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Bayern Katholische Kirche

Gleich zwei neue Kirchen für Bayern – eine Seltenheit

Holzkirchen und seine Holzkirche Holzkirchen und seine Holzkirche
Zehn Jahre baute das Erzbistum München und Freising nicht, doch 2018 eröffnen gleich zwei neue Kirchen
Quelle: dpa
Jahrelang hat das Erzbistum München und Freising nicht mehr in Kirchenneubauten investiert, nun werden gleich zwei neue Gotteshäuser eingeweiht. 25 Millionen Euro kosten die Kirchen in Holzkirchen und Poing.

Zehn lange Jahre ist im Erzbistum München und Freising keine einzige neue katholische Kirche mehr gebaut worden. Und nun werden innerhalb von nur drei Monaten gleich zwei neue Gotteshäuser geweiht. An diesem Sonntag (18. März) ist Holzkirchen (Landkreis Miesbach) an der Reihe, am 10. Juni geht die nach dem seliggesprochenen Jesuitenpater Rupert Mayer benannte Kirche in Poing (Landkreis Ebersberg) in Betrieb. Beide Male weiht der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, die neuen Gotteshäuser. Zusammen 25 Millionen Euro lässt sich das Bistum, eines der vermögendsten der Welt, die Kirchen kosten.

In Holzkirchen ersetzt die neue Kirche St. Josef ihre gleichnamige Vorgängerin, die nach nur 50 Jahren wegen erheblicher statischer Mängel abgerissen werden musste. Ein mit Holzschindeln gedeckter 22 Meter hoher Kegelstumpf ragt aus einem Wohngebiet heraus. Deutlich kleiner, aber in identischer Form fügt sich die Werktagskapelle ein, verbunden durch einen Zwischenbau mit Foyer und Sakristei.

Der Neubau hat den Spitznamen „Kühlturm“

Viele Holzkirchner haben der neuen Kirche wenig respektvoll den Spitznamen „Kühlturm“ verpasst, tatsächlich ähnelt das Bauwerk dem Kühlturm eines Atommeilers. Pfarrer Gottfried Doll ficht derlei Kritik an der eigenwilligen Architektur von Eberhard Wimmer nicht an. „Die Alpengipfel sind nicht weit“, sagt der 49-Jährige, „mich erinnert die neue Kirche an das Alpenpanorama.“

Im Innern ist der Besucher von dreieckigen Elementen aus Holz umgeben, erhellt wird der weitgehend fensterlose Kirchenbau durch eine große Oberlichte am Ende des Kegelstumpfes. Die Kirchenbänke – sie bieten knapp 500 Besuchern Platz – sind kreisrund um den Altarraum geformt. Entsprechend dem Ortsnamen und dem Namenspatron St. Josef hat der preisgekrönte Architekt eine reine Holzkirche entworfen. „Wimmer hat den Auslobungstext für den Kirchenbau perfekt umgesetzt“, freut sich der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Matthias Hefter, der für 6500 Katholiken im Ort spricht.

Kardinal Karl Lehmann gestorben

Der langjährige Bischof von Mainz und Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz starb im Alter von 81 Jahren in Mainz. Vertreter von Kirche und Politik würdigten ihn als prägende Gestalt der katholischen Kirche.

Quelle: WELT

Die Kirche ist nun fertig, auf ihr neues Pfarrzentrum müssen die Gläubigen freilich noch einige Jahre warten. Das Ordinariat hat das fertige Konzept aus Kostengründen kassiert. Weitere gut 5 Millionen zu den 10,6 Millionen Euro allein für die Kirche waren der Bistumsleitung zu viel. Immerhin wird der Bedarf für ein abgespecktes neues Pfarrheim im Ordinariat inzwischen als dringlich eingestuft.

In der architektonisch außergewöhnlichen neuen Pfarrkirche werden neben den Gottesdiensten am Sonntag und den kirchlichen Festen auch Konzerte und Veranstaltungen stattfinden. „St. Josef soll eine Begegnungsstätte für Holzkirchen werden“, meint der für das südliche Erzbistum zuständige Weihbischof Wolfgang Bischof.

Holzkirchen und seine Holzkirche
Pfarrer Gottfried Doll (r.) und Matthias Hefter, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, sitzen im Neubau der katholischen Kirche St. Josef
Quelle: dpa

Die Weihe der neuen Kirche in Poing war ursprünglich schon für vergangenen Herbst geplant gewesen, musste jedoch verschoben werden, weil eine Baufirma pleiteging. „Wir freuen uns auf die erweiterten Möglichkeiten, die uns dieser Bau für unser Gemeindeleben“ und damit auch die Seelsorge vor Ort biete, sagt Pfarrer Christoph Klingan.

Anders als die Kirche in Holzkirchen ist die Poinger Kirche ein Betonbau. Auch für sie gibt es schon einen Spitznamen: Sprungschanze sagen viele Einheimische wegen der eigenwilligen Form des Gebäudes dazu. Das Besondere: Die Außenhaut besteht aus Keramikkacheln, die je nach Sonneneinstrahlung unterschiedlich schimmern.

Immer weniger Bayern besuchen den Gottesdienst

Kirchenneubauten sind indessen nicht nur in Bayern eine Seltenheit geworden. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist teils drastisch gesunken, voll sind die Kirchen meist nur noch an Weihnachten und Ostern. Die Unterhaltskosten der Gebäude belasten die Haushalte der katholischen Bistümer und der evangelisch-lutherischen Landeskirche erheblich

Dennoch: In Kösching nahe Ingolstadt wird noch in diesem Jahr ein neues evangelisches Gemeindezentrum samt Kirche in Betrieb genommen. Immerhin wurden seit 2008 in Bayern an die 20 neue evangelische Kirchen oder Gemeindezentren mit Gottesdiensträumen gebaut.

dpa/fg

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