Iacobus
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Rom: Eine Million Menschen gegen Genderwahn

Absage an progressistische Mythen und minimalistische Strategie der Bischöfe – Die Million, mit der niemand gerechnet hatte

22. Juni 2015 19:46

Die Lateranbasilika mit einem Teil der Piazza San Giovanni: „Verteidigen wir unsere Kinder. Gender-Ideologie raus aus den Schulen“

(Rom) „Der Erfolg der Kundgebung „Verteidigen wir unsere Kinder“ am 20. Juni gegen die Gender-Ideologie war so enorm, fast das Medienecho zur Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus in den Schatten zu stellen, die zwei Tage zuvor im Vatikan vorgestellt worden ist“, so der Historiker Roberto de Mattei. Eine Million Menschen war zusammengeströmt und harrte trotz strömenden Regens aus. Der linke Soziologe Marco Marzano von der Universität Bergamo sprach sogar von einer „Herausforderung zwischen zwei Kirchen“. Die erste „applaudierte mit nachdrücklicher standing ovation der Enzyklika des Papstes, die sozialen und ökologischen Themen gewidmet ist“; die zweite „ging in Rom auf die Straße, um die traditionelle Familie zu verteidigen und Zugeständnissen an homosexuelle Paare eine Absage zu erteilen“.

Zorn, Verblüffung, Irritation der politischen Linken und progressistischer Kirchenkreise

Laut Marzano, der schon vor Jahren den Abgesang auf die katholische Kirche anstimmte, ist die erste der beiden von ihm gegenübergestellten „Kirchen“ die „progressistische oder konziliare Kirche“, die „endlich wieder ihr Haupt erheben kann dank eines Papstes, der viele Themen und Sensibilitäten in den Mittelpunkt seiner Reden stellt, die einst den katholischen Progressismus kennzeichneten“. Laut Marzano sei die Richtung, die Franziskus eingeschlagen habe „so stark, daß der Papst heute faktisch die am meisten gehörte Stimme der Linken weltweit ist“.
Die zweite von Marzano dargestellte Kirche ist jene, die sich am Samstag auf der Piazza San Giovanni vor der Lateranbasilika versammelt hat. Eine Million Menschen, die von der linken Tageszeitung Il Fatto Quotidiano als „die bigotte Rechte“ beschimpft wird. Alberto Melloni, der Leiter der progressistischen Schule von Bologna schrieb im Corriere della Sera abfällig von einem „militanten Katholizismus“, der sich aus „jenen Katholiken zusammensetzt, die überzeugt sind, daß die Familie angegriffen wird, sowohl jene von ‚Mutti und Vati‘, die das kirchliche Lehramt einmal ‚Eheleute‘ nannte, wenn sie durch das Sakrament vereint waren, oder ‚öffentliche Konkubinen‘, wenn sie nur standesamtlich verheiratet waren (…). Gerade so, als würde die unvermeidliche Änderung der Sitten die Kirche dazu rufen, sich in der Arena der Gesetzgebung zu schlagen und nicht sich beim Lesen des Evangeliums an die Brust zu klopfen“.
Die progressistischen Kirchenkreise sind verärgert, verblüfft und irritiert vom Erfolg der Kundgebung vom 20. Juni. „Wenn der Versuch, Papst Franziskus gegen die Teilnehmer der Kundgebung in Rom auszuspielen, als Instrumentalisierung leicht durchschaubar ist, stimmt es, daß die Gender-Ideologie in der päpstlichen Agenda nicht den ersten Platz einnimmt, ebensowenig wie sie für die Kundgebungsteilnehmer auf der Piazza San Giovanni das größte Problem ist. Die Lazarett-Kirche von Papst Franziskus betont, keine gegensätzlichen ideologischen Fronten bilden zu wollen, während die Kundgebung von Rom, wie einer der Redner unter starkem Applaus erklärte, ‚die erste große kollektive Handlung des Widerstandes gegen den Zwang zur Diktatur des Einheitsdenkens nach dem Willen einer Lobby ist, die nichts mit dem Volk zu tun hat“.

