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Erste Gottesdienste nach der Neugestaltung: Gläubige äußern Anerkennung und Kritik

„Diese Kirche ist kein Museum“

Saerbeck

Das Werkzeug ist wieder weg, der Staub gewischt: Das Provisorium für eine mögliche Neugestaltung des Kirchenraums in St. Georg steht seit dem Wochenende, die ersten Gottesdienste wurden gefeiert.

Alfred Riese

Der Altar im Mittelpunkt  mit Sitzbänken für Gottesdienstbesucher an drei Seiten der vorgebauten Altarinsel, das ist ein Kernpunkt des Provisoriums der Neugestaltung in St. Georg, die seit Samstag getestet wird.
Der Altar im Mittelpunkt  mit Sitzbänken für Gottesdienstbesucher an drei Seiten der vorgebauten Altarinsel, das ist ein Kernpunkt des Provisoriums der Neugestaltung in St. Georg, die seit Samstag getestet wird. Foto: Alfred Riese

„Ich spüre selbst die Nervosität in einem ungewohnten Raum, der doch so vertraut ist“, gestand Pastor Peter Ceglarek, als er die erste Messe zelebrierte. Mit ihm feierten am Samstag mehr als 100 Gottesdienstteilnehmer. Etliche von ihnen ergriffen die Gelegenheit, in den Bänken seitlich der neuen, vor die Altarstufen gebauten Insel Platz zu nehmen. „Der Altar mitten in der Gemeinde“, so beschrieb Peter Ceglarek die offensichtlichste Veränderung. Damit, so erklärte er, hätten die Planer der Neugestaltung ein wichtiges Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgenommen. Die Predigt wurde zum Plädoyer für die inhaltliche Begründung der Neugestaltung, die „Gemeinde, die sich um den Tisch des Herrn versammelt“, ganz wörtlich.

Der Priester mit dem Rücken zur Gemeinde, den Blick zum Hochaltar, das gehört in St. Georg schon lange der Vergangenheit an. Auch ein Zelebrationsaltar als einfacher Holztisch ganz nah an den ersten Bankreihen war bereits in manchen Gottesdiensten üblich. Nach Abschluss der Umbauarbeiten stehen Altar, Priestersessel und Predigtpult, nun für eine Testphase dauerhaft weit vorgerückt auf einer Empore, auf drei Seiten umgeben von Bänken.

Und Pastor Ceglarek rückte den Gottesdienstbesuchern noch „näher auf die Pelle“, wie er sagte, und fragte direkt nach ersten Eindrücken. „Mittendrin statt nur dabei“, bekam er zur Antwort. Von einem „Perspektivwechsel“ war die Rede und davon dass man so „zusammenrückt, eine bessere Gemeinschaft“ bilde. Es sei, sagte eine Frau, „ungewohnt, dass man sich jetzt ansieht, aber daran kann man sich gewöhnen“. „Gewöhnungsbedürftig“, „erst einmal auf sich wirken lassen“, „erst mit Leben füllen und dann sehen, wie es funktioniert“, das waren die abwartenderen Aussagen. Und diese Aussage bekräftigte Pastor Peter Ceglarek: Das Provisorium soll dazu dienen, die neue Gestaltung auszuprobieren, herauszufinden was verbessert werden kann.

Auf ungeteilte Zustimmung stieß in den ersten Reaktionen der neue Platz des 800 Jahre alten Taufsteins unter der Orgelempore. Zuvor stand er in der Nische vor dem Josefsaltar, wo der Platz bei Taufen mitunter eng wurde. „Wir erleben: Diese Kirche ist kein Museum“ und sie entwickle sich durch Gemeindemitglieder, erklärte Pastor Ceglarek.