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Raphael
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Otto von Habsburg im EP Teil 1

Ein Porträt über die Arbeit von Otto von Habsburg im Europäischen Parlament
Raphael
Heute nahm auch München vom Sohn des letzten Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn Abschied:
„Danke für das, was Du für Deine Familie, für dieses Land, für Europa und auch für die Kirche getan hast", sagte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, in der Theatinerkirche.

Der Kardinal würdigte den früheren CSU-Europaabgeordneten von Habsburg als großen Europäer und …More
Heute nahm auch München vom Sohn des letzten Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn Abschied:
„Danke für das, was Du für Deine Familie, für dieses Land, für Europa und auch für die Kirche getan hast", sagte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, in der Theatinerkirche.

Der Kardinal würdigte den früheren CSU-Europaabgeordneten von Habsburg als großen Europäer und überzeugten Christen.
Die Messe wurde auf einer Großleinwand auf dem Odeonsplatz übertragen. Der Sarg war mit der Fahne in den kaiserlichen Farben Schwarz und Gelb bedeckt.
Nach dem Requiem verabschiedeten sich auf dem Platz vor der Kirche die bayerischen Gebirgsschützen mit Salutschüssen. Die Trauergemeinde stimmte das Kaiserlied von Haydn an.
Am Donnerstag und Freitag erfolgt die Aufbahrung von Otto und Regina von Habsburg in der Kapuzinerkirche am Neuen Markt in Wien. Schließlich feiert Kardinal Christoph Schönborn am Samstag, 16. Juli, um 15.00 Uhr, das feierliche Requiem im Stephansdom.
Es folgt ein Trauerkondukt durch die Wiener Innenstadt bei dem die sterbliche Hülle von Otto von Habsburg zur Kapuzinerkirche gebracht wird. In der Kapuzinergruft werden dann die sterblichen Überreste des letzten Kaisersohnes beigesetzt.
Letzte Ehre für Kaisersohn in Budapest und Pannonhalma
Den Abschluss der Trauerfeierlichkeiten für Otto von Habsburg bilden schließlich ein Requiem in Budapest sowie die Beisetzung der Herzurne in der Benediktinerabtei Pannonhalma. 🙏
Raphael
Mit einem an Karl von Habsburg, Erzherzog von Österreich und Sohn des verstorbenen Otto von Habsburg, adressierten Telegramm hat Papst Benedikt XVI. der Familie Habsburg seine Anteilnahme zum Tod des Sohnes des letzten österreichischen Kaisers zum Ausdruck gebracht:
Seiner Kaiserlichen Hoheit
Erzherzog Karl von Österreich
Mit tiefer Anteilnahme habe ich vom Heimgang Ihres Vaters S.k.k.H. Erzherzog …
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Mit einem an Karl von Habsburg, Erzherzog von Österreich und Sohn des verstorbenen Otto von Habsburg, adressierten Telegramm hat Papst Benedikt XVI. der Familie Habsburg seine Anteilnahme zum Tod des Sohnes des letzten österreichischen Kaisers zum Ausdruck gebracht:

Seiner Kaiserlichen Hoheit
Erzherzog Karl von Österreich

Mit tiefer Anteilnahme habe ich vom Heimgang Ihres Vaters S.k.k.H. Erzherzog Otto von Österreich Kenntnis erhalten. In der Stunde der Trauer über diesen schmerzlichen Verlust verbinde ich mich mit Ihnen und der gesamten kaiserlichen Familie im Gebet für den Verstorbenen. In einem langen und erfüllten Leben ist Erzherzog Otto zum Zeugen der wechselvollen Geschichte Europas geworden. In Verantwortung vor Gott und im Bewusstsein eines bedeutenden Erbes hat er sich als großer Europäer unermüdlich für den Frieden, das Miteinander der Völker und eine gerechte Ordnung auf diesem Kontinent eingesetzt. Gott, der Herr, möge ihm sein vielfältiges Wirken zum Wohle der Menschen reichlich lohnen und schenke ihm das Leben in Fülle in seinem himmlischen Reich. Auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria erteile ich den Angehörigen und allen, die um Erzherzog Otto trauern und für sein ewiges Heil beten, von Herzen den Apostolischen Segen.

