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Interview mit dem Generaloberen S. Ex. Bischof Fellay

Der Generalobere der Piusbruderschaft, S.E. Weihbischof Bernard Fellay, hat Anfang Juni der Zeitschrift Angelus Press ein Interview gegeben zum Thema: "Rückblick auf die Bischofsweihen von 1988 anlässlich ihres 25-jährigen Jahrestages".
Nach 25 Jahren erinnert sich Bischof Fellay an die Reaktionen und Gefühle, die er hatte, als Erzbischof Lefebvre ihn zum Bischof erwählte und weihte. Er spricht von den Auswirkung der Weihen von 1988 und von ihrer Bedeutung für die FSSPX und die Tradition in unserer Zeit.

Bischofsweihen
Angelus Press: Was war Ihre erste Reaktion auf die Nachricht, dass Sie einer der Priester sein sollten, die Erzbischof Lefebvre für die Weihe ausgewählt hatte?
Bischof Fellay: Als Erstes dachte ich, dass andere doch besser sein müssten als ich: Lass diesen Kelch, wenn möglich, an mir vorübergehen! Meine zweite Reaktion galt meinen Mitpriestern, meinen Brüdern im Priesteramt, „pro fratribus“, weil es ganz klar ein großes Kreuz ist. Es geht um die Hingabe für die anderen.
Angelus Press: Können Sie sich an Ihre Gefühle und Ihre Gemütsverfassung am 30. Juni 1988 erinnern, nachdem Sie die Weihe aus den Händen des Erzbischofs empfangen hatten?
Bischof Fellay: An meine eigenen Gefühle und Emotionen erinnere ich mich nicht sehr gut. Ich erinnere mich aber daran, wie sehr die ganze Kirchengemeinde unter Spannung stand. Die Atmosphäre war geradezu elektrisch geladen. Ich hatte so etwas in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Daran erinnere ich mich. Das war so während der Zeremonie und auch danach: nichts als große Freude. Es war überwältigend.
Angelus Press: In seinem Spiritual Journey beschreibt Erzbischof Lefebvre eine Vision, die er in der Kathedrale von Dakar hatte. Können Sie schildern, wie sich durch die Weihen von 1988 diese Vision zu erfüllen schien?
Bischof Fellay: Seltsamerweise würde ich sagen, dass ich diese beiden Dinge gar nicht in einem Zusammenhang sehe. Ich glaube, es gibt da auch gar keinen. Die Notwendigkeit, Bischöfe zu bekommen, steht meines Erachtens nicht in direktem Zusammenhang mit dem Werk selbst. Die Weihe war nur eine Überlebensmaßnahme. Sie war nicht das Hauptanliegen unseres Werkes, das doch zum Ziel hat, Priester nach dem Herzen Jesu zu formen und auszubilden. Das ist das Hauptanliegen.
Es ist wahr, dass wir ohne Bischöfe keine Priester hätten, aber es war keinesfalls eine wesentliche Zielsetzung des Werkes. Es war wichtig, um zu überleben, aber nicht für das Wesen des Werkes. Natürlich, im Hinblick auf die ganzen Entwicklungen bei unserem Apostolat und auf die Situation der Kirche muss das Thema Bischöfe in einem neuem Licht gesehen werden!
Angelus Press: Erzbischof Lefebvre war bestrebt, den außerordentlichen Charakter seiner Entscheidung für die Weihen zu unterstreichen und jede schismatischen Handlung zu vermeiden: Er übertrug keine bischöfliche Jurisdiktion, sondern nur die Vollmacht zur Priesterweihe. In den letzen 25 Jahren gab es einige Kritiker, die ihr Missfallen darüber zum Ausdruck brachten, dass einer der Bischöfe zum Generaloberen gewählt wurde, weil damit ein jurisdiktioneller Anspruch des Bischofs suggeriert werde. Können Sie darlegen, warum diese Argumentation unzutreffend ist, und präzisieren, inwiefern das Amt des Generaloberen nicht das Recht auf übertragene bischöfliche Jurisdiktion umfasst?
