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Hamburg Silvester in Hamburg

Zahl der sexuellen Belästigungen liegt auf Vorjahresniveau

Kaum Frauen auf der Reeperbahn unterwegs

In Hamburg verlief die verregnte Silvesternacht verhältnismäßig friedlich. Nach den sexuellen Übergriffen vor zwei Jahren waren in diesem Jahr laut Polizei nur wenige Frauen auf der Reeperbahn unterwegs.

Quelle: N24/Lukas Axiopoulos

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Trotz Regens haben Zehntausende in Hamburg ins neue Jahr gefeiert. Sowohl Polizei als auch Feuerwehr sprechen von einer ruhigen Silvesternacht. Für Sicherheit sorgt ein Großaufgebot der Polizei.

Pünktlich um Mitternacht haben Zehntausende Menschen in Hamburg mit farbenfrohen Feuerwerken das neue Jahr begrüßt. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei blieb es „verhältnismäßig friedlich“. Auch für die Feuerwehr bedeutete der Jahreswechsel eine im Vergleich zu den Vorjahren ruhige Silvesternacht. Insgesamt zählten die Feuerwehren zwischen 18 Uhr und 6 Uhr 954 Einsätze. Dabei mussten den Angaben zufolge 217 Brände gelöscht werden – überwiegend brennende Papierkörbe oder Mülleimer. Es gab außerdem 727 medizinische Notfälle.

Im Stadtteil Eidelstedt sind einem 26-jährigen Betrunkenen von einem Böller drei Finger der linken Hand weggesprengt worden, in Steilshoop einem 30-Jährigen ebenfalls drei Finger der linken Hand. In Hamburg-Schnelsen erlitt ein 30-Jähriger bei der Explosion einer Feuerwerksrakete schwere Verletzungen an Bauch und an den Händen. Insgesamt seien 15 Prozent der Körperoberfläche verletzt, hieß es. Im Stadtteil Allermöhe erlitt ein zwölfjähriger Junge ein Knalltrauma, als er mit Silvesterraketen beschossen wurde. Die Eltern lehnten es laut Polizei ab, ihren Sohn in ein Krankenhaus bringen zu lassen.

Verdacht auf Querschnittslähmung

Auf einer Baustelle in Hamburg-Wilhelmsburg stürzte ein Mann kurz vor Mitternacht in einem Neubau von der sechsten Etage ein Stockwerk tiefer. Er wurde mit Verdacht auf Querschnittslähmung in ein Notfallkrankenhaus gebracht. Im Stadtteil Ottensen wurde eine 27-jährige Frau von einer Silvesterrakete im Gesicht getroffen. Sie wurde mit einer schweren Augenverletzung in eine Spezialklinik gebracht. „Offenbar ist beim Zünden der Rakete eine als Abschussbasis verwendete Flasche umgekippt und hat die Flugbahn der Rakete nachteilig verändert“, hieß es.

Brennendes Dach in Hamburg
In einem Mehrfamilienhaus in Eimsbüttel war ein größeres Feuer ausgebrochen
Quelle: dpa

In Hamburg-Bergdorf verbrannte sich ein 19-jähriger Mann die linke Hand, als er eine Silvesterrakete aus der Hand starten wollte, jedoch vergaß, sie loszulassen. Insgesamt wurden den Angaben zufolge 46 Menschen durch Feuerwerkskörper verletzt.

In Harvestehude brach kurz nach Mitternacht im Dach eines fünfgeschossigen Wohnhauses ein Brand aus. Die Löscharbeiten dauerten gut zweieinhalb Stunden.

Insgesamt waren in der Silvesternacht in Hamburg gut 500 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr im Dienst sowie alle 86 freiwillige Feuerwehren mit über tausend ehrenamtlichen Einsatzkräften.

Personengruppen regelmäßig kontrolliert

Nach Angaben der Polizei gab es in der Silvesternacht an der Reeperbahn, den Landungsbrücken und am Jungfernstieg keine besonderen Vorkommnisse. Vereinzelt sei es zu Belästigungen und Körperverletzungen gekommen. Laut Polizei, die mit einem großen Aufgebot im Einsatz war, kamen zum Jahreswechsel rund 13.000 Menschen bei den Landungsbrücken, 4000 an der Binnenalster und 3500 am Jungfernsteig zusammen. In der Innenstadt seien außerdem regelmäßig Personengruppen kontrolliert worden.