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Raphael
Otto von Habsburg schätzte Hitler richtig ein
Prager Außenminister würdigt verstorbenen Kaisersohn: Die Nazis wussten, dass er ihr Hauptfeind war

Als "einen bedeutenden Europa-Abgeordneten und einen interessanten Menschen" hat der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg den am Montag verstorbenen Otto von Habsburg gewürdigt. Es solle nicht vergessen werden, "dass er von Anfang erkannt hat …More
Otto von Habsburg schätzte Hitler richtig ein

Prager Außenminister würdigt verstorbenen Kaisersohn: Die Nazis wussten, dass er ihr Hauptfeind war


Als "einen bedeutenden Europa-Abgeordneten und einen interessanten Menschen" hat der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg den am Montag verstorbenen Otto von Habsburg gewürdigt. Es solle nicht vergessen werden, "dass er von Anfang erkannt hat, wozu Hitler imstande war", so Schwarzenberg in einer Stellungnahme.

Schon als junger Mann habe sich Habsburg gegen den NS-Diktator gestellt. Dass die militärische Besetzung Österreichs unter dem Decknamen "Operation Otto" gelaufen sei, bezeuge, dass "die Nazis wussten, dass er ihr Hauptfeind war".

Auch die Verdienste des Verstorbenen um das Zusammenwachsen Europas seien unvergessen, so der Chef der tschechischen Diplomatie. Habsburg habe "wahrlich mutig für alle unsere Völker und Menschen gekämpft, die seinerzeit hinter dem Vorhang eingesperrt waren."

Selbst Leute wie Jiri Pelikan, der im Europäischen Parlament für die italienische sozialistische Partei saß, hätten von Otto von Habsburg als einem Mann gesprochen, "der sich auskennt und mit vollem Einsatz arbeitet".
Schwarzenberg erinnerte auch daran, dass dieser der letzte Mensch gewesen sei, der noch eine verfassungsmäßige Funktion "in der alten Monarchie" hatte: "Wir dürfen nicht vergessen, dass er Kronprinz von Österreich, Ungarn und Böhmen war."

Der Verstorbene habe eine "riesige Freude" gehabt, als ihm die Stadt Brandys nad Labem die Ehrenbürgerschaft verlieh. Das Schloss Brandeis an der Elbe sei "der Lieblingsort seines geliebten Vaters gewesen", dieser habe es erworben, um dort ein Familiendomizil zu haben.

Brandys nad Labem ist heute ein Zentrum der Verehrung des seliggesprochen Kaisers Karl in der Tschechischen Republik und bildet mit dem Wallfahrtsort Stara Boleslav (Altbunzlau), dem Ort des Martyriums des heiligen Wenzel, eine Doppelstadt. Papst Benedikt XVI. hatte im September 2009 Stara Boleslav besucht und auf einer Wiese gegenüber Schloss Brandeis einen Freiluftgottesdienst gefeiert.

Die Tageszeitung "Lidove noviny" fügte dem Interview mit Außenminister Schwarzenberg hinzu, hätte Otto von Habsburg den Thron bestiegen, so wäre er der böhmische König mit der längsten Regierungszeit geworden. Als langjähriger Abgeordneter zum Europäischen Parlament habe er sich unter anderem für die Integration der postkommunistischen Länder in die europäischen und atlantischen Strukturen eingesetzt.

Besondere Erwähnung findet aber auch sein Bemühen, die tschechische Seite zum Dialog mit den vertriebenen Sudetendeutschen und zur Aufhebung der so genannten Benes-Dekrete zu veranlassen. In diesem Zusammenhang habe er "nicht selten die Politiker der Tschechischen Republik kritisiert, wo seine Aktivitäten zwiespältig aufgenommen wurden".

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Raphael
Sie nannten ihn 'Otto von Europa'
Was für ein Leben: 1912 geboren als Kronprinz von Österreich-Ungarn, ab dem Tod von Kaiser Franz Joseph mit vier Jahren Thronfolger der Habsburger-Monarchie, mit sechs Jahren am Ende des Ersten Weltkriegs aus der Heimat vertrieben, von Hitler verfolgt und verleumdet, von der Republik Österreich 1945 erneut des Landes verwiesen, mit 66 Jahren schließlich eine …More
Sie nannten ihn 'Otto von Europa'

Was für ein Leben: 1912 geboren als Kronprinz von Österreich-Ungarn, ab dem Tod von Kaiser Franz Joseph mit vier Jahren Thronfolger der Habsburger-Monarchie, mit sechs Jahren am Ende des Ersten Weltkriegs aus der Heimat vertrieben, von Hitler verfolgt und verleumdet, von der Republik Österreich 1945 erneut des Landes verwiesen, mit 66 Jahren schließlich eine überraschende dritte Karriere als Mitglied und später auch Alterspräsident des Europäischen Parlaments – und am Ende das Gewissen und der Visionär des vereinten Europa.

