An Polens Grenzen haben sich am Samstag mindestens 150.000 Katholiken für ein Rosenkranzgebet getroffen. Nach Angaben der Warschauer Stiftung Solo Dios Basta (zu Deutsch: Gott allein genügt) waren 4000 Orte in die Aktion „Rosenkranz an der Grenze“ involviert. Gebetet wurde nach Angaben der Stiftung für die „Rettung Polens und der Welt“.
Von Gegnern wurde die Aktion als islamophob verurteilt. Sie sahen das Massengebet wegen verschiedener Äußerungen von Teilnehmern und Geistlichen als explizit gegen Muslime gerichtet.
Zu dieser Einschätzung hatte unter anderem Krakaus Erzbischof Marek Jedraszewski beigetragen, der sagte, die westlichen Nationen müssten zu ihren christlichen Wurzeln zurückkehren, „damit Europa Europa bleibt“. Eine Teilnehmerin der Aktion sagte zur Nachrichtenagentur AP: „Der Islam will Europa zerstören und uns vom Christentum abkehren.“
Organisatoren dementieren islamophoben Hintergrund
Einige Kommentatoren meinten, das Massengebet könne als Zustimmung für die Haltung der polnischen Regierung gesehen werden, keine muslimischen Flüchtlinge aufnehmen zu wollen. Auch Polens katholische Bischöfe hatten zum Rosenkranzgebet an den Grenzen zu Deutschland, der Ukraine und Weißrussland sowie an der Ostsee und in den Bergen im Süden aufgerufen.
Die Organisatoren wehrten sich gegen die Vorwürfe der Islamophobie: Das Event richte sich nicht gegen jemanden oder etwas, sondern sei ausschließlich religiös motiviert. Die Grenze sei als symbolischer Ort ausgewählt worden, um das Gebet hinaus in die Welt zu tragen.
Doch auch das Datum des Events lässt Kritiker stutzen: Der 7. Oktober markiert den Jahrestag des Sieges der christlichen Mittelmeermächte über das Osmanische Reich in der Seeschlacht von Lepanto im Jahr 1571.
Polen gehört neben Tschechien und Ungarn zu den Ländern, die sich gegen den EU-Flüchtlingsdeal wehren, der sie wie andere EU-Länder verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Migranten aufzunehmen. Wegen seiner strikten Position wird Polen auch vom Vatikan kritisiert. Bei einem Besuch in Polen drängte Papst Franziskus im vergangenen Jahr auf ein größeres Verständnis gegenüber Flüchtlingen und ihren Schicksalen.