"Kleidung und Schmuck der Gerechtigkeit durch die Apostel" (9) Jakobus und sein Bruder Johannes

Kleidung und Schmuck der Gerechtigkeit durch die Apostel

Jakobus aber, der Bruder des Johannes, webte durch seine Verkündigung
der Menschwerdung und des Leidens des Gottessohnes den Frauenschleier
aus mit Gold bestickter, weißer Seide, wenn er nur durch zahlreiche Wunder
die Götzenbilder zerstörte. Mit diesem Schleier umgab er das Haupt der
Gerechtigkeit und schmückte es so, dass die gesamte Kirche Gott Lob
darbrachte, als auch er selbst sich zum Martyrium der Enthauptung nieder-
beugte (vgl. Apg 12,2).

Johannes fertigte durch die Wunder, die Gott ihm zeigte, einen Gürtel aus
grüner Seide, womit er in lebensvoller <viridis> und milder Absicht die
Keuschheit zeigte. In den Gürtel fügte er die zwölf Edelsteine der Tugenden
der Propheten zusammen mit zahlreichen Perlen des guten Willens ein.
An seinen Rändern brachte er grüne Farbe an, ähnlich dem Zweig, der
Balsam ausscheidet (vgl. Sciv 2,3,312; 521-522), weil er zu der Beständigkeit
der Keuschheit die Grünkraft und den Duft der himmlischen Tugenden
hinzufügte. Mit ihm gürtete er die Gerechtigkeit, als er auf die Bitte des
Volkes "Im Anfang war das Wort" (Joh 1,1) verkündete.

(Hildegard v. Bingen, Liber divinorum operum, Zehnte Vision: Die Heilsgeschichte vom Beginn bis zum Ende.)