Kluft zwischen katholischer Basis und Spitze der Bischofskonferenz

Das Plakat zur Kundgebung „Verteidigen wir unsere Kinder. Gender-Ideologie raus aus den Schulen“

Die Massenmobilisierung der Piazza San Giovanni ließ zudem eine Kluft zwischen der katholischen Basis und der Spitze der Bischofskonferenz sichtbar werden. Wie der Vatikanist Giuseppe Rusconi (Rossoporpora) schreibt, hat der Generalsekretär Bischof Nunzio Galantino, der „Mann des Papstes“ in der Bischofskonferenz, „viel gearbeitet (aber wirklich viel), damit die Kundgebung erst gar nicht zustande kommt und dann versucht, sie noch in der Wiege zu ersticken“. Daß die Kundgebung trotz dieser Verhinderungs- und Torpedierungsversuche ein solcher Erfolg wurde, „ist für den Generalsekretär der Bischofskonferenz Galantino, für die Führungsspitze von Comunione e Liberazione und für das kollateral zur Macht auftretende katholische Verbandswesen ein harter Rückruf in die Wirklichkeit“, so Rusconi.
Nur wenige Bischöfe haben öffentlich zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen oder diese sonst irgendwie unterstützt. Während alle wichtigen Tageszeitung Italiens der Kundgebung mehrere ihrer besten Seiten widmeten, befaßte sich ausgerechnet der Avvenire, die Tageszeitung der Bischofskonferenz in ihrem Hauptartikel mit dem Kampf gegen das Glücksspiel und der Leitartikel mit dem Amoklauf in Charleston in den USA. Das ist natürlich kein Zufall, ist doch Bischof Galantino als Generalsekretär der Bischofskonferenz auch Herausgeber des Avvenire. Die Frage ist keineswegs auf die Person von Bischof Galantino beschränkt. Die Reaktion des Avvenire ist vielmehr ein grundsätzliches Symptom für eine Kluft zwischen oben und unten, wobei der oben tonangebende Teil einen unwiderstehlichen Drang zu verspüren scheint, sich die Welt zum Freund zu machen, oder zur Freundin. Und er versucht seit langem schon das ihm anvertraute Volk auf diesem Weg mitzuziehen.

„Ein Gefühl, das lange in der katholischen Welt schwelte“ – „Wer wird das katholische Volk führen?“

„Stop Gender“, die Absage an die Gender-Ideologie bei der Kundgebung in Rom

Selbst ein laizistischer Beobachter wie Pierluigi Battista, mehrere Jahre stellvertretender Chefredakteur des Corriere della Sera, bemerkte in dieser Zeitung, eine so massive Kundgebung, wie sie am 20. Juni stattfand, „ließ ein Gefühl hervorbrechen, das seit langem in einem Teil der katholischen Welt schwelte, ohne von oben einen Input zu erhalten und ohne von den Kanzeln verkündet zu werden“. Es ist das Gefühl unbeachtet zu bleiben, ignoriert zu werden auch innerhalb der Kirche, die zu sehr damit beschäftigt ist, mit dem jeweiligen Progressiven vom Dienst zu verhandeln, zu flirten oder Zugeständnisse zu machen. Es ist das Gefühl letztlich mißachtet zu werden, denn um den gläubigen „braven“ Katholiken muß man sich ja nicht kümmern, schon gar nicht auf ihn Rücksicht nehmen.
Battista weiter: Die Kundgebung von Piazza San Giovanni „war der Ausdruck einer Ablehnungsfront, die viel umfassender ist, als sich die Medien auch nur vorzustellen vermögen“. Eine Ablehnung der progressistischen Mythen, aber auch der minimalistischen Strategie der Bischöfe. „Hier in Rom“, so Battista, „wurde das Signal eines Bruchs vernehmbar, die dünne Linie eines Sprungs, einer Unzufriedenheit, einer Auflehnung, die die kirchliche Hierarchie kaum ignorieren kann.“
„Wenn sich die Basis aber von der kirchliche Führungsspitze lossagt, wer wird dann das katholische Volk führen?“, stellt Roberto de Mattei als Frage in den Raum. Einer hat am Samstag bewiesen, daß er unabhängig zu denken und zu handeln weiß und vor allem, daß er Massen mobilisieren kann. Es waren nur 18 Tage Zeit, seit die Veranstaltung auf den 20. Juni festgelegt worden war. Eine Woche zuvor, am 13. Juni erst hatte eine unappetitliche Homo-Parade die Straßen Roms verschandelt, nach der man keine Statistiken braucht, um zu wissen, daß die Zahl jener, die sich ausgerechnet in der Ewigen Stadt mit einer Geschlechtserkrankung infizierten, deutlich nach oben geschnellt ist.

