MOPOHUA; DIE BOTSCHAFT VON Guadalupe

DER NICAN MOPOHUA

DAS EVANGELIUM FÜR DIE NEUE WELT

Die fünf Erscheinungen

UNSERER LIEBEN FRAU VON GUADALUPE

IN DER DEUTUNG VON

BILD UND WORT

Miguel Guadalupe (H.A.Eder)

ÜBERSICHT

ÜBERSICHT 3

VORBEMERKUNG 3

Zur Biographie des Sehers 6

DIE ERSTE ERSCHEINUNG (Samstag, 9.Dezember 1531, bei der Dämmerung) 7

VORGESCHICHTE 7

DIE BEGEGNUNG MIT DER MUTTERGOTTES 8

DER ANRUF DURCH DIE MUTTERGOTTES 9

ANREDE DER MUTTERGOTTES; der Beginn des Dialoges mit J.D. 11

SENDUNG JUAN DIEGOS ZUM BISCHOF VON MEXICO 13

Das Wunder seiner Berufung 14

VERMITTLUNG: DAS ALLGEMEINE PRIESTERTUM 15

Zusammenfassung zur ersten Erscheinung: BERUFUNG IM LICHT 16

DIE ZWEITE ERSCHEINUNG (am gleichen Tag!) 16

BEGEGNUNG UND BERICHT 16

Zusammenfassung: MIT DER MUTTERGOTTES IN DER WOLKE DES GEHEIMNISSES GOTTES 19

DRITTE ERSCHEINUNG (Sonntag, 10.12.) 19

DIE ZWEITE VORSPRACHE BEIM BISCHOF 19

ZEICHENFORDERUNG des Bischofs 19

ABLEHNUNG UND MISSTRAUEN 20

Zusammenfassung: DIE FRONTEN BEGINNEN SICH ZU KLÄREN 20

DIE VIERTE ERSCHEINUNG (Dienstag 12.12.) 21

DIE TODESKRANKHEIT SEINES ONKELS BERNARDINO; 21

DIE UNVERMEIDLICHE BEGEGNUNG 22

PRÜFUNG AUF DIE GOTTESLIEBE 23
DIE MITTE IHRER BOTSCHAFT: SIE IST UNSERE MUTTER ! 23

127) Und Juan Diego stieg sogleich auf den kleinen Hügel hinauf 25

DER AUFTRAG DES LASTTRÄGERS 26

ZEICHEN UND WEISUNG, ÜBERGABE DER BLUMEN 27

MARIA „BLÜHENDER ROSENSTRAUSS“, Bild für die Einheit der Kirche 28

AUSGESPANNT AM KREUZ 29

MELDUNG BEIM BISCHOF, DIE ÜBERGABE DER BLUMEN: 29

DAS BILD AUF DER TILMA 31

BISCHOF UND PIETA 31

Zusammenfassung: EINHEIT IN DER ANBETUNG DES WUNDERS GOTTES 32

DAS WUNDER DER HEILUNG BERNARDINOS 32

Zusammenfassung "WENN DAS WEIZENKORN NICHT IN DIE ERDE FÄLLT...!(Jo 12,24) 33

VORBEMERKUNG

Die Bedeutung der Erscheinung Unsrer Lieben Frau von Guadalupe dringt langsam auch in Europa durch; Sie leitet vom Himmel her nicht nur die Evangelisation der Neuen Welt ein, sie eröffnet in der Geschichte der Menschheit auch die „Neuzeit“, die wir nach Meinung Romano Guardinis inzwischen überschritten haben. Selbst in Mexiko wird man erst langsam auf die über die Grenzen des Landes und Amerikas hinausgehende Bedeutung dieser ersten großen Marienerscheinung aufmerksam. Nicht wenig trägt dazu bei, dass auch die „andere Seite“ ihr höchstes Interesse bekundet, sie will sie entsprechend dem „Stand der Wissenschaft“ entmystifizieren, wie man es auch mit der Bibel versucht.

Doch ohne „Myth

os“ geht es selbst in der Wissenschaft nicht. Die Neue Basilika ULF wird in einer Schrift der „Methaphysischen Werkstätten“ von Guadalajara als Tempel des „Neuen Zeitalters = New Age“ gerühmt. Selbst kirchliche Kreise haben hier mitgearbeitet; das „Bekenntnis“ des langjährigen Abtes von Guadalupe hat ihnen unlängst die Krone aufgesetzt. Der jetzige Kardinal Guerrero hat mit seinem klaren Bekenntnis eingegriffen.

Auf Grund einer charismatischen Durchgabe wurden vor bald 20 Jahren in Anliegen Abtreibung Kopien des Bildes von Guadalupe schon vor einigen Jahren nach USA gesendet, die weiterhin das Land durchpilgern. Eine von argentinischen Priestern geleitete Gruppe hat nach vier Jahren Pilgerweg zu Fuß durch ganz Zentral- und Lateinamerika mit dem Bild der MUTTER GOTTES Argentinien erreicht. Da sie in JESUS CHRISTUS der Welt Neues Leben schenkt, ist sie wahrhaft die „MUTTER DES LEBENS“. Sie wird endlich der Schlange, dem „Menschenmörder von Anfang an“, den Kopf zertreten und die Menschheit befreien aus der Knechtschaft der Sünde. Beim internationalen Jugendtreffen mit dem hl. Vater in Denver wurde sie zur Patronin der „Jugend 2000“ erklärt. Auch in deutscher Sprache finden wir jetzt mehrere Bücher zum Thema „Guadalupe“.[1]

Die Erscheinung ULF in Mexiko, 1531, eröffnet die Vielzahl von Erscheinungen Unserer Lieben Frau seit Beginn der Neuzeit bis hinein in unsere Tage. Als die „Sonnenumkleidete Frau“ der Geheimen Offenbarung, Kap.12, eröffnet sie den geistigen Kampf unserer Tage. Sie ist nicht nur durch das wunderbare Bild, das bei ihrer Erscheinung entstand, bis auf den heutigen Tag unter uns gegenwärtig. Die Erscheinung ist auch im Text des „Nican Mopohua“ von einem Zeitgenossen festgehalten. Dieser Bericht war bis auf unsere Tage fast vergessen; selbst in Mexiko wird er erst langsam bekannt.

Die vorliegende Betrachtung zum Mopohua setzt die Kenntnis der Tatsachen um die Erscheinung der Mutter GOTTES in Mexiko, 1531, voraus, wie sie in einfacher Weise im Buch Johnstons „So hat er keiner anderen Nation getan“, dargelegt werden. Neu ist die Blickrichtung dieser Betrachtung. Sie läßt uns die Bezogenheit von Wort und Bild besser erkennen und will uns dazu helfen, die Gegenwart MARIENS in unserem eigenen Leben betrachtend tiefer zu erkennen.
Zur neuen Vorlage des Manuskriptes

Das vorliegende Manusskript sollte längst einmal in den Druck geschickt werden. Es war in der vorliegenden Form schon in Mexico bereit. Doch wer wollte sich vor 2000 mit Mexiko beschäftigen? So blieb es liegen in einem privaten Druck wurde nach 2000, bauend auf den Besuch des sel. Papstes Johannes Paul II, das Manuskript des Mopohua übersetzt, um bei Vorträgen vorzuliegen. Ein erster Vorstoß war im Weltkongress „Abtreibung“ in Wien. Dort durfte der Schreiber zum ersten Male eine Kopie des Orginalbildes vorlegen, doch selbst da hat man kaum nach „Hintergründen“ gefragt, ein privater Druck war bald erschöpft. Inzwischen hat sich doch ein Helfer, Aldo Secchi gefunden, der im Assisi Verlag das Buch, bearbeitet und bebildert vorlegte. Doch auch hier ging es noch langsam.

Wie sehr der „Glaube“ bei uns noch eine Sache der Tradition ist, wird nicht nur in den strengen Traditionalisten offenbar, sondern ist letztlich ein Zeichen, dass das „Volk“ nach all den Neuerungen des Vaticanum II genug mit Neuerungen belastet war. Dass gerade im Mopohua der Himmel selbst d i e Antwort auf die Verwirrung und Streitigkeiten um den rechten Glauben sein könnte, wer wollte da „von außen“ sich des Besseren belehren lassen?

Am meisten noch hat der sel. Papst Johannes Paul II den Weg eröffnet, trotz aller Verunglimpfung, dass er sich zu sehr an das Focloristige anpasse. Darum ist noch einmal für 10 Jahre eine Verschnaufpause notwendig gewesen. Dass es hier für das einfache mexikanische Volk um 1531 um einen vom Himmel gesandten Katechismus ging, mag dem offenen Leser nach ernster Betrachtung wie von selbst auffallen. Doch inzwischen sind zugleich nicht wenige Einwände von klerikaler Seite her laut geworden, die warnen, die Bedeutung der Mutter GOTTES zu überziehen. So wie die MUTTER solcher Kratzer an ihrem Bild übersieht, so sollten auch wir es tun. Hat sie nicht den HEILIGEN GEIST im Herzen und die hl. Engel in Scharen mit sich? Was braucht sie mehr?
Einige praktische Hinweise:

Der Kommentar und die Fußnoten sollen uns helfen, tiefer in diese bedeutendste Marienerscheinung einzudringen, darum sind die sonst lästigen Verszahlen im Text verblieben. Wie in Mosaiksteinen soll sich uns das Bild der MUTTER einprägen, dass wir es endlich im Herzen tragen. Mit Juan Diego sind auch wir gerufen unter ihrem „Siegesbanner“ zu dienen, als treue Soldaten CHRISTI. Das Reich MARIENS soll das Reich CHRISTI DES KÖNIGS vorbereiten.

Als erstes empfiehlt es sich, den Text ohne Kommentar zu lesen, damit er unmittelbar, wie aus dem Herzen MARIENS auf uns wirken kann. Zu einer ersten Vertiefung helfen die kurzen Überschriften und der dem Text direkt anschließende Kommentar, er lässt durchschauen auf den „Kreuzweg“ Juan Diegos, bevor die Botschaft der MUTTER Gehör findet.

Über den Bezug der vier Erscheinungen zu dem „Vier klassischen Elemente“[2] n kann uns etwas von der heiligen Ordnung des Textes aufgehen: er ist nicht weniger „Evangelium“ als das Bild.

Zum Verständnis des aztekischen Hintergrundes können uns die Fußnoten verhelfen. In mütterlichem Zartgefühl nimmt ULF alle Lichtelemente der Religion und Kultur dieses Volkes auf. Der HEILIGE GEIST bedient sich des Kleinen und Einfachen, um uns „Großes“ zu sagen.

Einleitung

Bild und Text zusammen helfen die Aussage dieser Erscheinung über ihren historischen Zeitpunkt hinaus zu erschließen. Wir betrachten nicht nur Bild und Gleichnis

- in ihrer Aussagekraft in Wort und Bild,

- ihren Bezug zu den Personen: Mutter GOTTES, Juan Diego, Bischof…, sondern auch

- im Blick auf den Anruf GOTTES des Lebendigen GOTTES für mich, hier und jetzt.

Schon durch die Fünfzahl der Erscheinungen sind wir auf das Kreuz verwiesen! Im Bild ist es in dem kleinen Kreuz unter dem Hals ULF zu erkennen, doch ist nicht ihre ganze Gestalt kreuzförmig? Sie hat wahrhaft das Kreuz ihres SOHNES aufgenommen wie kein anderer Mensch. Nicht durch Worte oder äußere Zeichen braucht sie darauf hinweisen, sie ist eins mit ihm, wie es uns allen einmal geschenkt wird, wenn wir durch die „enge Pforte“ gegangen sind!

Es sind vier Erscheinungen der Mutter GOTTES vor Juan Diego, jeweils auf dem Weg nach Mexiko, auf dem Weg zur hl. Messe, zum Katechismusunterricht, bei seiner Sendung zum Bischof. Hier wird Juan Diegos Sendung zum „Kreuzweg“[3].

Dass das Kreuz immer über den Einen SOHN auf den Einen GOTT hinweist, wird in der Erscheinung von Guadalupe durch die fünfte, wie verhüllte Erscheinung der Mutter GOTTES vor dem Onkel Juan Diegos, Juan Bernardino, angezeigt. Das Kreuz als „Vier“ ist seit den Persern ein vom Bösen inspiriertes Marterwerkzeug; in JESUS CHRISTUS und Seinem Sterben auf Golgotha wird es nicht nur geheiligt, es erhält durch die Durchbohrung des HERRN in der Herzwunde seine Mitte. So wird es dem Mensch in seiner „Viergestalt“[4], aus den vier Himmelsrichtungen der Welt, aus den vier Elementen[5] dieser Schöpfung heraus Weg zurück ins VATERhaus.

Nur im Licht des HEILIGEN GEISTES, im Blick auf die Sieben Gaben des Hl. GEISTES, kann sich der Reichtum des Kreuzes erschließen. Der Mensch soll aus der Zerstreuung in die vielen Dinge (=„Götter“) dieser Welt zurückfinden in die Mitte des Herzens GOTTES. Der uns anzieht im SOHN ist der HEILIGE GEIST, nur in IHM kann der Mensch seine Endgestalt vor GOTT finden.

Die Botschaft von Guadalupe ist zuerst ein BILDBUCH, das uns nicht nur helfen soll, unser Auge für die großen und kleinen Bilder der Schöpfung wieder zu öffnen, sondern in ihnen immer mehr das Bild der Schönheit MARIENS zu erkennen, in dem der VATER vom Himmel her am meisten Seinen SOHN erkennt. Alle Offenbarung muss sich endlich in der Erkenntnis der Schönheit GOTTES vollenden, die wir einmal in Einheit mit den hl. Engeln bewundern und anbeten werden.

In dieser Sicht liegt es nahe, den vier Erscheinungen der Mutter GOTTES auch die vier großen Elemente der Schöpfung zuzuordnen, wie sie schon die Heiden erkannt haben:

- In der ersten Erscheinung ist es das LICHT - FEUER; in ihr offenbart sich zuerst die Heiligkeit GOTTES, die selbst der reine Mensch wie Juan Diego nur in der Vermittlung durch die MUTTER erträgt. In diesem Licht erstrahlt bei der ersten Erscheinung auf dem Hügel des Tepeyac die Schöpfung schon jetzt im Glanze ihrer himmlischen Herrlichkeit.

- In der zweiten Erscheinung ist es das WASSER der Weisheit, es lehrt Juan Diego, sich der Torheit des Kreuzes zu fügen.

- In der dritten Erscheinung ist es die LUFT, Bild für das Wirken des HEILIGEN GEISTES, der alles in der Gerechtigkeit GOTTES ordnet.

- In der vierten Erscheinung endlich hilft Juan Diego die ERDE: die Botschaft wird „fest“, der Bischof fällt nieder vor dem Bild, das sich wunderbar auf der Tilma hinter den Rosen enthüllt. In den vier Erscheinungen verbergen sich die Vier wesentlichen Eigenschaften GOTTES!

GOTT will das Bild der Mutter Seines SOHNES nicht nur dem armen Stoff der Tilma Juan Diegos aufprägen, nicht nur Juan Diego soll die MUTTER in seinem Herzen tragen, nur in ihr kann er seine Sendung erfüllen. Soll nicht endlich die ganze Schöpfung in MARIA der Liebe GOTTES antworten? Darauf weist besonders die fünfte Erscheinung, in der die Mutter GOTTES ihren Namen offenbart. Hier liegt die verborgene Mitte der Erscheinung ULF in Mexiko, die nur im HEILIGEN GEIST offenbar werden kann.

Auch wenn in den einzelnen Erscheinung jeweils ein Element hervortritt, so schließt es in Bild und Wort der Botschaft die übrigen drei mit ein. Das dürfen wir ja auch bei den Evangelien erkennen!

- In der ersten Erscheinung wird besonders hingewiesen auf das Geheimnis: GOTT ist LICHT, GOTT ist HEILIG! Im Bild ist diese Wirklichkeit angedeutet durch den Strahlenkranz um die Gestalt der Mutter GOTTES. Sie tritt aus dem Licht GOTTES heraus und wird so notwendig Botin des Lichtes.

- In der zweiten Erscheinung wird vor allem die WEISHEIT des Ratschlusses GOTTES über diese Erscheinung der Mutter GOTTES und der Sendung Juan Diegos offenbar; im Bild steht dafür die Wolke, in der die Mutter GOTTES erscheint, die sie ganz umhüllt. Nur wenn wir GOTT als Geheimnis erkennen und anerkennen, können wir sein Wort empfangen. Dieses Geheimnis zwingt auch den Seher, der in seiner ersten Begegnung mit dem Bischof eine tiefe Enttäuschung erfährt, auf die Knie in der „Torheit des Kreuzes“. Er muss gegen sein „besseres Wissen“ „ja“ sagen zum unbegreiflichen Ratschluss GOTTES, wenn er die Sendung nicht verlieren will.

- In der dritten Erscheinung, da er sich mit neuer Kraft dem Bischof stellt, wird zum ersten Mal an ihm und dem Bischof das Wirken des Hl.GEISTES offenbar: beide sind sie hineingestellt in den Heilsraum JESU CHRISTI, der für uns Gerechtigkeit geworden ist vor GOTT! Im Bild steht dafür der blaue Sternenmantel der MUTTER; Bild für die Heilige Ordnung des Reiches GOTTES, die vermittelt durch den SOHN in MARIA nun auch diesem heidnischen Land angeboten wird.

- In der vierten Erscheinung kristallisiert sich die Botschaft, die Juan Diego zu überbringen hat, im Bild der Mutter GOTTES, das sich auf der Tilma wunderbar abzeichnet. GOTTES ALLMACHT hat dieses Wunder gewirkt. Dafür steht zeichenhaft das erdfarbene Kleid ULF, über das die goldenen Blumen gelegt sind. Die Erde soll im Anruf der Liebe GOTTES ihre letzte Gestalt finden, sie soll endlich eingehen in die Ewigkeit (Gold!) GOTTES.

Der Weg dorthin ist das Kreuz, für die stumme Schöpfung, den Menschen, für den Engel, der hier zuerst geprüft wurde. Dies wird noch einmal im Zeichen der Nahui Ollin, der Vierblättrigen Blume, in der Mitte ihres Leibes, hervorgehoben: im Herzen der MUTTER hat das Kreuz seine Kanten verloren, es ist rund geworden.

Im Bild von Guadalupe liegen drei weitere Schleier um dieses Mittegeheimnis, das die Geburt ihres SOHNES ansagt:

- ihr weißes Unterkleid, Bild für ihre Engelreinheit, in der allein sie würdig ist, den SOHN zu tragen;

- ihr heiligster Leib, durch den sie dem WORT Leib gegeben hat;

- ihre Seele, als Brautgemach, in der der DREIFALTIGE GOTTES Wohnung genommen hat.

Diese drei Zeichen stehen in unserer Betrachtung für die jeweils drei Schritte, die wir in der Betrachtung von Bild und Wort der Botschaft von Guadalupe zurücklegen müssen:

- nur im Licht des Engels können wir die tiefere Bedeutung der Zeichen aufschließen;

- sie sind nicht gegeben, um unsere Neugier zu befriedigen, sondern sie wollen in uns „Fleisch“, Wirklichkeit werden;

- sie sollen uns helfen, dass auch unsere Seele Brautgemach des DREIFALTIGEN GOTTES werde!

Die Schönheit GOTTES, allen offenbar in der Schönheit der Natur, weist in der Schönheit des Wortes GOTTES hinüber auf die unsichtbare Schönheit GOTTES im HEILIGEN GEISTE.

Zur Biographie des Sehers

Juan Diego wurde 1474 in Cuahtitlan, unweit der Hauptstadt Mexico (wo heute das Heiligtum der Fünften Erscheinung in Tulpetlac steht!) geboren und 1524 getauft. Er musste die Zeit der Eroberung Mexicos durch die Spanier und den Niedergang der Herrschaft des letzten großen Aztekenherrschers Moctezumas mit erleben. Er gehörte nicht zu den Einfachsten seines Volkes, sondern zur Mittelklasse. Der Name seines Heimatdorfes Cuatitlan (Adlerdorf) weist auf die berüchtigten "Adlerkämpfer", die die "geblumten Kriege" führten, um Menschenopfer für den Kult des Kriegsgottes zu erobern. Er durfte als erster erfahren, dass nur das OPFER CHRISTI dem VATER wohl gefällt und den Menschen zu retten vermag.

Er lebte in Josephsehe mit seiner Frau bis zu ihrem frühen Tod. Reinheit des Herzens und Demut sind seine hervorstechenden Eigenschaften. Nach der Erscheinung diente er, unermüdlich in Gebet, Opfer und Unterweisung der Indios als demütiger Sakristan in der armseligen Kapelle U.L.F.von Guadalupe. Er ist der erste von GOTT bestimmte Herold der Großtaten GOTTES durch U.L.F. von Guadalupe. Um die Botschaft der MUTTER zu verkünden, musste er als „Adler anstimmen ein Neues Lied“, so lautet die Deutung des Namens „Guadalupe“ nach P. Mario Rojas. Sein Taufname reiht ihn ein in die vielen heiligen „Johannes“, beginnend mit dem hl. Johannes, dem Evangelisten. 199O hat ihn der Hl.Vater, Johannes Paulus II. zusammen mit den drei Martyrerkindern von Tlaxcala[6] zur Ehre der Altäre erhoben. Damit ist die Bedeutsamkeit der Erscheinung von Guadalupe auch in der Person des Sehers von der Kirche offiziell anerkannt.

Kurz vor oder nach dem Tod von Juan Diego im Jahre 1546, zwischen 1545 und l550 wurde die Erzählung der Erscheinung der MUTTER GOTTES von Don Valeriano, einem Adligen und Weisen unter den Azteken in klassischem Nahuatl verfasst. Die klare, nüchterne Sprache erinnert an die Sprache des Evangeliums, durchglüht von einer kindlichen Liebe zur Seligsten Jungfrau MARIA. Die Erzählung wird in Einheit mit dem Bild ULF zur Frohbotschaft, zum EVANGELIUM MARIENS FÜR DIE NEUE WELT[7]. Sie gehört zum Schönsten der Weltliteratur.

Sie ist wie die Geheime Offenbarung ein "Trostbuch"; im Dunkel dieser Zeit braucht es ein starkes Licht! Hat GOTTES Liebe nicht verheißen: „Siehe ICH schaffe alles neu“? Im Licht der MUTTER bricht es herein in unsere Welt. Mit Juan Diego ruft uns die MUTTER in ihre Nachfolge. Sie ist anders als die Nachfolge des HERRN, die all unsere aktiven Kräfte aufruft. Sie führt uns zuerst nach innen: Sein Wort zu betrachten, es aufzunehmen im Herzen, durchbohrt zu werden – denn nur ein geöffnetes Herz wird Seinem und ihrem Herzen gleich gestaltet, fähig, Seine Botschaft weiterzugeben.

Im Bild ist dies zeichenhaft angedeutet durch die große Falte unter ihrem rechten Arm. Sie gleicht einem Posaunenmund und erinnert an die Sieben Posaunen der Geheimen Offenbarung. Die Botschaft der MUTTER soll eine der Welt verfallene Menschheit zu GOTT zurück führen. Den Verlorenen SOHN unserer Zeit kann nur noch die größeren Liebe GOTTES bewegen, aus seinem Elend aufzustehen und aufzubrechen: heim zum VATER.

