Empfang zum 275. Jubiläum mit mehr als 200 Gästen. Bürgermeister Olaf Scholz: “Es ist diese Haltung zum Leben, die viele anspricht“.

Hamburg. Die Stimmung war herzlich. Freudig begrüßten sich die Männer, klopften sich anerkennend auf die Schultern und umarmten sich kurz. Mehr als 200 Gäste - der Großteil männlich und Freimaurer - waren am Freitagmittag zu einem Empfang ins Hamburger Rathaus gekommen. Anlass war das 275-jährige Bestehen der Freimaurerei in Deutschland und der Hamburger Loge "Absalom zu den drei Nesseln" - quasi die Keimzelle des Bundes in Deutschland. Und welcher Raum des Rathauses hätte sich für das Jubiläum besser geeignet als der beeindruckende Kaisersaal? Die Decke zieren unter anderem Gemälde der wichtigen Hansestädte. Denn es hat seinen Grund, dass gerade Hamburg mit insgesamt 40 Logen ein so zentraler Ort für die Freimaurerei geworden ist. "Der freimaurische Geist ist dem hanseatischen sehr ähnlich", sagte Bernd-Dieter Hessling, Meister vom Stuhl der Loge "Absalom zu den drei Nesseln". Es gehe um Humanität, Weltoffenheit und die persönliche Entwicklung durch die gemeinsame Diskussion.

"Es ist diese Haltung zum Leben, die viele anspricht", sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und bezog sich auf das aufgeklärte Bürgertum. Scholz ist gemeinsam mit einem seiner Vorgänger, Ole von Beust (CDU), Schirmherr - eine Besonderheit, denn sonst wird diese Position nur mit einer Person besetzt. Viele bekannte Hamburger waren Freimaurer und haben durch ihr Tun die Stadt geprägt. Zum Beispiel Albert Methfessel, Komponist der Hamburg-Hymne, Carl Hagenbeck und Verleger Axel Springer. Auch karitativ setzen sich die Mitglieder der Bundes ein.

"Das Freimaurerideal ähnelt dem des ehrbaren Kaufmanns", sagte Scholz in seiner Ansprache. "Und da schließe ich die Kauffrau natürlich mit ein." Ein Seitenhieb darauf, dass die Freimaurerei lange nur für Männer zugänglich war. Doch ein Wandel hat bereits eingesetzt. In Hamburg gibt es vier Logen, in denen auch Frauen Mitglied werden können - eine davon ist sogar ausschließlich für Frauen.

Elke Holz ist Meisterin vom Stuhl der Loge "Isis und Osiris". Seit 22 Jahren gibt es diese. Die zierliche Frau mit den wachen Augen ist seit zwölf Jahren dabei. Der Anhänger ihrer Kette hat die Form von Winkel und Zirkel - das Symbol der Freimaurer. "Der Zulauf ist sehr groß", sagt sie. Holz findet es gut, in der Loge nur unter Frauen zu sein. "Wir sind ja im Alltag schon überall von Männern umgeben", sagt sie. "Im Berufsleben drängen sie sich schon in den Vordergrund. Aber wir möchten die Freimaurerei selbst für uns gestalten können." Eine Frau habe auch eine ganz andere Art, mit Themen umzugehen. Die Loge sei sehr durchmischt - von der Sachbearbeiterin bis zur Ärztin, von 24 bis 82 Jahren.

Immer wieder verweisen die Mitglieder auf die Vergangenheit und berühmte Freimaurer der Geschichte. "Wer die Zukunft gestalten und die Gegenwart verstehen will, muss die Vergangenheit studiert haben", sagt Prof. Dr. Rüdiger Templin, Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland. Derzeit finde eine Öffnung des Bundes, der wegen seines zum Teil von der Öffentlichkeit abgeschotteten Handelns, etwa bei der Tempelarbeit, oft als unheimlich gilt, statt. "Solche negativen Vorstellungen sind Quatsch", sagt Prof. Templin. Auch das Internet ist ein Thema, da junge Nachfolger am besten über dieses Medium erreichbar sind. "Ich will den ganzen Staub abtragen", sagt Templin.

Im Foyer des Hamburger Rathauses zeigt derzeit eine öffentliche und kostenlose Ausstellung, welche Spuren Freimaurer in Hamburg hinterlassen haben. Diese wurde finanziert von Kaffeeröster Albert Darboven, der zwar selbst kein Freimaurer ist, dafür aber seine Vorfahren. Er steht dem Bund positiv gegenüber. Kurator Christian Polscher dankte ausdrücklich für die Unterstützung.