Schwarze Schuhe statt der edlen roten, Bus statt Limousine – der neue Papst gilt als volksnah und bescheiden. Nun rief Franziskus in einer ganz profanen Angelegenheit in seiner Heimatstadt an.

Fünf Tage nach seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche hat Papst Franziskus erneut unter Beweis gestellt, was Volksnähe wirklich bedeutet. Der 76-Jährige rief persönlich bei einem Kiosk-Besitzer in seiner Heimatstadt Buenos Aires an, um sein Zeitungsabonnement zu kündigen. Um etwa 13.30 Uhr Ortszeit klingelte das Telefon – Daniel Del Regno, Sohn des Kioskinhabers, nahm den Hörer ab.

Am anderen Ende meldete sich eine Stimme mit den Worten: „Hallo Daniel, Kardinal Jorge hier.“ Laut der „Catholic News Agency“ dachte der verblüffte Daniel zuerst, es handelte sich um einen Scherz von Freunden – doch Papst Franziskus räumte die Zweifel schnell aus: „Im Ernst, ich bin’s, Jorge Bergoglio, ich rufe aus Rom an“ antwortete er.

Schock und Tränen beim Telefonat mit dem Papst

Der argentinischen Zeitung „La Nación“ sagte der junge Del Regno nach dem Telefonat: „Ich war schockiert – ich brach in Tränen aus und wusste nicht, was ich sagen sollte.“ Franziskus habe sich bei ihm dafür bedankt, die Zeitung über einen so langen Zeitraum geliefert zu haben und wünschte seiner Familie schließlich alles Gute.

Laut „Catholic News Agency“ ließ es sich Daniel Del Regno jedoch nicht nehmen, den früheren Erzbischof von Buenos Aires zu fragen, ob er ihn je wieder an seinem Kiosk werde begrüßen können. Franziskus antwortete, dies wäre wohl im Moment sehr schwierig – er würde jedoch immer bei ihnen sein.

Bergoglio weicht Frage nach Papstwahl geschickt aus

Schon bevor der damalige Kardinal nach Rom zur Papstwahl aufgebrochen war, hatte Daniel ihn nach seinen Chancen auf das höchste Amt der Kirche gefragt, so die katholische Agentur. Bergoglio habe geantwortet: „Das Thema ist ein zu heißes Eisen. Wir sehen uns in 20 Tagen, liefere einfach weiter die Zeitung aus.“

Wie Kioskinhaber Luis Del Regno erzählte, brachten sie die Zeitung jeden Tag zur Residenz des Kardinals – an Sonntagen sei Bergoglio dann immer um 17:30 Uhr selbst zum Kiosk gegangen um mit der Familie zu plaudern.

Beinahe familiäres Verhältnis zum Kardinal

Del Regno hatte gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur sogar noch mehr Anekdoten auf Lager – so habe Kardinal Bergoglio jedes Mal die um die Zeitung gewickelten Gummibänder gesammelt und sie nach Ablauf des Monats alle wieder zurückgebracht.

Auch persönliches verband den Kioskbesitzer demnach mit dem zukünftigen Papst: „Im Juni hat er meinen Enkel getauft – es war ein außerordentliches Gefühl“, erinnerte sich Del Regno. „Ich weiß, wie er ist. Er ist wirklich einzigartig.“