Der Bericht des Nican Mopohua

zur Erscheinung der MUTTERGOTTES am Tepeyac

eingeteilt nach den fünf Erscheinungen

DIE ERSTE ERSCHEINUNG (Samstag, 9.Dezember 1531, bei der Dämmerung)
VORGESCHICHTE

1) Zehn Jahre nach der Eroberung der Stadt Mexiko waren die Pfeile und Schilde abgelegt und überall in den Dörfern herrschte FRIEDE..[8]2) So wuchs, gedieh und blühte die ERKENNTNIS Dessen, durch Den wir leben, Des WAHREN GOTTES [9]3) In jener Zeit, im Jahre 1531, war da ein echter Indio, ein Armer aus dem Volke. 4) Sein Name war Juan Diego, wie es heißt, Bürger von Cuahtitlán.[10]5) In religiösen Dingen gehörte er zu Tlatilolco.[11]
DIE BEGEGNUNG MIT DER MUTTERGOTTES

6) Es war Samstag, früh am Morgen, da war er schon auf dem Weg, seine religiöse Pflicht zu erfüllen.[12]7) Als er auf den Hügel von Tepeyac kam, begann es schon zu dämmern.[13]8) Da hörte er auf dem Hügel singen; es war wie der Gesang von vielen edlen Vögeln. Als er aufhörte, warfen die Berge das Echo zurück; dabei hörte man besonders heraus die Stimme des Coyoltototl und des Tzinitzcan und den von anderen edlen Vögeln. [14]9) Juan Diego hielt inne und sagte sich: "Bin ich vielleicht würdig, darf ich solches hören? Vielleicht ist all das nur Traum und ich bilde es mir nur ein![15]1O) Wo befinde ich mich? Wo sehe ich mich? - Vielleicht an dem Ort, von dem unsere Vorfahren sprachen, unsere Ahnen: im Land der Blumen, des Mais', unseres Fleisches, unserer Bestimmung ? Vielleicht sogar in Himmlischen Landen?[16]11) Sein Blick ging den Berg hinauf, von woher die Sonne heruntersteigt, von wo ihm auch der wunderbare Gesang entgegenkam.[17]
DER ANRUF DURCH DIE MUTTERGOTTES

12) Als plötzlich der Gesang aufhörte, als er ihn nicht mehr wahrnahm, hörte er eine Stimme, die ihn rief, von oben den Berg herunter: "Mein lieber Juan, mein liebster Juan Diego!"[18]

13) Nach einem Augenblick (des Zögerns) wagte er dorthin zu gehen, wo man ihn rief. Nichts war von Aufregung in seinem Herz, nichts bewegte ihn; im Gegenteil, er war über alle Massen froh und zufrieden. So ging er den Berg hinauf, um zu sehen, von wo man ihn rufe.[19]14) Da er auf die Anhöhe kam, als ihn die Dame sah, die dort stand,..[20]15) rief sie ihn an, dass er sich ihr nähere.[21]16) Da er ihr näher kam, ward er über alle Maßen ergriffen über ihre Würde.[22]

IHR AUSSEHEN, die verklärte Natur.

17) Ihr Gewand strahlte wie die Sonne, löste sich wie in Strahlen auf.[23]18) Der Stein, der Vorsprung, auf dem sie stand, strahlte nur so.19) Ihr Glanz war wie Edelsteine, wie der schönste Smaragd.2O) Die Erde funkelte aus dem Nebel in allen Farben des Regenbogens.21) Die Disteln und Nopalkakteen und das andere Gewächs, das dort vorkommt, schienen von Smaragd und ihre Blätter von Türkis zu sein. Ihr Stamm aber und ihre Stacheln leuchteten wie Gold.[24]
ANREDE DER MUTTERGOTTES; der Beginn des Dialoges mit J.D.

22) Er neigte sich zu Boden vor ihrer Gegenwart, horchte auf ihren Hauch, ihr Wort,[25] das strahlte vor Herrlichkeit und doch zugleich liebenswürdig war, ihn anzog und erhob.23) Und sie sagte:" Höre, kleinster meiner Söhne, lieber Juan, wo gehst du denn hin?" - 24) Und er antwortete: "Meine Herrin, Königin, meine Schönste, ich gehe hin in dein Haus nach Tlatilolco, um den Unterricht zu empfangen von denen, die das Bild unseres HERRN JESUS CHRISTUS sind, den Priestern."[26]

IHRE VORSTELLUNG UND BITTE

25) Dann spricht sie mit ihm und eröffnet ihm ihren ehrenwerten Wunsch.26) Sie sagt ihm:" Wisse und sei dessen ganz sicher, du kleinster meiner Söhne, dass ich die heilige Jungfrau MARIA bin, die Mutter des Einen Wahren GOTTES, durch den wir das Leben empfangen, den Schöpfer der Personen, der das Nahe und Nächste beherrscht, den Himmel und die Erde. Mein ganz besonderer Wunsch ist, dass man IHM hier ein Heiliges Haus errichtet.[27]

IHRE VERHEIßUNG UND VERSPRECHEN

27) Hier werde ich IHN zeigen, erhöhen und offenbaren.[28]28) Ich werde IHN verschenken an die Menschen mit meiner ganz persönlichen Liebe, in meinem erbarmenden Blick, durch meine Hilfe, in der Kraft der Erlösung, die mir zuteil geworden ist.[29]29) Denn ich bin in Wahrheit eure ERBARMENDE MUTTER;3O) Deiner und aller Menschen, die ihr auf dieser Erde eins seid[30];31) ja der verschiedensten Arten von Menschen, die mich lieben, die mich anrufen, die mich suchen und mir vertrauen.[31]32) Denn hier werde ich hören auf ihre Klage, ihre Traurigkeit, um ihr abzuhelfen, um alle ihre Not, Bedrängnis und ihren Schmerz zu heilen.[32]
SENDUNG JUAN DIEGOS ZUM BISCHOF VON MEXICO

33) Um ins Werk zu setzen, was dieser mein erbarmungsvoller Blick verspricht, mache dich auf zum Palast des Bischofs von Mexico und sage ihm, dass ich dich sende. Eröffne ihm meinen Wunsch, dass er für ein Haus für mich Sorge trage, mir ein GOTTEShaus unten in der Ebene errichte. Erzähle ihm alles, was du gesehen, bewundert und von mir gehört hast.[33]

34) Sei sicher, dass ich es dir sehr danken und lohnen werde!35) Ich werde dich reich machen und dich verherrlichen

36) denn viel Verdienst liegt in all der Mühe, die es dir kosten wird, um meinen Auftrag zu erfüllen.[34]

AUGENBLICKLICHER GEHORSAM

37) Nun hast du meinen Hauch, mein Wort gehört, kleinster meiner Söhne, geh' und tue das Deine, um ihn zu erfüllen.38) Und augenblicklich warf er sich nieder in ihrer Gegenwart und sprach: "Meine Herrin und mein Kind, ich werde deinen Herzenswunsch erfüllen, dein ehrwürdiges Wort. So lass mich nun scheiden von dir, dein armer Indio."[35]
Das Wunder seiner Berufung

Juan Diego, wie in wunderbarer Weise in das Paradies entrückt (v10), übernimmt am Morgen (v7) des 9. Dezembers l53l seine Sendung aus der Hand der MUTTERGOTTES (vgl.26ff). Der Überschritt aus der Natur in die Übernatur ist mit so feinen Strichen gezeichnet, dass wir ihn kaum erkennen. In das Dunkel diese Erde bricht dämmernd das größere Licht GOTTES. Es erinnert an den ersten Schöpfungstag in der Genesis. Sie ist gekommen im Auftrag des ALLERHÖCHSTEN GOTTES, „Omeotl“ den die „Weisen = „tlamantini“ erahnten. Darum versucht sie ihn auch mit den ihm gegebenen Eigenschaften zu kennzeichnen. Sie erbittet von ihm ein Haus, das zugleich ihr Haus sein wird (vgl.33)[36]. Sie ist ja nur Hülle, nur Schleier um das GEHEIMNIS DES DREIEINIGEN GOTTES, wie es ja auch in ihrem Bilde offenbar wird.

Diese Botschaft vom EINEN WAHREN GOTT, vermittelt in mütterlicher Liebe, ist das ganz NEUE dieser VERKÜNDIGUNG. Es ist die besondere Note dieser Erscheinung, die gerade in dieser "VERMITTLUNG DURCH DIE BLUME" - sie ist ja die MYSTISCHE ROSE! - von uns noch so wenig verstanden wird, weil der moderne Mensch auch auf GOTT direkt zugreift. Gerade dadurch aber geht das Geheimnis: „GOTT“ verloren. Es versteht sich von selbst, dass auch die hl. Engel als die Vermittler GOTTES keinen Platz mehr in unserem Weltbild haben.

Im Kampf um die Rückeroberung der iberischen Halbinsel haben die Spanier unmerklich das harte Wort des Islams: den Glauben in Feuer und Schwert durchzusetzen, übernommen. Da ist kein Platz mehr für das "Geheimnis GOTT". In der Mystik eines Johannes vom Kreuz und einer Großen Therese ist es um so stärker durchgebrochen. Darum ist der Auftrag für Juan Diego, wie es ihm auch die MUTTERGOTTES nüchtern vorhersagt, ein "mühseliger" (vgl.36), ein KREUZWEG, den er hier antritt. Doch so wie die MUTTER unsichtbar mit ihm geht, so in ihr auch der SOHN, so ist es letztlich nicht sein Kreuzweg, sondern der KREUZWEG DES HERRN SELBST, um diesem Volk die Gnade des Glaubens zu bringen - und wieder nicht nur "diesem Volk".

Weil es die Erscheinung der Sonnenumkleideten FRAU ist, tritt in den Worten der MUTTERGOTTES schon hier die Spannung zwischen einer Kirche "oben am Berg"[37], die ganz MARIENS ist, und einer Kirche "unten" nach vorne. In der Ebene, zu Füßen des Hügels Tepeyac soll das GOTTEShaus, Bethaus des Bischofs, vermitteln. Das „heilige Haus“ das sie oben auf dem Hügel erbittet, erinnert an die "Sancti Spirituales" des hl. Augustinus. Es steht schon ganz im Licht GOTTES und Seiner Einfachen Wesenheit, seine Glieder sind die „Armen Israels = die anawim“, einfältigen Herzens und GOTT ergeben wie Juan Diego.

Die Kirche "unten" steht der Welt näher und ist oft in Gefahr, mit ihr verwechselt zu werden. Das Heiligtum, das sie sich von der Hierarchie erbittet, hier in der Person des Bischofs Zumarraga, hält eine Zwischenstellung. Ist es nicht eine Erfahrung der Kirchengeschichte, dass die Heiligtümer der MUTTER Zeiten des Verfalls am besten überstanden haben, weil das gläubige Volk dort die "Gegenwart der MUTTER" "greifbarer" erfährt? In Mexico steht dafür ihr Bild. Darum sind heute solche hl. Orte auch besonders angegriffen, haben aber auch die größte Verheißung in aller äußeren und inneren Verfolgung zu überleben!

Je mehr Juan Diego in seine Sendung hineinwächst, um so schmerzlicher wird er diesen Gegensatz zwischen "oben" und "unten" erfahren. Nur, weil die MUTTER hinter ihm steht gibt er nicht auf und so wird der Gegensatz endlich durch die größere Gnade GOTTES, das WUNDER DER ROSEN, im HEILIGEN GEISTE gelöst. Bekenner - und Martyrerseelen sind in dieser Zeit der (geistigen) Kälte in Mexico wunderbar herangewachsen wie die Rosen auf dem Tepeyac. Ihr weißes oder rotes Zeugnis wird die MUTTER des HERRN sammeln und so wird endlich auch die Kirche "unten" verstehen: nur in MARIA kann der Makel der Erbsünde, der uns allen anhaftet, überwunden werden. Dies ist auch die für unsere Zeit geltende VERHEIßUNG!

Für solche Vermittlung aber stehen in besonderer Weise die Priester, das weiß Juan Diego nicht nur durch den Katechismusunterricht, er weiß es in seinem Herzen, wie wir es beim einfachen Volk in seiner großen Ehrfurcht vor dem Priester erfahren. Noch heute küsst man in Mexiko dem Priester die (geweihte) Hand, bei uns ist er eine Art Beamter geworden. Wie fein und still werden wir hier auf unseren Protestantismus aufmerksam gemacht. Hat uns GOTTES Erbarmen nicht im hl. Pater Pio daran in anderer Weise erinnert, wie groß die Aufgabe des Priesters ist, wie groß seine Verantwortung und darum auch die Gnaden, die er nur dann recht vermitteln kann, wenn er im Herzen weiß, wie sehr er hier auf MARIA, die Mittlerin aller Gnaden verwiesen ist?
VERMITTLUNG: DAS ALLGEMEINE PRIESTERTUM

39) Und sogleich ging er hinunter, um seinen Auftrag zu erledigen. Bald fand er auch den Pfad, der direkt nach Mexiko führt.

40) In der Innenstadt angekommen, ging er gleich auf den Palast des Bischofs zu, der erst vor kurzem gekommen war: führender Priester, mit Namen D.Fray Juan de Zumarraga, Priester des hl. Franziskus.[38]41) Als er ankam, versuchte er gleich, ihn zu sehen und bat darum seine Bediensteten, seine Helfer, zu vermitteln. 42) Nach einer langen Weile endlich kam man, um ihn zu rufen und der Bischof bat ihn einzutreten.[39]

DER KONFLIKT ZWISCHEN CHARISMA UND HIERARCHIE

Hier wird zum ersten Male der SCHMERZLICHE KONFLIKT offenbar, der den ganzen "Kreuzweg" durchzieht: der Abstand zwischen der hierarchischen Kirche und MARIA, zwischen der MUTTERGOTTES oben in der reinen Luft der Berge und der Kirche unten auf der Ebene. Juan Diego ist in seinem Allgemeinen PRIESTERTUM angerufen, in, mit und durch MARIA sühnend zu vermitteln. Durch die Gnade MARIENS lernt er sich in demütigem Dienst, wie der HERR, in allem unter das Joch der Menschen beugen.

Priesterlich in diesem Sinn zu leben, verlangt die vom Vat. II geforderte "aktive Teilnahme" der Gläubigen am GOTTESdienst! Er darf, wie es der hl. Benedikt seinen Jüngern lehrte, nicht auf den liturgischen Raum beschränkt sein, er muss das ganze Leben des Menschen umfassen! Nur aus solchen Laien, die ihr allgemeines Priestertum in aller Lebendigkeit und Hingabe an den GEKREUZIGTEN HERRN leben, kann auch ein Priestertum erwachsen, das in der Sühne seine tiefste Erfüllung findet. Hier liegt die prophetische Bedeutung eines P. Pio von Pietrelcina: er ist der schweigende Anruf an uns Christen, in erster Linie an die Priester, dem gekreuzigten HERRN nachzufolgen. Nur als im SOHN Geopferte werden wir einmal in den Himmel eingehen dürfen.

Indirekt fällt diese Maß auch auf den Bischof Zumarraga, damals noch apostolischer Administrator. Dreifach ist das Amt dessen, der in offizieller Weise für den HERRN auf Erden stehen darf: das prophetische und das priesterliche Amt verlangen den "Guten Hirten", der sein Leben hingibt für seine Schafe.

ZURÜCKWEISUNG

43) Sofort beim Eintreten warf er sich nieder. Dann eröffnete und erzählte er ihm seinen Auftrag, das kostbare Anliegen und das kostbare Wort der Königin des Himmels, ihre Botschaft; kurz alles, was ihn mit Bewunderung erfüllte, was er gesehen und gehört hatte.44) Da er (der Bischof) seine Erzählung, seine Botschaft gehört hatte, schien ihm die Sache nicht recht glaubwürdig.[40]45) Und er gab ihm zur Antwort: "Mein Sohn, komme ein anderes Mal wieder; ich werde dich dann in Ruhe anhören und alles von Anfang bis Ende genau betrachten, auch den tieferen Grund, warum du gekommen bist, deinen Willen und deinen Wunsch.[41]46) Er ging hinaus und traurig ging er seines Weges, denn er hatte seinen Auftrag nicht gleich erfüllen können.[42]

Der Anruf der NACHFOLGE CHRISTI heißt: „Verleugne dich selbst, nimm dein Kreuz auf dich, und folge Mir nach!“ Von sich aus würde Juan Diego aufgeben - menschlich gesehen ist der Auftrag unmöglich. Die Mauer, die sich da vor ihm aufgebaut hast, scheint unübersteigbar. Doch Sendung bedeutet immer Schulung, und dies vor allem in Glaube, Hoffnung und Liebe. In solchen Prüfungen wird die Seele geläutert, dass sie ganz durchlässig werde für GOTT. Auch MARIA, die ALLERREINSTE musste in den vielen Prüfungen ihres Lebens hineinwachsen in ihr Mutteramt, das die ganze Menschheit umfasst. Hier sind in ihrer Nachfolge die Feuer - und Adlerseelen aufgerufen !
Zusammenfassung zur ersten Erscheinung: BERUFUNG IM LICHT

Es ist der HEILIGE GOTT, der durch die Mutter GOTTES Juan Diego in dieser ersten Erscheinung anruft. Das Licht das ihn zuerst in der verwandelten Natur, dann in der über alle Würde erhabenen Schönheit der Mutter des HERRN erreicht, verlangt auch von ihm, das er ganz und gar „Kind des Lichtes“ werde, und das ist nur möglich, wenn er sich selbst vergisst, das Kreuz dieser Sendung mutig auf sich nimmt und in der Führung des HEILIGEN GEISTES seinen Weg geht. Er soll nicht nur das heilige Licht der Botschaft GOTTES überbringen, er muss dieses Licht selber ausstrahlen, er muss wie die Mutter des HERRN ein „brennender Dornbusch“ werden, aus dem GOTT selbst sprechen kann.
DIE ZWEITE ERSCHEINUNG (am gleichen Tag!)
BEGEGNUNG UND BERICHT

47) Er kehrte gleich um; der Tag begann sich zu neigen. Sein Weg ging direkt hinauf auf die Spitze des Berges.

48) Und er hatte das Glück, der Königin des Himmels zu begegnen; sie erwartete ihn genau dort, wo sie ihm zum ersten Male erschienen war.49) Da er sie sah, warf er sich ihr zu Füßen und sagte ihr[43]5O) "Meisterin, Herrin, Königin, kleinste meiner Töchter, Schönste, ich habe erfüllt, was du mir aufgetragen: deinen liebenden Hauch, dein liebendes Wort. Ich bin kaum hineingekommen, wo der Führende Priester wohnte. Doch endlich habe ich ihn gesehen und ihm deinen Wunsch, dein Wort weitergegeben, wie du mir aufgetragen hast.[44]51) Er hat mich freundlich empfangen und genau gehört, was ich ihm sagte, doch, nach seiner Antwort zu schließen, hat er nicht verstanden und hält die Sache für fragwürdig.52) Er sagte mir: "ein andres Mal magst du kommen und ich werde dich in Ruhe anhören. Alles wie von Anfang an werde ich betrachten, den Grund warum du gekommen, deinen Wunsch, deinen Willen." 53) Ich habe ihn genau beobachtet. Nach seiner Antwort zu schließen, denkt er wohl, dass das Haus, das du wünscht nur eine Erfindung meinerseits sei oder nicht von deinen Lippen stamme.[45]

BITTE UM RÜCKNAHME DER SENDUNG

54) Ich bitte dich sehr, meine Herrin, meine Schöne, dass du deinen liebenden Hauch, dein liebendes Wort weitergibst an einen der Edlen, Geachteten, Anerkannten, Geehrten, damit man ihm auch glaube."[46]55) Denn ich bin ein Bauer, ein Schufter, nur Schwanz und Flügel und hätte es notwendig, dass man mich führte, ja mitschleppte auf dem Rücken. Auf dem Parkett, wohin du mich sendest, kann ich mich nicht bewegen, liebste Jungfrau, kleinste meiner Töchter, meine Herrin und mein Kind.[47]

56) Bitte löse mich von diesem Auftrag: ich werde nur dein Angesicht und dein Herz betrüben, dir Ärger verursachen, in Misskredit gerat, du meine Herrin und Gebieterin.[48]

ERMUTIGUNG UND NEUER AUFTRAG

57) Da antwortete ihm die Vollkommene Jungfrau, würdig aller Ehren und Verehrung.58) Höre, du der kleinste unter meinen Söhnen und wisse, der Diener und Bedienten habe ich in Überfülle, ebenso der Boten, denen ich meinen Hauch, mein Wort auftragen kann, dass sie nach meinem Willen erfüllt werden.59) Doch es ist nun einmal notwendig, dass du persönlich gehst, dass mein Wunsch und mein Wille durch dich erfüllt werde.6O) So bitte ich dich denn sehr, ja ich befehle es dir in Strenge, dass du morgen noch einmal gehst, den Bischof zu besuchen.[49]61) Lass ihm wissen und hören in meinem Auftrag, was mein Wille ist: der Bau einer Kirche.62) Und sage ihm von neuem, dass ich ganz persönlich, die allzeit reine und heilige Jungfrau MARIA, die MUTTERGOTTES, dich sende.[50]

FREUDIGE ANNAHME

63) Juan Diego seinerseits gab zur Antwort: "Meine Herrin und meine Gebieterin, du meine Schönste, mache dir keine Sorgen und betrübe dein Antlitz nicht, mit aller Freude werde ich deinen Auftrag, dein Wort ins Werk setzen; nichts soll mich davon abhalten, nichts mir zu viel sein."64) Ich werde deinen Willen ausführen; freilich, vielleicht werde ich nicht gehört, vielleicht glaubt man mir nicht.[51]65) Morgen nachmittags, bevor die Sonne untergeht, werde ich dir Rechenschaft geben für deinen Hauch, dein Wort und dir die Antwort des Führenden Priesters bringen.66) So verabschiede ich mich denn von dir in aller Ehrfurcht, kleinste meiner Töchter, meine Jüngste, meine Herrin, mein Kind. Ruhe dich ein wenig aus.67) Und sogleich ging auch er nach Hause um zu ruhen.[52]
Zusammenfassung: MIT DER MUTTERGOTTES IN DER WOLKE DES GEHEIMNISSES GOTTES

Es ist diese zweite Begegnung mit der Seligsten Jungfrau wirklich wie im historischen Kreuzweg des HERRN eine Begegnung mit der MUTTER, die ihren SOHN schon durch ihren schweigenden Blick stärkte. Sie macht die Vorsehung GOTTES über seine Sendung wie greifbar, sie bringt sie ihm nahe, wie es nur eine Mutter tun kann, sie legt sie ihm ins Herz, dass er nicht anders kann, als sein „Ja“ zu sprechen. Ihr liebendes Vertrauen in die Weisheit der Vorsehung GOTTES und aus ihr die Festigkeit, mit der sie die Erfüllung ihrer Bitte unterstreicht, geben dem Seher die Kraft, die Sendung IN DER TORHEIT DES KREUZES aufzunehmen. Sie führt notwendig ins Dunkel der Nacht, in der das Gespräch schließt. Hier ist etwas von der Wolke des Geheimnisses zu spüren, in das die Sendung in dieser zweiten Begegnung eintritt - nicht im Verstehen, sondern allein im dunklen Glauben, kann sie übernommen werden.
DRITTE ERSCHEINUNG (Sonntag, 10.12.)
DIE ZWEITE VORSPRACHE BEIM BISCHOF

LANGES WARTEN

68) Am folgenden Tag, Sonntag noch fast in der Nacht, es war noch dunkel, ging er von zu Hause fort und machte sich schnurstracks auf den Weg nach Tlatilolco, um den Katechismusunterricht zu empfangen und in der Liste aufgerufen zu werden; anschließend wollte er den Bischof aufsuchen.69) Gegen zehn Uhr war er bereit, hatte die Messe besucht und war in der Liste genannt worden; die Menge hatte sich bereits zerstreut,70) da ging Juan Diego zum Bischof.[53]71) Als er ankam, bemühte er sich, wie beim ersten Male, zum Bischof durchzukommen, was ihm dann auch nach vieler Mühe gelang.

DEMÜTIGE WIEDERHOLUNG DES AUFTRAGES

72) Er kniete sich nieder zu seinen Knien, Weinen und Bedrängnis war in ihm, als er ihm vom Hauch und Wort der Himmelskönigin erzählte;73) man möge doch seiner Sendung Glauben schenken, dem Willen der Reinsten Jungfrau entsprechen und ihr das heilige Haus errichten, dort wo sie es gesagt habe, dort, wo sie es wünschte.[54]74) Der regierende Bischof fragte ihn viele, viele Dinge, forschte nach, um sich zu vergewissern, wo er sie gesehen hatte, wie sie aussehe. Alles und alles erzählte er dem Herrn Bischof.
ZEICHENFORDERUNG des Bischofs

75) Obwohl er ihm doch alles erklärte und in allem offensichtlich zu sehen und zu bewundern war, dass sie wirklich die Vollkommene Jungfrau, die Liebende, Wunderbare Mutter unseres HERRN und ERLÖSERS JESUS CHRIST sei,76) kam der Bischof doch nicht dazu, die Wirklichkeit (der Erscheinung) anzuerkennen.