Otto von Habsburg wurde jahrzehntelang gehasst und gefürchtet, aber auch geliebt und verehrt. Wie sein großer Vorfahr Kaiser Friedrich III. besiegte er seine Feinde, indem er sie überlebte. Am frühen Montagmorgen starb Otto von Habsburg im 99. Lebensjahr in seiner Wahlheimat Pöcking am Starnberger See, im Kreise seiner Kinder und Enkel.

Sein Leben war geprägt von rastloser Aktivität und Pflichterfüllung. Dazu geboren und erzogen, ein gerechter Kaiser vieler Völker zu sein, wurde er zum selbstlosen Verteidiger der Menschenrechte, zum unbestechlichen Anwalt unterdrückter Völker, zum Fürsprecher der Rechtlosen, zum Streiter für ein in Freiheit und Frieden vereintes Europa. Ein Sturz mit dramatischen Folgen riss ihn vor zwei Jahren aus einem arbeitsreichen Alltag.

Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Europäischen Parlament im Juni 1999 hatte der Habsburger einen vollen Terminkalender, hielt Vorträge, schrieb Bücher und publizierte Kommentare. Doch der Sturz im Juni 2009 und der Tod seiner geliebten Frau Regina im Februar 2010, nach fast sechs Jahrzehnten glücklicher Ehe, waren jähe Zäsuren. Otto von Habsburg zog sich nach 96 Jahren im Rampenlicht gänzlich aus der Öffentlichkeit zurück. Er hatte abgeschlossen mit dem aktiven Leben und der Welt der Politik, lebte fortan ein stilles, zurückgezogenes, ja kontemplatives Leben.

Berufen, die Schicksale zu lenken

Als Erzherzogin Zita, eine geborene Prinzessin von Bourbon-Parma, am 20. November 1912 ihren Erstgeborenen gebar, schrieb die „Neue Freie Presse“: „In dem neugeborenen Kind zeigt sich dem Kaiser Franz Joseph der künftige Träger der Herrschergewalt in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, ein Kaiser, der nach menschlicher Wahrscheinlichkeit wohl erst im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts berufen sein wird, die Schicksale dieses Staates hoffentlich zu ruhigeren Tagen zu lenken, als wir sie jetzt erleben.“

Das war in einem ungewollten Sinne prophetisch, und doch kam es ganz anders: 1914 wurde der Thronfolger Franz Josephs, Erzherzog Franz Ferdinand, in Sarajevo erschossen und der Erste Weltkrieg brach aus. 1916 starb der greise Kaiser, der die Monarchie 68 Jahre geführt und repräsentiert hatte. Ottos Vater, der 2004 seliggesprochene Karl I., wurde mit 29 Jahren Kaiser. Die Krönung Karls in Budapest zum ungarischen König gehörte zu Ottos eindrucksvollsten Kindheitserinnerungen. Kaiser Karls verzweifelte Versuche, den mörderischen Weltkrieg zu beenden und den Vielvölkerstaat zu retten, scheiterten an der Kriegseuphorie und den Siegeshoffnungen in Berlin und Paris. 1918 lag die alte Welt in Trümmern. Der ideologische Nationalismus hatte das Reich im Herzen Europas zerfressen. Österreich-Ungarn zerfiel.

Die kaiserliche Familie wurde 1919 aller Besitztümer und Vermögen beraubt, in die Schweiz verjagt. Zwei Versuche Karls, zumindest Ungarn vor Chaos und radikalen Kräften zu retten, scheiterten kläglich. Großbritannien war nun entschlossen, die Habsburger zu isolieren: Kaiser Karl, Kaiserin Zita und ihre Kinder wurden auf die Atlantikinsel Madeira verbannt, wo der Kaiser 1922 an einer Lungenentzündung starb.

Der Erstgeborene stand am Totenbett. Später erinnerte er sich: „Als ich ihn an seinem letzten Tag – in der Stunde der Wahrheit – sah, wusste ich, dass sein Leben erfolgreich gewesen war. Wenn man seinem Schöpfer entgegentritt, gilt nur Pflichterfüllung und guter Wille. Sein Sterben hat mir gezeigt, dass es – solange das eigene Gewissen ruhig ist – keinen wirklichen Fehlschlag geben kann.“

Von Hitler steckbrieflich gesucht und verfolgt

In den Augen der Monarchisten war der zehnjährige Otto mit dem Tod seines Vaters nun Chef des Hauses Habsburg – und Kaiser. Die Pflichterfüllung, die er von seinem Vater gelernt hatte, bestimmte von nun an sein ganzes Leben. Zunächst bestand es in einer Ausbildung, über die Kaiserin Zita mit eiserner Disziplin wachte. Unter ärmlichen Verhältnissen lebte die Familie in Madrid, im Baskenland, später in Belgien.