Bischof Fellay: Zunächst einmal: Warum wollte denn der Erzbischof zum Zeitpunkt der Weihen keinen Bischof als Generaloberen? Dies hatte ausschließlich das Ziel, den Umgang mit Rom zu erleichtern. Wenn der Generalobere ein Bischof gewesen wäre, dann hätte er der Jurisdiktion Roms unterstanden. Das hätte die Gespräche schwieriger gestaltet als zum Beispiel mit P. Schmidberger, der damals Generaloberer war. Diese Haltung resultierte aber eindeutig aus den damaligen Umständen. Sie war kein Grundsatz. Sie war eine Frage der Besonnenheit. Ein Bischof als Generaloberer war damit also für die Zukunft nicht unbedingt ausgeschlossen.
Wir müssen allerdings zwei Arten von Jurisdiktion unterscheiden: Es gibt die gewöhnliche, ordentliche Jurisdiktion eines Generaloberen über die Mitglieder seiner Vereinigung. Und es gibt die originäre bischöfliche Jurisdiktion. Als Bischöfe besitzen wir im Moment keine ordentliche Jurisdiktionsgewalt. Als Generaloberer habe ich jedoch die andere Gewalt. Diese zwei sind nicht dasselbe.
Die Wesensart des Erzbischofs
Angelus Press: Gibt es vielleicht ganz besondere, wichtige Erinnerungen an den Erzbischof, die Sie uns mitteilen möchten?
Bischof Fellay: Einerseits denke ich an seine Unkompliziertheit und seinen gesunden Menschenverstand. Und dann denke ich an seine ausgesprochen übernatürliche Sicht der Dinge. Er schaute immer auf Gott. Er war eindeutig geleitet durch das Gebet, den Glauben und das Streben nach Einheit mit Gott. Für ihn war es normal und selbstverständlich, dass man immer, in allen Dingen des Alltags, mit unserem Herrn vereint sein muss.
Angelus Press: Wie vermitteln Sie Ihren Priestern und in Ihren Seminaren Erzbischof Lefebvres einzigartigen Geist priesterlicher Frömmigkeit, lehrmäßiger Solidität und kontra-revolutionären Handelns?
Bischof Fellay: Wir versuchen vor allem, die Seminaristen weitestgehend mit dem Erzbischof selbst in Berührung zu bringen: mit seiner Stimme, seiner Lehre, seinen Büchern usw. Wir besitzen Tonaufnahmen seiner Seminaristentagungen. Die Franzosen haben hier einen Vorteil! Wir arbeiten jedoch an den Übersetzungen, damit sie allen Seminaristen zugänglich sind. In Englisch sind schon einige in Buchform zusammengefasst: „Sie haben Ihn entthront“, „Die priesterliche Heiligkeit“ und „Die Messe aller Zeiten“.
Zweitens bemühen wir uns, in den Seminaren die Methoden anzuwenden und fortzuführen, die von ihm selbst stammen: z.B. die Organisation, den Studienplan und die Vorlesungen, die von ihm ausgearbeitet wurden. Er bestimmte ihre Anordnung und ihren Aufbau. Beispielsweise haben bei uns die Fächer Philosophie und Theologie – wie es von der Kirche empfohlen wird – ihre Grundlage in der Lehre des heiligen Thomas. „Die Akte des Lehramtes“ ist ein vom Erzbischof eigens gewünschtes Fach. Es behandelt die Enzykliken der großen Päpste des 19. Jahrhunderts – bis zu Pius XII. – mit ihrem Kampf gegen das Eindringen der Aufklärungstheorien in die Kirche und die Gesellschaft. Dies befolgen wir nach wie vor: mit hervorragenden Ergebnissen.
Entwicklung seit 1988
Angelus Press: Was sind die wesentlichen positiven und negativen Veränderungen für die Bruderschaft seit den Weihen 1988?
Bischof Fellay: Ich weiß nicht, ob es so viele Veränderungen gibt. Wir werden ein wenig älter, obwohl wir immer noch eine junge Bruderschaft sind. Wir haben jetzt aber ältere Priester, was wir 1988 noch nicht hatten. Das ist eine äußerliche Veränderung, könnte man sagen. Damals hatten wir vier Bischöfe, jetzt haben wir drei. Das ist auch eine Veränderung, aber nichts von grundlegender Bedeutung. Wir verfügen über mehr Häuser in mehr Ländern, was jedoch weniger eine Veränderung als eine natürliche Entfaltung des Werkes darstellt.