77) Er sagte, auf sein Wort allein hin könne er sein Ansinnen, das, was er wünschte, nicht erfüllen.78) Es sei unbedingt notwendig ein Zeichen zur Bestätigung, dass er wirklich von der Königin des Himmels in Person gesendet sei.[55]79) Sobald Juan Diego dies hörte,80) sagte er zum Bischof: "Herr Gouverneur, überlegen sie, welches Zeichen sie verlangen, ich werde es dann von der Königin des Himmels erbitten, die mich sendet.81) Da der Bischof sah, dass er einstimmte, ohne einen Augenblick zu zögern oder zu zweifeln, entließ er ihn. [56]

Zweifelnde NACHFORSCHUNG

82) Sobald er ging, sandte der Bischof einige aus seinem Hause, auf die er absolut vertraute. Sie sollten hinter ihm her gehen und ihn genau beobachten, wohin er ginge, wen er treffe, mit wem er spreche.83) Und sie taten es. Juan Diego ging gerade seinen Weg, den Pfad über den Damm. 84) Die Spitzel aber, die ihm folgten, verloren ihn dort, wo die Schlucht beginnt, die hin zum Tepeyac führt, nämlich an der Holzbrücke. Obwohl sie ihn überall suchten, konnten sie ihn nirgends finden.[57] 85) So waren sie endlich gezwungen umzukehren; freilich mit Ärger, nicht nur weil er sie aufgehalten hatte, sondern auch weil sie ihren Auftrag nicht erfüllen konnten. 86) Sie gingen hin, um dem Bischof Bericht zu erstatten und setzten ihm in den Kopf, dass er ihm kein Vertrauen schenke. Sie machten ihm weis, er erzähle ihm nur, was er erfunden habe oder träumte oder sonst sich vorstellte, und dies in allem, was er sagte und forderte.

87) Und man beschloss, wenn er wieder erscheine, werde man ihn packen und gehörig züchtigen, damit er nicht mehr Lügen erzähle und damit Leute in Unruhe bringe.[58]
ABLEHNUNG UND MISSTRAUEN

Juan Diego ist gegen bessere Überzeugung in Glauben und Gehorsam seinem Auftrag nachgegangen; er hat wie der Lastträger Simon von Cyrene seinen ersten Widerstand aufgegeben und das Kreuz seiner Sendung auf sich genommen. Er ist an diesem Kreuz gewachsen. Wenn ihn im ersten Teil der Begegnung mit dem Bischof auch noch einmal der Schmerz über die erfahrene Zurückweisung niedergeworfen hatte, durch die nochmalige Darlegung des Sachverhaltes hat er sich geradezu an der Wirklichkeit des Erfahrenen selbst aufgerichtet und tritt zuletzt dem "Gouverneur" in einer Selbständigkeit gegenüber, die den Bischof berühren muss. Doch kaum ist der Seher aus dem Haus, gibt der Prälat seinen Zweifeln wieder freien Lauf, sendet Spione aus, die der Sache nachgehen sollen und gerät durch sie in neue, noch größere Zweifel. Am Ende steht der Rat dieser "Vertrauensleute", der Sache mit einer gehörigen Tracht Prügel ein Ende zu bereiten. Der Kreuzweg des Sehers geht weiter!

BEGEGNUNG MIT DER MUTTERGOTTES AUF DEM RÜCKWEG

88) Inzwischen aber hatte Juan Diego die MUTTERGOTTES getroffen und brachte ihr die Antwort des Bischofs.89) Sie hörte ihn an und sagte dann:9O) "Gut so mein Sohn, komme morgen hierher zurück und bringe dem Bischof das Zeichen, das er verlangt.

91) Dem wird er glauben und seine Zweifel beschwichtigen und keinen Verdacht mehr gegen dich haben.92) Wisse, mein Sohn, dass ich dir all dein Mühen lohnen werde, deine Arbeit und deine Anstrengung in deinem Einsatz für mich.[59]
Zusammenfassung: DIE FRONTEN BEGINNEN SICH ZU KLÄREN

Es geht darum, die Erscheinung „ins Lot zu bringen“, und dies von beiden Seiten. Juan Diego hat sich nach der ersten Enttäuschung durchgerungen, die Sendung weiterzutragen; in der zweiten Begegnung mit dem Bischof ist die nochmalige Erzählung des Vorgefallenen nicht nur erster begeisterter Bericht, wie es wohl bei der ersten Begegnung war. Sie ist Bekenntnis der Wahrheit, Juan Diego ist wie Veronica durch die Mauern von Ablehnung und Gleichgültigkeit durchgebrochen, denn die "Liebe CHRISTI treibt ihn!". Er wird immer mehr eins mit seinem Auftrag und empfängt so wie Veronika die Prägung des Antlitzes des HERRN. In solchem Bekenntnis muss endlich auch der Bischof zum Stehen kommen. Auch ihm bleibt das „Verleugne dich selbst, nimm das Kreuz auf dich, folge mir nach!“ nicht erspart.

Er muss endlich wie Juan Diego für diese Erscheinung einstehen, als hätte er sie selbst erlebt; das verlangt die Gerechtigkeit GOTTES. Er kann die Sache nicht administrativ abtun; dass er ein Zeichen verlangt, ist indirektes Bekenntnis, dass auch er ein armer Sünder ist, dass er, wie Juan Diego in seiner ersten Not Hilfe braucht. Doch diese Hilfe kann er nicht wie nebenbei verlangen. Hier wird er, nachdem Juan Diego von ihm gegangen ist, auf die Probe gestellt. Das Kraftfeld der Überzeugung, das von diesem armen Indio ausgegangen ist, hat sich zurückgezogen, an seine Stelle tritt das so ganz andere Kraftfeld der Bedienten des Bischofs, die den Eindringling aus Neid fernhalten wollen. Der unsichere Bischof wird ihr Opfer.

Die Sicherheit im Glauben kommt nicht aus handfestem Zugreifen, wie es seine Diener vorschlagen, sondern aus dem Hauch des GEISTES, wie sie ihm durch Juan Diego im Wort der Seligen Jungfrau vermittelt wird. Nur im HEILIGEN GEIST kann der Wille GOTTES erfüllt werden und durchbricht alle menschlichen Widerstände.

DIE VIERTE ERSCHEINUNG (Dienstag 12.12.)
DIE TODESKRANKHEIT SEINES ONKELS BERNARDINO;

NOTWENDIGKEIT EINEN PRIESTER ZU HOLEN

94) Am folgenden Tage, einem Montag, da Juan Diego doch ein Zeichen bringen sollte, damit man ihm glaube, kehrte er nicht zurück.95) Denn als er zurück nach Hause kam, hatte seinen Onkel Bernardino eine Krankheit befallen und es ging ihm sehr schlecht. 96) Er ging, den Arzt zu rufen und zu holen, doch es war schon zu spät, er war bereits todkrank.97) Da es Nacht wurde, bat ihn sein Onkel, er möge doch gleich am morgen, wenn es noch dunkel sei, aufbrechen und in Tlatilolco einen Priester suchen, damit er beichten und sich vorbereiten könne.98) Denn er war sicher, es war Zeit und Ort, dass er nicht mehr aufstehen würde, ohne Aussicht auf Heilung. [60]

AUFBRUCH IN DER NACHT, VERSUCH DIE BEGEGNUNG ZU VERMEIDEN

99) Am Dienstag, noch recht in der Nacht, zog Juan Diego aus, um einen Priester in Tlatitlolco zu suchen.100) Als er zum kleinen Hügel gekommen war, wo das Gebirge endet, dort wo der Weg am Fuß des Hügels vorbeiführt, wo die Sonne untergeht und wo er sonst seines Weges ging, da sagte er sich: 101) "Wenn ich jetzt gerade weiter gehe, wird mir wohl die Dame begegnen und mich wie bei den früheren Begegnungen aufhalten, dieses Mal wohl, damit ich dem kirchlichen Gouverneur das Zeichen bringe, wie sie es mir ja das letzte Mal geboten hatte.102) So will ich besser schauen, dass unsere Not um den Onkel ihr Ende habe und darum zuerst den Priester rufen, auf den mein Onkel wartet.[61]

103) Sogleich ging er um den Hügel herum, stieg dann bis zur halben Höhe empor, querte hinüber zur östlichen Seite, um schneller in Mexico anzukommen und die Begegnung mit der Königin des Himmels zu vermeiden.[62]104) Da er solcherweise eine Kehre machte, meinte er, sie könne ihn nicht sehen, die doch überallhin und nach allen Seiten schaut.
DIE UNVERMEIDLICHE BEGEGNUNG

105) Doch tatsächlich sah sie ihn schon den Hügel herunterkommen. Ja sie sah ihn genau von dem Ort aus, wo sie einander zuerst begegnet waren.[63]106) Sie kam ihm von der Seite des Hügels entgegen und schnitt ihm geradezu den Weg ab und sprach ihn an:

107) "was ist geschehen, kleinster meiner Söhne, wohin gehst du, wohin wendest du deine Schritte ?"[64]108) Tat es ihm leid, war er beschämt, ja vielleicht erschreckt, in Angst? 109) Jedenfalls warf er sich zu ihren Füßen nieder, grüßte sie und sagte: 110) "Meine Jüngste, meine kleinste Tochter, mein Kind, ich hoffe, es geht dir gut. Hast du gut geschlafen ? Fühlst du dich wohl an Leib und Seele ?“

SEINE ERKLÄRUNG

111) Es tut mir leid, dein Angesicht, dein Herz zu betrüben. Doch du sollst wissen, meine Schönste, dass es deinem Diener, meinem Onkel sehr schlecht geht.112) Eine schwere Krankheit hat ihn befallen, sicher muss er bald sterben.113) Und siehe, deshalb gehe ich jetzt in dein Haus von Mexico, um einen von den Geliebten Unseres HERRN, einen von unseren Priestern zu rufen, damit er komme, ihm die Beichte höre und ihn vorbereite.114) Denn dies ist ja das Ende unseres Erdenweges, dass wir dieser letzten Mühsal entgegengehen.[65]115) Aber wenn ich den Auftrag ausgeführt habe, werde ich hierher zurückkommen, um deinen Hauch, dein Wort zu überbringen, du meine Herrin, meine Jüngste.116) Ich bitte dich, mich zu entschuldigen, habe noch ein wenig Geduld. Ich will dich nicht betrüben, meine kleinste Tochter, mein Kind; morgen werde ich bestimmt in Eile zurückkommen. [66]
PRÜFUNG AUF DIE GOTTESLIEBE

Juan Diego will alles tun, um seinem Onkel die letzte Hilfe zu leisten. Auf dieses Ziel sammelt er alle seine Kräfte, lässt alles andere zurück, sogar seine Verabredung mit der MUTTERGOTTES; er tut das Beste, was der Mensch für seinen Nächsten tun kann. Und doch, wo der Mensch in das Kraftfeld der Liebe GOTTES tritt, eröffnen sich neue Horizonte, die er vorher nie geahnt hätte. Es gibt ein Bitten aus dem Tal der Tränen, es gibt ein Bitten im Namen JESU und es gibt endlich ein Bitten in und durch JESUS, hier allein ist die Erfüllung schon gegeben.

Je mehr wir in MARIA sind, um so mehr ist es JESUS SELBST, der für uns beim VATER eintritt. Hier tut ER es durch JUAN DIEGO für ein ganzes Volk, einen ganzen Kontinent und endlich im Zeichen der Sonnenumkleideten FRAU für diese Letzte Zeit vor seinem Zweiten Kommen und damit auch für die Fernsten, die das Licht des Evangeliums noch nicht erreicht hat. Das Bild zeigt uns: DIE MUTTERGOTTES kommt von Osten, doch ihr Blick geht nach Westen, über den Pazifischen Ozean hin zu den Milliarden Heiden in Asien ![67] Und dies in einer Zeit, da der Glaube zu schwinden droht, da die Kirche in der Angleichung an die Welt die Kraft des SALZES verliert, da sie schrumpft zur "Kleinen Herde". Nicht menschliche Anstrengung, auch im Religiösen nicht, werden es tun, sondern allein die GRÖSSERE GNADE!

Die letzte Zeit hat DIMENSIONEN, die wir noch nicht erahnen; man mag sie vergleichen mit den Erkenntnissen über die Größe und das Geheimnis des Kosmos, wie sie die Wissenschaften erschließen - doch ist damit die antike Schau der Welt als "Haus" des Menschen aufgehoben? Muss nicht vielmehr das "Haus des Menschen" und damit auch die Kirche wachsen hinein in diese Größeren Dimensionen der LIEBE GOTTES, die wir nicht mehr ausmessen können - ohne dass deswegen die Erde aufhörte, das "Haus des Menschen" zu sein, weil doch in ihr der MENSCHENSOHN Wohnung genommen hat: im kleinsten ihrer Orte: BETLEHEM !

Der gute Onkel Bernardino steht letztlich nicht nur für alle seines Volkes, sondern alle, "deren Leben zum Tode" ist, wie es die Weisen der Azteken sagten. Alle sie will die MUTTERGOTTES heimholen, auch die fernsten Heiden in Asien. Bernardinos Heilung vom Tode steht für die LIEBE GOTTES, die keine Grenzen kennt, die alles neu machen will. Hat sie nicht JUAN DIEGO in ihr Kraftfeld hinein genommen? Sie ist doch DIE SONNENUMKLEIDETE FRAU DER GEHEIMEN OFFENBARUNG, in deren Zeichen einmal die Heilsgeschichte schließen wird.

DAS VERSPRECHEN DER HEILUNG

117) Als sie Juan Diegos Entschuldigungen angehört hatte, antwortete ihm die milde, vollkommene Jungfrau:118) "Höre, und nimm es in dein Herz, mein kleinster Sohn, nichts soll dich erschrecken, nichts dich bekümmern, nicht soll sich dein Antlitz und dein Herz betrüben. Fürchte nicht diese Krankheit noch irgendeine andere Krankheit oder Kummer oder Betrübnis.[68]
DIE MITTE IHRER BOTSCHAFT: fünfte Erscheinung:SIE IST UNSERE MUTTER !

119) BIN ICH DENN NICHT HIER, DEINE MUTTER? BIST DU NICHT IN MEINEM SCHATTEN UND UNTER MEINEM SCHUTZ ? BIN ICH NICHT DIE QUELLE DEINER FREUDE. BIST DU NICHT IN DEN FALTEN MEINES MANTELS, IN DER BEUGE MEINES ARMES ? Was brauchst du mehr ?[69]

120) Nichts soll dich betrüben, dich erschrecken, nicht soll dich die Krankheit des Onkels bedrücken, denn er wird jetzt nicht daran sterben. Sei versichert, dass es ihm jetzt schon gut geht.[70]121) Und im selben Augenblick wurde sein Onkel geheilt, wie man später erfuhr.122) Juan Diego war über das liebende Wort, den Hauch der Königin des Himmels sehr getröstet und sein Herz fand den Frieden.

DAS GRÖSSERE ERBARMEN GOTTES

So wie der HERR in der achten Station die Frauen tröstet, die ihn trösten wollen, so tröstet hier die MUTTERGOTTES den um seinen Onkel besorgten Juan Diego, der doch die MUTTERGOTTES mit dieser Nachricht nicht betrüben wollte! So erinnert diese Begegnung auch an das Wort des HERRN: "SELIG DIE BARMHERZIGEN, DENN SIE WERDEN BARMHERZIGKEIT ERLANGEN!" Die "kleine Barmherzigkeit", die er seinem Onkel erweisen will, wird zur Verheißung endzeitlicher Barmherzigkeit mit uns armen Sündern, wenn wir uns nur wie die Kinder in der Armbeuge der MUTTERGOTTES tragen lassen wollen! Wird nicht schon in diesem ERBARMEN etwas von der ALLMACHT GOTTES offenbar, die in besonderer Weise über der vierten Erscheinung leuchtet?

DAS VERSPROCHENE ZEICHEN,123) Und er bat, dass sie ihn sofort zum Regierenden Bischof senden wolle, um ihm das Zeichen, die Bestätigung zu bringen, damit er glaube.[71]124) Und alsogleich sendet ihn die Königin hinauf auf den Gipfel des Hügels, wo er ihr zuerst begegnet war.125) Sie sagte zu ihm: "gehe hinauf, kleinster meiner Söhne, auf den Gipfel des Hügels, wo du mich zuerst getroffen hast und wo ich dir den Auftrag erteilte.[72]126) Dort wirst du verschiedene Blumen sehen. Schneide sie ab, sammle sie, lege sie zusammen, dann komme wieder hier herab und bringe sie hierher in meine Gegenwart.[73]

DIE ERFÜLLUNG DES AUFTRAGES
127) Und Juan Diego stieg sogleich auf den kleinen Hügel hinauf

128) und als er oben war auf dem Gipfel, musste er sich wundern, wie viele verschiedenste blühende Blumen es dort gab; ihre Knospen waren schon geöffnet, schön und wunderbar, da es doch nicht ihre Zeit war. 129) Zu jener Jahreszeit war ja harter Frost.130) Und sie strömten einen wunderbaren Geruch aus, die Tautropfen der Nacht in den Blütenkelchen waren wie Perlen.

131) Gleich ging er daran, sie abzuschneiden, sie zu sammeln und in seine Tilma zu legen."[74]132) Gewiss war der Gipfel des Hügels kein Ort für Blumen: dort gab es schroffe Felsspitzen, Feigendisteln, Dornen, Nopales und Mezquites;133) wenn es gelegentlich einige Kräutlein dort gab - so doch nicht im Monat Dezember, wo der Frost alles verbrennt und zerstört.[75]134) Und sogleich stieg er herab und kam, um dem Himmlischen Kind die verschiedenen Blumen zu bringen, die er gepflückt hatte.[76]
DER AUFTRAG DES LASTTRÄGERS

Rosen zu pflücken an einem ORT, wo es nur Steine gibt und Disteln wachsen; zu einer ZEIT, da der Frost alles Wachstum erstickt hat, in einer WEISE, die das Herz eines Kindes und den flügelschnellen Gehorsam eines Engels verlangt. Dazu braucht es den GLAUBEN EINES ABRAHAM - und wahrlich, hier steht er mit dem VATER DES GLAUBENS in eins: auch hier gilt es, den Boden zu bereiten für den Glauben EINES GANZEN VOLKES, EINES KONTINENTES, für DIE LETZTE ZEIT, von der die Geheime Offenbarung sagt, dass in ihr "die Geduld und der Glauben der HEILIGEN " notwendig sind (vgl.Apk.13,10 u.14,12).

Es ist ein AUFTRAG FÜR DEN LASTTRÄGER. Auch wenn die Rosen dem materiellen Gewicht nach leicht sind, im geistigen Sinn, wiegen sie das GEWICHT DER EWIGKEIT; in ihnen soll ja das LICHT VON JENSEITS einbrechen in das Dunkel des HEIDENTUMS und nicht weniger in die Wege der GEWALT der Spanier. Erinnern wir uns daran, dass die Tilma den einfachen Leuten zugleich als Tragetasche diente, wenn das Gewicht nicht zu groß war und eine "cacaxtli", ein hölzernes Traggestell erforderte. Und noch mehr: die Tilma galt als Kennzeichen der Person dieser unteren Klasse von Menschen, zu denen Juan Diego gehörte; das bedeutet - er muss die Last mit seiner ganzen Person, mit seinem ganzen Sein tragen. Denn es ist nicht zuerst eine "Sache", die ihm zu tragen aufgetragen ist, es ist das Geheimnis GOTTES! Schon Paulus hat von der LAST DER GLORIE (vgl.2 Kor 4,17) gesprochen - hier ist sie in besonderer Weise auf die Schulter des armen Juan Diego gelegt.

In dieser Sicht gewinnt auch das Bild des Mondes, der auf seinem Kopf lastet (viele Lasten werden noch heute auf dem Kopf getragen) noch eine andere Bedeutung. Für die Azteken war er das Bild der Erde, für die Spanier das Bild für den gefallenen Engel. Das Schwarz des Mondes, das in den Haaren MARIENS wie des Knaben und in den sieben dunklen Bändern unter ihren Händen hervorsticht, ist Bild der UNBEGREIFLICHKEIT DER WEGE GOTTES: hier insbesondere mit der MUTTERGOTTES und ihrem Boten! Es ist also auch in diesem "Schwarz" etwas von der GLORIE zu erkennen, die einmal die Schöpfung überfluten und sie verwandeln wird. Auch das Wirken des Bösen ist DIENST an der Wandlung aller Dinge und Geschöpfe hinein in die HERRLICHKEIT GOTTES.

In Juan Diego finden wir wie eine geheime, noch verhüllte Verherrlichung des LASTTRÄGERS, im Licht der TORHEIT DES KREUZES. Lastträger sind alle jene Menschen, die in Demut und Gehorsam ihren Weg über die Erde gehen zusammen mit dem GÖTTLICHEN LASTTRÄGER; die ihr Kreuz der Leiden, der Not, der Verachtung tragen, ohne zurückzuschlagen; sie sind es, die endlich mit dem HERRN in der Kirche das Kreuz hinauf nach Golgotha bringen, wo nach allem Sterben schon hier die HERRLICHKEIT des NEUEN LEBENS aufbrechen wird.
ZEICHEN UND WEISUNG, ÜBERGABE DER BLUMEN

135) Sie sah sie an, nahm sie in ihre ehrwürdigen Hände

136) und legte sie wieder in die Tilma hinein und sagte zu ihm:[77]137) Die verschiedenen Blumen sind der Beweis, das Zeichen, das du dem Bischof bringen sollst.138) In meinem Namen sollst du ihm sagen, dass er daraus meinen Wunsch ablese und mein Verlangen verwirkliche. [78]139) Und ich trage dir auf in aller Strenge, dass du allein in der Gegenwart des Bischofs die Tilma ausbreitest und ihm so zeigst, was du in ihr trägst.[79]

HINWEIS AUF SEINE VERANTWORTUNG

140) Du bist mein Bote! Alles Vertrauen ist in dich gesetzt! [80]

141) Und du sollst ihm alles noch einmal genau erzählen: wie ich dir gebot auf den Gipfel des Hügels zu steigen, um die Blumen zu pflücken, und alles andere, was du gesehen und bewundert hast.[81]142) Nur so wirst du den Regierenden Priester überzeugen, dass er beginne sein Möglichstes zu tun, um mein GOTTEShaus zu bauen, es zu errichten, wie ich es verlangt habe.

AUF DEM WEG

143) Nachdem ihm die Himmelskönigin den Auftrag gegeben hatte, machte er sich auf den Weg und ging über den Damm direkt nach Mexiko.144) Sein Herz war in Frieden: es wird Alles gut ausgehen, es wird gut werden. 145) Sehr sorgfältig bewahrt er, was er in seiner Tilma trägt, dass ja nichts herausfalle.146) und genießt den Duft der verschiedenen edlen Blumen.[82]
MARIA „BLÜHENDER ROSENSTRAUSS“, Bild für die Einheit der Kirche

Im "BLÜHENDER ROSENSTRAUSS“, den Juan Diego dem Bischof übrigen soll, wird MARIA BILD DER KIRCHE, für alles schöne, harmonische Zueinander in Liebe. In solcher Gemeinsamkeit wird die Kirche einmal ihr überzeugendstes Zeugnis für die WAHRHEIT DER BOTSCHAFT CHRISTI ablegen dürfen. So wird das ZEUGNIS DER BLUMEN für den Bischof zugleich VERHEIßUNG: wenn er nur ihre Botschaft im HEILIGEN GEIST weitergeben wird[83], wird die Kirche CHRISTI Abbild IHRER SCHÖNHEIT werden; ein "Versprechen" des VATERS, das sich in den Letzten Zeiten, die mit der Erscheinung der MUTTERGOTTES begonnen haben, erfüllen wird.

Doch vergessen wir nicht, dass die Rosen DORNEN haben und dass sie Symbol sind für das BLUT CHRISTI und Seine Passion. So ist die Kirche durch dieses Zeichen zugleich mit MARIA, der SCHMERZHAFTEN MUTTERGOTTES, auf den KREUZWEG des HERRN gerufen. Nur im KREUZ wird sie Abbild ihrer Schönheit!

Der Hinweis, nichts von dem Geheimnis vorher preiszugeben, erinnert an das Arcanum der Urkirche. Das Geheimnis des LEIDENS CHRISTI, ist nicht für "außen", es ist wie das der hl.Messe, in dem es sich am meisten spiegelt, ein Geheimnis, das in den Herzen der Gläubigen bewahrt sein soll, damit es wirklich Frucht bringe!