Otto lernte Sprachen, studierte Rechtswissenschaften, promovierte an der Katholischen Universität Löwen. 1933 holte ihn die Weltgeschichte ein. Adolf Hitler hatte in seinem Buch „Mein Kampf“ – von Otto oft als „Mein Kampf mit der deutschen Sprache“ verhöhnt – die Habsburger-Monarchie wüst beschimpft. Doch nun suchte er den Kontakt zum Thronprätendenten. Otto lehnte ab: „Er wollte mich in Österreich ebenso vor seinen Karren spannen wie August Wilhelm in Preußen.“ Der „Führer“ war brüskiert, tobte gegen den „Sohn des Verräterkaisers Karl und der weltweiten Intrigantin Zita“.

Mehrfach entging Otto der Verhaftung durch die Nazis nur knapp, einmal einem abenteuerlichen Entführungsversuch in Frankreich. Seine erste eigene politische Schlacht hatte begonnen: der Versuch, den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland zu verhindern. Otto stellte die Interessen seiner Familie, auch die eigenen Rechts- und Vermögensansprüche hintan, kooperierte mit den republikanischen Kanzlern in Wien, um Hitlers Zugriff auf Österreich zu verhindern.

Als Otto sah, dass Kanzler Schuschnigg nicht länger standhalten würde, setzte er alles auf eine Karte: Er bot dem Kanzler an, selbst den österreichischen Widerstand gegen Hitler zu führen. Ein Selbstmordkommando, wie Otto von Habsburg später gestand: Er war bereit, für sein Heimatland zu kämpfen und zu fallen. Damit aber wäre Österreich vor aller Welt ein sichtbares Opfer Hitlers gewesen.

Schuschnigg glaubte es besser zu wissen als der Kronprinz im Exil. Hitler besetzte in der „Operation Otto“ 1938 Österreich, ließ die kaiserliche Familie per Steckbrief suchen. Während seine Getreuen in Wien verhaftet und seine Cousins ins KZ Dachau deportiert wurden, organisierte Otto in Frankreich tausende Visa für jüdische Flüchtlinge. 1940 entging er in Paris nur knapp den deutschen Truppen, musste schließlich selbst in die USA emigrieren.

In Washington kämpfte er für die Anerkennung einer österreichischen Exilregierung, für das Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler, gegen die Bombardierung österreichischer Städte, gegen die Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland und dem deutschen Osten, und auch dagegen, Stalin einen Teil Europas zu überlassen. Hellsichtiger als andere sagte der kaiserliche Erbe während des Zweiten Weltkriegs die von der Sowjetunion ausgehende Gefahr voraus. Als er im Herbst 1944 nach Europa zurückkehrte, war aus dem 32-jährigen Habsburger ein überzeugter Visionär der Einigung Europas geworden.

Obwohl er sich wie kaum ein anderer für seine Heimat Österreich eingesetzt hatte, ließ ihn die provisorische Renner-Regierung im Einvernehmen mit der sowjetischen Besatzungsmacht 1945 neuerlich aus Österreich ausweisen. 12 Jahre hatte der Erbe des Hauses Habsburg selbstlos für die Unabhängigkeit seiner Heimat gekämpft, doch im Moment ihres Wiedererstehens jagte die Republik Österreich die Söhne von Kaiser Karl wieder aus dem Land.

Ein privater Staatsmann, dem Europa vertrauen kann

Bis 1966 kämpfte Otto von Habsburg um sein Recht auf einen österreichischen Pass und auf Einreise nach Österreich – ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Zweiten Republik, voller Intrigen, Missgunst und Ungerechtigkeit. Die „rote Reichshälfte“ der Alpenrepublik fürchtete den Habsburger noch immer, als er auf der internationalen Bühne längst höchstes Ansehen genoss, in Amerika ein gefeierter Redner war, Staatsmänner wie Konrad Adenauer, Charles de Gaulle und Robert Schuman seinen Rat suchten.

