Heilwasser
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FRAGESTUNDE (15) Ein Klaps auf die "Erziehungsfläche" kann gut und schlecht sein

FRAGESTUNDE

(15) Wenn mich jemand ungehörig oder frech anredet, kann ich diese Verdemütigung annehmen und aufopfern. Ist das aber auch gut für die andere Person, z.B. wenn man als Erzieher Verantwortung für den anderen hat ?

Eine Sache ist das Annehmen von Verdemütigungen, eine andere das eventuelle Aufmerksammachen auf gewisse Fehler. Man kann auch beides miteinander verbinden. Wenn man z.B. in einer Familie auf die verdemütigende (unverschämte, lieblose, ungerechte …) Antwort von Kindern, Jugendlichen, dem Mann, der Frau … nicht sofort mit angespannten Nerven (oder im gleichen Ton) reagiert, sondern zunächst einmal schweigt, so tut, als ob nichts geschehen wäre … aber später noch mal darauf zurückkommt. Dann könnte man etwa mit Ruhe sagen: „Weißt du, wie du mir da heute geantwortet hast, das war nicht die richtige Art und Weise. Hast du nicht gespürt, dass es nicht passt, auf diese Art dem Vater, der Mutter … zu antworten ? Sollten wir nicht mit einem anderen Ton miteinander reden …?“. Auf diese Weise ist gerade die Annahme der Verdemütigung das, was wirklich erzieht. Wenn wir aber sofort und heftig reagieren, und uns dafür auch noch rechtfertigen, dann kommt keinerlei Erziehung zustande. Solange jemand emotionell explodiert, ist die Erziehung eher negativ. Wirkliche Erziehung beginnt erst dann, wenn man ruhig geworden ist, wenn man schon nichts mehr sagen muss, um sich selber zu beruhigen.
Manchmal ist in einem gewissen Alter, im Rahmen der Erziehung, ein Klaps auf die „Erziehungsfläche“ durchaus angebracht. Aber schlecht und schädlich ist es, wenn das nicht im richtigen Moment und mit Ärger und Wut geschieht.

Quelle: Kleine Schule der Demut, P. Winfried Wermter FSS.