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Produktion und Förderung

Zehn Fakten zum Ackerboden

bes/dbv/pd
am Montag, 19.01.2015 - 14:00

Böden sind die Grundlage für unsere Lebensmittelproduktion und damit der wichtigste Produktionsfaktor in der Landwirtschaft. Hier finden Sie zehn Fakten rund um das Thema Boden.

2015 ist das internationale Jahr des Bodens. Die Vereinten Nationen haben dazu aufgerufen, um die Bedeutung des wichtigsten Produktionsfaktors der Landwirtschaft - den Boden - mehr in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die Heinrich-Böll-Stiftung hat dazu einen Bodenatlas 2015 veröffentlicht. Auch vom Deutschen Bauernverband gibt es dazu einen Situationsbericht Boden.
 
Die nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Böden und die Minimierung des Flächenverbrauchs sind dabei zentrale Ziele. Böden sind die Grundlage für unsere Lebensmittelproduktion. Sie versorgen die Pflanzen mit Nährstoffen und Wasser. In jeder Kartoffel, jedem Brot, jeder Maniok und jeder Polenta, aber auch in jedem Schnitzel und jedem Brathähnchen stecken Nährstoffe aus dem Boden. Ohne gesunde Böden kann keine gute Nahrung produziert werden.
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2. Weltbevölkerung und Flächennutzung

Böden bilden weltweit die Grundlage für über 90 % der produzierten Nahrung. 2.100 Quadratmeter (m2) Ackerfläche stehen weltweit für jeden Bürger zur Verfügung, um Nahrungs- und Futtermittel sowie nachwachsende Rohstoffe zu erzeugen. Während der Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten für eine bis 2050 auf 9 Milliarden wachsende Weltbevölkerung stetig zunimmt, gehen landwirtschaftliche Nutzflächen durch Wüstenbildung, Versalzung und Degradierung verloren. Lokal werden dabei bis zu 50 Prozent Ertragsrückgang erwartet. Dies wird besonders die Länder der Dritten Welt treffen. Zunehmende und weitreichende Hungersnöte wären die Folge.
 
Aber auch die Landwirtschaft trägt eine Mitverantwortung für diesen Verlust. Bodendruck, Pflanzenschutzmittel un Dünger wirken sich negativ auf das Bodengefüge und die Lebewesen aus. Der Schutz und die Erhaltung der wichigen Lebensgrundlage Boden kommt deshalb in Zukunft eine immer wichtigere Rolle zu.
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3. Deutschlands Flächennutzung

Flächen und Böden werden in Deutschland sehr unterschiedlich genutzt. 2013 beanspruchte die Siedlungs- und Verkehrsfläche 48.482 Quadratkilometer oder 13,6% der Bodenfläche Deutschlands (357.341 Quadratkilometer). Die Waldfläche nahm 108.162 Quadratkilometer oder 30,3 %, die Landwirtschaftsfläche 186.193 Quadratkilometer oder 52,1% der Bodenfläche ein.
 
Diese Fläche schrumpft beständig. Durch Siedlungs- oder Verkehrsflächen werden täglich circa 73 Hektar Boden neu für Siedlungen und Verkehr in Anspruch genommen und zur Hälfte versiegelt. Da auch die Waldfläche zunimmt, ist die landwirtschaftliche Fläche in Deutschland beständig rückläufig. Dieser Flächenverbrauch stellt die größte Bedrohung für die Qualität landwirtschaftlicher Böden und deren nachhaltige Ertragsfähigkeit dar.
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4. Bodenfunktionen

Böden sind nicht nur wichtig für die Lebensmittelproduktion. Daneben erfüllen sie auch noch eine Reihe anderer wichtiger Funktionen:
  • Sie filtern Regenwasser und schaffen so neues, sauberes Trinkwasser.

  • Sie regulieren das Klima, denn sie sind nach den Ozeanen der größte Kohlenstoffspeicher der Erde: Sie speichern mehr Kohlenstoff als alle Wälder der Welt gemeinsam. Schätzungen gehen davon aus, dass Böden in etwa 2.000 Gigatonnen CO2 speichern (Ozeane 38.000 Gigatonnen).

  • Und Böden sind höchst lebendig! In einer Handvoll Erde leben mehr Organismen als Menschen auf unserem Planeten. Zwei Drittel aller Arten der Welt leben versteckt unter der Erdoberfläche. 
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5. Wichtige Bodenbestandteile

Der Boden bildet die oberste Schicht der Erde. Die technische Definition von Boden fällt auf den ersten Blick leicht: Boden besteht etwa zu 45 % aus mineralischen Teilchen und etwa zur Hälfte aus Wasser und Luft. Die restlichen 5 % bestehen aus toten beziehungsweise lebenden Pflanzen und Tieren. Diese Bestandteile verändern sich in ihrer Zusammensetzung ständig, so dass unter dem Begriff Boden eine Vielzahl an unterschiedlichen Facetten zusammengefasst wird.
  • Mineralische Substanz: Die mineralische Substanz entsteht aus der Verwitterung der Gesteine und bildet den Hauptbestandteil der festen Bodensubstanz. Sie liefert die lebenswichtigen Mineralsalze für die Ernährung der Pflanzen.

