Den Leib als Waffe der Gerechtigkeit benutzen, wie geht das?
Den Leib als Waffe der Gerechtigkeit benutzen, wie geht das?
Bibelblüten (13)
Bibelausgabe: Münchener Neues Testament
(Besonderheit: Aus dem griechischen Text übersetzt unter Beibehaltung der Eigenheiten der griechischen Sprache, sofern mit der deutschen Sprache vereinbar.)
Röm 6,12-14: "Nicht also soll herrschen die Sünde in eurem sterblichen Leib, um zu gehorchen seinen Begierden, und nicht stellt bereit eure Glieder als Waffen (der) Ungerechtigkeit für die Sünde, sondern stellt bereit euch für Gott, wie aus Toten Lebende, und eure Glieder als Waffen (der) Gerech- tigkeit für Gott. Denn Sünde wird über euch nicht Herr sein; denn nicht seid ihr unter (dem) Gesetz, sondern unter (der) Gnade."
Das Gesetz wurde einst an Mose gegeben, um die Sünde zurückzuhalten, zu welcher der Mensch der gefallenen Natur neigt. Besonders im Fleisch können sich fleisch- liche Begierden bemerkbar machen, die nicht dem reinen Urzustand des Menschen entsprechen. Diesen "Fall", der ein Abfall vom Ursprungsniveau ist, hat uns die Ursünde eingebrockt, deren Auswirkungen an alle Generationen des Menschengeschlechts weitervererbt werden. Wer nun das Offenbarungsgesetz der 10 Gebote kennt, weiß, was er nicht tun darf. Das Wissen hält ihn also zurück. Jedoch noch nicht die Fülle der Gnade, die erst mit Christus kam. Die Sakramentsgnade der Taufe und alle weiteren Gnaden stopfen das "Loch" durch den Erbsündenmakel in der Seele bis auf eine übrig geliebene "Narbe" zu. Die Gnade ist das mächtige Mittel, die fleischlichen Begierden, die durch die Taufe bereits gemindert werden, zu überwinden. So kann der Geist die Herrschaft über das Fleisch antreten: mit der Gnade. Dies zum Vorverständnis.
Wieso spricht aber Paulus nun von den Gliedern als "Waffen der Gerechtigkeit für Gott"? Wie kann der Leib eine "Waffe" der Gerechtigkeit sein, nur weil er nicht mehr den leiblichen Begierden nachgeht ? Das ist über eine andere Stelle ver- ständlich, wo es heißt, dass das Königtum der Himmel Gewalttätige an sich reißen (vgl. Mt 11,12). Solche, die das Himmelreich erben, wenden aber nicht Gewalt im weltlichen Sinne an, sondern im spirituellen Sinne, keine bösartige Gewalt gegen andere, sondern leibliche Zucht gegen sich selbst .... und das kann aber dann doch ziemlich hart her- gehen, je nach dem, wie die Gnade "zuschlägt". Es gibt da nämlich eine Wahrheit, die vielleicht nicht so gern gehört wird, aber dadurch nicht unwahrer wird: Der Leib ist eigent- lich, in einem tiefen Sinne, nämlich wegen der Erbsünden- folgen, nun dazu bestimmt, Abbüßungsinstrument zu sein. Ihm soll nur das an Schlaf, Essen, Trinken und sonstigen Bedürfnissen zugeführt werden, was mindestens nötig ist. Alle Leiden, Schmerzen, Ermüdungen, Bürden, Unannehm- lichkeiten können nun aufgeopfert werden und haben so- mit einen hohen Wert, wenn sie mit den Passionsleiden Jesu (und der gebenedeiten Jungfrau) bekleidet sind. Das ist auch der Grund, warum Sühne so wichtig ist. Sühne ist ein Ausgleichsmechanismus für die eigenen Sünden- strafen wie die vieler anderer, die nie an Reue, Buße, Wieder- gutmachung denken. Außerdem ist man Christus nie näher als im Leid. Man verspürt: Leiden ist süß. Wie könnte jemand, der in seinem Leben nie etwas zu leiden hätte, mit dem Kranken mitfühlen ? Wie schnell könnte es passieren, dass sich so jemand über andere erhebt, weil er sich Gesundheit und Erfolg selbst zuschreibt ? Die Heiligen wussten um das Mysterium des Leidens so sehr, dass sie sagten: Wenn ich nichts zu leiden habe, muss mich der Herr vergessen haben bzw. liebt Er mich wohl nicht besonders. Das ist natürlich nicht wörtlich zu verstehen. Es ist nur ein pädagogischer Trick im Denken, um sich selbst im Leid zu bewähren oder es gerne anzunehmen. Nun ja, das ist eben die Berufung der Sühneseelen, von denen jeder anderes, auf ihn Zuge- schnittenes zu leiden hat. Aber es gibt für jeden Menschen genügend Möglichkeiten, Unangenehmes protestlos an- zunehmen und aufzuopfern. Der Tagesablauf bietet in der Regel genügend Möglichkeiten dafür und wenn es nur kleine Opfer sind, aber Jesus gefallen sie alle, weil Opfertum Nachfolge Jesu ist. Ich bin sicher, dass das jeder kann. Die Gnade überfordert nicht, sondern will immer nur den nächsten Schritt gehen und schließlich hat jeder eine etwas andere Berufung. Jeder hat Freude und jeder hat Leid im Leben. Darum kommt man nicht herum. Darum lieber gleich alles freiwillig annehmen. Der Herr will nur das Beste für uns und es gibt nichts Schöneres, als dem Herrn in Liebe zu dienen, erwartend seine unergründlichen Ratschlüsse fürs Leben.
Gesegnete Endzeit in Staunen über die eingreifende Vorsehung Gottes !