DRITTE VORSPRACHE BEIM BISCHOF: BÖSE ABWEISUNG

147) Als er zum Palast kam, kamen ihm der Türhüter und die übrigen Bediensteten des Regierenden Priesters entgegen.148) Er flehte sie an, sie möchten ihm doch sagen, dass er ihn spreche wolle. Doch keiner wollte es tun. Sie taten, als ob sie ihn nicht verständen; vielleicht war es auch, weil es noch dunkel war.[84]149) Vielleicht war es auch, weil sie von ihm wussten, dass er lästig und aufdringlich sei.150) Dies hatten ihnen wohl ihre Hausgenossen erzählt, jene, die ihm gefolgt waren und ihn dann aus den Augen verloren hatten.[85]151) Er wartete sehr lange Zeit, dass man seine Bitte erfülle.152) Lange Zeit blieb er so wartend, den Kopf gesenkt, ohne sich zu regen, in Erwartung, dass er gerufen werde. Da fiel ihnen auf, dass er etwas in seiner Tilma trage. Sie näherten sich ihm, um zu sehen, was es sei, um sich Klarheit zu verschaffen.[86]

ZUGRIFF AUF DIE ROSEN

153) Als Juan Diego sah, dass er auf keinerlei Weise vor ihnen verbergen konnte, was er bei sich trug, dass sie ihn deshalb belästigen, misshandeln, ja vielleicht schlagen würden, (wenn er ihrer Neugier nicht nachgab), ließ er ein wenig sehen, dass es Blumen waren.[87]154) Sie sahen, dass es verschiedene edle Blumen waren und überlegten, dass es ja nicht die rechte Jahreszeit für Blumen war. Sie bewunderten, wie frisch sie waren, ihre Knospen öffneten sich schon; wie gut sie rochen, wie schön sie aussahen!155) Und sie wollten nach ihnen greifen und einige herausziehen.156) Dreimal geschah dies, dass sie sich erkühnten, nach ihnen zu greifen. Doch sie konnten es auf keine Weise ausführen.157) Denn wenn sie es versuchten, waren die Blumen nicht mehr zu sehen: Sie sahen sie nur wie gemalt oder gestickt oder eingenäht in die Tilma.[88]
AUSGESPANNT AM KREUZ

Juan Diego ist in allem Warten im Vorhof des Bischofs aufs Äußerste ausgespannt zwischen seiner Sendung und der Unmöglichkeit, sie zu erfüllen. Der Gegensatz von "Vorgesetzter und Untergebener", "Kirche oben und unten" von Hierarchie und Charisma, steigert sich ins Unerträgliche, scheint unlösbar: Reinheit des Herzens und Hingabe auf der einen Seite, Roheit und Rüpelei auf der anderen Seite. Kann es hier eine Mitte geben?
MELDUNG BEIM BISCHOF, DIE ÜBERGABE DER BLUMEN:

158) Unverzüglich liefen sie, um dem regierenden Bischof zu sagen, was sie gesehen hatten.159) Sie teilten ihm mit, dass der Indio wieder gekommen sei, der schon andere Male vorgesprochen habe und dass er schon sehr lange draußen stehe und auf die Erlaubnis warte, ihn sehen zu dürfen.[89]160) Als der regierende Bischof dies hörte, kam er darauf, dass er wohl jenen Beweis bringe, der ihn überzeugen sollte. Dass der brave Mann also ausgeführt hatte, was er von ihm verlangt hatte.

ZEUGNIS VOR DEM BISCHOF: ERNEUTER BERICHT

161) Sogleich befahl er, dass er komme, damit er ihn sehe.

162) Nachdem er eingetreten war, warf er sich vor ihm nieder, wie er es schon die anderen Male getan hatte.163) Und erneut erzählte er ihm, was er gesehen und bewundert hatte und die (ihm übergebene) Botschaft.164) Er sprach: "Mein Herr Gouverneur, ich tat und führte aus, was du mir befohlen hast;165) so ging ich und sagte es der Herrin, meiner Gebieterin, dem Himmlischen Kind, der Heiligen MARIA, der geliebten MUTTERGOTTES, dass du einen Beweis verlangtest, um mir glauben zu können in diesem Auftrag, ihr ein heiliges Haus zu bauen, dort wo sie es von dir erbat.166) Und ich sagte ihr auch, dass ich dir mein Wort gegeben habe, wiederzukommen und dir ein Zeichen zu bringen, einen Beweis für ihren Willen, wie du es mir aufgetragen hast.[90]167) Sie hörte dein Anliegen, dein Wort und nahm deine Forderung nach dem Zeichen, dem Beweis, wohlgefällig auf, damit ihr geliebter Wille vollzogen werde.168) Jetzt da es noch Nacht war, sandte sie mich, dass ich noch einmal komme, um dich aufzusuchen;169) ich aber bat sie um den Beweis, damit mir geglaubt werde, so wie sie mir es versprochen hatte, und sie hat dies auch sogleich erfüllt.[91]170) Sie schickte mich auf den Gipfel des kleinen Hügels, wo ich ihr vorher begegnet war, damit ich dort Rosen von Kastilien pflücke.[92]171) Nach dem Pflücken sollte ich sie ihr herunterbringen. 172) Sie nahm sie mit ihren heiligen Händen. 173) und legte sie erneut in meine Tilma 174) damit ich sie dir bringen, dir persönlich überreiche.175) Obwohl ich wußte, dass der Gipfel nicht der Ort ist, wo Blumen wachsen, weil es dort nur eine Menge spitziger Felsen, Disteln, "huizaches, nopales, mezquites" gibt, zweifelte ich nicht, noch zögerte ich.[93]176) Doch da ich auf den Gipfel kam, fand ich geradezu ein Paradies[94]:177) Die verschiedensten kostbaren Blumen, die schönsten, die es gibt, voll von Tau, herrlich strahlend, in letzter Vollkommenheit. Gleich fing ich an, sie zu pflücken.178) Und sie sagte mir, dass ich sie dir in ihrem Namen überreiche als Beweis. Du solltest das Zeichen sehen, das du von ihr verlangt hast, um so ihren geliebten Wunsch auszuführen.[95]

ZEUGNIS FÜR DEN GLAUBENDEN

Es öffnet sich das Wunder nur dem, der ihm im Glauben entgegengeht, der wie Juan Diego und später der Bischof den KREUZWEG des Ringens um den Glauben beschritten hat. Der Bischof ist erst sehr spät "eingeschwenkt", im Blick auf das Zeichen, das er forderte. Um es tiefer zu verstehen muss er noch "nachholen". Da das Zeichen weiter bekannt wurde, ist auch mancher Widerstand aufgebrochen, bis hinein in die heutigen Tage, wo man das Wunder, so wie das Wort GOTTES zu "entmystifizieren" oder von der esoterischen Seite her umzudeuten versucht.[96]

Auch dieses Ringen von Licht und Finsternis weist noch einmal auf die Passion des HERRN, besonders wie sie von St. Mathäus aufgezeigt ist. So wie die Feinde des HERRN nach der ersten Überraschung zum Gegenschlag ausholten mit dem Gerücht vom "gestohlenen Leichnam" (18,12-15), so wurde auch das Wunder des Bildes bald sehr ernsthaft angegriffen: das Argument der "Übermalung" und der späteren Hinzufügungen ist nicht so neu. Die Wunder des HERRN wie die der MUTTERGOTTES sind kein gewaltsames Eingreifen, keine "Spektakel" und Sensationen, sie sind immer nur im Glauben zu erkennen und solcher Glaube muss um so tiefer werden, je mehr wir im Kampf der Geister stehen. Sie verlangen, tiefer im Herzen mit MARIA betrachtet zu werden; sie öffnen sich nur dem, der bereit ist, in den Kreuzweg des HERRN mit einzutreten.
DAS BILD AUF DER TILMA

179) Damit offenbar werde die Wahrheit meiner Botschaft,180) hier hast du sie (die Rosen); empfange sie!181) Dann breitete er seine weiße Tilma aus, in die hinein sie die Blumen gelegt hatte.182) Sobald die verschiedenen kostbaren Blumen zu Boden fielen,183) da verwandelte sich (die Tilma) in ein ZEICHEN: es erschien das Bild der vollkommenen und heiligen Jungfrau MARIA, der MUTTERGOTTES, in der Form und Gestalt wie wir sie noch heute sehen! [97]184) Wie sie noch heute aufbewahrt wird in ihrem geliebten Haus, in ihrem heiligen Haus am Tepeyac, das sich Guadalupe nennt.

SCHULDBEKENNTNIS UND ERSTE VEREHRUNG DES BILDES

185) Da der regierende Bischof es sah und alle, die dort waren, knieten sie nieder und bewunderten sie es sehr.186) Sie standen auf, um besser zu sehen, sie weinten vor Rührung, schlugen sich auf die Brust, hielten den Atem an, wussten nicht, was sie sagen sollten.187) Auch der Bischof, bat weinend und reumütigen Herzens um Verzeihung, dass er nicht sofort ihren Willen, ihr Anliegen, ihr ehrwürdiges Wort erfüllt hatte.[98]188) Nachdem er aufgestanden war, löste er die Tilma vom Hals Juan Diegos.

189) Auf ihr war ja jetzt sichtbar - sie hatte sich verwandelt! - das Bild der Himmelskönigin.[99]190) Und gleich nahm er sie mit in sein Oratorium, wo er sie aufstellte.191) Juan Diego aber verbrachte noch einen Tag im Hause des Bischofs, der ihn zurückhielt.192) "Am nächsten Tag", so sagte er ihm, werden wir sehen, wo die HIMMELSKÖNIGIN ihren Tempel möchte.193) Und gleich lud er Leute dazu ein, um die Kapelle zu bauen, sie aufzurichten.
BISCHOF UND PIETA

Der Bischof und die Anwesenden fallen vor diesem Wunder auf die Knie - der Himmel hat mehr gewährt, als sie erwarten konnten: nicht nur die Rosen, sondern D I E ROSE als ZEICHEN, und zwar letztlich als das GROSSE ZEICHEN AM HIMMEL, wie es die Geheime Offenbarung zeichnet. So wie der HERR nach seinem Leiden abgenommen wurde vom Kreuz, in besonderer Weise durch die Mithilfe von Josef von Arimathäa (vgl.Mk 15,43ff par), so nimmt hier der "bekehrte Bischof" die Tilma mit dem Bild der MUTTERGOTTES von den Schultern Juan Diegos, nimmt sie in seine Arme, bringt sie in sein Haus.

Eine wunderbare Erinnerung an die Pietá: die schmerzhafte MUTTERGOTTES, die den toten SOHN in ihrem Schoß empfängt. In dem Maße das Bild im Herzen des Bischofs lebendig wird, wird es auch der SOHN, den er in besonderer Weise diesem Lande bringen soll. Dass dies immer mehr geschehe, dafür sorgt Gebet, Buße und Apostolat Juan Diegos, der bis zu seinem Lebensende als Sakristan in der kleinen Kapelle bleiben wird. Denn nicht nur im Bild will sie lebendig bei uns bleiben, sie will doch durch ihr Bild in unsere Herzen einkehren, um dort ihren SOHN zu empfangen, den sie allein in rechter Weise beherbergen kann.
Zusammenfassung: EINHEIT IN DER ANBETUNG DES WUNDERS GOTTES

Nur die größere Liebe GOTTES kann alle Gegensätze überbrücken, kann den Menschen aus allem Zweifel des Unglaubens zurückholen und ihn mit den hl. Engeln bringen zur Anbetung GOTTES. Hier ist alles Gegensätzliche, alle Spaltung, aller Unterschied überwunden - vor dem GRÖSSEREN GOTT!

DIE FÜNFTE ERSCHEINUNG IN TULPETLAC (12.12)

VOR JUAN BERNARDINO, RÜCKKEHR NACH HAUSE IN BEGLEITUNG
DAS WUNDER DER HEILUNG BERNARDINOS

194) Nachdem Juan Diego den Ort gezeigt hatte, wo die Himmelskönigin ihre Kapelle wünschte, bat er um Erlaubnis,195) nach Hause zu seinem Onkel Bernardino gehen zu dürfen, der ja so schwer krank gewesen war, als er ihn zuletzt verlassen hatte, um einen Priester zur Beichte und letzten Hilfe zu holen. Von ihm hatte die Himmelskönigin gesagt, dass er schon gesund sei.

196) Doch sie ließen ihn nicht allein gehen, sondern begleiteten ihn heim.197) Und da sie ankamen, sahen sie, dass der Onkel wirklich gesund war, dass ihm wirklich nichts, aber gar nichts mehr fehlte.198) Er aber wunderte sich seinerseits über die Art und Weise, wie sein Neffe in ehrenwerter Gesellschaft erschien.

ZEUGNIS SEINES ONKELS BERNARDINO

199) Er fragte seinen Neffen, warum dies so sei, dass sie ihm solche Ehre erwiesen.200) Und er erzählte ihm, wie ihm auf dem Tepeyac die Herrin des Himmels erschienen sei, da er sich aufgemacht hatte, um einen Priester zu holen für die Beichte und letzte Hilfe;201) und wie sie ihn gebeten habe, dass er zum Regierenden Bischof ginge, damit er ihr dort ein Haus auf dem Tepeyac errichte.202) Sie aber habe ihm gesagt, dass er sich nicht sorge, dass sein Onkel schon gesund sei und wie sehr er darüber zufrieden war.[100]203) Der Onkel aber bestätigte ihm dass er wirklich genau in diesem Augenblick gesund geworden sei.204) und dass sie ihm in der gleichen Weise erschienen sei, wie sie sein Neffe gesehen habe.205) Sie habe ihm aufgetragen, auch er möge den Bischof in Mexico aufsuchen 206) und ihm Alles, absolut Alles, offenbaren und erzählen, was er gesehen habe.207)und in welcher wunderbaren Weise er geheilt worden war [101].208) und dass er sie so nennen sollte, denn dies sei ihr Name:

„DIE VOLLKOMMENE HEILIGE JUNGFRAU MARIA VON GUADALUPE.[102]

WIEDER BEIM BISCHOF MIT BERNARDINO

209) Dann brachten sie Juan Bernardino zum Regierenden Bischof, damit auch er mit ihm spreche und vor ihm Zeugnis ablege.

210) Zusammen mit seinem Neffen Juan Diego behielt ihn der Bischof ein paar Tage als Gast in seinem Haus,211) bis das kleine Heiligtum des Kindes[103], der Königin des Himmels dort auf dem Tepeyac errichtet sei, wo sie Juan Diego erschienen war.

DIE ÜBERTRAGUNG DES BILDES IN DIE HAUPTKIRCHE

212) Der Herr Bischof aber übertrug das Bild des geliebten Himmelskindes in die Hauptkirche (Kathedrale).213) Zu diesem Zwecke holte er sie aus dem Oratorium seines Palastes, wo sie geblieben war, damit alle sie sehen könnten und bewundern in ihrem geliebten Bilde.214) Und absolut die ganze Stadt, ohne dass nur Einer fehlte, war zutiefst bewegt, ja erschüttert, als sie kamen, um das Bild zu betrachten und zu bewundern.[104]215) Sie erkannten seinen übernatürlichen Charakter 216 und kamen und brachten ihre Bittgebete dar.217) Wir bewundern sehr, auf welch wunderbare Weise sie erschienen war,218) denn absolut kein Mensch auf der Erde hatte ihr geliebtes Bild gemalt.[105]
Zusammenfassung "WENN DAS WEIZENKORN NICHT IN DIE ERDE FÄLLT...!(Jo 12,24)

Im historischen Kreuzweg JESU ist die Vierzehnte Station die der GRABLEGUNG, die wir hier unter dem Wort des HERRN deuten wollen: "Wenn das Samenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bringt es keine Frucht"(Jo 12,24). Auch in Mexiko wird das SAMENKORN DER BOTSCHAFT DER MUTTERGOTTES über die Hände des Bischofs in die Erde dieses Landes gelegt. Es ist kein Zweifel, dass das Samenkorn Frucht gebracht hat: es ist ein Volk gewachsen und geworden, das vorher wie die Israeliten nur aus verschiedenen lose zusammenhängenden Stämmen bestand. Die MUTTTERGOTTES ist wirklich der Kristall dieser Nation geworden.

Und doch steht, wie auch im Blick auf das Wort GOTTES noch die letzte unbedingte Verwirklichung der Botschaft aus, auf die im Text gerade am Ende verschiedentlich durch die Wertung "absolut" hingewiesen wird (zuletzt 218, also im letzten Vers); auf diese letzte, "absolute" Verwirklichung, wie sie die Kirche im Falle von Juan Diego durch seine Seligsprechung bestätigt hat[106], kommt es jetzt im Blick auf die "SONNENUMKLEIDETE FRAU" immer mehr an. Das Kind, das sie in ihrem Leibe trägt[107] liegt im Bild unter der "SCHEIDELINIE", die dadurch entsteht, dass die Tilma aus zwei Teilen zusammengenäht wurde.

Auch dieser Sachverhalt hat Zeichenwert: es wird in ihm auf die DOPPELNATUR CHRISTI hingewiesen: seine Menschheit u n d Seine GOTTHEIT. Hier setzt die Prüfung an, in der die Kirche und mit ihr die ganze Menschheit heute steht. Wer nicht mit der MUTTER ist, die IHN, DAS GÖTTLICHE WORT, getragen hat, wird hier kaum "Antwort" stehen können. So sehr sie GOTTES Barmherzigkeit dieser letzten Zeit in besonderer Weise als DIE HILFE in aller Not und Bedrängnis sendet ("HILFE DER CHRISTENHEIT"!), so sehr ist sie durch ihren SOHN zugleich ENDZEITLICHE SCHEIDUNG. Vor dem Dunkel und der Leere des Grabes JESU ist der DUNKLE GLAUBE, die DUNKLE HOFFNUNG UND LIEBE angefordert, wie wir es deutlich aus den Auferstehungsberichten der Evangelien ersehen können [108]

Es ist die fünfte Erscheinung wie die Mitte der vier vorhergehenden Erscheinungen. In ihr offenbart sich das tiefste Geheimnis von Guadalupe; nicht als Wort, nicht als Bild, sondern als schweigende Verheißung. Der arme Onkel Juan Bernardino ist wie Millionen anderer ein Opfer der Syphilis, die die Spaniern ins Land gebracht haben. In dieser Krankheit offenbart sich in besonderer Weise die Erbsünde des Menschen. Wo die MUTTER GOTTES diese Krankheit wie stillschweigend heilt und zugleich den „ungläubigen“ Juan Diego darauf hinweist, dass sie als GOTTESgebärerin doch alles vermag, hat sie den Fuß auf den Kopf der Schlange gesetzt. Sie wird wahrhaft der Erbsünde, die in der Folge der ersten Sünde Adams und Evas in die Welt gekommen ist, ein Ende bereiten. Hier wird sich der Triumph ihres Unbefleckten Herzens, wie sie in Fatima es ansagt, erfüllen. Je mehr wir sie deshalb, wie es Juan Diego getan hat, in der Nachfolge des hl. Johannes des Evangelisten, in unser Herz aufnehmen, um so mehr wird sie auch in uns den Feind besiegen.

So leuchtet aus dieser verborgenen Mitte, der fünften Erscheinung, die Viergestalt ihrer Erscheinungen auf wie das glorreiche Kreuz CHRISTI, das am Ende am Himmel als Zeichen Seines Sieges erscheinen wird:

- das LICHT GOTTES hat die Finsternis überwunden und alle Schöpfung eingewandelt in Licht;

- alles Leid, alles Kreuz und alle Not des Menschen, die wir Menschen in Einheit mit dem HERRN auf uns genommen haben, wird uns zum Heil, ist unser armseliger Anteil an der unverdienten Gnade der Erlösung;

- endlich wird sich erweisen: „nur Einer ist der HERR“, ihr aber alle seid Diener des Heiles in JESUS CHRISTUS - alle Spaltung in der Kirche, aller Missklang von Streit und Uneinigkeit wird in der GERECHTIGKEIT CHRISTI gebannt;

- mit der ganzen stummen Schöpfung und mit allen Heiligen Engeln, werden wir in, mit und durch MARIA, die Ersterlöste, GOTT den DREIFALTIGEN anbeten - in alle Ewigkeit.

Es ist so die „fünfte Erscheinung“ Verheißung, dass im Zeichen des Kreuzes das Wunder der Gegenwart MARIENS in der Kirche ihre endzeitliche Verwandlung hinein in das Himmlische Jerusalem wirken wird: der DREIFALTIGE GOTT, der in der vierfaltigen, nun ganz und gar kreuzförmigen Schöpfung wie in den Tabernakel MARIA einkehrt, wird ihre Leuchte sein und zu diesem Lichte werden durch die zwölf Tore einströmen alle, die zum Ewigen Leben in JESUS CHRISTUS bestimmt sind.

AMDG

Donnerstag, 21. Dezember 2006

[1] Hier ein Hinweis auf die in deutscher Sprache erschienen Bücher zum Thema Guadalupe. Die Übersetzung des Buches von Johnson aus dem Englischen „So hat ER keiner Nation getan“, Christiana Verlag, das Buch von M.Guadalupe u. Aldo Secchi „Guadalupe Siegesbanner Mariens“, Assisi verlag, l996, siehe besonders im 5.Abschnitt den „Kreuzweg Juan Diegos“ in einer ersten Deutung des Nican Mopohua, das erst kürzliche erschiene Buch von Paul Badde, „Maria von Guadalupe, greift auf die vorhergehende Erscheinung von Guadalupe in Spanien zurück. Jeweils wurde die Übersetzung des Mopohua neu revidiert.

[2] Es sind insgesamt fünf Erscheinungen, über die Zuordnung der fünften Erscheinung siehe später! Für die Azteken war die „Fünf“ Zahl der Mitte, so wie die Herzwunde des HERRN im Bezug auf das Kreuz.

[3]Siehe dazu: M:Guadalupe u. Aldo Secchi „Guadalupe Siegesbanner Mariens“, Franziskusverlag, l996, dort besonders im 5.Abschnitt den „Kreuzweg Juan Diegos“ in einer ersten Deutung des Nican Mopohua.

[4]Wenn der Mensch sich aufrecht hinstellt, die Arme ausgebreitet, bildet er schon in seinem Leib ein Kreuz; diese Kreuzesstruktur findet sich bis hinein in die Zellen seines Leibes.

[5]Wir beziehen uns auf die „Elemente“ der „Alten“, wie sie die griechische Philosophie schon vor Sokrates gefunden hat. Die Elemente bezeichnen die vier großen Wirklichkeiten dieser Schöpfung, nicht nur materiell, sondern auch geistig, im Sinn der „analogia entis“, der Gleichnishaftigkeit alles von GOTT Geschaffenen: es wird Spur, Zeichen hin auf den Schöpfer. „Element“ kann hier aber auch im stoischen Sinn verstanden werden, als die Verkettung des Menschen mit dieser Schöpfung, die durch die Sünde der Engel und den Fall des Menschen durch die Sünde gezeichnet ist, aus der sich das Geschöpf von sich aus nicht befreien kann.

[6]Sie lebten das blutige, er das "weiße" Martyrium: nur durch das Ganzopfer CHRISTI in den Martyrern wird der Boden bereitet für Sein Wort.

[7]Der Begriff "Neue Welt" darf nicht nur geographisch verstanden werden, er ist Zeichen auch für das Wort der Geheimen Offenbarung: "Siehe ich mache Alles neu!" - das "Neue Jerusalem" ist nicht nur jenseitige Verheißung, steigt es doch vom Himmel herab zur Erde - es wird deshalb sehr wohl noch hier auf Erden sichtbar werden. So ist es Auftrag an Engel und Mensch in Einheit.

[8] Die "zehn Jahre" sind verschlüsselter Hinweis auf das Wirken der ALLMACHT GOTTES, die den Boden bereitet hat für einen NEUEN BEGINN: MARIA bringt den Frieden GOTTES über dieses von Gewalt zerfurchte Land, das wie im Sterben liegt. Nur in ihr, die mit ihrem ganzen Sein das JA zu GOTT gesprochen hat, kann wirklich NEUES werden! Der Friede der nach allem Kampf eingetreten war, verlangt von den Azteken, die Niederlage anzunehmen, die sie im Kampf mit den Spaniern erlitten haben, das ist der bittere Teil, Golgotha. Zugleich liegt in ihm aber auch - wie gegen alle Hoffnung - die Erwartung des WAHREN FRIEDENS, wie ihn letztlich nur GOTT schenken kann und wie er dem Lande durch die Erscheinung der MUTTERGOTTES verheißen ist. Nur wo der Mensch mit seinen Lösungen an ein Ende kommt, kann GOTT SEINE LÖSUNG anbieten: MARIA!

