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In der DDR gab es hunderte Fälle politisch motivierter Adoptionen

In der DDR nahmen staatliche Stellen politisch unliebsamen Eltern ihre Kinder weg und gaben sie in andere Familien - es wird von mehreren hundert Fällen gesprochen. Das Phänomen politisch motivierter Adoptionen in der DDR sei zwar lange bekannt, bislang aber nur punktuell erforscht.
30. Juli 1965: Eine Gruppe von Kindern auf einem Spielplatz in der Singerstraße in Ostberlin.Foto: Stoehr/Keystone/Getty Images

In der DDR hat es offenbar hunderte Fälle politisch motivierter Adoptionen gegeben. Eine am Dienstag von der scheidenden Ostbeauftragten der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), und der Brandenburger Landesregierung vorgelegte Vorstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Zahl „mindestens im Bereich mehrerer hundert“ gelegen haben dürfte. Dabei handle es sich aber um eine „Plausibilitätsannahme“.

Unter anderem aus datenschutzrechtlichen Gründen könnten bislang keine genaueren Zahlen genannt werden. In der Forschungsliteratur wurden den Angaben zufolge bislang nur sieben Fälle politisch motivierter Adoptionen aufgearbeitet.

Die Studie nennt als Zeitraum dieser Vorkommnisse die Jahre 1966 bis 1990. Damals nahmen staatliche Stellen politisch unliebsamen Eltern ihre Kinder weg und gaben diese in andere Familien. Das Wohl des Kinds spielte dabei keine Rolle.
Der Vorstudie zufolge lässt sich die politisch motivierte Adoption aber nicht als ein systematisches Mittel der Repression gegen politische Gegner des SED-Regimes bezeichnen. Weder bei der DDR-Staatssicherheit noch beim Ministerium für Volksbildung ließen sich generelle Anweisungen oder konzeptionelle Ausarbeitungen nachweisen.
Das Phänomen politisch motivierter Adoptionen in der DDR sei zwar lange bekannt, bislang aber nur punktuell erforscht, erklärten Gleicke und die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Die Aufarbeitung der SED-Diktatur sei bei diesem Thema noch nicht abgeschlossen.
Es handle sich um einen Aspekt des SED-Unrechts, „der kaum nachvollziehbare Spuren hinterließ und dessen Ausmaß unbekannt ist“. Das Phänomen könne nun in einer Hauptstudie genauer erforscht werden. (afp)
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