  • Humus: Wenn Pflanzen absterben, werden sie zu Humus zuersetzt. Diese organische Substanzen sind für die Fruchtbarkeit des Bodens von entscheidender Bedeutung. Sie halten die Bodenpartikel zusammen und schließen Wasser und Nährstoffe ein, die somit erreichbar für Wurzeln sind.
    Ackerland, das rund 1,5 Milliarden Hektar der Erdoberfläche ausmacht, enthält im Allgemeinen weniger organische Substanzen als Böden mit natürlicher Vegetation, da die Feldfrüchte und meist auch das Stroh abgeerntet werden und somit wenig organische Substanz zurückbleibt.

  • Lebewesen: Boden ist immer auch Lebensraum und zwar für den größten Teil der Biosphäre. Allein unter der Fläche einer Schuhsohle tummeln sich mehr Bodenorganismen, als es Menschen auf der Erde gibt. Auf nur einem Hektar Ackerboden erreichen alle lebenden Organismen zusammen ein Gewicht von bis zu 5 Tonnen. Bodenorganismen zersetzen die toten organischen Bestandteile des Bodens wie Blätter und tote Bodentiere und verwandeln damit nicht verwertbare Nährstoffe in eine pflanzenverfügbare Form. Sie speichern Nährelemente, verbessern die Bodenstruktur und leisten so einen Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit.
  • Unter den Tieren kommt den Regenwürmern besondere Aufmerksamkeit zu, da die vielen verschiedenen in Deutschland heimischen Regenwurmarten wesentlich zur Bodenqualität beitragen.
     
  • Luft und Wasser: Der Boden besteht etwa zur Hälfte aus Luft und Wasser. Das ist wichtig, damit der Boden von den Pflanzen durchwurzelt werden kann und ihnen ausreichend Wasser zur Verfügung steht.

6. Bodentypen

Durch das Zusammenspiel aus Klima, dem Grundgestein und der Topografie sowie durch menschliche Eingriffe, wie Pflügen oder Bewässerung entstehen Böden, die entweder sandig, schluffig oder lehmig sind, sauer oder basisch, wassergesättigt oder gut entwässert, fruchtbar oder unfruchtbar. 
 
Die Bewirtschaftung der Böden sollte dabei immer dem Bodentyp gerecht erfolgen. So empfiehlt es sich beispielsweise auf sandigen, wasserarmen Böden den Humusgehalt und damit die Bodenstruktur zu verbessern. Das schützt zum einen vor Erosion und Trockenheit und erhöht langfristig das Ertragspotential.
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7. Deutschlands Böden

In Deutschland sind hunderte verschiedene Boden-Varianten zu finden, die alle über unterschiedliche Eigenschaften verfügen. Eine aktuelle Untersuchung ist das Müncheberger soil quality rating (SQR) der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, welches eine bundesweit einheitliche und international vergleichbare Karte zur Bodengüte der Ackerböden in Deutschland darstellt, auf der die potentielle Ertragsfähigkeit der deutschen Ackerböden verzeichnet ist.
 
Insgesamt stellen sich die Ergebnisse des Soil Quality Rating positiv dar: Auf einer Skala von 0 bis 100 beträgt der errechnete (flächengewichtete) bundesweite Mittelwert 64 Punkte und zeigt somit eine überdurchschnittliche potentielle Fruchtbarkeit der deutschen Böden - besonders für Getreide. Auf 25% der Flächen herrscht sogar ein hohes oder sehr hohes Ertragspotential.
 
Nach dem Boden-Qualitäts-Ranking besteht auf knapp 60 % der Böden überhaupt keine Einschränkung der Fruchtbarkeit. Das Ertragspotential wird vor allem durch Trockenheitsgefährdung und durch die Gründigkeit der Böden begrenzt. Knapp 20 % der Flächen leiden unter Trockenheitsgefährdung, zumeist aufgrund natürlicher Gegebenheiten.
 
21,6 % der Flächen werden durch anderweitige Faktoren eingeschränkt. So bildet etwa nur auf 3,5 % der Flächen der Versauerungsgrad einen begrenzenden Faktor. Die letztgenannten Flächen sind identisch mit dem Verbreitungsgebiet der Hoch- und Niedermoore, vornehmlich in Niedersachsen und Brandenburg.

8. Gefährdung

  • Bodenverdichtung: Wird der Boden verdichtet, hat dies negative Effekte zur Folge: Der Wasser- und Lufthaushalt des Bodens wird gestört. Pflanzen können den Boden nicht oder nur mehr schwer durchwurzeln und den wichtigen Mikroorganismen fehlt der Sauerstoff für die Zersetzung von orgnischer Substanz.