Wir bleiben der von Erzbischof Lefebvre vorgegeben Linie treu. In Bezug auf die vergangenen Jahre hat Erzbischof Lefebvre eigentlich schon 1988 gesagt, dass Rom fünf oder sechs Jahre nach den Weihen auf uns zukommen würde. Es dauerte fast 24 oder 25 Jahre. Offensichtlich sind die Dinge noch nicht reif. Die Veränderungen, die der Bischof in der Kirche erwartete – die Umkehr – sie sind noch nicht da. Aber wenn man diesen Weg weitergeht, dann wird die Zerstörung natürlich voranschreiten. Und eines Tages wird man umkehren müssen. An diesem Tag wird man wieder auf uns zukommen.
Andererseits muss man sehen, was sich in den letzten Jahren getan hat: das Eingeständnis, dass die Alte Messe nicht außer Kraft gesetzt ist, die Aufhebung der „Exkommunikationen von 1988“ und unser Einfluss in der Kirche, den wir so nie zuvor hatten! Ganz zu schweigen von der wachsenden Kritik am Konzil – selbst in Rom, außerhalb des Umfelds der Bruderschaft. Dies ist in diesem Ausmaß ein relativ neues Phänomen.
Für das Wachstum erforderlich
Angelus Press: Könnten Sie die Werke und Leistungen der vergangenen 25 Jahre aufzeigen, die ohne die Weihen unmöglich gewesen wären?
Bischof Fellay: Das ist einfach: Seit den Weihen haben die FSSPX-Bischöfe mehr Priester geweiht, als es bei den Weihen 1988 gab. Folglich ist klar, dass die Bischöfe für die Expansion des Werkes der Bruderschaft unerlässlich waren. Ohne die Bischöfe wären wir eine aussterbende Bruderschaft. Für die Fortführung des Werkes ist das entscheidend. Und es gibt auch die Firmungen, die Heranbildung von Soldaten Christi, um für Gott und sein Reich zu kämpfen. Zu guter Letzt kann man nicht abstreiten, dass wir Einfluss auf die gesamte Kirche nehmen, damit die Tradition wieder zu ihren Rechten kommen kann.
Angelus Press: Einige Kritiker der Bruderschaft verweisen auf die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften, von welchen keine – außer im Fall Campos – über einen eigenen Bischof verfügt. Sie behaupten deswegen, dass die Weihen unnötig waren, da diese Gemeinschaften auch ohne eigene Bischöfe noch existieren. Inwiefern beweist die unterschiedliche Entwicklung der Bruderschaft und der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften während der vergangenen 25 Jahre – heute noch deutlicher als 1988 – das richtige Urteil des Erzbischofs: Ein Bischof aus den Reihen der Bruderschaft und für die Bruderschaft ist nicht nur notwendig für ihr Überleben, sondern auch für die Wahrung ihrer gesamten Mission.
Bischof Fellay: Zunächst einmal sind sich alle Ecclesia-Dei-Mitglieder darüber im Klaren, dass es sie nicht gäbe, wenn wir keine Bischöfe gehabt hätten. Direkt oder indirekt beruht ihre Existenz auf der der Bruderschaft. Das ist absolut klar. Die Früchte ihres Apostolates sind vollkommen abhängig vom Wohlwollen der örtlichen Bischöfe. Und diese schränken jeden ernsthaften Wunsch nach Aufbau eines traditionell katholischen Lebens drastisch ein, indem sie die Möglichkeiten des Apostolats in diese Richtung begrenzen. Die Gemeinschaften sind verpflichtet, sich auf die Neuerungen des II. Vatikanums, auf die Welt und den Novus Ordo einzulassen. Das ist der große Unterschied zwischen der Bruderschaft und den Ecclesia-Dei-Gruppen. Ich sehe, dass manche Ecclesia-Dei-Gruppen sich uns annähern. Allerdings sind das bei weitem nicht alle.
Angelus Press: Der Erzbischof hatte sich in den Jahren vor der Weihe als einziger Bischof der Tradition (mit Ausnahme von Bischof Castro Mayer, der seinen Tätigkeitsbereich weitgehend auf seine eigene Diözese beschränkte) durch die weltweiten Reisen verausgabt. Deshalb entschied er sich, lieber vier Bischöfe als lediglich einen zu weihen. Die Zahl der traditionstreuen Gläubigen hat sich in den vergangenen 25 Jahren vergrößert, jedoch ist die Zahl der Bischöfe in der Bruderschaft leider auf drei verringert worden. Reichen drei Bischöfe aus, um das Werk der Tradition fortzusetzen? Ist es jetzt notwendig, weitere Bischöfe zu weihen?