Der österreichische Jude William S. Schlamm, einst glühender Kommunist und später ein großer konservativer Publizist, schrieb 1977 an Otto von Habsburg: „Wären Sie das geworden, wozu sie bestimmt waren, dann hätte das Abendland den bedeutendsten Kaiser seit Karl dem Großen erlebt. Weil aber 1918 das Abendland aus den Fugen geriet, hat heute Europa in Ihnen den einzigen privaten Staatsmann, dem es vertrauen kann.“

Otto von Habsburg war jahrzehntelang Staatsmann ohne Staat, jahrelang sogar ohne Staatsbürgerschaft: In Reden, Büchern und Kolumnen – mehrere Jahrzehnte auch für diese Zeitung – warb er visionär für die Einigung Europas, engagierte sich für den Wiederanschluss Spaniens und Portugals an die europäische Entwicklung, organisierte Hilfen für die Unterdrückten im Ostblock.

1973 übernahm Otto von Habsburg nach dem Tod Richard Coudenhove-Kalergis die Führung der internationalen Paneuropa-Union. Ein neuer Lebensabschnitt begann, als Franz Josef Strauß dem Habsburger 1978 die Möglichkeit eröffnete, bei der ersten Direktwahl zum Europäischen Parlament zu kandidieren. Der 66-Jährige stürzte sich leidenschaftlich in den Kampf um ein CSU-Mandat – angefeindet vom damaligen JU-Kandidaten Reinhold Bocklet und von CSU-Generalsekretär Edmund Stoiber – anschließend, als er Platz 3 der Liste erobert hatte, mit derselben Leidenschaft in den Wahlkampf. Willy Brandt und Helmut Schmidt geiferten gegen den „kalten Krieger“ Otto von Habsburg, der damalige Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger verteidigte ihn.

Er besiegte seine Gegner, indem er sie überlebte

Zwei Jahrzehnte lang wirkte „Otto von Europa“ im Europäischen Parlament. Rasch galt er als größter Fürsprecher der Völker und Volksgruppen hinter dem Eisernen Vorhang, bald als einer der fleißigsten Europaparlamentarier, der Tag und Nacht auch für die kleinen Bürgeranliegen kämpfte. Am Ende war er Alterspräsident und zugleich so etwas wie das Gewissen des Europäischen Parlaments, hatte Freunde und Bewunderer in allen Fraktionen. Seine Selbstdisziplin und sein Arbeitspensum beeindruckten auch seine persönlichen und ideologischen Gegner.

Und dann, im Alter, erfüllten sich Otto von Habsburg kühnste Visionen: Die Sowjetunion, der Ostblock und Jugoslawien krachten zusammen. Der Habsburger drängte auf rasche Anerkennung der neu entstandenen Staaten, auf eine baldige Erweiterung der Europäischen Union. Jene Völker, die eben das kommunistische Joch abgeschüttelt hatten, fanden in Brüssel und Straßburg keinen klügeren und eifrigeren Anwalt ihrer Interessen als den vielsprachigen, rastlosen Habsburger.

Dazu kam eine lebensgeschichtliche Genugtuung: 2004 sprach Papst Johannes Paul II. seinen Vater, Kaiser Karl, selig. Otto selbst steckte seine Ziele „immer jenseits der Reichweite meiner Geschosse“. Nicht Lorbeer, sondern Arbeit interessierte ihn. Er, der von seinem Vater weder Krone noch Reich, wohl aber die Verantwortung vor Gott und der Geschichte geerbt hatte, stürmte aus Pflichtgefühl immer freudig voran. Bis zu diesem Montag.(
Stephan Baier / Die Tagespost)

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Raphael
Wir haben zu wenige Vorbilder. Aber es gibt sie: Otto von Habsburg
Die Familientradition und vor allem die Maßstäbe des katholischen Glaubens bewahrten den Politiker Otto von Habsburg vor den Irrtümern der Nazi-Zeit.

Die dauerhafte Größe von Persönlichkeiten erweist sich schon zu ihren Lebenszeiten. Das trifft auch auf Otto von Habsburg zu. Als er am 20.November 1912 auf Schloss Wartholz in …More
Wir haben zu wenige Vorbilder. Aber es gibt sie: Otto von Habsburg

Die Familientradition und vor allem die Maßstäbe des katholischen Glaubens bewahrten den Politiker Otto von Habsburg vor den Irrtümern der Nazi-Zeit.

