Kardinal Zuppi zum Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz ernannt!
Die Entscheidung ist gefallen: Papst Franziskus hat Kardinal Matteo Zuppi zum neuen Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz ernannt! Der Erzbischof von Bologna tritt damit die Nachfolge von Kardinal Gualtiero Bassetti an, der das Amt seit dem Jahr 2017 inne hatte.
Die erwartete Wahl
Die Entscheidung ist wenig überraschend, so galt Kardinal Zuppi seit mehreren Monaten als einer der Hauptkandidaten für den Posten. Wie in dem Artikel vom Januar “Die Wahl des Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz als Vorzeichen für das nächste Konklave?“ geschrieben wurde, ist Zuppi “ein guter Vermittler und seine Beziehungen zu beiden Lagern der Kirche könnten ihn zu einem idealen Kandidaten für die italienische Bischofskonferenz machen.”
Wie erwartet, hat sich diese Einstufung als idealer Kandidat bewahrheitet und so wurde er heute Morgen von der Mehrheit der italienischen Bischöfe gewählt und von Papst Franziskus ernannt, nur eine Stunde nachdem die Terna an den Vatikan übermittelt worden war.
Bis vor kurzem waren etwa sechs Kandidaten gehandelt worden, darunter auch der Erzbischof von Modena-Nonantola, Erio Castellucci, aber Papst Franziskus gab dem Corriere della Sera am 3. Mai ein Interview, in dem er seinen Wunsch äußerte, dass ein Kardinal zum Vorsitzenden gewählt wird. Obwohl er die Entscheidung unter den drei von der Bischofskonferenz ausgewählten Kandidaten letztlich selbst treffen muss, erhielt Kardinal Zuppi die meisten Stimmen, was bedeutet, dass das Mandat letztlich von den Bischöfen selbst kommt. Zwar waren die Hauptkandidaten ohnehin Kardinäle, aber es ist durchaus möglich, dass sich einige Bischöfe diese Aussage zu Herzen genommen haben.
“Nun muss die nächste Versammlung den neuen Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz wählen, und ich versuche, einen zu finden, der eine gute Veränderung herbeiführen will. Mir wäre es lieber, er wäre ein Kardinal, der Autorität ausstrahlt.“
“Adesso la prossima assemblea dovrà scegliere il nuovo presidente della Cei, io cerco di trovarne uno che voglia fare un bel cambiamento. Preferisco che sia un cardinale, che sia autorevole”
In den letzten Tagen kristallisierten sich vor allem zwei Namen als große Favoriten heraus: Kardinal Matteo Zuppi und Kardinal Augusto Lojudice, aber auch der Name von Kardinal Angelo De Donatis taucht immer wieder auf.
Wie Corriere della Sera berichtet, bestand die Terna für Papst Franziskus am Ende aus Kardinal Zuppi, Kardinal Lojudice und Antonino Raspanti, Bischof von Acireale und seit März Vorsitzender der sizilianischen Bischofskonferenz.
Status als Papabile
Das Wichtigste, was man aus dieser Nachricht mitnehmen kann, ist, dass Zuppi damit eine breite Anhängerschaft innerhalb des italienischen Episkopats erfährt und diese auch im Vatikan präsent ist. Zuppi gilt eigentlich bereits seit seiner Ernennung zum Erzbischof von Bologna im Jahr 2015, spätestens aber seit seiner Aufnahme in das Kardinalskollegium im Jahr 2019 als papabile, und dieser Status wird sich nun noch verfestigen.
Zuppi steht dem Papst sowohl theologisch als auch persönlich sehr nahe. 2012 von Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof von Rom ernannt, hat er sich auch in der Ewigen Stadt einen Namen gemacht. Dort setzte er sich für die Verbesserung der Armen- und Altenpflege ein und entwickelte Hilfsprogramme für Drogenabhängige. Nicht zuletzt durch sein persönliches Engagement für die Gemeinschaft Sant'Egidio, die die Projekte von Papst Franziskus entschieden unterstützt, ist er eng mit dessen Vision verbunden. Schon vor seiner Ernennung zum Weihbischof von Rom, wo er für das Stadtzentrum zuständig war, war er in Rom aktiv und nahm für die Gemeinschaft Sant'Egidio an Bemühungen um diplomatische Problemlösungen teil, darunter auch an den Verhandlungen, die 1992 zur Beendigung eines blutigen Bürgerkriegs in Mosambik führten. Wie John L. Allen Jr. berichtet, hatte er sich während seiner Zeit als Weihbischof auch den Spitznamen "Bergoglio von Italien" eingefangen.
Allerdings könnte er, wie im Januar-Artikel beschrieben, in einem zukünftigen Konklave ein guter Kompromisskandidat für beide Lager der Kirche sein - wenn man diese Bezeichnung wählen will.
“Viele "konservative" Beobachter sehen in ihm ein mögliches “geringstes Übel”, so ist er in der Tat - ebenso wie Kardinal Bassetti - der Alten Messe nicht abgeneigt und besucht oft das Seminar des traditionalistischen Institut Christus König und Hoherpriester in Gricigliano bei Florenz und zelebriert für sie Heilige Messen oder leitet die Pontifikalvesper.”
Fazit
Da normalerweise in einem Konklave immer ein Kompromisskandidat gesucht wird, kann es sein, dass mit Kardinal Zuppi der absolute Spitzenkandidat direkt das Profil eines Kompromisskandidaten hat. Es ist ziemlich sicher, dass Kardinal Zuppi in den Medien zumindest so stark gehandelt werden wird wie Kardinal Angelo Scola es im Jahr 2013 wurde. Bei letzterem bewahrheitete sich das Sprichwort: "Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus!". Wird es bei Zuppi genauso sein, wenn die Zeit gekommen ist?