Alle kriegerische Gewalt war niedergeschlagen im Tale von Anáhuac, die Schreckensherrschaft des Kriegsgottes Huitzlipochtli war gebrochen, niedergeschlagen bis in den Staub. Sie erinnert an den "Chaos des Anfangs - tohu wa bohu" (vgl.Gen 1,1f); was bleibt, ist das Sehnen der Wüste nach dem Regen! Nur von "oben her" konnte ein NEUER ANFANG kommen, darauf haben die Weisen der verschiedenen Stämme, die Tlamantini, schon vorher hingewiesen

[9] Das "Wachsen der Erkenntnis" bedeutet zuerst, dass die äußeren Hindernisse für die Entfaltung des wahren Glaubens beseitigt waren. Die "blumenreiche Sprache", angezeigt durch die Trias "wachsen, blühen, gedeihen" erinnert uns daran, dass von göttlichen Dingen bei den Tlamantinen nur durch "die Blumen und im Gesang" gesprochen werden konnte!

Im Mai 1523 kamen die ersten Glaubensboten nach Mexico. Sie fanden Zuflucht in Texcoco, im Palast von Netzahualpilli, wo sie sich dem Studium der Sprache des Nahuatl widmeten. Am 13.Mai 1524 betraten die zwölf franziskanischen Missionare den mexikanischen Boden in San Juan de Ulúa. Als sie in der Hauptstadt ankamen, zogen sie sich zuerst zu geistlichen Exerzitien zurück, bevor sie begannen, das Evangelium zu predigen. Ihrem nimmermüden Eifer ist es zu danken, dass das Wort GOTTES in der Hauptstadt laut wurde. Don Valeriano nennt hier einen der Namen der aztekischen Theogonie: „Ipalnehmohua = durch DEN wir leben"; die MUTTERGOTTES wird die meisten dieser GOTTESnamen der Azteken in ihrer Botschaft verwenden!

[10] Die Azteken schauten sehr auf ihre Geschichte. Alles musste genau erforscht und niedergelegt werden. Die Zeit ist für sie Teil des Wesens der Dinge; ohne Zeit gibt es weder Sachen noch Menschen und darum auch keine Geschichte. Die genaue zeitliche Bestimmung gibt dieser Erscheinung ihren Ort in der Geschichte dieses Volkes. Es ist eine Eigenart der Azteken, wichtige Ereignisse wenigstens von zwei Seiten in Augenschein zu nehmen: darum muss schon jetzt die Person des Sehers hervortreten. Dieses "es war.." ist ein gewichtiger Hinweis auf die WIRKLICHKEIT dessen, was nun erzählt wird. Es ist verbürgt durch diesen Zeugen aus dem "Adlerdorf".

[11]Er ist dieser ersten Gemeinde Tlatiloco in Mexiko zugeordnet; hinter ihm steht das Zeugnis der Kirche! Auch hier wie am Anfang des Evangeliums St. Lukas': geht es um historische Genauigkeit. Da es um Glaubensdinge geht, muss auf den nach der Jurisdiktion zuständigen Ort hingewiesen werden, der für die Wirklichkeit der Aussage bürgt. Tlatiloco, am Ufer der Lagune gelegen, wurde zum wichtigen Mittelpunkt aller Evangelisierung durch die Spanier. Von hier aus haben die Spanier ihre Herrschaft über Mexiko aufgebaut. Die Eingeborenen waren wohl schon l531 ausgezogen.

[12] Die Erwähnung der Zeit erinnert uns an die Auferstehungsberichte bei den Synoptikern: vgl. Mt 28,1f, Mk 16,1f; Lk 24,1, doch zugleich werden wir zurückverwiesen auf den "Anfang aller Dinge" in der Genesis. Die vorausgegangene Zerstörung war das Chaos, aus dem GOTTES LIEBE ein Neues schaffen wollte! Der Ausdruck in Nahuatl: "huel yohuáltzinco" spricht von der "Nacht", Hinweis auf das Neue, Große, das hier beginnen soll aus der Tiefe der unbegreiflichen Vorsehung GOTTES. In solcher Sicht ist alle Feindschaft gegen die Eroberer überwunden; sie sind auch nur Werkzeuge in der Hand GOTTES. Es gilt, auf GOTT allein zu schauen und auf Seine Wege! In der Kosmogenie der aztekischen Weisen am Anfang der "Vierten Sonne" wird derselbe Ausdruck verwendet.

[13] Immer ist der Berg Hinweis auf Statik, Festigkeit, dem menschlichen Zugriff entzogen. Darum waren die Tlaxcalensen entsetzt, als einige wagemutige Spanier den Vulkan Popocatepetl erstiegen, der damals aktiv war. Auch bei den Azteken wurden die Tempel meist auf Hügeln errichtet: "teocalli = Haus Gottes". In allen Religionen sind Berge Orte der Theophanie, der Offenbarung GOTTES, der Verkündung von Gesetzen, des Bundes! Vgl.Ex 19,2-8 u.a.m..

[14] Die Vögel sind mit ihrem leichten Gewicht, ihrer Fähigkeit, sich aufzuschwingen über die Schwerkraft der Erde, am nächsten den himmlischen Geistern. Sie bereiten, zeichenhaft für die Engel stehend, das Kommen der MUTTERGOTTES vor, wie in einer himmlischen Liturgie. Ihr himmlischer Gesang ist wunderbare Einstimmung auf die noch wunderbarere Begegnung mit der MUTTER DES HERRN! Wie im Bild kommen auch in der Erzählung des M. die hl. Engel nicht in der uns im Westen gebräuchlichen Gestalt vor - sie sind jedoch im Bild von Guadalupe wie hier "in Bild und Zeichen" unschwer zu erschließen; darauf weist das "wie den Gesang.." hin.

"Gesang und Blumen" sind nicht nur die Weise, wie der Mensch sich zu GOTT dem UNBEGREIFLICHEN erheben kann, es ist hier auch die Weise, wie GOTT den Menschen einstimmt auf IHN. Die Weisen künden: „mit Gesang und Instrumenten beginnt der Bau der Städte!“ So ist der Gesang, den Juan Diego hören darf, auch Hinweis, dass GOTT eine Neue Gemeinschaft unter den Menschen stiften will!

[15] Die vier Fragen gehen wie in die Vier Himmelsrichtungen und münden dann doch ein in die letzte, die fünfte, die der Wahrheit am nächsten kommt, weil sie auf die Mitte zielt. Hier ist wunderbar angedeutet, dass der Himmel ein Geheimnis der Mitte, des "Innen" ist. Juan Diego nähert sich seinem "Standort" im Heilsplan GOTTES: er darf für die „Mitte der Dinge“ stehen, die in GOTT gründet.

Die vierblättrige Blume ist bei den Azteken das reinste Symbol für Omeotl, den Unbekannten GOTT, für den Christen Zeichen des Kreuzes und damit des SOHNES GOTTES, durch den allein wir zu GOTT kommen können. Die Kirche muss sich aufbauen auf den vier wesentlichen Eigenschaften GOTTES: HEIIGKEIT, WEISHEIT, GERECHTIGKEIT und ALLMACHT, um die Botschaft GOTTES wie die Vier Lebenden Wesen in die Vier Himmelsrichtungen hinaustragen zu können. Wir können GOTT nur über das Kreuz erkennen ! Die Frage nach der Würdigkeit weist auf den HEILIGEN GOTT, der Zweifel an der Wirklichkeit des Gesehenen auf den WEISEN GOTT: nur wenn der Mensch klein wird, kann er den Größeren GOTT erkennen! Die Frage nach dem "Ort" zielt auf den GEREICHTEN GOTT, der uns allein den recht Platz zuweisen kann. Die ersten Mutmaßungen gehen deutlich über den menschlichen Erfahrungsraum hinaus; der Mensch weiß um den Größeren GOTT (ALLMACHT), auch wenn es wie hier nur Ahnungen sind, wie sie in der Tradition der Weisen überkommen sind. Die Erzählung ist voll tiefer Symbolik bis in solche kleine Einzelheiten hinein: das reine Auge sieht mit dem Engel durch auf GOTT - in allen Dingen!

[16] Die Azteken sahen das Jenseits im Bild des Paradieses - mit all dem Schönen und Notwendigen, was uns hier schon auf Erden begegnet: so den Blumen einerseits und dem Mais, als dem Hauptnahrungsmittel, andererseits. In der kriegerischen Sicht eines Huitzlipochtli kamen nur die in dieses Land, die im Kampf und durch das Opfer ihr Leben hingegeben hatten. Dass der Tepeyac sich als Berg der Blumen offenbart, ist zugleich Hinweis, dass es der BERG DER WAHRHEIT ist: tonacatlalpan. "Ort des Fleisches" ist Hinweis auf den Ursprungsort der Menschen, ihre Herkunft: tomoanchan, wo tonacatecutli, "der Herr des Fleisches" die Menschen bildet und sie durch den Schoß der Mütter auf Erden schickt. Von diesem Paradies haben die Tlamantini in vielfacher Weise gesprochen. Jetzt wo das Kriegsgeschrei verstummt ist, kommt auch ihre Stimme wieder zur Geltung und bereitet den Weg für die GRÖSSERE WEISHEIT GOTTES in JESUS CHRISTUS! Der Tepeyac wird zu einem Ort der OFFENBARUNG GOTTES!

[17] Wie in vielen Religionen so ist auch für die Azteken der Osten Ort der HERKUNFT GOTTES, ihre Windrose wies nicht nach Norden, sondern nach Osten. Bis in unsere Zeit wurden die Kirchen immer geostet. Heute müssen wir uns von den Heiden erinnern lassen, was dies bedeutet!

[18] Wo GOTT spricht, müssen alle geschöpflichen "Stimmen", und seien es die der Engel, verstummen. Und GOTT spricht hier wahrhaft durch die MUTTER SEINES SOHNES: als VATER. Auch hier liegt ein Geheimnis verschlüsselt: die Weisen der Azteken sahen in GOTT eine Gegensätzlichkeit: Mann und Frau. Wenn sich hier GOTT über die MUTTER DES SOHNES als VATER zu erkennen gibt, so ist dies wieder ein wunderbares Anknüpfen an dieser Ahnung der Weisen. Wir wissen es aus dem Glauben: GOTT ist nicht nur überfließende Güte, wie es schon der heidnische Philosoph Plotin erkannte, GOTT ist als PERSON: LIEBE - und diese LIEBE hat ein Angesicht, das sich in besonderer Weise in MARIA offenbart.

Weil GOTT aber PERSON ist, spricht er auch das Geschöpf, voran MARIA und in ihr alle ihre Kinder, als Person an: dies wird im Diminutiv des Namens: "Juanito, Juanito Diegito=mein guter, lieber Juan..." ausgedrückt. Die Wiederholung des Namens ist typisch für den Anruf GOTTES in der Heilsgeschichte, man vergleiche den Anruf an Abraham (Gen 22,1), Samuel (1Sam 3,4) an Saulus (Apg 9,1). Der ANRUF GOTTES ist mehr als bloße Anrede, er macht den Menschen wach für GOTT, lebendig, neu, dass er IHM auch wirklich antworten kann!

[19]Für die Azteken war der Umgang mit den Göttern die Ausrichtung ihres Lebens. Es ist wie ein Angeld für das "betet allezeit", für das Wandeln in der Gegenwart GOTTES, das wir hier auf Erden in JESUS CHRISTUS einüben sollen. Juan Diego ist einfältigen Herzens, durchsichtig bis auf den Grund der Seele, wie ein Nathanael (Bartholomäus), ein Kind MARIENS, ganz in "ihrer Wellenlänge"; darum ist ihre Begegnung in einer paradiesischen Weise auf "du und du"!

Und doch braucht es den Aufschwung der Seele hin zu dem Unbekannten, das ihn erwartet, ausgedrückt in dem Wort: "er wagte es ..." Alles lebendige Leben in GOTT ist Abenteuer: denn GOTT ist immer GRÖSSER! Hier wird auch die besondere Gnade der Vermittlung durch MARIA offenbar - ganz im Gegensatz zur Vermittlung durch den Engel, vor dem der Mensch als Geistwesen immer zuerst erschrickt. MARIA ist durch und durch Mensch, Mensch im Vollsein des Sinnes, wie kein anderer Mensch! Schon hier wird auch der Gegensatz zu jeder anderen menschlichen Vermittlung, die immer von unseren Schwächen und Sünden eingefärbt ist, deutlich.

[20] Die Bezeichnung für die Allerseligste Jungfrau im Nahuatl macht deutlich, dass sie nicht einfach eine gewöhnliche Frau ist ("cihuatl pilli") und doch sieht sie nicht auf ihn herab wie es die „Vornehmen“ gewöhnlich tun. Auch bei den Azteken gaben sich die Vornehmen, die Vorsteher und sonstige Autoritäten nicht nur durch eine besondere Kleidung, sondern an durch eine erhöhte Stellung, meist auf einem Thron sitzend zu erkennen. Die Begegnung mit MARIA ist wie mit einer Mutter: wie auf den Wegen dieser Welt: die Mutter ist immer nahe, auch wenn sie nicht sichtbar ist!

[21] Bei aller Vertrautheit ist der Abstand gewahrt, die Ehrfurcht vor dem Anderen, wer immer er sei. In den Heiligen wird das Geheimnis der "rechten Beziehung" zum Nächsten offenbar, das schon in der ersten Sünde von Adam und Eva verloren ging und nur von GOTT her wieder neu aufgebaut werden kann.

[22] Hier wird der rechte Abstand noch näher bestimmt: so sehr sie ihm auf gleich und gleich begegnet, so sehr steht sie doch in ihrer Würde über ihm! Im Spanischen gibt es mehr Möglichkeiten,das Hierarchische hervorzuheben!

[23] Die Sonne ("tonatiuh") war für die Azteken Sinnbild GOTTES. Das Kleid ist für sie Erkennungszeichen für die Würde einer Person. Der Klasse, der Juan Diego entstammte, entsprach die einfache Ayate, aus Kakteenfibern (Agave) gewebt. Am Kleid der MUTTERGOTTES wird schon deutlich, WOHER und von WEM gesandt sie kommt: sie ist vor den Engeln DIE BOTIN GOTTES! Auch hier tut sich verhüllt ein Geheimnis der Letzten Zeit kund: GOTT KOMMT UNS NÄHER, in, durch und mit MARIA! Wir begegnen IHM nicht mehr nur in den Ordnungen christlichen Lebens, die der Böse heute weitgehend niederreißt, wir müssen IHM immer mehr von "Person zu Person" begegnen, weil unsere Lebensordnung wie bei den Azteken bis in ihre Grundlagen zerrüttet ist Wo uns MARIA, oder der Engel entgegentritt, begegnen wir aber nicht nur und in erster Linie der Person GOTTES, sondern zugleich der Ordnung Seines Reiches. Eine neue Lebensordnung muss notwendig in der Vermittlung MARIENS von der Hierarchie der Engel her aufgebaut werden. Der nachäffende und täuschende Versuch, uns in ein „neues Zeitalter“ hinüberzuretten, begegnet uns im "New Age". Wo MARIA, wo der Engel vermittelt, sind wir vor einem billigen Anbiedern GOTTES gewahrt, das IHN auf unser Niveau herabdrückt.

GOTT selbst in Seiner HEILIGKEIT UND MAJESTÄT kann der Mensch in diesem Leben nicht sehen, ohne zu sterben. Doch es gibt ein "näher und ein ferner" zu IHM. Auch die Ordnung des Lebens und seine Gesetze sind eine Vermittlung, wo sie verloren geht, wird die Vermittlung durch Personen, die GOTT näher stehen, unabdingbar, wenn der Mensch sich nicht in der Gesetzlosigkeit dieser letzten Zeit verlieren will. Darum müssen wir in dieser Zeit mehr denn je ausschauen: nach den Heiligen, den hl.Engeln und der MUTTER GOTTES. In Fatima, ist es ein wunderbares, sich ausgleichendes, ergänzendes Zueinander: durch den Engel lernt der Mensch die GOTTESfurcht, durch die Begegnung mit der MUTTER ist er geborgen in der LIEBE Gottes und kann so als Kind (Seherkinder!) vor der Welt Zeugnis ablegen für den LEBENDIGEN GOTT, der uns in aller Anarchie dieser Zeit nicht verläßt!

[24] Die MUTTERGOTTES kommt als die in den Himmel mit Leib und Seele aufgenommene, in der auch die materielle Schöpfung schon verklärt ist (es ist hier wie bei der Verklärung des HERRN!). Solche Verklärung wird angedeutet im Bild der Edelsteine, wie sie in der Apokalypse (vgl. Offb. 21,19-21) als das Baumaterial der GOTTESstadt aufgezeigt werden. Die Schöpfung ist aus der Vergänglichkeit im Bild der Edelsteine in die Unvergänglichkeit eingegangen. Der Unterschied wird uns am besten klar, wenn wir daran denken, dass der chemische Baustoff von Kohle und Diamant gleich ist; verschieden ist die Molekularstruktur. In der Kohle kann sie zerfallen, im Diamant ist sie stabil. Dass die Schöpfung hier in ihrer Verklärung gezeigt wird, ist Hinweis, dass mit dem Erscheinen der MUTTERGOTTES auch die materielle Schöpfung in die Wandlung aller Dinge hineingenommen wird. Nicht nur der Mensch wird durch die Sonnenbekleidete Frau daran erinnert, dass die Zeit der Heimkehr näher rückt, auch die Schöpfung soll heimfinden zum VATER! Dass das Dogma der Himmelfahrt fast 45O Jahre später verkündet wurde, ist ein Zeichen dafür, wie langsam wir das geheimnisvolle Wirken des HEILIGEN GEISTES begreifen, wie wenig wir das Sehnen der Schöpfung nach der Offenbarung der Kinder GOTTES (vgl. Rö 8), dem sich eine Hl.Franz geöffnet hat, verstehen und ernst nehmen.

Der Samaragd ist in besonderer Weise Zeichen für die REINHEIT DES LEBENS -

MARIA erscheint hier nicht nur als die „Apokalyptische Frau“, in den Himmel aufgefahren, sondern auch als die IMMACULATA, die ganz Reine - Vollendung aller Werke GOTTES am Siebten Tage! Für die Azteken hatte der Türkis die besondere Bedeutung: Leben. Bei der Geburt eines Kindes empfing die Frau eine Türkiskette, den Toten legte man einen Türkis in den Mund als Zeichen dafür, dass man an ein Weiterleben glaubte! Ihr türkisgrüner Mantel war ihnen deutlichstes Zeichen für ihre Jungfäulichkeit und zugleich Mutterschaft. Der "Nebel", besser: die Wolke, in der sie erscheint, war für die Azteken wie für die Israeliten Symbol der GEGENWART GOTTES (vgl. Ex 13,21; Num 9,15 etc.).

[25] Vier sind die Eigenschaften ihres Wortes: verherrlichend, liebenswürdig, anziehend und erhebend. Sie gibt damit einen Hinweis für das rechte Wort der Verkündigung, das auch in seinem "Ton" den DREIEINIGEN GOTT in seinen vier wesentlichen Eigenschaften gegenwärtig setzt. Unser Wort muss GOTT verherrlichen in Seiner HEILIGKEIT; es muss in seiner Liebenswürdigkeit stehen für die WEISHEIT GOTTES, in seiner Anziehungskraft für die LIEBE UND GERECHTIGKEIT GOTTES und endlich in Seiner Erhabenheit für die ALLMACHT GOTTES!

[26] So sehr Juan Diego sich vor ihrer Würde neigt, so sehr ist er ihr doch im Herzen nahe, als wäre sie ein Kind aus seiner Familie! Wo immer die MUTTER erscheint: wird FAMILIE!

Die große Ehrfurcht vor den Priestern als Ebenbild unseres HERRN ist ein auszeichnendes Merkmal der mexikanischen Religiosität bis in unsere Tage hinein - so wenig es oft die Priester verdienen. Der wahrhaft Glaubende versteht zu unterscheiden zwischen Bild und Abbild!

Auch noch heute heißt es bei einer Einladung in Mexiko: "Kommen sie in ihr Haus!", so tut es hier Juan Diego im Hinweis auf das Haus der Franziskaner,

[27] In der Anrede Vers 24 schwingt schon eine Ahnung ihrer Würde mit, die sie hier offenbart. Doch nicht auf sich selbst zieht sie die Aufmerksamkeit, sondern auf Den, Der sie sendet. Und sie verwendet dabei Bezeichnungen, die den Azteken im Blick auf GOTT (Omeotl) geläufig sind:

"GOTT DER GROSSEN WAHRHEIT (Huelnelli Teotl)"

"VON DEM WIR DAS LEBEN EMPFANGEN HABEN=DURCH DEN WIR LEBEN (Ipalnemohuani)

"SCHÖPFER DER PERSONEN (In Teoyocuyani)"

"HERR DES NAHEN UND NÄCHSTEN (In Tloque Nahuaque)": Hinweis auf die Gegenwart GOTTES in der Geschichte der Menschen.

"HERR DES HIMMELS UND DER ERDE (In Ilhuicahua inTletlipaque)"

"DER ALLES VORSIEHT (Teimattini)"

- sie alle sind bezogen auf den Einen Unbegreiflichen GOTT (Omeotl), den der Mensch nicht erreicht, der jenseits der Götterwelt von den Weisen erahnt wird und doch dem Menschen nahe ist, wo er IHM in Weisheit sein Herz öffnet.

"An diesem Ort (Inic nican)" ist mit Betonung gesagt, denn damit ist der Ort bestimmt, von dem die Evangelisierung der Azteken und darüber hinaus des Kontinentes ausgehen soll. Damit tritt aber zugleich Mexico (die Hauptstadt!) als Sitz der Kirche wie auf einen zweiten Plan. Geheimnisvoll ist hier in besonderer Weise eine Evangelisierung "von oben" (Berg) angedeutet. Auf die Erwähnung "ihres Hauses in Tlatilolco", als indirekte Einladung, doch dort ihren Standort zu nehmen, ist sie nicht eingegangen. Das Wort der Verkündigung vor dem Zweiten Kommen JESU CHRISTI, muss ein Wort mit, durch und in MARIA sein.

Doch sie wird ihn "nach unten" schicken! Der Gegensatz wird nicht abgebaut, doch liebend aufgenommen und so überbrückt; hier erweist sich das ""Katholische" ihrer Botschaft. Erinnern wir uns, dass auch die SELIGPREISUNGEN DES HERRN AUF DEM BERGE zu Seiner Verkündigung "unten" in Spannung stehen! Nur im Durchtragen solcher Spannung, in die zuerst Juan Diego hineingezogen wird, bleibt die Kirche von "unten" auf dem Wege nach "oben“ und ist in und durch MARIA die EINE KIRCHE JESU CHRISTI!"

[28]Deutlich ist ein trinitarischer Bezug zu erkennen:

- Als MUTTER weist sie auf den SOHN, wie sie schon in Kana bei der Hochzeit getan hat (vgl.2,5): "was ER euch sagt, das tut!" - DAS IST DIE PROPHETISCHE MISSION DER MUTTER DES HERRN. Vor allen Propheten und besonders als LETZTER ALLER PROPHETEN ist sie vom VATER gesandt, die NAHE ANKUNFT IHRES SOHNES ZU KÜNDEN! Auch hier wird wieder deutlich, wie sehr dieses "Fünfte Evangelium" im Bild dem vierten des Johannes nahe steht!

- DER ERHÖHTE SOHN ist DER SOHN AM KREUZ, von dem aus "ER ALLE AN SICH ZIEHEN WIRD!"(Jo 12,32), auf IHN vor allem hat die MUTTER in ihrer Sendung als APOKALYPTISCHE FRAU hinzuweisen. Im KREUZ IST DIE LETZTE SCHEIDUNG!

- Alle Offenbarung ist letztlich dem HEILIGEN GEIST anvertraut - MARIA aber kommt am Tepeyac auch als BRAUT DES HEILIGEN GEISTES.

Dreifach ist ihre Verkündigung: sie will ihn "zeigen" - und dies mehr durch ihr Bild als durch ihr Wort. Sie will ihn "erhöhen": wieder ein indirekter Hinweis auf das Kreuz, in dem wir allein den HERRN in rechter Weise erkennen. Vom Kreuz aus will Er alle an sich ziehen! Sie will ihn "offenbaren" - ER muss in unserem Herzen aufgehen, offen-bar werden, uns von innen her wandeln, so wie Juan Diego in der Übernahme der Sendung gewandelt wird. Der VATER spricht zu uns im Bild - wie zu Kindern (durch das große Bilderbuch der Schöpfung), der SOHN zuerst und zutiefst durch Seine Passion, der HEILIGE GEIST ist es, der die Wahrheit des Glaubens in unserem Herz eröffnet.

