Heilwasser
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Talenteverteilung - 5, 2 oder eines - nach welchem Kriterium?

Bibelblüten

(24) Talenteverteilung – 5, 2 oder eines – nach welchem Kriterium?

Mt 25,15:

Dem einen gab er fünf Talente, dem andern aber
zwei, dem dritten aber eines, einem jeden nach seiner
Befähigung
, und reiste alsobald fort.“


In deutschen Übersetzungen ist meist mit „Fähigkeit“ oder
hier in der Allioli-Arndt-Übersetzung der Hl. Vulgata mit
"Befähigung" übersetzt. Im lateinischen Vulgata-Text steht
aber für das Unterstrichene da:

unicuique secundum propriam virtutem=
jedem nach seiner eigenen Tugend(-kraft)/Tauglichkeit

Lat. virtus
ist die Tugend oder die Tugendkraft, man könnte
vielleicht auch Tauglichkeit sagen, die dem Begriff Fähigkeit
nahe kommt.

Den Begriff „Fähigkeit“ halte ich nicht unbedingt für die
gelungendste Übersetzung. Fähigkeit heißt eigentlich
facultas“. Ob einer fähig ist, hängt nicht allein
von ihm selber ab. Da schwingt mehr das Angelegtsein
mit, die von Natur aus mitgegebene Fähigkeit, wobei
es natürlich auch anerworbene Fähigkeiten gibt.

Ich meine, es geht hier nämlich v.a. um den Willen,
mit den Talenten zu „wirtschaften“ bzw. zu „wirken“,
wie es in der Folge des Gleichnisses heißt. Und gerade
derjenige, der nicht „wirtschaften“ wollte, hat darum
nur ein Talent bekommen. Der weise Gott, der die
Herzen kennt, hat dies vorhergewusst.

Also müsste das Kriterium der Talenteverteilung im
persönlichen Mitwirken liegen, in der Bereitschaft
des guten Willens und somit in der Tauglichkeit. Es
liegt also eine persönliche Komponente vor, wobei
damit nicht gesagt sein soll, dass das Geheimnis
Gottes der Talentezuweisung nun ganz gelüftet wäre.
Mysterium bleibt Geheimnis. Der Allwissende Drei-
einige Gott allein kennt alle seine Beweggründe. Wir
dürfen uns aber an der Bibel orientieren.

Wenn die Talenteverteilung – 5, 2 oder eines – jedem
nach seiner Tugendkraft/Tauglichkeit
vorgenommen
wird, dann also nach dem guten Willen, der eine trei-
bende Kraft für die Tugend ist, mit den Talenten auf
gottgewollte Weise zu wirken. Dann verdoppeln sich
die Talente sogar noch. Das Verdoppeln kommt dann
von der Eigenleistung, vom Verdienst des Mitwirkens.
Taugen und Tugend dürfte wohl derselben Bedeutung
entstammen, denn ein Tugendkräftiger, ein Tugendhafter,
taugt zu etwas, auf einen solchen kann man sich verlassen.
Der wird mit den Talenten etwas anfangen und, soweit
möglich, maximal nutzen für das Gute.

Talente anwenden heißt also, Tauglichkeit in der Praxis
beweisen, indem man die Tugend unter bestimmten
von der Vorsehung bestimmten Bedingungen übt.

Es gibt viele Talente bzw. Gaben, die der gütige Herr
verleiht, um sie in der Praxis – im Gespräch, im Schrift-
verkehr, in der Öffentlichkeit, im Beruf, innerhalb der
Berufung – anzuwenden, z.B.: Einfühlsamkeit, Flexi-
bilität, Umsicht, kluges Abwägen, Vertrauen, Ratschläge
erteilen, Scharfblick, Weitherzigkeit, Entschlossenheit,
Geduld, Langmut, Liebenswürdigkeit, Demut, Frömmig-
keit, Gottesfurcht, Wissen, Hilfsbereitschaft, Fröhlichkeit,
etc.

Ite, missa est (= Geht, seid gesendet) heißt es am Ende
der Hl. Tridentinischen Opfermesse nach Pius V..
Sendung ist eine Gnade, in die der Wille einstimmt.
Die Gnade Gottes kommt dem guten Wollen schon
zuvor und der menschliche Wille stimmt darin ein.

Das ist die gelingende Mission: welche die von Gott
gegebenen Talente optimal für die Berufung nutzt.

O Herr, Geber aller guten Gaben, wir danken Dir
für alle Talente, die du uns in weiser Voraussicht
und Hoffnung auf unser Mitwirken verliehen hast,
schenke uns zum Talent die Tauglichkeit und zur
Gnade den guten Willen ebenso wie das Gelingen
nach Deinem Willen, Amen.


Heilwasser
O Herr, Geber aller guten Gaben, wir danken Dir
für alle Talente, die du uns in weiser Voraussicht
und Hoffnung auf unser Mitwirken verliehen hast,
schenke uns zum Talent die Tauglichkeit und zur
Gnade den guten Willen ebenso wie das Gelingen
nach Deinem Willen, Amen.
Nicky41
Ein sehr schöner Text. Auch das Bild mit dem Spruch ist wunderbar.