Neokatechumenaler Weg mobilisierte – Comunione e Liberazione ließ sich nicht blicken

Die Zeit war also knapp. Doch viele haben mobilisiert. Einer vor allem: Mindestens die Hälfte der Anwesenden auf der Piazza San Giovanni waren Angehörige des Neokatechumenalen Wegs. Kiko Argüello hatte die katholischen Familien mobilisiert, die seiner geistlichen Gemeinschaft angehören. Allein in Rom ist das Neokatechumenat in 110 Pfarreien präsent. Und diese Familien zögerten keinen Augenblick, auf die Straße zu gehen. Argüello übernahm die nicht unbeachtlichen Kosten für die Organisation und hielt die Schlußrede auf der Piazza San Giovanni. Während alle anderen Redner sich auf zehn Minuten beschränkten, hielt Argüello keine Kundgebungsrede, sondern eine einstündige Katechese über Ehe und Familie. Argüello ist es, der damit der Bischofskonferenz und dem „Mann des Papstes“ den Fehdehandschuh hinwarf, wo sich Comunione e Liberazione, ängstlich um Posten und Macht besorgt, nicht einmal blicken ließ.
Argüello war auch der einzige Redner, der seinen Worten keine politische, sondern eine religiöse Ausrichtung gab. Eine religiöse Ausrichtung, die natürlich jener des Neokatechumenalen Wegs entspricht. Die Kundgebung von Rom war ein starkes, unüberhörbares Signal. Ein wichtiges Signal an die Politik für die Verteidigung der Familie und gegen die Gender-Ideologie. Ein Signal, zu dem sich Katholiken, Christen anderer Konfessionen und Laizisten welcher politischen Coleur auch immer zusammenfinden können, weil sie ein gemeinsames politisches Ziel vereint.

Starkes Signal an Politik und Kirche

Die Kundgebung ist aber auch ein wichtiges und unüberhörbares Signal an die katholische Kirche, eine Absage an die progressistischen Programme, aber auch an die viele Nebelkerzen werfenden Hierarchen. Für die Kirche wirft die starke Präsenz des Neokatechumenalen Wegs und seiner nicht geklärten Fragen zusätzliche Fragen auf. Fragen, die damit zusammenhängen, daß führungslose Katholiken nach Ersatz Ausschau halten. Eine Herausforderung, die sich vor allem den Bischöfen stellt und die ihnen eigentlich schlaflose Nächte bereiten sollte. Auf dem Platz zählt auch Bündnisfähigkeit. In der Kirche hingegen geht es um die Integrität des Glaubens und der daraus folgenden Entscheidungen. Sie können den Himmel anrühren, damit Der eingreift, Der alles kann und ohne Den jede Schlacht verloren ist.

Text: Giuseppe Nardi

Warum eine Million Menschen gegen den Gender-Wahn auf die Straße ging – Der Fall Huggies

22. Juni 2015 11:30

Huggies Werbung abgemahnt

(Rom) Die Zensurmaschine der Gender-Ideologen läuft. Der Fall Huggies hat Symbolcharakter dafür. Ein Grund, warum am vergangenen Samstag eine Million Katholiken und Menschen guten Willens in Rom für die Familie, für die Verteidigung der Kinder und gegen die Gender-Ideologie auf die Straße gegangen sind.
Huggies ist kein Name, der in einem Theologiekurs vorkommt, auch nicht in einer Abhandlung über das Naturrecht. Huggies ist eine Firma, die Windeln für Neugeborene herstellt. Wie jedes Unternehmen versucht es auf dem Markt zu bestehen, indem es die Produkte verbessert und neue Werbelinien entwickelt. Huggies entwickelte gesonderte Windeln für Mädchen und Jungen und machte Werbung für diese verbesserte Produktlinie, indem das Unternehmen in einem Werbespot auf die natürlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern hinwies. Deshalb seien eigene blaue und rosafarbene Windeln entwickeln worden, um diesem Unterschied beim Harnlassen Rechnung zu tragen.

Bloßer Hinweis auf Unterschied zwischen Mann und Frau löste Proteststurm aus

Die bloße Beschreibung eines Unterschieds zwischen Mann und Frau löste einen Proteststurm aus. Auf zahlreichen Internetseiten erregte sich ein absonderliches, aber radikales Völkchen und stieß wüsteste Beschimpfungen gegen das Unternehmen aus. Gegen den Werbespot, der auch in Italien gezeigt wurde, machten empörte Homo-Aktivisten oder Gender-Verquere, genau weiß man es nicht, eine Eingabe beim Institut zur Selbstkontrolle der Werbung. Das Institut erteilte, politisch korrekt, dem Unternehmen eine Abmahnung einschließlich der Aufforderung an Huggies, den Werbespot zurückzuziehen und nicht mehr einzusetzen.
Laut Abmahnung verstoße der Werbespot gegen die Artikel 10 und 11 des „Kodex zur Selbstkontrolle der kommerziellen Kommunikation“. Artikel 10 schreibt vor, „jede Form der Diskriminierung, einschließlich des Geschlechts, zu vermeiden“. Artikel 11 verlangt eine besondere Sensibilität „bei Botschaften, die sich an Kinder wenden“.