[29] Nicht nur ein genaueres Studium des Bildes, sondern auch eine getreuere Übersetzung des Nican Mopohua haben die MITTE DER BOTSCHAFT VON GUADALUPE deutlicher herausgestellt: diese MITTE IST ALLEIN GOTT! Wieder sind es vier Begriffe, die die besondere Sendung der MUTTERGOTTES ALS MISSIONARIN DES HEILIGEN GEISTES kennzeichnen und darum den Weg weisen für die "Neue Evangelisierung", wenn sie dieses Zeichen versteht!

So wie sie in der Gnade GOTTES der Welt den HEILAND geschenkt hat, so will sie IHN weiter verschenken, und dies in besonderer Weise von diesem Ort aus, der letztlich alle Orte ihrer späteren Erscheinungen mit einschließt. Ist es nicht schon hier und nicht erst im 19.Jahrhundert offenbar, dass der VATER in Bereitung der Zweiten Ankunft Seines SOHNES in besondere Weise die MUTTER SEINES SOHNES vorausschickt? Hier beginnt ein neuer Abschnitt im Leben der Allerseligsten Jungfrau. Das Vat.II hat auf diese „Sendung MARIENS“ im Titel: MUTTER DER KIRCHE hingewiesen und ihr damit in besonderer Weise die "pilgernde Kirche" anvertraut. Als Mitpilgernde wird sie endzeitlich "MUTTER DER STRASSE"! Wie sie Juan Diego auf dem Wege begegnet ist, so wird sie zehn Jahre später dem Seher von Ocotlán/Tlaxcala, der den gleichen Namen trägt, und dann hundert Jahre später auf dem Weg der Prozession dem Seher von Capula, Diego Lazaro, begegnen, diesmal in der Person von St.Michael! (vgl. die Erzählung dieser einzigen Erscheinung des Hl.Erzengels im Kontinente Amerika in "Guadalupe, Siegesbanner MARIENS", Franziskusverlag).

Dieses VERSCHENKEN geschieht in vierfacher Weise (über das Kreuz):

- durch ihre persönliche Liebe (HEILIGER GOTT!). Die armen Indianer haben durch die Vernichtung von Kultur und Religion fast ihre Identität verloren. Doch da die MUTTER jeden Einzelnen von ihnen persönlich anschaut (sonst wäre die Bekehrung der acht Millionen in zehn Jahren wirklich nur ein "Massenereignis!"), hat jeder in ihr auch ganz persönlich eine Mutter gefunden.

- Da sie jeden voll Erbarmen anschaut, hebt sie ihn heraus aus Not und Sünde, denn ihr Blick ist Licht vom LICHTE GOTTES!

- Durch ihr verstehendes, einfühlendes Helfen im kleinen wie im großen. In der Seeschlacht von Lepanto gegen die Türken ist sie durch die Gegenwart der ersten Kopie ihres Bildes zur "HILFE DER CHRISTENHEIT" geworden! Immer bereitet sie den Weg ihres SOHNES.

- In der Kraft ihres Ganzerlöstsein hüllt sie uns ein in die Fülle der Gnaden, die ihr zuteil geworden sind.

[30]Sie ist wie die orthodoxen Ikonen sie in liebender Schönheit darstellen: die Eleousa, die ERBARMENDE. Und dieses Erbarmen will alle umfassen, die "in eins sein wollen" - das aber ist nur möglich im AUFSCHAUEN AUF DEN EINEN GOTT und den EINEN MITTLER JESUS CHRISTUS, den ER gesandt hat und den sie uns geschenkt hat und immer neu schenken will. Auch in diesem Hinweis auf IHRE SENDUNG ZUR EINHEIT IST SIE D A S ZEICHEN zum Gegenzeichen der Zerstreuung, ja Atomisierung der menschlichen Ordnung in dieser Zeit.

[31]Hier ist die Offenbarung der "Frau aller Völker" vorausgenommen. So wie sie im Zeichen des Kreuzes steht, so sind auch die, die ihre Vermittlung anrufen, ausgerichtet auf das Kreuz: das wird in den vier Worten: "lieben, anrufen, suchen, vertrauen" - offenbar.

[32] Erinnern wir uns hier an die Begegnung Moses mit Jahweh im brennenden Dornbusch, wo ihm der HERR ähnlich entgegentritt wie hier die Allerseligste Jungfrau dem Seher: im Wissen um alle Not des Volkes, dem ER Befreiung verspricht. Auch die MUTTERGOTTES von Guadalupe tritt wie aus dem Feuer heraus, wie es ja noch im Bild ihres Strahlenmantels zu erkennen ist. Die hier versprochene Hilfe muss endzeitlich verstanden werden, so ist auch die Heilung des todkranken Onkels Bernardino zu deuten (siehe später). Dieses Wort läßt erahnen, dass GOTT in der Sendung MARIAS die Wurzel der Sünde selbst:, nämlich die Erbsünde heilen wird. Alle Wunder des HERRN weisen auf diese letztnotwendige Heilung hin; ER verkündete nicht nur die Frohbotschaft, sondern machte sie gegenwärtig: ER "heilte alle Krankheit und alle Gebrechen im Volke" (vgl.Mt 4,23) Solche Heilung ist sicher nicht von heute auf morgen, wie wir es in unserer Ungeduld erwarten (wie es die Befreiungstheologie auf ihre Fahne schreibt, weil sie nichts mehr vom tieferen Übel; der Erbsünde weiß). Hier klingt durch das "Siehe ICH mache Alles neu", angedeutet auch in der Verwandlung der Materie am Ort der Erscheinung!

Letztlich kommt alle Heilung durch die WUNDEN DES HERRN, auf die hier in den fünf Aufzählungen angespielt wird. Dort wo der HERR Seine Fünf WUNDEN über den Menschen mit seinen fünf Gliedmaßen, über seine fünf Sinne, über seine Gefangenschaft durch den Fünferstern legt, wird der Mensch wahrhaft frei: in GOTT und hin zu GOTT. Auch diese Verheißung leuchtet hier wenigstens verborgen auf: der SIEG ÜBER DIE SCHLANGE DURCH DIE FÜNF WUNDEN DES HERRN!

[33]Auf das Wort des Auftrages hin muss die Verwirklichung folgen, denn das Wort des HERRN durch MARIA ist ein wirkendes Wort, das vollbringt, was es verheißt. Je mehr der Seher mit seiner Auftraggeberin eins ist, um so eher wird er die Sendung vollbringen; darum kann nur ein ganz reiner Mensch wie Juan Diego einem solchen Auftrag entsprechen: verlangt ist: TREUE DER WIEDERGABE: nichts hinzufügen, nichts wegnehmen!

[34]Die im Nahuatl verwendeten Worte weisen hin auf einen Lohn, der von der GOTTheit selbst ausgeht: GOTT selbst ist höchstes Glück, Reichtum! Er ist der "Eine Denar", wie es schon im Lohn an die Arbeiter zu den verschiedenen Stunden des Tages offenbar wird (vgl. Mt 20,1ff). IHN werden wir endlich als unseren höchsten LOHN empfangen - nach dem Maße unserer Hingabe, der Treue zu unserer Sendung, die letztlich immer eine Sendung in SEINER SENDUNG ist!

[35]Der Auftrag den Juan Diego erhält, steht ganz in der nüchternen LIEBE GOTTES. Keine Sentimentalitäten, kein längeres Verweilen und Verkosten der lieblichen Gegenwart der Himmelsmutter, sondern augenblickliches Erfüllen der Sendung, die ihm zuteil geworden. Juan Diego wird Vorbild des engelhaften Gehorsams, wie er immer mehr in dieser letzten Zeit notwendig sein wird, wenn wir uns nicht in den Schlingen des Bösen verfangen wollen.

[36]Man achte in Vers 33, dass der Bischof ihr "ein Haus besorge und unten in der Ebene meinen Tempel errichte" - es handelt sich also offensichtlich um zwei "Häuser".

[37]Die Kirche "oben am Tepeyac", am Ort der ersten Erscheinung gebaut, ist in ihrem oberen Teil ein Karmel, mit der Gebetssendung, das Geheimnis der ERSCHEINUNG lebendig zu halten. Kaum ein anderer Orden als der vom BERGE KARMEL ist für solchen Auftrag besser bestimmt; wie sehr er ein KREUZWEG ist, wird jeder ein wenig nachempfinden können, der in all dem Lärm und Rummel um den Tepeyac vergebens einen Ort der Stille und des Gebetes sucht!

[38]Groß ist der Verdienst dieses Bischofs aus dem Baskenland um Mexico. Er war der erste, der das Bild der MUTTERGOTTES sehen durfte. Er brachte den Buchdruck nach Amerika, gründete in Vermittlung mit Toledo (Spanien) die erste Universität, stiftete das Spital der LIEBE GOTTES, brachte allerlei Pflanzen und Bäume aus Spanien, lehrte die Indianer den Anbau der Seide, des Linnen, die Verarbeitung der Wolle und handwerkliche Arbeit verschiedener Art. Im Nican Mopohua steht er letztlich für alle rechtliche kirchliche Autorität, kurz für die Hierarchie, wie wir es schon gewiesen haben.

[39]Unten in Mexico wird Juan Diego wieder einer "von unten", ein Untergebener, der kaum durch die Bürokratie den Weg zum Bischof findet. Eine gänzlich andere, ja gegensätzliche Welt, die sich mit dem Geschauten stößt, tut sich hier auf. Wie anders steht er hier vor dem Bischof - es scheint da eine unüberschreitbare Schranke. Auch wenn er sich hier ganz fremd fühlt, läßt er sich nicht abbringen, seinen Auftrag buchstabengetreu zu erfüllen. Es ist als stände sie zwischen ihm und dem Bischof. Und so kann er auch hier einfach Kind sein, das nicht aufhört zu staunen vor dem, was ihm widerfahren ist. Das "Wundern" ist nicht nur der Anfang der Philosophie im Abendland, es ist auch der Anfang des Glaubens. Wo es verloren geht, wird der Glaube, auch wenn er sich dem Papier nach rechtgläubig gibt, zur Ideologie!

[40]Im kirchlichen Informationsprozeß, 1666, wiesen die Zeugen darauf hin, dass der Bischof und seine Bedienten sich über ihn lustig gemacht haben. Also nicht das leiseste Entgegenkommen oder Verstehen weder für Person noch Botschaft.

[41]Es treffen hier zwei verschiedene Weisen, die Zeit zu verstehen aufeinander, die sich gegenseitig auszuschließen scheinen. Vom Himmel her drängt es: Anliegen und Zeit gehören zueinander. So verstehen es auch die Azteken: die Zeit ist eine Seinsweise der Dinge dieser Welt; wo man sie ablöst von den Dingen, fallen sie ins Nichts. Was Juan Diego hier erleidet ist nicht nur die persönliche Zurückweisung, sondern viel tiefer, ein Unverstehen für das Jenseitige, das geheimnisvoll hereinreicht in unsere Zeit und deshalb nicht abgeschoben werden kann, ohne dass man etwas zerstört.

Da GOTT EWIGES LEBEN ist, immer Neu, immer Schöpferisch, ist letztlich nichts, was ER an uns tut wiederholbar. Wer es im Augenblick, da ER es gibt, nicht aufnimmt, wird es nie mehr erreichen, wenigsten nicht in dieser je einmaligen Weise. Wo im Blick auf GOTT Zeit versäumt wird, kommt sie nicht mehr zurück; sie ist für immer und ewig verloren. Hier ist das Gespür des Christen durch den administrativen Blick oft verschüttet. Am besten kennzeichnet dies das Wort des HERRN, "eure Zeit ist immer", meine aber ist noch nicht da!" (vgl. Jo 7,6). Wo wir mit der Zeit schalten und walten nach eigenem Gutdünken, haben wir die Demut des Geschöpfes vor GOTT verloren. Hier wird eine DIMENSION DES GEHORSAMS deutlich, die heute verloren geht: sie leuchtet auf in der Gegenüberstellung des flügelschnellen Gehorsams Juan Diegos gegenüber dem Zögern, ja Abschieben des Bischofs. Es gibt einen Gehorsam "nach oben", in der der Vorgesetzte bewusster stehen muss als der Untergebene! Kein Wunder, dass St. Michael in der Erscheinung von S. Miguel so streng mit seinem Seher Lazarus umgeht, denn nichts ist uns notwendiger im geistigen Kampf als dieser "flügelschnelle Gehorsam".

[42]Nach seiner Sichtweise ist seine Sendung misslungen.

[43]Diese zweite Begegnung ist ganz gezeichnet von der tiefen Enttäuschung, die Juan Diego erfahren hat. Er wirft sich ihr jetzt zu Füßen wie in Schmerz und Scham über den Misserfolg, die Ablehnung des Bischofs: er ist wie „ver - nichtet. Doch da er sich ganz und gar mit ihr als ihr Sendling in eins sieht, ist auch sie durch diese Ablehnung zutiefst getroffen. Er wagt es wohl zuerst gar nicht, ihr ins Antlitz zu schauen.

[44]Dass er sie zuletzt anredet mit "Kleinste meiner Töchter", ist wie ein Lichtstrahl von oben in allem Dunkel der Enttäuschung. Will er sie nicht trösten, das Kind das Kind? Steht sie nicht auf gleichem Boden wie die Indios, da man ihrem Wort keine Beachtung schenkt? Gerade in aller Not ist hier eine tiefe Einheit mit ihr als der „Schmerzensmutter“, die den Boden bereitet, gegen „bessere Einsicht“, die Sendung im Gehorsam durchzutragen.

[45]Der Auftrag ist wörtlich wiedergegeben, nur die Anrede des Bischofs an ihn: "mein Sohn" fehlt. War es nur eine Redensart, eine Floskel des Bischofs ihm gegenüber, die ihn nicht erreichte? Sein Bericht bleibt sachlich, er lässt nicht weiter durchblicken auf Ressentiment oder Enttäuschung; doch er läßt sich auch nicht täuschen: die Abweisung ist offensichtlich: für ihn wie für die MUTTERGOTTES!

[46]Juan Diego ist tief getroffen, bis hinein in sein Innerstes. Er sieht sich mit den Augen des Bischofs, der ihn zurückgewiesen hat. Da er nicht an ihn glaubt, hat er geradezu den Glauben an sich verloren. Was in der Welt gilt, aus der er gerade zurückkehrt, daran ist den armen Indios kein Anteil gegeben. Es sind vier Eigenschaften, die notwendig wären, um wirklich Gehör zu finden. Die "Vier" gilt bei den Azteken als Zeichen für "ganz, allumfassend, beherrschend"; darum ist mit der "Vier" ausgesagt, dass die ganze soziale Ordnung der Gesellschaft unter diesem Gesetz steht und keinen Platz für den Armen hat, der er ist. Sind sie nicht in Gefahr, auf der Autorität des Gekreuzigten ihre eigene aufzubauen, die das Evangelium in Frage stellt? Die Befreiungstheologie hat nicht zufällig ihren Wurzelboden in Lateinamerika! Doch beachten wir: es ist hier keine direkte Anklage, es ist nur Leid, Verzweiflung, Not, die letztlich stumm bleibt; die erst dort zur Drohung und Revolte wird, wo der Böse die "Glut anfacht!", wie es später in der Befreiung Mexikos von der spanischen Vorherrschaft durch Hidalgo geschah - und dies unter der Flagge U.L.F.von Guadalupe. Erinnern wir uns: der "Schrei der Befreiung" wurde von Hidalgo, der ja Priester war, bei einer Hl.Messe ausgestoßen.

[47]Den vier Attributen des Ansehens in der Welt stellt Juan Diego vier des Nichtsein, der Nichtbeachtung, des Ausgestoßensein entgegen:

- "mecapal" ist der aztekische Ausdruck, der das Sein des Menschen kennzeichnet als einer, "der durch Buße sein Leben verdienen muss".

- Ähnlich "parihuela", der zweite Ausdruck, im Nahuatl "cacaxtli" ="Lastträger": am Rand der Gesellschaft stehend, nur gut zum Schuften ("Paria!). Cacaxtla ist wohl der Ort, wo man früher die hölzernen Traggestelle fertigte, mit denen die Lastträger ihre Lasten auf dem Rücken trugen. So heißt auch der Ort in der Nähe der Erscheinungsstelle St. Michaels bei Capula, wo man eine heidnische Opferstätte ausgegraben hat. Damit ist, freilich nur stumm, angedeutet, dass auch St. Michael nicht nur dort erschien, um dem Treiben des Bösen ein Ende zu bereiten, sondern auch um den durch ihn in besonderer Weise Geknechteten zur Hilfe zu kommen: den "Lastträgern"! Auch hier leuchtet die Einheit der beiden Erscheinungen auf. Tiefsinnig ist auch das Bild : „ich hätte es notwendig, dass man mich mitschleppte auf dem Rücken..."im Blick auf die MUTTERGOTTES bedeutet dies: sie ist mit dem HERRN die erste Lastträgerin und gibt nur ihm als ersten diese Aufgabe weiter. Nur wenn wir als Christen das Kreuz auf uns nehmen, sind wir dieses Namens würdig - so muss die Erneuerung der Kirche notwendig durch ihren "Kreuzweg" hinauf nach Golgotha kommen. Nur die "Kreuzträger" werden das Zíel erreichen. Hier wird auch deutlich, dass der letzte "Kreuzweg" der Kirche ein marianischer sein wird. Die Kirche wird durch sie "Lamm GOTTES" - sie ist herangewachsen im HEILIGEN GEIST und darum fähig im HERRN und in MARIA die Sünden der Welt auf sich zu nehmen - "um zu ergänzen, was noch fehlt an den Leiden CHRISTI für seinen Leib, die Kirche"(Kol 1,24)

Die beiden folgenden Ausdrücke sind bildhaft: hinweisend auf verachtet (Schwanz), abgerupft (wie die Feder!). Das aztekische Wort "altapalli" bedeutet "mindere Leute", die man nicht beachtet. Doch wenn wir auf das Bild der MUTTERGOTTES schauen, wird uns in der TORHEIT DES KREUZES etwas ganz anderes offenbar. Der Knabe zu ihren Füßen stellt im Bild genau diese vier "Eigenschaften" dar, die das Sein des Menschen auf dieser Erde als Geschöpf GOTTES und „armer Sünder“ kennzeichnen: er muss durch Buße (vgl. das rote bis violette Kleid!) seinen Weg in den Himmel bahnen; er muss mit dem HERRN als Simon das Kreuz hinauf nach Golgotha tragen. Doch darf er sich dabei halten:

- an den Rockzipfel (Schwanz) des Kleides (auf der linken Seite)

- und den Mantelzipfel (Flügel), der auf der rechten Seite so tief herunterhängt, dass er den Flügel des Knaben berührt. Diese Aussage des Bildes im Zusammenhang mit dem Wort Juan Diegos ist so fein und zugleich so tief, dass sie sich nur schwer in Worte fassen läßt:

der Mantelzipfel durchstößt wie ein Schwert die Mondsichel und dies im Bild der Sternkonstellation "Taurus", die hier durch drei der hellsten Sterne dargestellt ist. Das OPFER CHRISTI, der STIER ist das Opfertier, wird in der Vermittlung MARIENS zum Schwert, das die Macht des Bösen zerbricht, die im Bild zeichenhaft durch die Mondsichel auf dem Haupt des Knaben lastet.

So muss der Mensch, denn hier steht der Knabe für die ganze Menschheit, auf der rechten Seite in der Mantelspitze nach der Barmherzigkeit GOTTES im Opfer CHRISTI greifen, auf der linken Seite nach dem nicht weniger spitzen Schwert des Rockzipfels, das die andere Seite der Mondsichel durchschneidet.

Da die untere Kleidfalte wie ein Buch bildet, ist nicht nur das ganze Bild ein "Evangelium des Lichtes" und damit das "Letzte Evangelium", es weist gerade diese untere Kleidfalte noch im besonderen auf das WORT GOTTES hin: der rechte dunklere Teil ist Zeichen für das AT, der linke hellere für das NT; dann ist die ganz helle Spitze dieser Falte Bild des Wortes der Apokalypse, in der uns Johannes hinweist, dass die Heilsgeschichte durch das EINGREIFEN DER HEILIGEN ENGEL IN DEN ENDKAMPF entschieden wird.

Fassen wir zusammen: in den vier Eigenschaften, mit denen Juan Diego seine "mindere Stellung" kennzeichnet, offenbart sich über das Bild des Knaben unser Menschsein als BERUFUNG ZUM KREUZ ! Zugleich aber wird dreifach deutlich, wie wir dieses Kreuz des Armensünderseins in der BARMHERZIGKEIT GOTTES tragen können:

- indem wir die Last der Sünde, angedeutet in der schwarzen Mondsichel annehmen: sie hilft uns in Demut (geneigtes Haupt des Knaben!) unser Haupt vor GOTT zu beugen, statt mit erhobenem Haupt in Hochmut zu erstarren!

- Mit den in Kreuzform ausgestreckten Händen aber greifen wir nach dem Schwert der Barmherzigkeit GOTTES in MARIA einerseits und nach dem Schwert des Wortes GOTTES andererseits; so werden wir der MUTTERGOTTES immer gleichförmiger und dürfen ihr mithelfen im Kampf gegen den Hochmut des Drachen, der in seiner Unbotmäßigkeit, seinem "ich diene nicht", durch Schweif und Flügel als Zeichen seiner Macht die Menschheit mit sich in die Hölle reißen will! Wieviel tiefer spricht das Bild als das Wort - und doch ist nur durch das Wort solche Deutung möglich!

[48]Juan Diego hat alles Selbstvertrauen verloren. Er sieht sich nur noch in der Ablehnung durch den Bischof; er muss sich erst wieder neu finden - in ihr, die ihn sendet! .

[49] Die SENDUNG JUAN DIEGOS geht in eine Welt des WIDERSPRUCHS: den vier Eigenschaften des "Adligen" mit seiner Geltung in der Gesellschaft sind vier Eigenschaften des Armen entgegengestellt, der in solcher Gesellschaft nichts gilt, nichts zu sagen hat. Und doch sind gerade diese Eigenschaften in der Torheit des Kreuzes ZEICHEN DER ERWÄHLUNG IN DER SICH HERABNEIGENDEN LIEBE GOTTES.

Don Valeriano, der Verfasser des Nican Mopohua hat in der Führung des HEILIGEN GEISTES in diesen "vier Kennzeichen" die Sendung Juan Diegos umrissen, wie sie sich auch im Bild von Guadalupe geheimnisvoll darstellt. Nicht nur ist der Knabe Zeichen für die dreifaltige Abbildlichkeit, in die der Mensch in JESUS CHRISTUS hineinwachsen muss: Kind, Geopferter, "Engel"; er ist auch Bild für die dreifaltige Sendung, die uns in MARIA in dieser letzten Zeit anvertraut wird.

[50]Die MUTTER will, dass er sich ganz und gar mit ihr und ihrem Auftrag identifiziere: dass sie wie durch ihn den Bischof erreiche. Nur in, mit ihr und durch sie wird er fähig sein, alle Mauern des Widerstandes zu durchbrechen.

[51]Erneut übernimmt er seinen Auftrag in der nüchternen Erkenntnis, dass er hier den Weg des Kreuzes zu gehen hat.

[52]In dieser liebenden Verabschiedung offenbart sich der Gleichklang der Herzen - wie ihn GOTT uns schenken möchte, dass wir wahrhaft "eines Herzens und eines Sinnes“ seien. Immer muss er aufruhen auf dem Unbefleckten Herzen MARIENS, das seinerseits ganz im HERZ des SOHNES geborgen ist. So wird die Heilsgeschichte schließen: dies ist die tiefste Verheißung der Verehrung der Herzen JESU und MARIA. In Juan Diego ist aller Misston der Enttäuschung verschwunden. Die Nacht, in die beide hineingehen, ist Bild des Geheimnisses GOTTES, der sie sendet: zu Seiner größeren Ehre, in Seiner Liebe, zur Rettung der Seelen!

