M.RAPHAEL
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Der historisch-kritische Glaubenswahn der Selbstvergötzer

Das Buch von Kurt Flasch, Warum ich kein Christ bin, basiert auf dem wohl wichtigsten Argument des modernen Atheismus: Die Geschichtswissenschaften, besonders die Archäologie, können keinerlei Beweise für die Wahrheit der Bibel liefern. Damit ist die Heilige Schrift nur ein Mythos, eine Sammlung von Erzählungen, die das menschliche Zusammenleben erleichtern sollen. Entsprechend dieser „wissenschaftlichen Weltanschauung“ benützen deren Vertreter die historisch-kritische Methode, um die Bibel modern menschlich zu erklären.

Sie sind mehr oder weniger davon überzeugt, dass es damals im Nahen und Mittleren Osten weder Abraham, Moses, Elias, etc. gegeben hat. Da war auch im übertragenen Sinn nur eine materialistische Wüste. Man sehe sich die Fotos vom Mars an.

Was ist da dran? Nun Kurt Flasch leitet sein Buch mit vielen Seiten autobiographischer Details ein, in denen er herausarbeitet, für wie schlau er sich im Gegensatz zu allen anderen hält. Er ist tatsächlich mit vielen Wassern gewaschen. Deshalb empfehle ich dieses Buch jedem modernen Konzilskatholiken. Flasch zeigt ihnen, wie atheistisch sie tatsächlich alle sind.

Die frommen Katholiken würden sich mit diesem Buch nur langweilen, weil seine Grundaxiome grundsätzlich falsch sind. Die Probleme, die er aufwirft, sind einzig und allein durch seine falschen Grundvorstellungen begründet. Ich werde auf Flasch immer wieder zurückkommen, heute aber möchte ich auf das Argument eingehen, dass da früher nur leere (Mars) Wüste war.

Der Mensch erwacht im Gitterbett, nicht als sich zu entwickelnder Affe in Afrika. Er sieht über sich die großen Gesichter seiner Verwandten. Bald erobert er sich seine Umwelt. Mit der Zeit bastelt er sich eine Vorstellung über die Welt zusammen, in der er lebt. Da er nur mit anderen Menschen überleben kann, wird er versuchen, seine Weltvorstellung mit der der anderen zu synchronisieren, sie kompatibel zu machen. Dieser gnadenlos und wütend umkämpfte Abgleich der je individuellen Weltvorstellungen macht wohl den Großteil der menschlichen Aktivitäten aus.

Der Mensch kommt nicht aus seiner Weltvorstellung heraus. Er ist in ihr gefangen. Ob es tatsächlich da draußen etwas „gibt oder je gegeben hat oder je geben wird“ (in etwa das Noumenon von Kant) ist unklar. Normalerweise unterstellt das der Mensch, aber beweisbar ist das nicht. Eine Haltung, die das für selbstverständlich hält, ist der naive Realismus. Aber auch er kann den Skeptizismus (wir können es prinzipiell nicht wissen) oder den Solipsismus (es gibt nur mich) nicht widerlegen. Das buttern die Atheisten weg. Leider ist „buttern“ nicht streng philosophisch. Wenn sie sich einmal für etwas öffnen würden, was nicht ihrem Eigennutz dient, dann würden sie mit Hilfe ihrer natürlichen Vernunft erkennen, dass es Gott geben muss. Aber nein, wegbuttern.

Kein Zeitgenosse hat zur Zeit der Bibel gelebt. Alles was man sich diesbezüglich vorstellt, ist Teil einer Weltvorstellung, die konstruiert ist: „Man hat das ja in der Schule gelernt“. Diese gehört in der Moderne zu einer Weltsicht, die eine tote, rein materielle Welt des naturgesetzlichen Zwangs bevorzugt, weil sie der menschlichen Kontrollsucht und Machtgier dient.

Was ist, wenn es uns gar nicht gibt? Der Film „Matrix“ zeigt das sehr schön. Was ist, wenn uns unsere Weltvorstellungen von einem Teufel implantiert werden? Unser Glaube an unsere Existenz, einschließlich unserer Überzeugungen bzgl. unserer wissenschaftlichen Vergangenheit (Scherben in der Wüste), ist nicht real. Es ist eine Illusion, eine Traumwelt, der wir umso mehr zustimmen, umso mehr wir selber Gott sein wollen (Privation).

Jeder Computerspieler weiß, dass wenn mir eine Spielfigur in einem Computerspiel mit aller Kraft seine Realität beweisen will, dadurch, dass sie mir auf den Kopf haut und ich dann tot bin, dann gilt das immer nur für meine Spielfigur. Ich starte das Spiel neu und der atheistische gegnerische Trottel kommt im Spiel neu daher und behauptet wieder den gleichen Unsinn, vor allem, dass es früher in der Wüste nichts gegeben haben soll, was in der Heiligen Schrift behauptet wird. Dummkopf!!!

Was wir für die objektive Faktenrealität halten, ist immer religiöser Glaube.

Das ist dann die Antwort. Von Anfang an entscheidet die unsterbliche Seele des Menschen, ob sie ihr Leben als ein Liebesgeschenk Gottes versteht oder ob sie selber Gott sein will und sie deshalb glaubt, dass ihr Leben ihr gehört und sie mit ihm machen kann, was sie will? Diese Entscheidung geschieht in der Transzendenz (des Spielers außerhalb des Computerspiels). Deshalb ist sie der vernünftigen menschlichen Beurteilung in der Immanenz (der Spielfigur innerhalb des Computerspiels) nicht zugänglich. RICHTET NICHT!

Die Entscheidung der Seele ist vor-/übervernünftig. Das macht alles so schwierig. Deshalb schreibe ich oft ekelhaft unvernünftig und grausam.

Es geht nicht um Wissen. Kurt Flasch weiß alles und ist gerade deshalb ein Atheist. Es geht um die Liebe und die Reinheit des Herzens. Die Zisterzienser beten den Psalm 50/51 in jeder Laudes:

Ps 51,12:

„Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz / und gib mir einen neuen, beständigen Geist!“

Es wäre gut, wenn die Menschen intensiv die Psalmen beten würden, dann könnte der Heilige Geist in ihren Seelen noch einfacher Wohnung nehmen, um sie mit den Sakramenten der Katholischen Kirche in das Fleisch und Blut Gottes zu verwandeln. Dann wohnt die Wahrheit in Form der objektiven Faktenrealität der Hierarchie des Seins, des Ordo Armoris in ihnen. Dann sind sie substantiell Seiendes. Fleisch sind sie nur noch akzidentiell. Sie sind nicht mehr Computerspielchimären, Privation, wie Kurt Flasch. Die Wahrheit, die Gott persönlich ist, ist ihr Sein. Deshalb ist ihre Vergangenheit nicht mehr die atheistische Lüge der Archäologie, gemäß derer die Wüste damals leer war, sondern die Wahrheit der Heiligen Schrift. Abraham, Moses, etc. sind historisch objektive Faktenrealitäten in der Wahrheit Gottes.

Aber das versteht nur das Sein, das die Liebe ist. Gott drängt sich nicht auf. Kurt Flasch hasst Ihn deshalb. Er ist Chef. Er will der schlauste Mensch sein, den es je gegeben hat. Ein machthungriger Chef unterwirft sich nur einem noch mächtigeren Chef. Gott ist kein Chef. Das können die Chef Ihm nicht verzeihen.

Das geht nicht gut aus.