Die dauerhafte Größe von Persönlichkeiten erweist sich schon zu ihren Lebenszeiten. Das trifft auch auf Otto von Habsburg zu. Als er am 20.November 1912 auf Schloss Wartholz in Niederösterreich geboren wurde, schien die Welt noch in Ordnung zu sein. Aber schon wenige Jahre später erschütterte die Katastrophe des Ersten Weltkriegs Europa. Mit dem bis dahin unvorstellbaren Massensterben von Soldaten und Zivilisten und der Verelendung der Völker Europas gingen auch Monarchien unter, die fast ein Jahrtausend regiert hatten.

Schon als sechsjähriges Kind lernte Otto von Habsburg die Not von Flucht und Exil kennen. Als Zehnjähriger stand er nahezu mittellos an der Bahre seines Vaters im Exil auf Madeira. Das dürften die bittersten Tage seines Lebens gewesen sein.

Seine Mutter, Kaiserin Zita, erzog den jungen Otto zu Fleiß und strenger Disziplin. Nach der Tradition der Habsburger Monarchie musste er zusätzlich zu den damals üblichen Fremdsprachen auch die Sprachen der Habsburger Völker lernen.

Nach dem Studium versuchte er unter Einsatz seines Lebens, dem Einfluss Hitlers auf Österreich entgegenzutreten. Die Erfahrungen der Familientradition und vor allem die Maßstäbe des katholischen Glaubens bewahrten den Politiker Otto von Habsburg vor den Irrtümern der damaligen Zeit.
Eine Einladung Hitlers lehnte er entschieden ab, was den Diktator dazu veranlasste, den völlig unabhängig agierenden Otto steckbrieflich suchen und ergreifen zu lassen. Während des Krieges erreichte er durch Gespräche in Washington, dass Österreich nicht bombardiert wurde. Für viele jüdische Österreicher besorgte er das rettende Einreisevisum in westliche Länder.

Doch die Sozialisten Österreichs dankten ihm diese Wohltaten nach dem Ende des Zweien Weltkriegs nicht. Otto blieb enteignet, er und seine Nachkommen durften nicht nach Österreich einreisen. Er war ein staatenloser Ausländer wie Millionen andere Europäer.

In Amerika und in Westeuropa suchte mancher Staatsmann das Gespräch mit ihm. Er selbst handelte wie ein Staatsmann, obwohl er zunächst keine Staatsangehörigkeit und kein politisches Amt besaß. Nur aufgrund seiner Glaubwürdigkeit und seiner Kenntnisse wurde sein Rat gesucht.

Sein Werben für ein freiwilliges Zusammenwirken der europäischen Völker wirkte schließlich anregend auch auf die Völker in Südosteuropa, die das Vielvölkergefängnis Jugoslawien verlassen wollten.

20 Jahre lang vertrat Otto von Habsburg den Wahlkreis Oberbayern im Europäischen Parlament. Dort galt er als ein besonders fleißiger und sachkundiger Abgeordneter. Er scheute keine Mühe, auf internationalen Konferenzen und auch in Dorfgasthäusern für freiwillige Zusammenarbeit der europäischen Völker auf der Grundlage des Rechts zu werben.

Hohe Achtung auch bei früheren Gegnern und arbeitsintensive Ehrenämter bis ins vorgerückte Alter hinein waren die Folge seines unermüdlichen Einsatzes. Otto von Habsburg war u.a. Mitglied des Kuratoriums im „Forum Deutscher Katholiken“ und er ergriff auf den Kongressen „Freude am Glauben“ gern das Wort.

Am 4. Juli 2011 starb er im Kreise seiner Familie. In einer Epoche der religiösen Ermüdung in Europa war er ein erfrischender Prediger für religiöse Werte und in einer Epoche der Politikverdrossenheit war ein vorbildlicher Politiker.

Die Kraft zu seinem Wirken bezog er aus einer tiefen Religiösität. Welche Seelengröße notwendig war, um dieses lange Leben so erfolgreich zu bestehen, lässt sich kaum ermessen. Für ein freiheitlich-christliches Europa war er ein unermüdlicher Wegbereiter, für eine glaubwürdige Katholizität bleibt er ein großes Vorbild.
(Dr.Eduard Werner)
Raphael
Mariazell war "Reichheiligtum"
Das Requiem für Otto von Habsburg am 13. Juli in der Basilika Mariazell wird für den am Montag verstorbenen Sohn des letzten österreichischen Kaisers zu einer Heimkehr. Seit Jahrhunderten ist Mariazell der wohl bedeutendste Wallfahrtsort für das Haus Habsburg. Auch Otto und seiner Frau Regina von Habsburg lag die "Magna Mater Austriae" stets besonders am Herzen.
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Mariazell war "Reichheiligtum"
Das Requiem für Otto von Habsburg am 13. Juli in der Basilika Mariazell wird für den am Montag verstorbenen Sohn des letzten österreichischen Kaisers zu einer Heimkehr. Seit Jahrhunderten ist Mariazell der wohl bedeutendste Wallfahrtsort für das Haus Habsburg. Auch Otto und seiner Frau Regina von Habsburg lag die "Magna Mater Austriae" stets besonders am Herzen.