Der Verfolgung geht Diskriminierung voraus und dieser Intoleranz

Von zahlreicher Seite, darunter in Italien besonders auch durch den Juristen und Religionssoziologen Massimo Introvigne, wird darauf aufmerksam gemacht, daß eine Verfolgung bestimmter Überzeugungen, auch ethischer oder religiöser Überzeugungen, nicht von heute auf morgen einsetzt. Der Verfolgung, die gewalttätig und direkt ist, geht eine Phase gesteigerter Intoleranz und Diskriminierung voraus. Wendet man diesen Mechanismus auf die Familie an (die Familie in der Einzahl), dann läßt sich feststellen, daß die Diskriminierung in Italien und den anderen westlichen Ländern bereits seit Jahrzehnten stattfindet. Das Jahr mit dem entscheidenden Symbolwert ist und bleibt 1968. Latent begonnen, hat sich der Angriff auf Familie in verschiedenen Phasen gesteigert. Wesensmerkmal ist die Konstruktion alternativer „Modelle“, die heute als „Familien“ in der Mehrzahl angepriesen werden. Gemeinsam ist ihnen, daß sie unterschwellig alle den Anspruch erheben, in gewisser Weise „der“ Familie überlegen zu sein. Ob in Spielfilmen und Fernsehserien, ob in der Belletristik oder in der Schule, mit zunehmender Intensität wurden die neuen „Modelle“ beworben.

Wir stehen am Übergang von der Intoleranz zur Diskriminierung

Der Fall Huggies bestätigt, daß wir von der Phase der Intoleranz zur Phase der Diskriminierung übergegangen sind. Der Fall Barilla oder die Angriffe auf Dolce wegen eines Nebensatzes, daß ein Mensch von einem Vater und einer Mutter gezeugt werden, reichten noch nicht. Der Fall Huggies ist kein Boykott-Aufruf, sondern regelrechte Zensur, die von einer Kontrollstelle kommt. Deren Abmahnung definiert die Linie zwischen Korrektem und Unkorrektem. Huggies und die Tatsache, daß es zwei Geschlechter gibt, nämlich Mann und Frau, ist offiziell als unkorrekt erklärt worden. Warum? Weil das Unternehmen die Frechheit besaß, darauf aufmerksam zu machen, daß die kleine Tochter eben anders „Pipi“ macht, als der kleine Sohn.
In Italien trifft die Diskriminierung eine Firma, die Windeln herstellt, in anderen Ländern, von Großbritannien über Kanada bis in die USA trifft sie einen Konditor, der sich weigerte, eine Hochzeitstorte mit einer Darstellung von zwei Männern oder zwei Frauen zu liefern, oder eine Floristin, die nur für Hochzeiten zwischen einem Mann und einer Frau Blumen liefert, oder den Jus-Studenten, der an seiner Universität daran erinnerte, daß die Ehe eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau ist. An vielen Universitäten ist die Gender-Ideologie zum Zwang geworden, etwa in Österreich, wo jeder Student, egal welcher Studienrichtung, eine Lehrveranstaltung in der Gender-Ideologie besuchen muß. Dergleichen hatten bisher im deutschen Sprachraum nur Nationalsozialisten und Kommunisten während der Diktatur zustande gebracht. Die damit geschaffenen Lehrstühle samt sie umgebendem Apparat werden zu institutionalisierten Gender-Lobbyisten.

