Galahad
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Pius X. und der Modernismus -Teil 1

Ein Gespräch mit Pater Matthias Gaudron
Mitteilungsblatt: Einer der großen Kämpfe des hl. Pius X. ging gegen den Modernismus. Was ist Modernismus überhaupt?
Pater Matthias Gaudron: Der Modernismus zur Zeit des hl. Pius X. stellte den Versuch dar, den katholischen Glauben mit den modernen Philosophien und den angeblichen Erkenntnis-sen der modernen Wissenschaften zu versöhnen. In Wahrheit ist er aber die Zerstörung des Glaubens, dem jedes übernatürliche Element geraubt wird.
Immanuel Kant (1724–1804) hatte in der neuzeitlichen Philosophie einen gewaltigen Umbruch bewirkt, indem er die Objektivität unserer Erkenntnis der Welt leugnete. Nach ihm hat der Mensch es in seiner Erkenntnis immer nur mit den Phänomenen zu tun, also damit, wie ihm die Welt erscheint. Wie die Wirklichkeit an sich selbst ist, bleibt der menschlichen Ver-nunft verborgen. Der Mensch ist also gewissermaßen in seinem Kopf gefangen und kann nicht mehr zur Wirklichkeit durchbrechen. Darum hat die menschliche Vernunft auch keinen Zugang zu Gott mehr. Sie kann nicht mehr sicher erkennen, dass es Gott als den Urheber der sichtbaren Welt geben muss. Damit hörte Gott für die in der Nachfolge Kants stehenden Denker auf, Gegenstand der Wissenschaft zu sein.
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