[53]Die Enttäuschung des vergangenen Tages ist verflogen; mit frischem Mut bricht Juan Diego auf, um seine Christenpflicht zu erfüllen. In den Anfängen haben die Franziskaner nach der Liste der Getauften überprüft, ob sie auch ihre Sonntagspflicht erfüllten; nicht zur Messe zu erscheinen, erweckte den Verdacht, dass einer in das Heidentum zurückgefallen war.

[54]Unter den Weisen der Azteken wurde das Gespräch gepflegt, von gleich zu gleich, auch hin zu den einfachen Menschen; hier vor den Spaniern gab es nur die Unterordnung. Nach ihrer Meinung hatten sie alles neu zu lernen. Wie anders war es vor der GOTTESMUTTER: da sie ihn zuerst getroffen hatte, hatte sie ihn liebend gefragt, zugehört. Hier war es geradezu das Gegenteil: er war wie vor dem Gericht. So brach vor dem Bischof wieder die Not der letzten Zurückweisung auf: dieses Nichtssein vor der Autorität. Wieder war es für ihn wie ein Sterben; denn er war dieser seiner Sendung doch mit seinem ganzen Sein verpflichtet, bereit, sein Leben dafür hinzugeben. Durch sein Niederwerfen hoffte er das Herz des Kirchenfürsten zu berühren. Er war auf dem Weg des dunklen Glaubens; an nichts anderes konnte er sich halten als an seinen Auftrag.

[55]In seiner juridischen Qualität hat der Bischof nur recht: er muss notwendig ein äußeres Zeichen der Bestätigung verlangen, da ihm die innere Verbindung hin zum Herzen dieses einfältigen Boten fehlt und er nach außen Rechenschaft geben muss in seinem Amt. Der Konflikt von Amt und Charisma ist unvermeidlich, doch er muss in der größeren Liebe GOTTES gelöst werden. Je mehr wir in den geistigen Kampf der Letztzeit eintreten, um so mehr verlangt GOTT von uns die Einfalt des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, wie es der Engel von Fatima den Kindern im Gebet lehrt.

[56]Die Anrede "Gouverneur" verrät wie sehr der Indio die kirchliche mit der staatlichen Autorität in eins sieht. Sie steht wesentlich für eine Ordnung, gestützt durch die militärische Macht, die sie grundgelegt und aufgebaut hat. Hier spiegelt sich die Wesensart des spanischen Glaubens, die erst in unseren Tagen erschüttert wird.

Vergessen wir nicht, hinter Juan Diego steht die MUTTERGOTTES mit ihrem liebenden, barmherzigen Blick: er gilt auch dem Bischof, er gilt uns allen, als armen Sündern, er gilt aber vor allem den Armen und den Entrechteten, solange sie nicht mit Gewalt ihr "Recht" fordern und so mit gleicher Münze zurückgeben. Mit der Bitte an den "Gouverneur", doch zu überlegen, welches Zeichen er fordere, läßt Juan Diego erkennen, dass er schon ein ganzes Stück tiefer in seine Sendung hineingewachsen ist und in der MUTTERGOTTES Halt und Stand gefunden hat. Er ist hier nicht nur Untergebener, sondern Vermittler zwischen zwei ganz verschiedenen Autoritäten, die doch letztlich eins sein sollten in CHRISTUS UNSEREM HERRN! Nur im Kreuz können sie es werden, und dieses Kreuz lastet zuerst auf dem Seher! Da er es annimmt, kann er sich an ihm aufrichten!

[57]Am Erscheinungshügel scheint der Machtbereich kirchlicher Administration zu enden. Hier ist Juan Diego geheimnisvoll geborgen unter dem Schutzmantel der MUTTERGOTTES; hier ist das Land der Freiheit der Kinder GOTTES, das wir so leicht verlassen, um uns auch im Glauben abzusichern. Hier liegt die tiefere Wahrheit der "Legende vom Goßinquisitor" in den "Brüdern Karamasoff" von Dostojewsky.

[58]Wieder einmal, wie immer, wenn wir nur menschlich denken, siegt das Mißtrauen, siegt die Lösung der Gewalt, mit dem sehr "berechtigten Argument", das die Juden schon gegen den HERRN vorbrachten: "er bringe das ganze Land in Aufruhr!"(Lk 23,2).

[59]Juan Diego ist in das Opfer seiner Sendung hineingewachsen: das letzte Umschauen ist ihm genommen. Die MUTTERGOTTES hört ihn an wie eine liebende Mutter und löst ihm alle Not: sie geht auf die Bitte des Bischofs ein und verspricht das Zeichen..

[60] Dem Onkel kam bei den Azteken eine besondere soziale Stellung zu; er vermachte sein Erbe seinen Neffen und nicht seinen Söhnen. Der eigentliche Vorstand einer Familie war nicht der Vater, sondern der Onkel, über ihn ging auch der Stammbaum der Familie. Er war der Patriarch in der Familie und im Dorf, ihm gebührte höchste Achtung und Verehrung.

Die Spanier hatten die "Pest" (es war wohl die "vereola=Syphilis") ins Land gebracht, die Millionen hinwegraffte. Auch in der Erscheinung der MUTTER GOTTES vor dem Seher (auch namens) Juan Diego in Ocotlan, Tlaxcala, 10 Jahre später, ging es zuerst um die Heilung dieser Todeskrankheit. Auch der dortige Juan Diego war gerade dabei, Wasser für seine Kranken zu holen, als ihm die MUTTERGOTTES auf dem Wege begegnete und ihm "besseres, heilendes Wasser" anbot. Auch bei der Erscheinung St. Michaels, 100 Jahre später, in Capula spendet die durch einen Strahl vom Himmel geheiligte Quelle heilendes Wasser gegen den Aussatz. Die Pest, wie heute Aid, sie sind Geißeln des Zorns GOTTES, dagegen gibt es kein Heilmittel.

Weil dreifach die Folgen der Erbsünde sind: Krankheit, Begierlichkeit und Tod, greift das Erbarmen des Himmels in besonderer Weise dort ein, wo die Wurzel aller Not aus der Sünde liegt. Im Markusevangelium heilt der HERR in den ersten drei Wundern diese Folgen aus der Erbsünde und gibt dadurch kund, dass Er wahrhaft gekommen ist, Neues Leben zu schenken (vgl.1,21-28;1,29-31;1,40-48). Auch in dem Wunder, das die MUTTER GOTTES an Juan Diego wirkt, müssen wir das Wirken des HERRN erkennen.

Dass hier zu Beginn der Neuzeit die SONNENUMKLEIDETE FRAU eingreift, ist von tiefer Bedeutsamkeit. Da der Onkel durch seine soziale Autorität in besonderer Weise für seine Sippe steht, ist hier indirekt nicht nur auf das Kranksein des ganzen Volkes hingewiesen, sondern zugleich auf das "Sein des Menschen zum Tode" (Heidegger). Hier liegt auch einer der tieferen Gründe, warum das einfache Volk auch heute noch zu Millionen hin zum Bild der MUTTER strebt. Sie ist über Mexiko hinaus in aller Not dieser Zeit, das "Große Zeichen", das wir nur zu erkennen bräuchten, um die Hilfe zu erhalten, die den Einfältigen im Geiste sicher ist. Sie allein kann durch ihren SOHN heilen von aller Not: sie verspricht in IHM das NEUE LEBEN!

[61]Juan Diego erweist sich auch in diesem Dilemma zuerst als Diener; nicht nur in der Liebe zu GOTT, sondern auch in der Liebe zum Nächsten. Es ist bedeutsam, dass er, Vertreter einer ganzen Nation, ja eines Kontinentes, die zum Glauben gerufen sind, zuerst in den beiden ersten Geboten des Dekaloges geprüft wird. In ihnen fasst sich ja nach dem Wort des HERRN das ganze Gesetz zusammen. Wo es um Leben und Tod geht, müssen auch religiöse Pflichten zurücktreten.

Auch hier ist er "ein Kind": er vermag die Größe seines Auftrages noch nicht abzumessen. Doch gerade in dieser Weise tut er, was der HERR uns sagt mit dem Worte: "Liebe den Nächsten...", dh. auch, "tu stets das Nächstliegende", das dich fordert. Nur so bleibt der Mensch der Wirklichkeit nahe; wo er diesen Aufforderung vergisst, gerät er in Spekulationen, baut Ideologien auf und ist damit schon im Netz des Bösen gefangen, der als erster die WIRKLICHKEIT GOTTES verleugnen zu müssen vermeinte. Mit der Krankheit des Onkels tritt das Dunkel der Sünde in diesen so hellen Weg; doch die MUTTER, aus dem LICHT GOTTES kommend, wird Abhilfe schaffen.

[62]Der Kurswechsel ist zeichenhaft: der Westen bedeutet Sonnenuntergang und weist so auf das Ende aller Dinge im Tod, da er sich nach Osten wendet, geht er den Weg des Lebens!

[63] Wie bei der Hochzeit von Kana, sieht die MUTTER die Not, ehe es die Menschen selbst erkennen - und ist bereit zu helfen.

[64]Auch hier nicht Tadel, nicht Zurechtweisung, sondern liebende, auf seine Not eingehende Frage! So kann er in aller augenblicklichen Verwirrung nicht anders, als liebend zu antworten; ohne dass er es selbst weiß, ist er ihr aus ganzem Herzen zugetan. Dies spiegelt sich deutlich in der Anrede: sie lebt in seinem Herzen wie ein Kind im liebenden Herzen des Vaters! Die gleiche sorgende Liebe bewegt ihn, für seinen Onkel raschmöglichst Hilfe zu suchen - die gleiche ehrfürchtige Liebe gilt den "Geliebten Unseres HERRN, den Priestern" - Juan Diego ist Johannes dem Evangelisten ähnlich in allem "Kind der Liebe" - nur so kann er auch Träger dieser endzeitlichen Botschaft der Liebe werden

[65]Dies ist ein Wort der aztekischen Weisen: "wir werden geboren, um zu sterben", nur über den Tod gibt es einen Weg hinein ins wahre Leben! Auch hier begegnet das Denken der Weisen der Frohbotschaft auf halbem Wege; und Juan Diego steht für diese Weisen in seiner Führung durch den HEILIGEN GEIST!

[66]In aller Not um den nahenden Tod seines Onkels, des wichtigsten Gliedes seiner Familie, ja vielleicht des Dorfes, ist er bemüht, nie das Gebot der Liebe zu verletzen. Immer ist das liebende Verhältnis, auch hier zur MUTTERGOTTES, der GRUNDTON ihres Gespräches, ihrer Begegnung. Er versucht ihr deutlich zu machen, wie sehr er bedrängt ist und doch will er sie zugleich nicht mit seiner Not belasten. Nur in solchem liebenden, vertrauenden Miteinander kann die Kirche Gemeinschaft der LIEBE werden.

Freilich, das rechte Verhältnis von Erstem und Zweiten Gebot ist ihm noch nicht klar: bei den Heiden sind die Familienbande die stärkste menschliche Bindung. Hier ist die Begegnung mit der MUTTERGOTTES, gerade dort, wo er ihr ausweichen will, wie eine schweigende Korrektur des Himmels, um den Vorrang des ERSTEN GEBOTES zu unterstreichen, nicht durch das Wort, sondern durch das Licht, das auf ihn fällt. Schon im Anblick der MUTTERGOTTES wird ihm wohl bewußt, dass er nicht ganz recht gehandelt hat, dass es ihm an Glauben fehlte, dass sie ihn "zurückholen" muss in ihre Nähe, damit er an ihrer verstehenden Liebe tiefer hineinwachse in das unendliche Erbarmen GOTTES mit all unserer Not.

[67]Siehe dazu die Bilddeutung in "Guadalupe, Siegesbanner MARIENS". Für die Azteken ist Osten oben, das gilt es anzuwenden in der Deutung des Bildes: ihr Kopf ist im Osten (sie kommt von GOTT), ihr Schritt (vorgestellter rechter Fuß) weist nach Westen!

[68] Die VERHEIßUNG DER MUTTERGOTTES GEHT AUFS GANZE! Wir müssen nur richtig hinhören, es ist eine endzeitliche Verheißung, die letztlich auch die HEILUNG von der schlimmsten Verwundung des Menschen, der ERBSÜNDE einschließt: denn aus ihr kommen Begierlichkeit, Krankheit und Tod! Wenn sie durch einen Seher verspricht, in USA der Abtreibung ein Ende zu bereiten - und es sieht heute weniger denn je danach aus! - dann dürfen wir dies wieder nicht zu "materialistisch" nehmen. Sie wird nicht nur der Abtreibung, dem Tod der Unschuldigsten, sondern dem TOD ALS SOLCHEM ein Ende bereiten: sie wird mit ihrer Ferse den Kopf der Schlange zertreten! Nur so ist die ganze Größe dieser Verheißung verstanden!

[69]Die tiefe Zartheit dieser Versicherungen lassen sich in ihrer Tiefe nur verstehen, wenn man ihnen im BILD DER MUTTER betend nachgeht. Der Schatten ist Zeichen für Autorität, Geborgenheit und Hilfe. SIE IST WIRKLICH DIE IMMER WÄHRENDE HILFE, DIE HILFE DER CHRISTENHEIT, DIE MUTTER DER BETRÜBTEN, DAS HEIL DER KRANKEN....Was Quelle ist, weiß man in wasserarmen Ländern, in endlosen Landstrichen der Wüste besser zu schätzen als bei uns. Die Bilder des Geborgenseins erinnern an die Art und Weise, wie die Indianerinnen ihre Kinder tragen: im Brusttuch oder auf dem Rücken - wo immer sie sind, auch bei der Arbeit. Erfüllt sich hier nicht wieder überraschend ein Wort, das Juan Diego in Niedergeschlagenheit so hin gesprochen hatte, ohne recht zu wissen, was er sagte (wie mit "Schwanz und Flügel"!). Hier verspricht die MUTTERGOTTES, dass sie ihn wirklich mit sich trägt, wie die Indianerfrauen ihre Kinder: auf dem Rücken, in der "mamalhuaztli", der Falte des Tuches, in der das Kind so geborgen ruht, wie im Mutterschoß! Die zweite Bedeutung dieses Wortes "mamalhuaztli" ist "Feuerzeug" (ein primitives Instrument aus gekreuzten Stöcken, um Feuer zu schlagen) und damit Hinweis auf den ältesten gott, den gott des Feuers: "Xiothecutli". Ist Juan Diego nicht eine Adler - eine FEUERSEEELE, wie die Kirche sie braucht in diesem letzten Kampf um das REICH GOTTES!

Nimmt man dazu die fünf Sätze der Verheißung, so eröffnet sich ein noch tieferes Bild: die "Zeiten der Sonne" sind mit dem Tod des letzten Aztekenherrschers zu Ende: in Juan Diego wird uns der Mensch der „Fünften SONNE“ vorgestellt. So wie die "Vier" bei den Azteken Zeichen für das Allumfassende ist, so ist die "Fünf" Zeichen für die "völlige Überwindung“. Diese Deutung der Vier und der Fünf ist schon in heidnischer Vorahnung ein Symbol JESU CHRISTI in Seiner Kreuzigung, mit der HERZWUNDE in der MITTE und zugleich Hinweis auf seine DOPPELNATUR: GOTT UND Mensch!

[70]Die Heilung des Onkels geschieht bei der "Fünften Erscheinung" in Tulpetlac, dem Heiligtum, das die Priestergemeinschaft der Operarios de CRISTO REY besorgt. Auch hier wieder: HINWEIS AUF DAS GEHEIMNIS DER FÜNF! In Vers 122 steht zum ersten Male „Hauch“ hinter Wort - auch hierin liegt eine bedeutsame Aussagen: das verheißende Wort der MUTTER hat im HEILIGEN GEIST gewirkt!

[71]Wieder ist ein Hindernis für seine Sendung beseitigt, wieder ist er ein Stück tiefer in seine Sendung hineingewachsen. Auch hier liegt eine verhüllte Verheißung für die letzte Zeit: das größte Hindernis für das Wirken des Priesters als "Alter CHRISTUS=ein anderer Christus" ist als Mensch seine Angeschlagenheit durch die Erbsünde. Hier ist auch er in der Hand des Bösen. Je näher aber der Priester der ALLERSELIGSTEN, ALLZEITREINEN JUNGFRAU kommt, um so mehr wird er ihrer Reinheit teilhaftig und fähig, die Versuchungen des Unreinen Geistes zu überwinden!

[72]Nach unserem Verstehen könnte sie ihm doch hier an Ort und Stelle das Zeichen übergeben, das der Bischof erwartet. Warum muss er noch auf den Gipfel steigen?

- Die Azteken hatten ihre Heiligtümer auf den höchsten Punkten; die Tempel standen auf der Spitze der Pyramiden, zu ihm hatten nur die Priester Zugang. Das Volk wartete unten in der Ebene. Erinnern wir uns hier, dass an der Stelle, wo die MUTTERGOTTES erschien, früher der Tempel der "Mutter der Götter (tonantzin)" stand, die nun ihren Platz der MUTTER DES EINEN WAHREN GOTTES räumen muss! Juan Diego übernimmt hier in seinem allgemeinen Priestertum als erster Azteke auch liturgisch eine priesterliche Funktion: er geht hinauf Richtung Osten auf den Gipfel im Auftrag derer, die den OBERSTEN HOHENPRIESTER in ihrem Schoße trägt. Dieser Ort ist nicht nur in besonderer Weise geheiligt durch ihre erste Erscheinung, er ist durch ihre Gegenwart ORT DER MYSTISCHEN ROSE geworden, denn die Rosen, die Juan Diego dort pflücken wird, sind ja letztlich nur Zeichen für sie selbst! Sie selbst aber ist von GOTT her Zeichen, dass in der Ernte, die sie ankündet, endlich die Bitte der HERRN in Erfüllung gehen wird: "dass sie alle eins seien"(Jo 17). Die Ernte wird angedeutet durch das Abschneiden, das Geheimnis der Einheit in und durch MARIA dadurch, dass sie die von Juan Diego gepflückten Rosen aufnimmt, sie ordnet und erst dann in die Ayate zurücklegt. Nicht zuletzt fordert der Aufstieg von Juan Diego die letzte Hingabe im dunklen Glauben. Wie soll er im Winter, auf der kahlen Spitze unteren Steinen, Dornen und Disteln Rosen finden?

[73] Hier gilt es zu erinnern: bei den Azteken läßt sich die Wahrheit, besonders in Blick auf GOTT, nur durch "Blumen und Gesang" aussagen: durch "in xochitl in cuicatl". Auch der HERR sprach, wie es uns besonders St. Markus überliefert "nur in Gleichnissen" (4,11) - sie entsprechen am meisten dem GEHEIMNIS GOTTES und wahren zugleich die Freiheit der Entscheidung des Menschen. Wir sollen in Liebe auf das Wort der LIEBE antworten, nicht gezwungen!

Wieder sind es fünf Hinweise: drei für das, was er oben tun soll - wie im Blick auf den DREIEINIGEN GOTT; zwei im Blick auf die Auftraggeberin, die letztlich für ihren SOHN in seinen ZWEI NATUREN steht! Die Rosen werden in der Fünf ein ÜBERWINDENDES ZEICHEN sein: wir erinnern uns an das Wort in Apk 1,7: "und sie werden auf DEN schauen, DEN sie durchbohrt haben!" So wie sich Thomas erst durch die Wunden des HERRN überzeugen ließ, so wird endlich auch die Kirche erst zur letzten Tiefe des Glaubens durchdringen, wenn sie in die Passion des HERRN, Seinen letzten Weg hinauf nach Golgotha hinein genommen wird.

[74]Es ist ein dreifaltiges Tun, das geheimnisvoll wieder an die endzeitliche Dimension der Erscheinung auf dem Tepeyac erinnert: sie ist doch die MUTTER DER ERNTE, ihre Diener aber sind in erster Linie die heiligen Engel, wie es der HERR verschiedentlich weist im Blick auf sein Zweites Kommen (vgl. Mt 26,64, par). Doch nicht die Engel allein werden den HERRN begleiten, sondern mit ihnen werden die Heiligen des Himmels kommen. Wie uns Louis Maria Montfort weist, werden die "Heiligen der letzten Zeit", ganz in der Reinheit MARIENS geborgen, mit den hl.Engeln die Ernte einbringen.

- Der VATER bestimmt die Zeit.

- Der SOHN sammelt im Zeichen des Kreuzes.

- Der HEILIGE GEIST bringt durch die Engel die Ernte heim: und diese Ernte ist keine andere als MARIA ! In ihrer Engelreinheit sind alle Geretteten geborgen!

Zeichenhaft ist das dreifache Tun Juan Diegos in dieser Sicht.

- Das Abschneiden weist darauf hin, dass wir uns von allem Irdischen lösen müssen. Ist es nicht schon ein Wunder, dass wir auf dem kargen Winterboden dieser Zeit noch "gedeihen"?

- Das Sammeln ist Hinweis auf die "Versiegelten Gemeinden" der letzten Zeit, in denen sich die Getreuen, die das "Zeugnis JESU bewahren" sammeln werden (vgl. Apk.12,17 u.19,10); es beginnt in der Zeit der Verfolgung (vgl. die Gemeinde von Smyrna);

- Dass J. D. die Rosen in der Tilma sammelt, die später das Bild MARIENS tragen wird, ist Hinweis, in welchem Zeichen die Getreuen zusammenfinden werden: es ist kein anderes als das Zeichen MARIENS, das endlich vor dem Bischof, der für die hierarchische Kirche steht, offenbar und so bestätigt wird. Der ärmliche Stoff der Tilma, aus den Fasern der Kaktee ist Hinweis, in welcher Weise solches Sammeln geschieht: in Armut und Bedrängnis.

[75]Noch einmal wird das AUSSERGEWÖHNLICHE DER BLUMEN an diesem Ort und zu dieser Zeit unterstrichen. Es ist EIN WUNDER - doch dieses Wunder hat für uns den schlichten Namen: MARIA! Sie ist von allen Menschen von der Makel der Erbsünde bewahrt: SIE IST DAS WUNDER GOTTES - so ist letztlich auch ihr Tun: Wunder. Inmitten eines sündhaften Geschlechtes ist sie aufgewachsen als die REINSTE ROSE: was aber GOTT an ihr im voraus getan hat, im Blick auf die VERDIENSTE SEINES SOHNES, das will er an uns armen Sündern tun im nachhinein. Dies ist das ZEICHEN, das der Bischof empfangen und verstehen sollte.

[76]Don Valeriano weist immer wieder hin auf die Blumen, so wie er im Anfang auf den wunderbaren Gesang der Vögel hingewiesen hatte, der das erste Zeichen war, das der arme Juan Diego empfing: "flor y canto=Gesang und Blumen": als Zeichen der WAHRHEIT UND SCHÖNHEIT GOTTES! Wie soll so Zerbrechliches, Gehauchtes in unserer technischen Welt noch durchdringen? - Die Antwort ist an Ort und Stelle gegeben: DURCH DAS KIND! Nur wer in allem "Erwachsensein" der Welt im Herzen das Kindsein bewahrt, durchgetragen hat, wird verstehen, dass Wahrheit und Schönheit in GOTT eins sind. Und darauf deutet die ungewöhnliche Beziehung: "HIMMLISCHES KIND". Je mehr wir uns der Reinheit MARIENS durch den Engel nähern, um so mehr werden wir Kind in GOTT! In diesem heiligen Kindsein ist es, in dem sich die Beiden treffen: der arme Indianer und die MUTTERGOTTES . Solches Kindsein erwächst aus dem natürlichen Kindsein kraft der Gnade, die es durchdrungen und gereift hat. Dafür steht im Bild die Gestalt des Knaben zu Füßen der MUTTERGOTTES. Nur als KIND, werden wir der Welt die letzte Botschaft der BARMHERZIGEN LIEBE GOTTES bringen können. Im Griechischen ist "Kind" und "Knecht" dasselbe Wort ("pais"). Beide müssen sich durchdringen: nur der Knecht ist wahrlich Knecht, der Kind ist, und Kind ist nur, in einem tieferen Sinn, wer sich beugt, einordnet, wer das Herz geöffnet hat für GOTT.

[77]Für den "praktisch" denkenden Menschen ist es eine Verdoppelung der "Arbeit"; doch hier geht es um das "Zeichen". Vielfältig ist die Bedeutung der Rosen, sie wird im "Siegesbanner MARIENS" mehr entfaltet. Schon im Raum des Natürlichen gibt erst das Ordnen der Blumen durch eine frauliche Hand ihnen einen Hauch von Schönheit, der die natürliche Schönheit der Blumen an - und hervorhebt. Bei den Japanern ist es eine Kunst: "Ikbana", die auch zu uns gekommen ist. Sie verlangt das Gespür für feinste Nuancen und Schattierungen, vor allem aber für das RECHTE ZUEINANDER, die HARMONIE UND ORDNUNG DER DINGE!