    An der Bodenoberfläche kommt als Folge des mangelnden Porensystems, das das Wasser in die Tiefe leitet, zu Staunässe. Staunässe und Sauerstoffmangel hemmen die Abbauprozesse und mindern so die Bodenfruchtbarkeit. Pflügen lockert zwar die obestenZentimeter des Bodens, verursacht aber eine sogenannte Pflugsohle, auf der sich dann das Wasser sammelt. Besser geeignet ist hier mulchen oder grubbern. 

  • Bodenerosion: Bodenabträge kappen den durchwurzelbaren Bodenraum, tragen Nährstoffe und Humus davon, belasten Bäche und Seen, verschmutzen Straßen und Siedlungen. Ursachen für die Wasserersion sind natürlich starke Niederschläge, aber besonders auch unbedeckte Bodenoberflächen, zu wenig Humus im Boden und viele Fahrspuren durch Bodenbearbeitung. Unter Wald und auf Wiesen gibt es viel weniger Wassererosion.

    Außer Wassererosion gibt es auch Winderosion. Ungeschützter Boden kann leicht durch Wind verblasen und fortgetragen werden, wenn er trocken ist. Wind überströmt mit erhöhter Geschwindigkeit die Bodenoberfläche, die Bodenteilchen fangen an zu "wandern" und zerstören sich gegenseitig. Windschutzhecken, ein ganzjährig bedeckter Boden und die richtige Bodenbearbeitung helfen um das Erosionspotential zu vermindern.
    • Versauerung: Die Bodenversauerung betrifft vorwiegend Waldböden und andere Böden naturnaher Ökosysteme. Landwirtschaftlich genutzte Böden werden – wenn notwendig – gekalkt, um möglichst optimale Produktionsbedingungen zu ermöglichen.
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    9. Bodenschutz

    Die grundlegendste Bestimmung im deutschen Recht zum Bodenschutz ist das Bodenschutzgesetz. Es legt die Grundsätze der guten fachlichen Praxis der landwirtschaftlichen Bodennutzung fest und dient damit der nachhaltigen Sicherung der Bodenfruchtbarkeit und Leistungsfähigkeit des Bodens als natürlicher Ressource. So muss etwa jegliche Bodenbearbeitung immer standortangepasst geschehen, die jeweilige Witterung berücksichtigen und somit den nicht veränderbaren Bodeneigenschaften Rechnung tragen.
     
    Konkrete praktische Maßnahmen für den Bodenschutz sind: 
    • Konservierende Bodenbearbeitung: Der Verzicht auf Pflug, sowie die Direkt- oder Mulchsaat führt zu Verbesserungen der bodenphysikalischen Eigenschaften des Oberbodens, der Oberflächenverschlämmungsanfälligkeit und des Makroporensystem führen. Ebenso trägt sie zu einer steigenden Boden-Biodiversität bei.
    • Maßnahmen der Bodenbedeckung: Die Bedeckung des Bodens auch über den Winter, etwa durch Zwischenfrüchte, wirkt sich positiv auf die Bodenqualität aus und trägt zum Erosionsschutz bei.
    • Einsatz moderner Technik zur Vermeidung von Bodendruck: Um den Bodendruck zu reduzieren, sind zum Beispiel breite Reifen oder Zwillingsbereifungen für Schlepper und Erntefahrzeuge üblich. Hiermit wird das Gewicht auf eine größere Aufstandsfläche verteilt.
    • Gestaltung der Fruchtfolge: Eine geeignete Fruchtfolgegestaltung soll die biologische Bodenaktivität verbessern.
    • Rückführung organischer Substanz: Organische Dünger werden im Vergleich zu minieralischen Düngern langsam von den Mikroorganismen zersetzt und sind somit länger für Pflanzenwurzeln verfügbar. Außerdem erhöhen sie den Humusgehalt des Bodens und sorgen für eine verbesserte Bodenstruktur.
    • Nachhaltige Düngung: Wichtig ist ein sparsamer und möglichst punktgenauer Einsatz von Düngemitteln.
    • Precision farming: Der technische Fortschritt erhöht die Genauigkeit und die Effizienz beim Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.
    • Pflege von Landschaftselementen: Ein Beitrag zum Bodenschutz kann auch dadurch geleistet werden, dass durch Anlage und Pflege von Landschaftselementen, wie Hecken und Baumreihen, das Risiko beispielsweise von Winderosion vermindert wird.
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    • Defizite bei der guten fachlichen Praxis der Bodennutzung (4. November 2014) ...

    10. Bodenpreise

    Die Wertschätzung für Böden als Grundlage der landwirtschaftlichen Produktion schlägt sich auch in den Bodenpreisen nieder. In den vergangenen Jahren sind die Bodenpreise angestiegen, zuletzt 2013 auf 16.400 Euro je Hektar.
     
    Gleiches gilt für die Pachtpreise. Im Durchschnitt des Bundesgebietes sind die durchschnittlichen Pachtpreise zwischen 2010 und 2013 um 19 % auf 243 Euro je Hektar angestiegen. Hier orientiert sich die Wertschätzung im Wesentlichen an der Ertragsfähigkeit des Bodens. So stiegen die Preise für Ackerland deutlich stärker als bei Grünland.
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