Vered Lavan
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Wo ist Leonardos Salvator Mundi ?!

Wo ist Leonardos Salvator Mundi ?!
"Salvator Mundi": Der teuerste Flop der Welt?

450 Millionen Dollar wurden für dieses Gemälde von Leonardo gezahlt – doch hat er es überhaupt gemalt? Dafür spricht so gut wie nichts.
Von Frank Zöllner

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts traf Leonardo da Vinci die bis heute folgenreiche Entscheidung, seine Bildideen nicht immer selbst auszuführen. Viele seiner Werke malten Schüler und Gehilfen, das ist durch Schriftquellen und Gemälde der Leonardo-Werkstatt gut belegt, beispielsweise durch die Madonna mit der Spindel oder durch die Leda mit dem Schwan. Ebenfalls in die Reihe der Werkstattarbeiten gehört der Salvator Mundi, ein Bild, das Jesus den Erlöser zeigt. Leonardo hat das Werk nicht selbst gemalt, er lieferte lediglich den Gesamtentwurf und einige Detailstudien, seine Schüler verwendeten seine Ideen.

Das alles wäre kaum der Rede wert, wenn der 2011 erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentierte Salvator Mundi nicht innerhalb kürzester Zeit sehr hohe Preise erzielt hätte, ja sogar zum teuersten Kunstwerk aufstieg, das je bei einer Auktion verkauft wurde. Schon im Jahr 2012 wechselte das Gemälde für rund 82 Millionen Dollar den Besitzer, kurz darauf wurde es erneut verkauft, für etwa 127 Millionen, und schließlich am 15. November 2017 auf einer New Yorker Versteigerung des Auktionshauses Christie’s für die Rekordsumme von 450,3 Millionen Dollar erworben. Als Käufer gilt der saudische Prinz Badr bin Abdullah. Zunächst hieß es, der Prinz habe im Auftrag des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman gehandelt (der mit der Ermordung des Journalisten Jamal Kashoggi in Verbindung gebracht wird). Dann wurde gemeldet, dass Prinz Badr den Salvator im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Tourismus von Abu Dhabi ersteigert habe – quasi als ultimative Trophäe für die Kulturpolitik des benachbarten Emirats. Im Louvre Abu Dhabi sollte das Gemälde dann im September dieses Jahres feierlich präsentiert werden. Ohne Nennung von Gründen wurde der Termin jedoch abgesagt. Den Hintergrund der Absage kennen wir nicht. Wir wissen nicht einmal, wo sich das Gemälde derzeit befindet und ob die 450 Millionen je gezahlt wurden.

Eigentlich ist es selbstverständlich, dass für die endgültige Beurteilung eines Gemäldes dessen Geschichte restlos geklärt sein muss. Das sollte erst recht für teure Kunstmarkttrophäen wie den Salvator Mundi gelten. Die Provenienzlücken sind jedoch gewaltig. Bereits für das 16. Jahrhundert fehlt jede Nachricht über das Bild. Hinweise auf die Existenz eines Salvators von der Hand Leonardos gibt es erst seit dem 17. Jahrhundert. Doch ob sich diese Belege auf das in New York versteigerte Bild beziehen, ist mehr als ungewiss. Die frühesten zuverlässigen Nachweise für das Gemälde finden sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts! Um 1900 gelangte es in den Besitz des britischen Künstlers Sir Francis Cook. In dem 1913 publizierten Bestandskatalog seiner Sammlung heißt es, der Salvator als Werk stamme "aus dem Umkreis" Leonardos, also nicht vom Künstler selbst. Im Besitz der Familie Cook verbleibt das Gemälde bis zu seiner Versteigerung am 25. Juni 1958 durch das Londoner Auktionshaus Sotheby’s, wo es für 45 Pfund Sterling von einem gewissen "Kuntz" erworben wird. Jahrelang spekulierten die Experten darüber, ob es sich dabei um ein Pseudonym handle oder eine ironische Anspielung auf das deutsche Wort "Kunst". Im Frühjahr 2005 schließlich wechselt das Bild bei einer lokalen Auktion in New Orleans erneut seinen Besitzer, angeblich für 10.000 Dollar.