Schon bei ihrer Hochzeit 1951 im französischen Nancy schmückte eine Kopie der Mariazeller Gnadenmutter während des Trauungsgottesdienstes den Altar. Später feierte das Ehepaar u.a. seine Silberne und die Goldene Hochzeit in der Basilika. Auch das Fest zum 80. Geburtstag des Habsburgers fand 1992 drei Jahre nach Fall des "Eisernen Vorhangs" in Mariazell statt.

"Wallfahrt der Völker" nach Mariazell 2004

In bleibender Erinnerung bleibt die Teilnahme Otto von Habsburgs an der "Wallfahrt der Völker" nach Mariazell 2004. Knapp nach der "Ost-Erweiterung" der Europäischen Union kamen damals rund 100.000 Gläubige aus den österreichischen Nachbarländern beim "Mitteleuropäischen Katholikentag" zur "Magna mater Austriae". Knapp und treffend hatte ein fröhlicher und vom Regen durchnässter Habsburg damals nach dem Festgottesdienst gegenüber Kardinal Schönborn resümiert: "Dafür habe ich gelebt."

"Aus Ungarn, Tschechien, Polen, Kroatien sind sie gekommen und haben sich vom Regen und der Kälte nicht abhalten lassen", schilderte Habsburg noch zwei Jahre nach dem Ereignis seine Begeisterung über die Teilnahme besonders vieler Jugendlicher an der "Wallfahrt der Völker" in einem Interview mit der österreichischen Publizistin Ingeborg Schödl. Habsburg betonte: "Mariazell muss sich wieder zum geistigen Zentrum des Donauraums profilieren."
Wie untrennbar die Geschichte des steirischen Wallfahrtsorts mit den Habsburgern verbunden ist, schildert Schödl in ihrem Buch "Mythos Mariazell - eine Spurensuche". Mariazell sei für die Habsburger in früheren Jahrhunderten ein "Bollwerk gegen den Unglauben" gewesen, schreibt Schödl in dem 2007 erschienenen Werk. "Hierher kamen die Mitglieder des Herrscherhauses um vor der Gnadenmutter ihre Bitten vorzubringen, ihren Dank für die erwiesene Hilfe abzustatten und vor dem Volk beispielgebend ihre persönliche Frömmigkeit zu demonstrieren."

"Reichheiligtum" Mariazell

Der Habsburger-Herrscher Karl II. begründete im 16. Jahrhundert die regelmäßige Wallfahrt nach Mariazell als Familientradition, Kaiser Ferdinand III. beauftragte 1644 den Umbau der gotischen Wallfahrtskirche in einen prächtigen Barockbau und unter Kaiser Leopold I. (1640-1705) wurde Mariazell zum "Reichheiligtum" erhoben.

Die Mitglieder der kaiserlichen Familie stifteten Mariazell wertvolle Geschenke und Spenden, die bis heute in der Basilika, der Gnadenkapelle und der Schatzkammer zu sehen sind. Eine besondere Beziehung pflegte etwa Kaiserin Maria Theresia, die auf ihrer Hochzeitsreise Station in Mariazell machte.

Ihr Nachfolger, Kaiser Josef II., verbot wenige Jahre später alle Wallfahrten, die eine Übernachtung erforderten, untersagte die Schenkung von Votivbildern und löste im Rahmen seiner "Kirchenreform" auch das Mariazeller Mutterkloster St. Lambrecht auf.

Nach dem Tod Josef II. verbesserten sich die Beziehungen zu Mariazell wieder. Die bekannten Kleiderspenden für die Gnadenstatue und Wallfahrten nach Mariazell wurde wieder erlaubt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts förderte das Herrscherhaus den Wiederaufbau der Basilika nach einem Großbrand 1827. Kaiser Franz Joseph und Kaiserin "Sisi" nahmen 1857 an der Feier zum 750-Jahr-Jubliäum teil. 1910 "pilgerte" der Kaiser mit der drei Jahre zuvor eröffneten "Mariazeller Bahn" zur "Magna Mater Austriae".