Nicht die Religion steht auf dem Spiel, sondern die Freiheit

Morgen – und damit ist nicht ein hypothetisches Morgen gemeint – trifft die Diskriminierung die Eltern, weil sie dem Lehrer gegenüber Zweifel an „Gender“-Kursen äußern, die ihrem Kind aufgenötigt werden. Morgen trifft sie die Religionslehrerin oder den Priester, die in einer Vorbereitung auf ein Sakrament, im Religionsunterricht oder bei einer Tagung auf die anthropologischen Unterschiede zwischen einer Frau und einem Mann hinweisen. Morgen trifft sie den Journalisten, der die „gender-korrekten“ redaktionsinternen Sprachregelungen als unerträgliche Fesseln empfindet und nicht länger dulden will. Morgen trifft sie Richter, Rechtsanwalt oder Sozialarbeiter, weil sie darauf beharren, daß ein Kind am besten von einer Mutter und einem Vater erzogen wird.
Nicht die Religion steht auf dem Spiel, sondern die Freiheit. Die Freiheit, eine Familie zu gründen, ohne deshalb angefeindet zu werden; die Freiheit, die Kinder als Vater und Mutter aufzuziehen, ohne sich deshalb ständig zersetzende und zerstörerische „Alternativmodelle“ unter die Nase reiben lassen zu müssen; die Freiheit, die Kinder nach dem eigenen Gewissen, einem kulturellen Bewußtsein und einer religiösen Überzeugung zu erziehen, damit sie morgen vollwertige, gute und brauchbare Mitglieder der Gemeinschaft sein werden und nicht zu frühsexualisierten, ihrer Identität beraubten, realitätsfremden und bindungslosen Egoisten oder innerlichen und äußerlichen Wracks.
Am Samstag sind die Familien Italiens auf die Straße gegangen, um diese Freiheit zurückzufordern, von der die Zukunft des Landes abhängt. Die Familien aller westlichen Länder sollten es ihnen gleichtun.

Text: Giuseppe Nardi

Eine Million demonstrierte in Rom für die Familie und gegen die Gender-Ideologie

22. Juni 2015 08:42

Eine Million Menschen demonstrierten in Rom für die Familie und gegen die Gender-Ideologie der Regierung

(Rom) Die Kundgebung nannte sich „Verteidigen wir unsere Kinder“ und nicht Manif pour tous wie in Frankreich, aber es war eine italienische manif pour tous und was für eine. Eine Million Italiener sind am vergangenen Samstag für die Verteidigung der Familie aufgestanden und haben gegen die Gender-Ideologie der Linksregierung protestiert. Die Größenordnung ist sensationell für Italien. Erst vor 18 Tagen hatte sich das Organisationskomitee an die Öffentlichkeit gewandt, um gegen ein Regierungsdekret mobil zu machen.
„Verteidigen wir unsere Kinder“ ist eine katholische Initiative, der sich auch laizistische Kräfte angeschlossen haben. Der Anstoß aber kam, wie zur Manif pour tous in Frankreich aus dem katholischen Herzen. Das will etwas bedeuten. Das Organisationskomitee wollte unabhängig handeln können und lehnte sich daher nicht an irgendwelche Parteien an und ließ sich daher auch nicht vereinnahmen. Diese neue Unabhängigkeit trägt in Italien ansehnliche Früchte. Dasselbe geschieht bereits seit einigen Jahren mit dem Marsch für das Leben, der im Mai 50.000 Menschen in Rom auf die Straße brachte. Größenordnungen, die zuvor, als die Lebensrechtsbewegung institutionell eingehegt war zwischen Bischofskonferenz und christdemokratischer Partei, undenkbar gewesen wären.
Die Million, die am Samstag zur Verteidigung der Kinder auf so imposante Weise ihre Stimme erhob, übertraf alle Erwartungen. Das Organisationskomitee wählte absichtlich vor der Lateranbasilika die Piazza San Giovanni, den traditionellen Aufmarschplatz der italienischen Linken, die hier ihre 1. Mai-Feier abhält. Eine Provokation gegenüber jenen, die ohne große Diskussion die Gender-Ideologie einführen wollen, aber auch eine Herausforderung an die Organisatoren. Die Herausforderung wurde bravourös gemeistert und die Provokation ist gelungen. „Das Volk ist einen Schritt voraus, die Politik sollte daher eine Nachdenkpause einlegen“, sagte Erzbischof Luigi Negri in einer ersten Reaktion. Der Erzbischof von Ferrara gehörte zu den wenigen Bischöfen, die öffentlich zur Teilnahme aufgerufen hatten.
Alle, vor allem die regierende Linke, wurden überrascht. Die Überraschung war so groß, daß selbst das Hausblatt der italienischen Linksregierung, die Tageszeitung La Repubblica, dem Ereignis ganze drei Seiten widmete. Ebenso der Corriere della Sera und alle anderen wichtigen Tageszeitungen Italiens. Giacomo Galeazzi titelte in La Stampa: „Ein wirklich beeindruckender Anblick, jenseits jeder Erwartung“. Manchem Redakteur trieb die gigantische Teilnehmerzahl den Zorn ins Gesicht. Das kirchenfeindliche Revolverblatt Il Fatto Quotidiano titelte wutschnaubend: „Die bigotte Rechte kehrt zurück“.

Text: Giuseppe Nardi