die Autoren sich mit ihren Beiträgen an der Debatte über den Zölibat und die Möglichkeit der Priesterweihe für verheiratete Männer beteiligen. Ratzinger und Sarah bezeichnen sich selbst als zwei Bischöfe im „kindlichen Gehorsam gegenüber Papst Franziskus“, die „die Wahrheit suchen“ in einem „Geist der Liebe zur Einheit der Kirche“. Sie verteidigen die Disziplin des Zölibats und führen Gründe an, die ihrer Meinung nach gegen Änderung sprechen.

Die Frage des Zölibats füllt in dem Band 175 Seiten – mit zwei Texten. Einer ist vom emeritierten Papst verfasst, der andere vom Kardinal. Hinzu kommen eine Einleitung sowie ein von beiden unterzeichnetes Schlusswort.

Zum Nachhören

Sarah nennt Weihe verheirateter Männer „eine pastorale Katastrophe"

Sarah erinnert in seinem Text daran, dass „es eine ontologisch-sakramentale Verbindung zwischen Priestertum und Zölibat gibt. Jede Schwächung dieser Verbindung würde das Lehramt des Konzils und der Päpste Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in Frage stellen. Ich bitte Papst Franziskus, uns definitiv vor einer solchen Eventualität zu schützen, indem er ein Veto gegen jede Schwächung des Gesetzes des priesterlichen Zölibats einlegt, selbst wenn sie sich auf eine einzelne Region beschränkt“.

Sarah geht so weit, die mögliche Weihe verheirateter Männer zu Priestern als „eine pastorale Katastrophe, eine ekklesiologische Verwirrung und eine Verdunkelung des Verständnisses des Priestertums" zu bezeichnen.

Benedikt erinnert an die Kirche des ersten Jahrtausends

Der Beitrag von Benedikt XVI., in dem er über das Thema nachdenkt, ist hingegen kurz. Er blickt auf die jüdischen Wurzeln des Christentums zurück und bekräftigt, dass das Priestertum und der Zölibat von Anfang an mit dem „neuen Bund“ Gottes mit der Menschheit, der von Jesus begründet wurde, zusammenhängen. Und er erinnert daran, dass bereits „in der alten Kirche“, also im ersten Jahrtausend, „verheiratete Männer das Weihesakrament nur empfangen konnten, wenn sie sich zur sexuellen Enthaltsamkeit verpflichteten“.

Der priesterliche Zölibat ist kein Dogma – er war es auch nie. Vielmehr ist er eine kirchliche Disziplin der lateinischen Kirche, die – wie die letzten Päpste einheitlich festgestellt haben – eine wertvolle Gabe bedeutet. Die katholische Kirche des östlichen Ritus sieht die Möglichkeit vor, verheiratete Männer zum Priester zu weihen, und auch für die lateinische Kirche wurden Ausnahmen gerade von Benedikt XVI. in der Apostolischen Konstitution „Anglicanorum coetibus“ zugelassen. Sie beschäftigt sich mit den Anglikanern, die um die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche bitten. Dabei ist ausdrücklich vorgesehen, „von Fall zu Fall verheiratete Männer gemäß den vom Heiligen Stuhl approbierten objektiven Kriterien zur Priesterweihe zuzulassen“.

„Ich persönlich meine, dass der Zölibat ein Geschenk für die Kirche ist“

Es lohnt sich, daran zu erinnern, dass sich zu diesem Thema auch Papst Franziskus mehrmals geäußert hat. Noch als Kardinal sprach er sich in einem Gesprächsbuch mit Rabbiner Abraham Skorka dafür aus, den Zölibat bei allen Vor- und Nachteilen, die er mit sich bringe, aufrechtzuerhalten, denn zehn Jahrhunderte positiver Erfahrungen wögen mehr als Fehler; Tradition habe Gewicht und Gültigkeit.

Im vergangenen Januar erinnerte der Papst im Gespräch mit Journalisten auf der Rückreise aus Panama daran, dass in der katholischen Ostkirche der Zölibat oder die Heirat vor dem Diakonat möglich sei. Aber er fügte zum Thema der lateinischen Kirche hinzu: „Mir kommt der Satz des heiligen Paul VI. in den Sinn: „Ich gebe lieber mein Leben, als das Zölibatsgesetz zu ändern.“ Das kam mir in den Sinn, und ich möchte es sagen, denn das ist ein mutiger Satz, in einer schwierigeren Zeit als dieser, die Jahre um 1968/70 herum... Ich persönlich meine, dass der Zölibat ein Geschenk für die Kirche ist… Ich bin nicht damit einverstanden, den optionalen Zölibat zu erlauben, nein.“

Debatten auf der Amazonien-Synode

In seiner Antwort sprach er auch von der Diskussion unter Theologen über die Möglichkeit, Ausnahmen für einige abgelegene Regionen, wie z.B. die pazifischen Inseln, zu gewähren. Dabei präzisierte er jedoch: „Es gibt keine Entscheidung von meiner Seite. Meine Entscheidung ist: kein optionaler Zölibat vor dem Diakonat, nein. Das ist meine persönliche Einstellung, ich werde es nicht tun, das bleibt klar. Bin ich hier ein „verschlossener“ Typ? Vielleicht. Aber ich verspüre nicht den Mut, mich mit dieser Entscheidung vor Gott zu stellen.“

Im Oktober 2019 wurde die Synode über den Amazonas begangen, auf der das Thema zur Sprache kam. Wie aus dem Schlussdokument hervorgeht, gab es Bischöfe, die um die Möglichkeit baten, verheiratete Ständige Diakone zu Priestern zu weihen. Auffallend ist allerdings, dass der Papst am 26. Oktober in seiner Schlussrede, nachdem er alle Phasen der Reden und der Diskussion im Saal verfolgt hatte, das Thema der Weihe verheirateter Männer nicht erwähnte, ja nicht einmal streifte. Stattdessen erinnerte er an die vier Dimensionen der Synode: die der Inkulturation, die ökologische, die soziale und schließlich die pastorale Dimension, die „alle einschließt“.

Eine kleine Bitte an die Medien

In derselben Rede sprach der Papst über die nötige Kreativität in neuen Diensten und über die Rolle der Frau, und er erinnerte an die Knappheit des Klerus in bestimmten Missionsgebieten und daran, dass viele Priester aus einem bestimmten Land in die sogenannte Erste Welt gegangen seien (USA und Europa), „und dass es keine Priester gibt, um sie in das Amazonasgebiet eben jenes Landes zu schicken“.

Von Bedeutung ist schließlich auch die Tatsache, dass Franziskus bei derselben Gelegenheit die Medien darum bat, bei der Verbreitung des Schlussdokuments vor allem auf die Diagnosen einzugehen, „die der Teil sind, wo die Synode sich wirklich am besten ausgedrückt hat“: die kulturelle Diagnose, die soziale Diagnose, die pastorale Diagnose und die ökologische Diagnose. Der Papst forderte sie auf, nicht der Versuchung nachzugeben, „dabei stehenbleiben…, was in dieser Angelegenheit der kirchlichen Disziplin beschlossen wurde, was in einer anderen entschieden wurde, welche Partei gewonnen hat, welche verloren hat.“

(vatican news – sk)
 

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13. Januar 2020, 12:37