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Film über Papst Franziskus

Wim Wenders: „Ich glaube, dass die Seele unsterblich ist“

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Auf Wunsch des Vatikans drehte Wim Wenders einen Film über Papst Franziskus. B.Z. traf den Regisseur zum Interview.

Vier Sitzungen, jeweils zwei Stunden, verteilt über zwei Jahre. Das reichte dem Berliner Star-Regisseur Wim Wenders (72) an Material für seinen Dokumentarfilm „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“. Entstanden ist eine Hommage auf den aktuellen Papst, die ab 14. Juni im Kino zu sehen sein wird. B.Z. traf Wim Wenders zum Gespräch.

Herr Wenders, wie kamen Sie dazu, einen Film über den Papst zu machen?

Da kam ein Brief in unser Berliner Büro, mit einem tollen Briefkopf. Meine Assistentin kam ganz aufgeregt rein und sagte: „Wim, du hast Post aus dem Vatikan.“ Das war eine Einladung, über ein Projekt mit Papst Franziskus zu sprechen. Die Idee kam vom damaligen Direktor von Vatikan-TV, Don Dario Viganò.

Wie kam der Papst auf Sie?

Das habe ich mich auch gefragt. Es stellte sich heraus, dass er meine Filme gut kannte, und dass es auch nicht darum ging, dass der Vatikan einen Film über den Papst produzieren wollte. Wenn mir die Idee gefiele, könnte ich selbst einen Film entwickeln, der dann auch unabhängig finanziert und produziert werden müsste.

Wim Wenders traf Papst Franziskus
Wim Wenders traf Papst Franziskus (Foto: dpa) Foto: nwi

Waren Sie geschmeichelt?

Ja, das freut einen schon. Das habe ich dann auch angenommen, vor allem, weil der Vatikan mir völlig freie Hand geben würde.

Waren Sie aufgeregt?

Vor dem ersten Mal war ich sehr aufgeregt. Ich habe mir große Sorgen gemacht, ob mein Spanisch reicht. Das habe ich vorher noch ganz schön auffrischen müssen. Und ich wusste ja auch nicht, ob und wie er sich auf meine Ideen einlässt.

Sind Sie ein Franziskus-Fan?

Das kann man sagen. Als ich 2013 bei seiner Wahl hörte, dass er den Namen Franziskus gewählt hatte, nach dem Heiligen Franz von Assisi, war ich hellauf begeistert. Das war eine Ansage. Der Name verpflichtet! Zur Armut, zur Liebe zur Natur und zu „Mutter Erde“, zum Frieden zwischen den Religionen. Papst Franziskus setzt alles daran, diesem Namen gerecht zu werden und das zu leben und nicht nur zu predigen.

Papst Franziskus grüßt vom Petersdom
Papst Franziskus (Foto: AFP PHOTO / Andreas SOLARO) Foto: AFP PHOTO / Andreas SOLARO

Die katholische Kirche polarisiert immer wieder. Was sagen Sie Zuschauern, denen Ihr Film nicht kritisch genug ist?

Ich wollte keinen Film über die Kirche, die Kurie oder Konflikte machen. Das gibt es schon genug, Meinungen über den Papst. Ich wollte die Chance ergreifen, diesen einzigartigen Mann selbst zu Wort kommen zu lassen. Man kann nur einen Film machen, ein investigativer oder kritischer wäre ein anderer gewesen.

Umstritten sind u.a. Positionen der Kirche gegenüber Frauen, Homosexuellen oder der Verhütung, um nur einige zu nennen. Was meinen Sie dazu?

Ich finde das auch alles schwierig. Vieles, was in der Kirche Dogma ist, ist mir nicht einsichtig. Vor allem, wenn man sich auf das Evangelium selbst beruft, wo man von einer unglaublichen Offenheit liest.

Die Gretchenfrage: Herr Wenders, wie halten Sie’s mit der Religion?

Ich bin in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen. Mein Vater hat als Abiturient lange gezögert, ob er Medizin oder Theologie studieren sollte, er ist dann Arzt geworden. Als Jugendlicher habe ich auch überlegt, ob ich Priester werde.

Der Berliner Regisseur Wim Wenders (Foto: dpa)
Der Berliner Regisseur Wim Wenders (Foto: dpa)

Dazu kam es ja dann nicht …

Um die Zeit herum hat dann gerade der Rock’n’Roll die Welt revolutioniert. Die Beatles, die Kinks, die Stones, Bob Dylan … das war ja meine Generation. Da bin ich dann auf andere Gedanken gekommen. Über den Umweg der Malerei bin ich schließlich Filmemacher geworden.

Und wie sieht es heute aus?

Ich bin ein ökumenischer Christ.

Gehen Sie in die Kirche?

Ja, mal katholisch, mal evangelisch. Mal auch nicht. Ich finde, dass die Konfessionen überwunden werden müssen.

Wären Sie manchmal doch lieber Priester als weltberühmter Filmemacher?

Nein. Alles, was ich je machen wollte, Schreiben, Malen, Musik machen, Fotografieren, Reisen, das ist ja in diesem Beruf enthalten. Und wenn Sie wollen, auch Theologie.

Wie fanden Ihre Eltern es, dass Sie statt Priester oder Arzt Filmemacher geworden sind?

Mein Vater sagte: „Du musst das selber wissen, es ist dein Leben.“ Meine Mutter hat noch Jahre später gehofft, dass ich irgendwann doch noch Mediziner würde. Aber schließlich war sie doch ganz angetan davon, was aus mir geworden ist.

Franziskus predigt Armut, wie passt das zu Ihrem Leben? Haben Sie mit Ihren Filmen nicht sehr viel Geld verdient?

Das glauben viele, aber ich bin damit nicht reich geworden. Ich habe das meiste immer wieder in den nächsten Film gesteckt. Geld war für mich vor allem Mittel zum Zweck. Ich habe auch mal alles verloren: 2001 mit dem Niedergang des neuen Marktes. Da steckte meine Firma Road Movies mit drin in einer AG und ich habe alle meine Filme verloren. Zehn Jahre später habe ich sie mithilfe der Wim-Wenders-Stiftung zurückgekauft. Mein ganzes Werk gehört mir also heute nicht mehr. Ich bin eh nicht so auf Besitz aus.

Denken Sie als Christ über den Tod nach? Was, glauben Sie, kommt dann?

Ich glaube, dass die Seele unsterblich ist. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich habe erlebt, wie mein Vater friedlich gestorben ist, ohne jede Angst und eigentlich sogar erwartungsvoll.

Themen: Berliner Promis Kultur und Leute Papst Franziskus Wim Wenders
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