Bischof Fellay: Eigentlich sind wir schon seit 2009 mit nur drei Bischöfen tätig. Offensichtlich geht das. Also ist klar, dass es mit dreien noch funktioniert. Es gibt also für die Weihe eines weiteren Bischofs weder eine Dringlichkeit noch eine extreme Notlage.
Sicherlich müssen wir uns diese Frage im Hinblick auf die Zukunft stellen, auch wenn im Moment die Notwendigkeit nicht besteht. Meine Antwort ist ganz einfach: Wenn die Umstände, die den Erzbischof zu dieser Entscheidung veranlasst haben, wieder eintreten, werden wir die gleichen Maßnahmen ergreifen.
Initiative zur Normalisierung
Angelus Press: Obwohl Erzbischof Lefebvre immer den Wunsch nach einem friedlichen Verhältnis zu den römischen Autoritäten hegte, hat mit den Weihen eine neue Phase von feindseliger Behandlung und Verfolgung der Bruderschaft durch Rom begonnen. In den vergangenen zehn Jahren waren Sie bemüht, zumindest eine Beilegung dieser Feindschaften und Verfolgungen zu erreichen, ohne dabei den Auftrag der Bruderschaft in seinen Grundsätzen zu gefährden. Bisher zumindest haben Ihre Anstrengungen noch zu keiner Lösung geführt. Warum, denken Sie, sind die Bemühungen trotz Ihres guten Willens bislang nicht von Erfolg gekrönt?
Bischof Fellay: Zunächst möchte ich zu bedenken geben, dass die Initiative zu einer Normalisierung von Rom ausging – nicht von uns. Den ersten Schritt habe nicht ich gemacht. Ich habe mich bemüht herauszufinden, ob die Situation ein Weiterkommen ermöglicht, ohne dass wir dabei unsere Identität verlieren. Das ist offensichtlich noch nicht der Fall. Warum? Die Obrigkeit hält immer noch an den gefährlichen und unheilvollen Leitbildern fest, die zur Zeit des Konzils in die Kirche eingeschleppt wurden. Das ist der Grund, weshalb wir nicht einwilligen können.
Ich habe keine Vorstellung davon, wie lange es noch dauern wird und durch wie viel Drangsal wir bis dahin noch zu gehen haben. Vielleicht zehn Jahre, vielleicht mehr, vielleicht weniger. Es liegt in Gottes Hand.
Angelus Press: Bleiben Sie auch weiterhin aufgeschlossen gegenüber Kontaktwünschen aus Rom und insbesondere des neuen Heiligen Vaters?
Bischof Fellay: Selbstverständlich bleibe ich aufgeschlossen! Es ist die Kirche Gottes. Der Heilige Geist steht nach wie vor über allem und wirkt über die durch das 2. Vatikanum gesetzten Blockaden in der Kirche hinweg. Wenn unser Herr die Dinge bereinigen will, wird er es tun. Gott weiß, wann das geschehen wird. Wir müssen jedoch immer darauf vorbereitet sein. Eine vollständige und ehrliche Lösung ist nur möglich, wenn die Obrigkeit wieder in diese Richtung agiert.
Angelus Press: Welche Anzeichen werden uns eine bereits vollzogene oder beginnende Umkehr der römischen Obrigkeit zurück zur Tradition erkennen lassen?
Bischof Fellay: Es ist sehr schwierig zu sagen, wo sie ihren Anfang nehmen wird. Bei Papst Benedikt haben wir in erster Linie das bedeutende Indiz der Liturgie gesehen und vielleicht einige andere, weniger starke Bestrebungen. Das geschah gegen heftigen Widerstand. Offensichtlich war das aber nicht von Bestand – nach dem, was wir jetzt sehen. Es muss dies aber definitiv von oben ausgehen.
Manches mag auch von unten kommen: von den im Novus Ordo praktizierenden Bischöfen, Priestern und Gläubigen, die zurückkehren möchten. Diese Strömung hat, wie ich meine, schon eingesetzt, auch wenn noch nicht besonders stark. Noch betrifft dies nicht die breite Masse, aber es ist sicherlich ein Anzeichen. Ein umfassender Wandel muss von oben kommen, vom Papst. Er könnte von mehreren Seiten kommen, wird aber auf jeden Fall bedeuten, Gott und unseren Herrn Jesus Christus an die richtige Stelle in der Kirche zu rücken: in den Mittelpunkt.
