Papst leitet Ermittlungen zu «Vatileaks» ein

(gloria.tv/ KNA) Papst Benedikt XVI. hat offenbar umfangreiche Ermittlungen über die Weitergabe vertraulicher Vatikan-Dokumente an die Medien eingeleitet. Das vatikanische Staatssekretariat nehme sie auf der Verwaltungsebene vor, berichtete am Samstag die Vatikanzeitung «Osservatore Romano». Es habe den Generalstaatsanwalt des Vatikanstaates, Nicola Picardi, mit der strafrechtlichen Untersuchung beauftragt. Der Papst selbst habe zusätzlich eine «übergeordnete Kommission» beauftragt, «Licht in die ganze Angelegenheit zu bringen».

In den vergangenen Wochen waren aus dem Vatikan immer wieder vertrauliche Dokumente an die Medien durchgesickert. So wurden interne Informationen über die Wirtschaftführung des Vatikanstaats, die Aktivitäten der Vatikanbank IOR und ein angebliches Mordkomplott gegen den Papst bekannt. Seitdem Vatikansprecher Federico Lombardi in Anspielung auf die Enthüllungsplattform Wikileaks undichte Stellen auch im Kirchenstaat eingeräumt hatte, wird die Affäre «Vatileaks» genannt.

Benedikt XVI. sei «betroffen» über die Vorfälle, zugleich aber zuversichtlich, sagte der «vatikanische Innenminister», Erzbischof Angelo Becciu, dem «Osservatore Romano». Über die Kurie werde gegenwärtig das Bild eines Schauplatzes «von Karrierestreben und Komplotten» verbreitet, in Wirklichkeit sei sie jedoch «meilenweit von derartigen Stereotypen entfernt». Das Personal im Staatssekretariat sei kompetent und stolz auf seine Arbeit für den Papst, so der Substitut des Staatssekretariats. Den «wenigen», die eine «privilegierte Stellung» ausgenutzt hätten, Dokumente zu veröffentlichen, deren «Vertraulichkeit zu respektieren sie verpflichtet waren», wirft Becciu «Treuebruch» und «gemeine Feigheit» vor.