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Vatikan: Aufgaben von Priestern und Laien nicht vermischen

(gloria.tv/ KNA) Der Vatikan hat eine deutlichere Trennung der Zuständigkeiten von Priestern und Laien in der katholischen Kirche angemahnt. Häufig würden die Grenzen zwischen beiden Bereichen verwischt, weil Laien nach priesterlichen Aufgaben strebten oder Priester in wachsendem Umfang weltliche Verpflichtungen wahrnähmen, sagte der Präfekt der vatikanischen Bildungskongregation, Kardinal Zenon Grocholewski, am Montag im Vatikan. Eine solche Vermengung der Aufgaben sei eine maßgebliche Ursache für die rückläufige Zahl von Priesteramtskandidaten in Europa. Sie habe eine «Krise der priesterlichen Identität» ausgelöst, so der aus Polen stammende Kardinal.

Grocholewski äußerte sich bei der Vorstellung neuer Leitlinien zur Förderung von Berufungen zum Priesteramt im Vatikan. Darin werden angesichts des Priestermangels in Teilen der Weltkirche verstärkte Anstrengungen zur Gewinnung neuer Geistlicher gefordert. Das 30 Seiten starke Dokument spricht von einem «besorgniserregenden Rückgang» der Berufungen zum Priesteramt in Europa und den USA.

Priesteramtskandidaten in Europa sinken

Nach Angaben der Bildungskongregation gab es im Jahr 2000 in Europa insgesamt 26.879 Priesteramtskandidaten; 2010 waren es 20.564. In Afrika stieg ihre Zahl im gleichen Zeitraum von 20.383 auf 26.924, in Asien von 25.174 auf 33.282. In Amerika blieb die Zahl der Priesteramtskandidaten in diesem Zeitraum etwa konstant und lag zuletzt bei rund 36.500.

Wesenhafter Unterschied zwischen Priester und Laien

Grocholewski betonte einen «wesensmäßigen» Unterschied zwischen Priestern und Laien. Die Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), dass alle Gläubigen eine Berufung hätten, bedeute keineswegs, dass das Amtspriestertum nur eine Berufung unter anderen sei.

Allerdings folge daraus auch nicht, dass Priester höhergestellt oder heiliger seien als Laien, so der für die Priesterausbildung der Weltkirche zuständige Kardinal. Priester und Laien hätten jedoch eine jeweils eigene Mission innerhalb der Kirche.

Es braucht kinderreiche Familien und heilige Priester

Hohe Bedeutung für mehr Priesterberufungen kommt nach Auffassung der Bildungskongregation dem Vorbild überzeugender Priestergestalten sowie der katholischen Familie zu. Auch die Erfahrung in karitativen Freiwilligendiensten, der Einsatz als Ministrant oder der Besuch eines «kleinen Seminars» könnten Jugendliche zur Entscheidung für das geistliche Amt helfen.

Eine verbreitete «säkularisierte Mentalität» und eine fortschreitende Ausgrenzung von Priestern aus dem gesellschaftlichen Leben hielten Jugendliche von der Entscheidung für den geistlichen Beruf ab.

Zudem werde «von vielen Seiten die zölibatäre Lebensform an sich» in Frage gestellt. Pflichtverletzungen von Priestern und insbesondere die Skandale um sexuellen Missbrauch sorgten für Verwirrung. Überlastungen der immer wenigeren Geistlichen und mancher überzogene Aktivismus könnten die «Leuchtkraft» des Priesterbildes trüben. Der Vatikan mahnt zudem eine sorgfältige Auswahl der Priesteramtskandidaten an. Bei «grundlegender menschliche Schwäche» sollte die Berufungsüberlegung nicht weiter verfolgt werden.