Angelus Press: Eine Umkehr von oben – von Rom her – vorausgesetzt, wie könnte das Werk der Erneuerung der gesamten Kirche vonstatten gehen?
Bischof Fellay: Das ist sehr schwer zu sagen. Sollten sich die Dinge nicht ändern, könnte es heute Verfolgung und große Kämpfe innerhalb der Kirche mit sich bringen, wie es zur Zeit des Arianismus der Fall war. Wenn etwas passiert, wenn es z.B. eine Verfolgung gäbe und der Papst dann anschließend zur Tradition zurückkehren würde, könnte die Lage völlig anders sein. Gott weiß, nach welchem Plan er die Kirche wieder auf den rechten Weg bringen wird.
Angelus Press: Was kann man tun, um eine solche Rückkehr zur Tradition zu beschleunigen?
Bischof Fellay: Gebet und Opfer! Jeder sollte seinen Standespflichten nachkommen, die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens unterstützen und den Rosenkranz beten. Was den Rosenkranz betrifft, bin ich offen für einen neuen Kreuzzug.
Angelus Press: Was entgegnen Sie jenen, die behaupten, Sie hätten einen Kompromiss mit dem Konzil und mit der post-konziliaren Kirche beabsichtigt – oder tun dies gar noch immer?
Bischof Fellay: Das ist reine Propaganda von Leuten, die die Bruderschaft spalten wollen. Ich weiß nicht, warum sie diese Gedanken haben. Offensichtlich haben sie die äußerst prekäre Situation des vergangenen Jahres dazu benutzt, den Generaloberen einiger Dinge zu bezichtigen, die er nie getan hat und auch nie vorhatte. Ich hatte nie die Absicht, die Bruderschaft aufs Spiel zu setzen.
Man muss sich allerdings fragen: Wer profitiert davon, die Bruderschaft gespalten zu sehen, wenn nicht die Feinde? Diejenigen, die die Bruderschaft mit ihrer Dialektik spalten, sollten darüber nachdenken, warum sie das tun, was sie da tun. Damit meine ich Bischof Williamson und die Priester, die im folgen.
Angelus Press: Rückblickend auf das vergangene Jahr: Gibt es etwas, das Sie anders gemacht hätten?
Bischof Fellay: Oh, sicher. Nach dem Kampf sind wir immer klüger. Ich hätte das, was ich schon immer gesagt habe, mehr in den Vordergrund gestellt. Wenn ich auch nicht dachte, dass es so wichtig sei, das zu betonen: In jeder Art von Einigung wird es immer eine Sine-qua-non-Bedingung geben, die wir nicht aufgeben. Daran führt kein Weg vorbei. Wir bleiben so, wie wir sind. Das macht uns zu Katholiken, und wir wollen Katholiken bleiben. Natürlich hätte ich die Kommunikation verbessern sollen, was ich inzwischen auch getan habe. Durch die Indiskretionen war ich ohnmächtig. Heute würde ich anders vorgehen.
Angelus Press: Abgesehen von den Beziehungen zu Rom: Was erhoffen Sie sich für die Bruderschaft und die Kirche für die nächsten 25 Jahre?
Bischof Fellay: Dass wir in diesen kommenden 25 Jahren die Rückkehr der Kirche zu ihrer Tradition erleben, damit wir Zeugen einer neuen Blütezeit der Kirche werden können.
Angelus Press: Was empfehlen Sie Klerikern und Laien, um diesen 25. Jahrestag der Bischofsweihen angemessen zu würdigen und zu begehen?
Bischof Fellay: Unseren geschätzten Erzbischof zu ehren, sich zu üben in der Nachahmung seiner Tugenden, seiner außerordentlichen Demut, seiner Armut, seiner Besonnenheit und seines Glaubens. Darüber hinaus sich mit der Lehre des Erzbischofs zu befassen, um unsere Leitgedanken zu verstehen: die Liebe zu unserem Herrn, zur Kirche, zu Rom, zur Messe und zum Unbefleckten Herzen Mariens.
Quelle: The Angelus, Ausgabe Mai-Juni 2013; Übersetzung: pius.info