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S. Köhlers kläglicher Versuch "Brüche" und "Abstürze" im Denken Ratzingers auszumachen

"Metamorphosen" von Ratzinger

Ein unterstellter Wandel

Georg Alois Oblinger

Immer wieder taucht die These auf, Joseph Ratzinger habe in seinem Leben einen mehrfachen Wandel durchgemacht. Der liberale Theologieprofessor wandelte sich als Präfekt der Glaubenskongregation zum traditionellen Hardliner; jetzt habe er sich als Benedikt XVI. wieder gewandelt und wurde zum beliebten, menschenfreundlichen Papst für alle.

Steffen Köhler hat nun ein Buch vorgelegt, das die Metamorphosen des Joseph Ratzinger unter die Lupe nehmen möchte. Dazu stellt er ihn seinen Weggefährten Hans Küng und Karl Rahner gegenüber und fragt nach dem Bleibenden in der Theologie Ratzingers. Leider bleibt Köhler hinter seiner Aufgabenstellung weit zurück. Ständig versucht er Widersprüche im Denken Ratzingers auszumachen: in seinem Verhältnis zur "alten Messe", in seiner Pluralismuskritik oder in bezug auf den interreligiösen Dialog. Er will "Brüche" und "Abstürze" aufzeigen.

Trotz einer breiten Zitation von Ratzinger-Texten ergeht sich Köhler leider in einem Lamentieren über die verlorengegangene Tradition. Jedesmal wenn in einem Ratzinger-Text über die Eucharistie nicht das Wort "Opfer" fällt, wird dem heutigen Papst eine Nähe zu progressistischem Gedankengut unterstellt.

Doch es ist Köhler selbst, der einen defizitären Traditionsbegriff hat; jeglicher neue Begriff und jedes Fortschreiten der Theologie gerät bei ihm sofort unter Häresieverdacht. Solche Papstkritik aus dem traditionalistischen Lager unterscheidet sich nur geringfügig von einer Papstkritik von links. Köhler sucht nur nach Selbstbestätigung und ist leider nicht bereit, sich führen zu lassen von einem scharfsinnigen Theologen, der sowohl das überlieferte Glaubensgut wahren als auch sich den Herausforderungen der heutigen Zeit stellen möchte. Überdies weist Köhlers Buch orthographische, grammatikalische und syntaktische Fehler auf fast jeder Seite auf.

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