Erstaunlich ist nicht nur, dass der Salvator Mundi trotz seiner dürftigen Provenienz bei mehrfachen Besitzerwechseln in kürzester Zeit riesige Summen "erlösen" konnte (in keinem anderen legal betriebenen Geschäftsfeld dieser Welt würden solche Summen ohne genaue Herkunftsnachweise eines Objekts gezahlt!). Beinahe ebenso erstaunlich ist auch der fehlende Ehrgeiz maßgeblicher Akteure, die Provenienz des Gemäldes wenigstens für die Zeit zwischen 1958 und 2005 restlos zu klären. Von all jenen, die Leonardo für den alleinigen Urheber des Bildes halten, prüfte keiner, wer wohl jener ominöse "Kuntz" war, der den Salvator 1958 ersteigerte, und wie er in die Auktion von 2005 gelangte. Diese Fragen haben kürzlich drei Journalisten des Wall Street Journal beantwortet. Das Gemälde stammt demnach aus dem Besitz des 2004 verstorbenen Basil C. Hendry Sr. aus Baton Rouge in Louisiana, der es im Jahr 1987 von seiner Tante Minnie Stanfill Kuntz geerbt hatte. Minnie war die Gattin jenes ominösen "Kuntz" aus dem Jahr 1958. Wir kennen nun auch seinen vollen Namen, Warren E. Kuntz, und seinen Beruf, Möbelhändler. Er hatte den Salvator übrigens 1958 nicht als Trophäe erworben, sondern als religiöses Bild.

Das alles mag auf den ersten Blick trivial erscheinen. Aber es birgt eine Menge Zündstoff. Man muss sich fragen, warum erst drei Journalisten und nicht schon die Profis von Christie’s in New York den Käufer des Gemäldes von 1958 und dessen Verkäufer von 2005 ausfindig gemacht haben. Diese Frage ist umso berechtigter, als die Erben von Basil C. Hendry Sr. bereits im Jahr 2004 zwei Auktionshäuser kontaktiert hatten, Christie’s in New York (!) und die St. Charles Gallery in New Orleans, die den Nachlass schließlich am 9. und 10. April 2005 versteigerte. Christie’s in New York hatte den Salvator Mundi also zweimal vor der Nase, sowohl 2004 als auch 2017. Beim ersten Mal hielt man ihn dort offenbar für nicht so wertvoll, dass man ihn unbedingt hätte versteigern wollen. Beim zweiten Mal wurde daraus ein Riesengeschäft.
Man ahnt jetzt, warum das New Yorker Auktionshaus im Jahr 2017 keinen Ehrgeiz entwickelte, die Provenienz des Salvators genau zu prüfen: Die Experten wären dann nämlich auf die unangenehme Erkenntnis gestoßen, im Jahr 2005 einen Original-Leonardo verkannt zu haben. Umgekehrt hätte Christie’s sich dem Vorwurf aussetzen müssen, seinen Kunden im November 2017 ein Bild angeboten zu haben, dessen Urheberschaft keineswegs so eindeutig ist, wie manche nun behaupteten.

Textquelle: www.zeit.de/…/salvator-mundi-…

Bildquelle: upload.wikimedia.org/…/Leonardo_da_Vin… (Zum Vergrößern des Bildes den Link anklicken, dann nochmal drauf klicken!).

Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Salvator_mundi_…:
"Mehr als zwanzig Kopien und ein 1650 entstandener Stich des böhmischen Graphikers Wenzel Hollar legten den Schluss nahe, dass Leonardo da Vinci auch das Motiv eines Salvator mundi gemalt oder vorbereitet hatte. Auch zwei Skizzen zum Faltenwurf des Gewands, die sich in der Royal Library in Windsor befinden und Leonardo da Vinci zugeordnet werden können, belegten diese Annahme.de.wikipedia.org/wiki/Salvator_mundi_… Schon in den 1980er Jahren versuchte daher die Kunsthistorikerin Joanne Snow-Smith, die Authentizität eines angeblich von Leonardo stammenden Salvator mundi zu belegen, der sich damals im Besitz des Marquis de Ganay befand, konnte jedoch ihre Fachkollegen nicht überzeugen. Heute wird der Salvator mundi aus der Sammlung Ganay als Kopie angesehen.

