Heilwasser
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BV (8) - Kann es sein, dass der Herr in Ps 50 Tieropfer tadeln wollte?

Bibelverständnis (8)
Kann es sein, dass der Herr in Ps 50,7-15 Tieropfer
tadeln wollte ?


In Ps 50,8 spricht der Herr, Gott Israels, zu seinem Volk:
"Nicht deiner Opfer wegen will ich dich rügen; deine
Brandopfer brennen ja ständig vor mir." Und es folgt
sogleich in Vers 9ff: "Doch bedarf ich nicht der Stiere
aus deinem Stall, nicht der Böcke aus deinen Herden,
denn alles Wild des Waldes ist mein .... Soll ich der
Stiere Fleisch verzehren und trinken der Böcke Blut?
Lob bringe Gott als Dankopfer dar! Deine Gelübde
entrichte dem Höchsten ! Rufe zu mir am Tag deiner
Not! Dann will ich dich retten, dann wirst du mich
preisen !"

Kann es wirklich sein, dass der Gott Israels mit dieser
Stelle die Tieropfer tadeln oder abschaffen wollte,
die er selber im AT angeordnet hatte ? Da muss man
ganz klar sagen: Nein, das kann nicht sein, jedoch
will die Stelle auch verstanden werden. Im Grunde
genommen steht im Vers 8 schon da, worauf es
ankommt und mit welcher Brille das Nachfolgende
gelesen werden muss: Die Tieropfer an sich können
nicht schlecht sein, denn der Herr hat sie ja selber
angeordnet, weswegen Er das Volk gar nicht rügen
möchte, doch Er bedarf der Tiere nicht um der Tiere
willen oder weil Es Ihm gar danach hungern würde,
sondern um der inneren Gesinnung der Sünder willen
hat Er die Tieropfer eingesetzt, damit Er Seinem Volk
im AT eine Möglichkeit der Vergebung schafft, die
der einzig wirksamen Vergebung in Christus ange-
rechnet werden kann, soll heißen: Wer im AT die Tier-
opfer mit rechter Gesinnung und im Gehorsam gegen-
über dem Gesetz Mose darbrachte, erhielt vom erlösen-
den Blut Christi her, das später vergossen werden sollte
zur Erlösung von den Sünden, Vergebung. Kurz: Auf
die Gesinnung kommt es an, weswegen der Herr
spricht: "Deine Gelübde entrichte dem Höchsten"
(Vers 14) und in V. 23: "Wessen Wandel unsträflich,
dem zeige ich das Heil!"

Fazit:
Die Tieropfer sollen in der Gesinnung der Reue und
des Dankes und mit dem dauernden Vorsatz der
Gelübdetreue und des guten Wandels dargebracht
werden. Das sind dann wahre Lob-, Dankopfer, wie
der Herr sie wünschte und angeordnet hat, nämlich
bis Christus sein Erlösungsopfer, dass alle Opfer des
AT in sich schließt, am Kreuz darbringen sollte: Der
Neue Bund, der den Alten Bund vervollkommnet
und übertrumpft. Christus ist die Erfüllung aller Ver-
heißungen des AT.
Wenn man das begriffen hat, kann man darüber
nachdenken, warum es doch Tieropfer und nicht
andere sein mussten. Da hat jedes Detail eine Be-
deutung und ist nicht belanglos: Stiere stehen für
Stärke, Lämmer für Sanftmut, Tauben für Arglosig-
keit und das männliche Einjährige für den makel-
losen Erstgeborenen. Abraham wurde gezeigt: Was
eigentlich der Mensch selber leisten müsste - dem
Herrn in Isaak eine reine Seele zurückschenken - wollte
Er im AT nur anrechnungshalber durch Tieropfer ver-
verlangen. Die Opfertiere sind nicht unrein, haben
aber doch auch keine Menschenseele, die die Sünde
von Menschen exakt wiedergutmachen könnte. Darum
konnte letztlich nur Christus, der reine Gott-Mensch
selbst alle Anforderungen zur Wiedergutmachung
der Sünden der Menschheit leisten. Und da ja Gott
in Eden beleidigt wurde, konnte nur ein Gott und
Mensch zugleich die Sünde sühnen: der Sohn Gottes
selbst.
Im selben Sinne heißt es auch "Barmherzigkeit will ich,
nicht Opfer!" (Mt 9,13) wobei hier Christus bereits auf
das universale barmherzige Opfer Christi am Kreuz
verweist. D.h. wer im NT Christus dem Vater aufopfert,
erhält die Fülle der Barmherzigkeit und der soll seiner-
seits in der Nächstenliebe barmherzig sein. So werden
keine Schlachtopfer mehr gebraucht, einzig das wahre
und vollwirksame Schlachtopfer Christi, das Lamm
Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt. Wohl
dem, der es annimmt. (Luther nahm es nicht an.)