Festnahmen in Berlin und Tote in Brandenburg

In Deutschland verlief die Silvesternacht größtenteils friedlich. Auf der Partymeile in Berlin gab es sieben Festnahmen wegen sexueller Belästigung. In Brandenburg sind zwei Menschen durch Silvester-Böller ums Leben gekommen.

Quelle: N24/Claudia Rödel

Vor zwei Jahren waren zahlreiche Frauen in der Silvesternacht sexuell belästigt worden. Die Polizei ist daher auch diesmal mit Absperrgittern, zusätzlicher Straßenbeleuchtung und Videoüberwachung vertreten gewesen. Angezeigt wurden bislang 13 „Beleidigungen auf sexueller Basis“, wie Sprecherin Heike Uhde erklärte. Zudem ermittelt die Polizei in einem Fall wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung“. Damit dürfte es ähnlich viele Grapschereien wie im vergangenen Jahr gegeben haben – jedoch deutlich weniger als in der Nacht zum 1. Januar 2016, als Hunderte Frauen Opfer systematischer Übergriffe wurden.

„Reichlich Arbeit“ in Schleswig-Holstein

Trotz zahlreicher Einsätze haben Polizei und Feuerwehr in Schleswig-Holstein eine positive Bilanz der Silvesternacht gezogen. „Der Jahreswechsel bescherte den 1350 freiwilligen Feuerwehren und vier Berufsfeuerwehren im Land auch dieses Mal wieder reichlich Arbeit – dennoch kann von einer eher entspannten Lage gesprochen werden“, sagte Holger Bauer vom Landesfeuerwehrverband am Neujahrsmorgen.

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Insgesamt mussten die Feuerwehren im Land zwischen den Meeren zu rund 150 Einsätzen ausrücken – deutlich weniger als im vergangenen Jahr. Nach Angaben eines Polizeisprechers sei es vereinzelt zu Körperverletzungen oder Sachbeschädigungen gekommen, jedoch sei es auch aufgrund des schlechten Wetters verhältnismäßig ruhig geblieben.

Auf der Insel Sylt griffen die Flammen eines brennenden Gartenschuppens auf ein Wohnhaus über. Im Kreis Rendsburg-Eckernförde kam es zu zwei Großbränden: In Beringstedt stand eine Werkstatthalle in Flammen, und in Hohn brannte ein Einfamilienhaus teilweise nieder. In einem Gewächshaus in Uetersen im Kreis Pinneberg ging eine sogenannte Schattierungsanlage in Flammen auf. Im Kreis Stormarn mussten die Feuerwehren einen Dachstuhlbrand in Reinbek und einen Carportbrand in Bad Oldesloe löschen. Überwiegend wurden jedoch Papier-, Müll- und Altkleider-Container durch Silvesterfeuerwerk in Brand gesetzt. Die Sachschäden blieben den Angaben zufolge gering

In Neumünster wurde ein Mann durch eine Silvesterrakete an der Schulter schwer verletzt. In Kiel wurden mehrere Menschen durch Böller an den Händen verletzt. Es seien jedoch keine Fälle bekannt, in denen Gliedmaßen weggesprengt wurden, hieß es.

Hinweis: In einer ersten Version hatte es geheißen, dass in diesem Jahr laut Polizei verhältnismäßig wenige Frauen und viele Männer mit augenscheinlichem Migrationshintergrund auf der Reeperbahn unterwegs waren.

Die Deutsche Presseagentur korrigierte ihre Meldung um 14.38 Uhr: „Die Polizei hat ihre Angaben aus der Nacht widerrufen und mitgeteilt, dass es sich bei der Info zu Männern mit augenscheinlichem Migrationshintergrund um einen Einzelfall gehandelt habe.“

Zudem hieß es weiter, dass eine Polizeisprecherin nun lediglich von „einer Situation“ in der Nacht sprach, als auffällig wenige Frauen und viele junge Männer mit augenscheinlichem Migrationshintergrund in einer Straße unterwegs waren.

dpa/DW

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