Ehepaar Habsburg mit Mariazell verbunden

Die Verbundenheit mit dem steirischen Gnadenort überdauerte das Ende der Monarchie und die Landesverweisung der Habsburger 1919. Weil Otto von Habsburg die Einreise nach Österreich damals noch verwehrt war, brachte der damalige Subprior von Mariazell, der Benediktinerpater Beda Döbrentai, 1951 eine Kopie der Gnadenmutter zur Hochzeit des Kaisersohns nach Frankreich. Die besondere Geste unterstrich die zentrale Bedeutung Mariazells für das Haus Habsburg. Hinzukam, dass die in Würzburg geborene Regina von Habsburg großteils auf einem im Besitz ihrer Mutter stehenden Hof im unweit von Mariazell gelegenen Türnitz aufgewachsen war.

In den letzten Jahrzehnten ist Mariazell auch privat wieder zu einem Mittelpunkt für die Familie Habsburg geworden. Zum 80. Geburtstag wurde dem Habsburger die Ehrenbürgerschaft von Mariazell, die er während der Nazizeit verloren hatte, wieder verliehen. 2001 feierten Otto und Regina von Habsburg in der Basilika mit zahlreichen Spitzenrepräsentanten Österreichs, Weggefährten und Freunden den 50. Jahrestag ihrer Hochzeit. Die Festmesse feierten der Erzabt der ungarischen Benediktinerabtei Pannonhalma, Asztrik
Várszegi und der Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica.

Copyright 2011 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
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Raphael
Otto von Habsburg ist letzten Montag mit 98 Jahren in seinem Haus in Pöcking am Starnberger See gestorben . Er war der Sohn des letzten regierenden Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn. Alle seine sieben Kinder waren bei ihm. Er sei friedlich eingeschlafen. Seine Frau Regina von Habsburg war im Februar vergangenen Jahres gestorben. Mitte Juli sollen beide Habsburger in ihren Särgen gemeinsam …More
Otto von Habsburg ist letzten Montag mit 98 Jahren in seinem Haus in Pöcking am Starnberger See gestorben . Er war der Sohn des letzten regierenden Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn. Alle seine sieben Kinder waren bei ihm. Er sei friedlich eingeschlafen. Seine Frau Regina von Habsburg war im Februar vergangenen Jahres gestorben. Mitte Juli sollen beide Habsburger in ihren Särgen gemeinsam zur Beisetzung nach Wien zurückkehren. Ihre letzte Ruhe werden Otto und Regina von Habsburg in der Wiener Kapuzinergruft finden, der Kaisergruft der Habsburger. Der Sarg von Regina von Habsburg wird dafür von der Veste Heldburg in Südthüringen umgebettet. Es sind für den Kaisersohn insgesamt vier Requien geplant, am Samstag in Pöcking, am kommenden Montag in München, am Mittwoch darauf im österreichischen Wallfahrtsort Mariazell und schließlich am Samstag (16. Juli) in Wien. Im Anschluss daran werden dann beide Särge in der Kapuzinergruft beigesetzt. Otto von Habsburg war als Politiker langjährig Europaabgeordneter und Ehrenpräsident der Internationalen Paneuropa-Union. Von 1979 bis 1999 war er für die CSU im Europäischen Parlament. Hier wirkte er insbesondere im Außenpolitischen Ausschuss. Im Jahr 1989 war er nach Auskunft seines Büros Initiator und Schirmherr des Paneuropäischen Picknicks an der österreichisch-ungarischen Grenze, bei dem mehr als 600 Deutsche aus der DDR in die Freiheit gelangten. 1999 schied er aus dem Europäischen Parlament aus. Otto von Habsburg wurde am 20. November 1912 in Reichenau/Niederösterreich als Sohn von Erzherzog Karl, dem späteren Kaiser von Österreich und König von Ungarn und Erzherzogin Zita geb. Prinzessin von Bourbon-Parma, geboren. Nach dem Zusammenbruch der Habsburger-Monarchie musste die Familie 1919 ins Exil in die Schweiz, später nach Madeira, wo Kaiser Karl am 1. April 1922 starb. Otto von Habsburg wuchs in Spanien und Belgien auf, 1933 promovierte er an der Universität in Löwen. In den darauffolgenden Jahren widmete er sich dem Kampf gegen den Nationalsozialismus und gegen den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Während des Krieges lebte er im amerikanischen Exil. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er zurück nach Europa und setzte sich für die Einigung des Kontinents ein. —