Das Gemälde befand sich in einem sehr schlechten Zustand mit entstellenden Übermalungen aus früheren Restaurierungen, als es 2005 dem New Yorker Kunsthändler und Kunsthistoriker Robert Simon vorgelegt wurde. Simon, der damals zwar ein qualitativ hochwertiges Original, jedoch nicht ein Werk Leonardos vermutete, veranlasste eine sorgfältige Restaurierung. Erst nachdem 2007 die ursprüngliche Malerei freigelegt worden war, wurde das Gemälde mehreren Experten zur Begutachtung vorgelegt.de.wikipedia.org/wiki/Salvator_mundi_…
Mina Gregori (Universität Florenz) und Nicholas Penny (Direktor der de.wikipedia.org/wiki/National_Gallery_(London), damals noch Kurator der Skulpturen in der National Gallery of Art in Washington, D.C.) begutachteten die Tafel bereits 2007. Anschließend befassten sich die Kuratoren des Metropolitan Museum of Art, Carmen Bambach, Andrea Bayer, Keith Christiansen, Everett Fahy und Michael Gallagher mit dem Gemälde. Im Mai 2008 wurde das Gemälde in die National Gallery nach London gebracht, um es unmittelbar mit Leonardos Felsgrottenmadonna vergleichen zu können, die etwa zeitgleich entstanden sein muss. Mehrere Leonardo-Experten wurden eingeladen, um das Gemälde dort zu untersuchen, darunter Carmen Bambach, David Alan Brown, Maria Teresa Fiorio, de.wikipedia.org/wiki/Martin_Kemp_(Ku…, Pietro C. Marani und Luke Syson. Im Jahr 2010 konnten schließlich die Konservierungsarbeiten an der Tafel abgeschlossen werden. Anschließend wurde das Bild erneut begutachtet. Die Experten kamen jeweils gemeinsam zu dem Schluss, dass es sich hierbei um das authentische Original Leonardo da Vincis handele, von dem sich sämtliche bekannten Kopien ableiten lassen.de.wikipedia.org/wiki/Salvator_mundi_…

Die Expertisen zur Zuschreibung an Leonardo da Vinci stützen sich auf stilkritische Argumente, die materialtechnischen Untersuchungen und insbesondere auf die Analyse zahlreicher Pentimenti, das heißt jener Änderungen, die der Künstler selbst an seinem Werk vorgenommen hat. Auch der Vergleich mit den beiden Gewandstudien, die Leonardo offenbar zur Vorbereitung des Gemäldes schuf, hat zur Sicherung der Zuschreibung beigetragen. Ferner zeigt sich die Überlegenheit des Originals beim Vergleich mit den mehr als zwanzig bekannten Kopien des Gemäldes.de.wikipedia.org/wiki/Salvator_mundi_…
Laut dem Kunsthistoriker Frank Zöllner wurde das für Leonardo typische Sfumato erst bei den Restaurierungen der Jahre 2005 bis 2017 hinzugefügt. Auch die Darstellung der Kristallkugel spreche gegen Leonardo als Urheber, denn dieser habe sich zur Entstehungszeit des Salvators intensiv mit Optik befasst. Daher hätte er wissen müssen, dass so eine Kugel wie eine de.wikipedia.org/wiki/Linse_(Optik) wirke und die hinter ihr befindlichen Gegenstände auf dem Kopf stehend erschienen. Auf dem Gemälde wirke die Kugel dagegen wie eine Glasscheibe, der Faltenwurf dahinter wird ohne Umkehrung dargestellt.de.wikipedia.org/wiki/Salvator_mundi_…
Vered Lavan
Sehr interessant ist auch die Restaurierungsgeschichte, die ich deshalb aus Wikipedia rauskopiert habe! Vom Stil her dürfte es relativ sicher von Leonardo da Vinci stammen.
Theresia Katharina
Zumindest stammt es aus seiner Werkstatt!
Vered Lavan
Wenn der Salvator Mundi von Leonardo da Vinci wirklich in Saudi Arabien wäre, dann ist das schon bedeutsam, weil dort der HERR dann auch im Verborgenen da ist. Hoffen wir, dass sie ihn achten und in Ehren halten. Die Selige Anna Maria Taigi prophezeite ja, dass die Araber sich eines Tages zum wahren Glauben bekehren und wunderbare katholische Christen werden würden. 🙏