Es geht um mehr als nur um einen "Beweis", das ist nur die "unterste Stufe des Zeichens" (so wie das Berühren der Wunden des HERRN durch Thomas!). Juan Diego bringt ja auch nicht "eine Rose“ - schon dieses wäre ein Wunder! - sondern einen ROSENSTRAUSS - MARIA steht nicht nur für ihre eigene Erlösung, sondern für die von uns allen. Erlösung aber ist nicht nur eine Gnade für den Einzelnen, sie ist es auch für die Gemeinschaft - und hier ist das deutlichste Zeichen der Erlösung eben das "rechte Zueinander", die Gemeinschaft in Liebe, Verstehen, Harmonie und Frieden, wie es die KIRCHE ALS ZEICHEN in dieser Welt des Hasses, der Ablehnung, der Zerstreuung und des Krieges sein soll!

Die Rosen grenzen an das SAKRAMENTALE ZEICHEN, das wirkt, was es bedeutet. Wenn der Bischof sie in einem tieferen Sinn, betrachtend und dankend aufnimmt, in diesem Zeichen an seine apostolische Arbeit der Bekehrung dieses Heidenvolkes geht, wird er ihm eine NEUE HEILIGE LEBENSORDNUNG vermitteln, durch die all die Zerstörung ihrer früheren Lebensordnung aufgewogen und überwunden wird. Die Anarchie die wir noch heute in diesem vom Himmel so begnadeten Lande erleben, ist letztlich ein Weiterwirken der Gewalt, mit der die Evangelisierung begonnen hat. Es ist der Kirche bis heute noch nicht gelungen, die SCHÖNE ORDNUNG DER LIEBE, die doch im BILD DER MUTTER in der Mitte dieser Nation steht, zu verwirklichen.

[78]Der Wunsch der MUTTER GOTTES ist nicht nur vordergründig der Bau des Tempels, er ist hintergründig nur durch die "Blume" in rechter Weise zu erkennen. Wie sehr ist da eine Hierarchie überfordert, die vor allem aktenmäßig arbeitet! Und doch mündet die Heilsgeschichte, wie es die Geheime Offenbarung schon in den ersten Kapitel deutlich macht, notwendig in diesen "Engpaß". Wie sehr liegt noch über den Schriften der Väter ein Hauch von Poesie und nicht weniger bei den meisten Kirchenlehrern bis hinein in unsere Zeit!

[79]Hier wird etwas von der STRENGE DER GESETZE HIMMLISCHER SENDUNG deutlich, wie sie uns schon in der Art und Weise deutlich wurde, wie der Hl.Erzengel Michael den Seher Diego Lazaro in S. Miguel zum Gehorsam erzieht (Siehe in "Siegesbanner MARIENS" das Kapitel über die Erscheinung St. Michaels in Capula, Tlaxcala)! Vergessen wir nicht: es geht um die Rettung von Millionen Seelen!

[80]Nicht einfach wird Verantwortung auf seine Schultern gelegt, wie wir es oft lieblos und ohne Überlegung Anderen tun, um selbst "frei zu sein"; hier wird die Verantwortung gestützt und getragen von dem VERTRAUEN, das die MUTTERGOTTES in ihren Boten setzt. So ist sie Mitverantwortung mit der größeren VERANTWORTUNG, die sie und letztlich GOTT trägt.

[81]Hier geht es um das ZEUGNIS, für das in besonderer Weise unter den Evangelien das EVANGELIUM DES JOHANNES steht, der von der LIEBE DES HERRN getragen zu solchem letzten ZEUGNIS fähig wurde, wie es die GEHEIME OFFENBARUNG darstellt. Hier gilt das eherne Gesetz, das heute so vielfach auch in der Kirche verletzt wird: nichts wegnehmen, nichts hinzufügen. In der Apk wird es noch einmal besonders unterstrichen (22,18 ff): über jeder willkürlichen Änderung steht der FLUCH GOTTES! Darum auch "Wehe denen", die in böser Weise am Bild der MUTTERGOTTES herumdeuten und ihre menschlichen Meinungen und Wünsche hineinbringen!

[82]Es ist wirklich die MUTTERGOTTES mit ihm, nicht nur im Duft der Blumen: sie ist der FRIEDE, den er im Herzen tragen darf - nur so kann er wirklich BOTE DES HIMMELS sein!

[83]...so wie er sie im "Hauch" empfangen hat (immer ist die Botschaft der MUTTER GOTTES zugleich Hauch und Wort, zuerst "Hauch" und will so im Hauch empfangen werden als eine Gabe des HEILIGEN GEISTES).

[84]Wieder wird Juan Diego ausgespannt zwischen seinem Auftrag und dem Unverstehen derer, an die der Auftrag gerichtet ist. Und dieses Mal über alle Maßen; denn "streng" ist ihm Weisung gegeben - er kann nicht ausweichen, sondern muss die Sendung durchtragen bis zuletzt, auch wenn er im Augenblick vor einer unübersteigbaren Mauer steht. Schon hier schauen wir durch auf das ANGENAGELTWERDEN DES HERRN AN DAS KREUZ!

Hier wird auch deutlich, dass er wohl schon kurz nach Mitternacht aufgebrochen ist, um den Priester für seinen Onkel zu holen. Es hat also auch die Begegnung mit der MUTTERGOTTES noch im Dunkel der Nacht stattgefunden. Wieder ein Zeichen dafür, dass das LICHT GOTTES dann am hellsten aufbricht, wenn es im dunklen Glauben, in der dunklen Hoffnung und Liebe getragen wird.

[85]Es handelt sich also um andere Bediente; der Bischof verfügte wohl über einen ganzen Stab. Jedenfalls war hier eine Front gegen ihn, die nur in der grösseren Gnade GOTTES durchbrochen werden konnte.

[86]Einer der Zeugen des ersten offiziellen Informationsprozesses von 1666 sagte aus, er habe gute eineinhalb Stunden gewartet, bevor er vorgelassen wurde. Wieder eine tief leidvolle Erfahrung für den Indianer Juan Diego, im Blick auf die Größe seines Auftrages. Gehören für die Azteken nicht Zeit und Ort zum Sein der Dinge! Wo sie mißachtet werden, fällt der Mensch aus der Ordnung der Dinge heraus, wird Spielball feindlicher Mächte. Wieder dürfen wir durchschauen auf die Passion des HERRN: wie sie IHN nach der Verhaftung für kurze Zeit in ein Kellerloch warfen und dann am frühen Morgen zu den Verhören führten. Immer wieder sind es Zeiten des Wartens, die letzte vor dem Annageln ans Kreuz. Alles Wartenlassen in Ungerechtigkeit aber ist Zeichen der "Herren dieser Welt" und ihres Oberen, des gefallenen Engels!

[87]Welch' inneren Kampf mag es für ihn bedeutet haben, hier von der strengen Weisung seiner Herrin abzuweichen! Doch hier zeigt sich auch, dass solche Weisung nicht Buchstabe ist, der sklavisch befolgt werden muss. Der Gesandte muss je nach den Umständen selbständig im Geist seines Auftrages handeln; sonst wäre er Funktionär, Marionette. Wie es sich später erweist, hat er hier das einzige Richtige getan, in Diskretion und Unterscheidung der Geister! Immer ist Sendung Wagnis und Einsatz, oft auf des Messers Schneide, wie hier; wer mit dem Engel das Schauen auf GOTT in der Sendung nicht verliert, wird nicht fallen!

[88]Die MUTTER, unsichtbar gegenwärtig, hilft dem bedrängten Sendling aus aller Not, die steigt bis auf Äußerste. Muss er nicht in tiefster Angst sein, seinen "strengen Auftrag" zu brechen ! Wunderbar ist hier auch die Tiefe des Bildes: der Auftrag, den er mit den Rosen dem Bischof überbringt, ist ganz eins mit seiner armseligen Tilma, die doch wieder nur Zeichen für ihn selbst ist. Er selbst ist dieser Auftrag geworden, dass er von ihm nicht mehr zu trennen ist. Dies ist die Verheißung, die über all denen steht, die sich wie Juan Diego bedingungslos ihrem Anruf unterwerfen, wie es in Mexiko in jüngster Zeit ein Seliger P.Pro und viele andere Märtyrer in der Verfolgung der Zwanzigerjahre getan haben! (Man siehe dazu besonders das "Tagebuch einer Martyrerin - Madre Conchita" (nur spanisch, vergriffen). Auch hier ein Hinweis auf die Passion des HERRN. Mit List und Gewalt versuchen seine Feinde ihm eine Falle zu stellen und IHN so zu einer Aussage zu bringen, die sie vor den Augen der Welt in ihrem Tun rechtfertigte. Doch ER selbst ist diese AUSSAGE, und aus diesem FELS können sie kein Steinchen herausbrechen! Dies ist die tiefere Bedeutung von "Fels" im Blick auf die Kirche. Wir müssen alle "Fels" werden, spätestens in der letzten Stunde.

[89]Es ist wie der Anfang einer Bekehrung bei den Bedienten des Bischofs. Indirekt bekennen sie sogar ihre Schuld. Das Wunder beginnt immer stärker auszustrahlen. Schon hier, bevor es vor dem Bischof eröffnet wird.

[90]Juan Diego stellt hier das Zeichen als einen Auftrag hin, der ihm persönlich vom Bischof gegebenen worden war. So vermeidet er es zunächst, von dem Zeichen als Beweis zu sprechen. Das Zeichen selbst soll wie der Schlusspunkt unter seine Ausführungen sein. Dadurch wird das "Außerordentliche" des Beweises wie zurückgenommen und die Aufmerksamkeit mehr auf das Ereignis der Begegnung und den Auftrag selbst gelenkt. Der Bischof soll nicht durch das Zeichen "überfahren" werden, sondern in Erkenntnis der Sachlage seine bewusste Zustimmung geben: nicht nur zur Botschaft, sondern auch zum Boten, dem armen Indio Juan Diego und damit zu seinem ganzen Volk, das hier in besonderer Weise von der MUTTERGOTTES gerufen ist. Hier wird geradezu ein Kriterium für ein echtes marianisches Wunder gegeben: es stellt die Botschaft, um die es geht, in ein höheres, geheimnisvolles Licht. Dass hier "Überwindendes" geschieht, darauf weist auch die fünffache Anrede der MUTTERGOTTES (165). Es geht um die MITTE DER BOTSCHAFT, die hier im ZEICHEN DES KREUZES ("Vier") offenbar werden soll, wenn sich nur der Bischof so wie der Seher von ihr "festnageln" läßt!

[91]Eigentlich hätte der Bischof die Botschaft noch im Dunkel der Nacht, oder wenigstens im Morgengrauen empfangen sollen: als Zeichen, welch' tiefes Geheimnis ihm hier anvertraut wird. "Das dunkle Auge sieht heller!". Hier ist wie ein verhüllter Hinweis, dass die Tiefe dieser Botschaft erst am Ende der Zeit aufgehen wird, wenn die Nacht der Verfolgung über die Kirche gekommen ist, wenn sie alle ihre irdische Verwaltung lassen und nur noch aufschauen muss zum HERRN in dunklem Glauben, als dem EINZIGEN WAHREN LICHT, in dem der Mensch selig werden kann: IST MARIA NICHT DIE MORGENRÖTE VOR DEM KOMMEN DIESES LICHTES ?

Der Bischof kann die Botschaft nur in rechter Weise aufnehmen, wenn er sich dem Vertrauen nähert, das die MUTTERGOTTES Juan Diego geschenkt hat (vgl.14O: "du bist würdig meines Vertrauens!"). Die Botschaft soll nicht wie eine Sache weitergegeben werden: sie fordert die persönliche Begegnung, wie sie Juan Diego durch die MUTTERGOTTES am Anfang geschenkt wurde. Der Bischof soll in ihm nicht nur ihren Boten erkennen, er soll in ihm ihr selbst begegnen. Sie will mit ihm identifiziert sein. Hier ist wieder ein entscheidender Unterschied zu einer Kirche, für die die "Administration" im Vordergrund steht, wo von der Botschaft CHRISTI wie von einer Sache gesprochen wird, ohne dass man zur PERSON DES HERRN vorstößt!

[92]Es sind "ROSEN VON KASTILIEN". Auch diese genauere Bestimmung ist von tieferem Zeichenwert: Kastilien ist das Mutterland Spaniens, von dem im sechszehnten Jahrhundert die Einigung der verschiedenen Länder der Halbinsel ausging. Hier ist die Mitte des Landes, bezeichnenderweise auch in einem Hügel: dem "cerro de los angeles = dem Berg der Engel", auch Guadalupe in Extremadura gehört noch zur "kastilischen Hochebene". Hier wird durch das Zeichen wieder bewusst eine Brücke geschlagen zu den Glaubensboten, die in besonderer Weise berufen sind, ihre Botschaft weiter zu tragen. In den "kastilischen Rosen" nimmt die MUTTER GOTTES Bezug auf das GLAUBENSZEUGNIS dieses Volkes, das der Kirche so viele Märtyrer und Heilige geschenkt hat.

[93]Juan Diego unterstreicht die NOTWENDIGKEIT DES BLINDEN GLAUBENS, den auch der HERR immer wieder verlangt als Voraussetzung für seine "Wunder und Zeichen"; der Bischof ist hier nicht ausgenommen!

[94]Wo immer die MUTTER GOTTES erscheint ist "Paradies", dort ist der Mensch am anderen "Ufer". Die vielen Erscheinungen der MUTTER über die ganze Welt hin, sind ein deutlicher Hinweis, wie sehr sie danach verlangt, uns an dieses andere Ufer zu bringen.

[95]Auch der Bischof in seiner ganz anderen Mentalität, soll etwas wissen vom Aussagewert der "Blumen", wie es die Azteken verstehen. Der Tepeyac hat sich für Juan Diego wahrhaft offenbart als der "Ort der Wahrheit, die Erde der Blumen: Xochitlalpan", von dem die Weisen der Azteken zu erzählen wußten.

[96]Siehe in "Siegesbanner MARIENS" das erste Kapitel: die Auseinandersetzung ist Hinweis, dass der Feind das Bild in seiner Bedeutung besser kennt und es am liebsten für sich gewinnen möchte.

[97]In wunderbarer Weise kommt dieses Bild dem Glaubensverstehen der Azteken entgegen. In einem Gedicht der Weisen heißt es: "In deinem Inneren lebt ER, in deinem Inneren schreibt und schafft DER, DURCH DEN WIR LEBEN. Durch Blumen malt er alle Dinge. DER DU DAS LEBEN SCHENKST, durch Gesänge malst du in Farben, was immer hier lebt auf Erden. Wir leben nur in dem, was DU malst hier auf der Erde." Hier ist eine Ahnung von der ABBILDLICHKEIT ALLER DINGE, wie sie uns durch DAS ABBILD DES UNSICHTBAREN VATER im SOHN geoffenbart wird. Wenn GOTT die Schöpfung malt, so ist MARIA das vollkommenste Bild. Das Bild der MUTTERGOTTES nimmt alles Licht des Glaubens und der Weltschau der Azteken in sich auf und sammelt es in einem Brennpunkt: letztlich ist es die vierblättrige Blume auf dem gesegneten Leibe der MUTTERGOTTES, die anzeigt, dass sie guter Hoffnung ist, dass sie den SOHN GOTTES der Welt schenken wird, in dem sich alle Schöpfung vollenden soll. So wie sie IHN einmal in Betlehem der Welt geschenkt hat, so tut sie es, wenn wir uns nur im Glauben öffnen, jedem Einzelnen von uns, jeder Gemeinschaft, jedem Volk. Auch dies ist ein Endzeitgeheimnis, das erst im HEILIGEN GEIST sich öffnen wird.

[98]Es ist wirklich eine tiefgreifende Bekehrung, ähnlich der, die der Hl.Thomas erfahren hat, als er die Wunden des HERRN nachprüfen durfte. Auch hier dürfen wir tiefer und zugleich weiter schauen, auf die endzeitliche "Bekehrung der Kirche" im Angesicht der Wunder MARIENS, die das tiefere Wunder ihres SOHNES umschließen, wie es uns im Bild noch heute offenbar ist. Was an manchen Erscheinungsorten der MUTTERGOTTES heute geschieht, ist wie ein Vorzeichen für dieses größte Wunder, das uns durch die MUTTERGOTTES zuteil wird: DIE BEKEHRUNG DER SÜNDER! Hier "wiederholt" sich geradezu die erste Begegnung des Sehers mit der MUTTERGOTTES (vgl.22), wo er sich auch vor der MUTTERGOTTES hingeworfen hatte. Schon jetzt ist zu bemerken: die Anbetung gilt nicht ihr, sondern ihrem SOHN, den sie zu offenbaren gekommen ist. Erinnert dieses "ANBETEN" nicht auch an die Anbetung der Hirtenkinder zusammen mit dem Engel in Fatima?

[99]Der Name "Himmelskönigin" erinnert an die "Königin der Engel", als die sie hier erscheint, nicht durch die äußere Gegenwart von Engeln, sondern vor allem durch ihre engelhafte Schönheit, durch den STROM DES LICHTES, der von ihr ausgeht!

[100]Zum zweiten Mal wird in verkürzter Form vor Zeugen der Bericht der Erscheinung erzählt. Immer mehr zieht das Wunder seine Kreise - in die Mitte dieses Kreises aber gehört auch die WUNDERBARE HEILUNG DES ONKELS, durch sie gewinnt das Wunder eine weitere Tiefendimension!

[101]Der Glaube ist nicht nur eine subjektive Angelegenheit, am wenigsten des Gefühles, sondern er geht auf objektive Wirklichkeiten, wie sie hier immer mehr zu Tage treten.

[102]Über den Namen: Bernardino war schon alt, wußte wohl nichts oder kaum etwas vom Spanischen und hat wohl einen Namen weitergegeben, der im Lautklang dem von "Guadalupe" ähnlich war, doch keinesfalls Guadalupe lautete, so haben ihn nur die Spanier verstanden. Im Nahuatl gibt es die beiden Konsonanten g und d nicht.

Zwei sind die wesentlichen Deutungen: (siehe "Bl.Rstr.")

- die erste kommt über den Lautbestand auf das Wort: "tequatlazopeuh", das man ausspricht: tequatlasupe. Te=Stein, Coa=Schlange, Tla=Artikel, xopeuh=zertreten; sinngemäß übersetzt: "die der steinernen Schlange den Kopf zertritt". Dagegen wird eingewendet: die Erzählung des Nican Mopohua geht an keiner Stelle auf den früheren Götzenkult ein, in dem man tatsächlich eine "Steinerne Schlange" als Bild" Quetzacoatls, des Mondgottes, verehrt hatte. Sie entspricht mehr der spanischen Sicht des Bildes als der Sonnenumkleideten Frau. Die von José Rojas vorgeschlagene Version kommt der "Licht - Botschaft" von Guadalupe viel mehr entgegen.

1)"tle-tl=Feuer", erinnert an den Ort, wo GOTT lebt ("GOTT ist LICHT!")

2) "cuauh-tli=Adler", Symbol der Sonne und der GOTTHEIT

3) "tlapcupa=von Osten", wo die Sonne aufgeht, es ist auch das "Land der Musik, des Singens und Tanzens"

4) "euh=herkommen, fliegen, ein Lied anstimmen".

So wäre die Übersetzung: "Die aus dem Reich des Lichtes kommt wie ein Adler und ein Neues Lied anstimmt". Sie ist ja wirklich von Osten, über den Golf von Mexiko mit Cortez ins Land gekommen und richtet, wie schon erwähnt, ihren Blick hinüber nach Westen, über den Pazifik in das große Asien, das noch auf das LICHT DES EVANGELUMS wartet!

[103]Bewußt wird hier noch einmal von der MUTTER GOTTES als "KIND" gesprochen. Sie ist dies nicht nur nach ihrem Aussehen -sie hat wohl schon mit dreizehn Jahren den SOHN GOTTES empfangen!- sie ist auch in ihrem Herzen ganz und gar "KIND GOTTES", wie wir es alle werden müssen, wenn wir in den Himmel eingehen wollen!

[104]Die „Erschütterung", die die "ganze Stadt" erfasste, erinnert an die Perikope vom Kommen der Weisen aus dem Morgenlande, die bei ihrer Ankunft in Jerusalem bekannten: „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Da Herodes, der König davon hörte ward er erschüttert und mit ihm das ganze Jerusalem" (vgl.Mt2,3).

Es ist hier eine seltsame "Umkehrung". Da der Glaube in Europa immer mehr verloren geht, wird er bei den "Fernen" durch die MUTTERGOTTES eingepflanzt, die sich durch ihre Gegenwart noch "erschüttern" lassen, während sie drüben in Europa immer mehr kaltblütig aus den Kirchen entfernt wird! Ihr "Kommen" aus dem Osten - so wie die Weisen aus dem Osten kamen! -kann auch als "Flucht" aus Europa gedeutet werden. Die Spanier und Portugiesen, die sie brachten, waren die einzigen Nationen in Westeuropa, die sich gegen den vordringenden Protestantismus verschlossen!

Dass nicht mehr "die Fernen" zu ihr und ihrem SOHNE kommen, wie einst in Betlehem, sondern dass sie zu ihnen kommt, ist wieder ein endzeitliches Zeichen, das in der Apokalypse angedeutet wird: auf der Flucht vor dem Drachen (dem "Gegenzeichen"!) wurden der Frau die zwei Flügel eines großen Adler gegeben, damit sie in die Wüste fliege an ihren Ort, fern von der Schlange und dort ihren Unterhalt fände für eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit."(12,13f)

Drei Übereinstimmungen sind zu unterstreichen:

- die Flügel des großen Adlers (sie selbst und auch ihr Bote Juan Diego stehen im Zeichen des Adlers!)

- die Flucht in die "Wüste" (hier ist sicher mehr die Wüste des Heidentums gemeint)

- an "ihren Ort" . Es ist der "ORT DER MITTE" gemeint, nicht nur im geographischen Sinne, wie es für Mexiko zutrifft, sondern vor allem im geistigen Sinne. DER HERR, den sie trägt, ist die Mitte des Kosmos, so muss er auch die Mitte im Herzen des Menschen einnehmen. Dass auch in der Wüste die Verfolgung weitergeht, darüber lässt uns die Apokalypse nicht im Unklaren. Nicht nur wirft ihr die Schlange "Wasser" nach "wie ein Fluss", es heißt auch ausdrücklich im Anschluss "und die Schlange war voll Zorn gegen die FRAU und ging hin, Krieg zu führen mit dem Rest ihres Samens, denen die das Gesetz GOTTES und das Zeugnis JESU durchhalten" 12,17f), die sich in dieser MITTE zu bergen suchen“.

[105]Durch die ERSCHEINUNG DER MUTTERGOTTES ist Mexiko eine Nation geworden - so wie, in Parallele, den Juden diese Gnade durch Jahweh am Sinai zuteil wurde, da diese verschiedenen Stämme von GOTT ihre "Verfassung" erhielten. Das Bild von Tepeyac ist als "Kodex" (öffentliche Verlautbarung), wie es die Indianer verstanden, wie eine neue endzeitliche "Gesetzgebung", doch nicht mehr auf Stein, nicht mehr im Wort, sondern im Bild.

Auch hier, wie im jüdischen Volke ist diese "außergewöhnliche Gnade" Verheißung: wie weit sie angenommen wird, wie weit das Volk wirklich und bis ins Innerste der MUTTERGOTTES eigen ist ("gaudalupano", wie man dort sagt!), ist eine andere Frage; die Versuche der "Um - und Verdeutung" werden immer offenbarer. So wird es wohl hier auch endlich nur ein "REST" sein, der die Botschaft so annimmt, wie sie Juan Diego aufgenommen hat.

[106]vgl. dazu die von P. José Guerrero veröffentlichten Akten des Seligsprechungsprozesses, (nur in Spanisch!)

[107] Man hat mit offizieller Erlaubnis im Frühjahr l993 eine "Phonogramm" am Bild gemacht, durch das eindeutig festgestellt wurde, dass sie wirklich "gesegneten Leibes" ist.

[108]vgl. dazu die Betrachtung: "Der sichtbare und der unsichtbare Engel", unveröffentlicht.