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Außenminister: Deutschland zögert bewusst mit der Unterstützung für die Ukraine

17.09.2022 12:00

"Das Ausmaß und Tempo der deutschen Unterstützung für die Ukraine weisen auf ein bewusstes Zögern, so als wolle man sicherstellen, dass die deutsch-russischen Beziehungen unabhängig vom Ausgang des Krieges so wenig wie möglich beeinträchtigt werden", so die Einschätzung des Chefs des Auswärtigen Amtes, Zbigniew Rau.

Zbigniew Rau Sebastian Indra/MSZ

Polen sei derzeit in wichtigen Fragen, darunter "zweifellos in der Frage der Ukraine" grundsätzlich anderer Meinung als die deutsche Regierung, erklärte Polens Chefdiplomat in einem Interview mit dem Portal i.pl.

"Wir glauben, dass es Teil der freien Welt ist und so weit wie möglich dabei unterstützt werden sollte, die russische Aggression abzuwehren. Polen scheut keine Mühe und Mittel, um diese Unterstützung zu zeigen. Das Ausmaß und das Tempo der deutschen Unterstützung für die Ukraine lassen auf ein bewusstes Zögern schließen, so als wolle man sicherstellen, dass die deutsch-russischen Beziehungen unabhängig vom Ausgang dieses Krieges so wenig wie möglich leiden, nicht zuletzt auf Kosten der deutschen Glaubwürdigkeit in der freien Welt", so Rau.

Auf die Frage, wann mit der endgültigen Aussetzung der Touristenvisa für Russen zu rechnen sei, antwortete Rau, die Europäische Union habe das Visa-Präferenzverfahren für Russen bereits beendet, "aber ich erwarte eine weitere Verschärfung der Visaregelung", so der Minister. Ein Besuch in Europa, sei es an einem französischen Strand, in einer Münchner Bierhalle oder in einem Amsterdamer Coffeeshop, gehöre nicht zum Katalog der Menschenrechte, erklärte Rau.

Die Russen müssten verstehen, dass man sie nur unter der Bedingung aufnehmen werde, dass ihr Staat zu den Ländern gehört, die sich zivilisiert verhalten, sagte der Leiter der polnischen Diplomatie gegenüber i.pl.

PAP/ps