Josefa Menendez
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Wenn die Seele den Körper verlässt - Teil 2

Offenbarungen an Fulla Horek -

Vom ersten Augenblick an, nachdem sie ihren Körper verlassen hat, bekommt die Seele einen Eindruck von der unermeßlichen Größe und Macht der Welt, in die sie eingegangen ist, im Gegensatz zu dem Elend und der Geringfügigkeit von allem, was sie hinter sich ließ.

Sie ist auf einmal wie verzaubert. Alles, was sie mit ihrem menschlichen Verstand bis zu diesem Zeitpunkt als real existierend ansah - es existiert eben absolut nicht! All das wiederum, was sie zumeist als unwirklich, unreal und erfunden bezeichnete - es ist die einzige, unabänderliche und ewige Wahrheit!
Da ihr Urteilsvermögen durch nichts mehr getrübt ist, wird ihr nun mit: erschreckender Deutlichkeit bewußt, was sie verdient hat.

Die dort herrschende unabänderliche, vollkommene Wahrheit, dieselbe, die dem Menschen auf der Erde oft so unbequem, so weit entfernt und problematisch erschien, wie einfach ist sie nun, da es keinen Ausweg mehr gibt, da man den Blick nicht mehr abwenden kann, wie zu Lebzeiten, um bestimmte Ziele zu erreichen!

Zwischen dem Tod und der Beerdigung weiß die zur Läuterung im Fegefeuer verurteilte Seele die ganze Zeit über genau, daß sie ihre ganze Schuld abbüßen und alle Versäumnisse abarbeiten muß. In der ersten Stufe des Fegefeuers verliert sie dann das Wissen über die Gesamtheit ihres Lebens, die Dauer der Strafe, die sie erwartet und die Beschaffenheit ihres ewigen Lohnes.

Und wie glücklich ist sie, büßen und wiedergutmachen zu dürfen! Sie weiß bereits, wie unverhältnismäßig einfach und leicht selbst das längste und unangenehmste Leben im Vergleich zu einem einzigen kurzen, im Fegefeuer verbrachten Augenblick ist. Mit welcher Freude würde sie wieder auf die Erde zurückgehen, zu dem Elend, zu der Mißachtung, zu all den Krankheiten und Erniedrigungen - und wie gewinnbringend würde sie all dies jetzt erdulden können! Auf der Erde kann man sich zu jeder Zeit Verdienste bei Gott erwerben, man kann sich um seine Gunst und Vergebung bemühen, während man dort nichts mehr für sich tun kann! Die Seele steht der Wahrheit gegenüber und hat zutiefst begriffen, daß sie nun die gerechten Folgen ihrer eigenen Sünden und Nachlässigkeiten vor sich hat. Die Möglichkeit, zu leiden, ist für sie eine Gnade und ein Beweis für Gottes unendliche Güte.

Sie hat jetzt den vollkommenen Überblick über ihre Fehler und erkennt all ihre Nachlässigkeiten, Unzulänglichkeiten, Versäumnisse, sie sieht genau, welche positiven Möglichkeiten sie ungenutzt verstreichen ließ. Es ist ihr auch deutlich bewußt, welche Vorteile sie durch das Ergreifen und Ausnutzen dieser Möglichkeiten erworben hätte. Man stelle sich vor, wie schrecklich jemandem zumute sein muß, der für ein paar Groschen ein Lotterielos abgegeben hat, auf welches dann der Hauptgewinn fällt! Ähnlich qualvoll empfindet die Seele nur ist das Leid, das sie sich selbst zugefügt hat, um vieles härter und schrecklicher. Sie hat freiwillig auf diesen "Hauptgewinn" verzichtet, der doch eigentlich für uns Menschen das Wichtigste sein müßte.

Sie sieht auch, daß jede, auch die kleinste, vom guten Willen aufgefangene Regung des Herzens zum Guten hin verzeichnet ist. Jede gute Tat und selbst der geringste Sieg über die eigene verdorbene Natur, jede Erhebung der Gedanken zu Gott wurde für sie gewertet, gutgeschrieben und von ihrer Schuld abgezogen.

Die Seele behält nach dem Tode weiterhin die Fähigkeit, zu fühlen. Da sie keinen Körper und keine Sinne mehr hat, kann sie keine physischen Schmerzen empfinden, es verbleiben ihr jedoch moralische Qualen. Über die Intensität und Sensibilität dieser Gefühle kann sich der Mensch nicht einmal andeutungsweise eine Vorstellung machen.

Zum Zeitpunkt des Todes, wenn die körperlichen Augen sich für immer schließen, öffnen sich für immer die Augen der Seele, die durch die ganze Ewigkeit hindurch nie mehr aufhören werden, zu sehen, mag ihnen dieser Blick nun Freude bereiten oder Qualen zufügen.

Es ist für einen Menschen möglich, sich sein Leben lang nicht mit seiner Seele zu befassen und für die irdischen Belange scheint dies nicht von Bedeutung zu sein. Nach dem Tode jedoch gibt es nur noch den Geist und sonst nichts! Genauso, wie zu Lebzeiten der Körper durch kleinste organische Fehler krank wurde, leidet nun die Seele für die geringste Abweichung von der nach göttlichem Plan gezogenen Linie, auf der sie sich hätte bewegen sollen.
Darüber hinaus bewundert sie mit jedem Gedanken, jeder Gefühlsregung die Gerechtigkeit Gottes und wehrt sich auch unter den härtesten Qualen nicht gegen sein Urteil. Deshalb würde sie auch niemals vorzeitig das Fegefeuer verlassen und in die himmlischen Freuden eingehen wollen, selbst wenn sie die Möglichkeit dazu bekäme, denn sie fühlt sich weder würdig noch reif genug dafür.

Ein Mensch, der in Armut lebt, nicht gebildet ist, sich nicht entsprechend kleiden und benehmen kann, würde auch nicht ohne weiteres auf einen Hofball gehen wollen! Und sollte er doch einmal unbemerkt in den Saal hineingeraten, könnte er an dein Fest nicht teilnehmen. Ebenso unwohl würde sich die Seele fühlen, wenn sie in die ewige Glückseligkeit eingehen müßte, bevor sie von ihren Sünden gereinigt und entsprechend reif geworden ist. Im Jenseits trägt man nämlich keine Toupets! Es ist nicht möglich, mehr zu scheinen als man ist, niemand kann und will durch irgendwelche äußerliche Formen etwas vortäuschen. Es gibt keinerlei Umstände, die berücksichtigt werden müßten. Es ist alles einfach nur so, wie es ist. Klar und deutlich sieht jede Seele im Lichte der Wahrheit, die man hier weder verzerren noch zur Seite schieben noch umgehen oder verpassen kann, welchen Reifegrad sie erreicht hat! Diese Wahrheit - sie ist ! Und außer der Wahrheit existiert absolut nichts .

Aus:
kath-zdw.ch/maria/besuche.html