Carlus
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Muß das Sterben traurig sein, oder sollen wir es christlich und katholisch in Wahrheit tragen?

Auf dem Grab eines Bierbrauers zu München aber liest man:

Hier liegt Herr Bartholomäus Mayer,
In seinem Lenen war er ein Bräuer;
Gott nahm sein Leben, er schuf es,
Er starb als Opfer seines Berufes.

Zu Prien am Chiemsee steht auf dem Grab eines wackeren Soldaten:
Hier ruht Herr Joseph Schinabeck,
Im Frieden sanft, im Kriege keck;
Ein Engel war er auf Erden schon
Und G`freiter im 6. Jägerbataillon.

Eine Grabinschrift in Wien lautet:
Hier ruht Frau Anna Wunibald,
War 67 Jahre alt;
Sie lebte in Tugend und Zucht
Und starb an der Wassersucht.

Bei Ulm findet sich an einer Unglücksstelle ein Kreuz mit der Inschrift:
Brucka ganga, Brucka brocha,
Abigfalla, nau versoffa!

In Brixen trägt ein Grabstein die Inschrift:
Im Leben rot wie Zinnober,
Im Tode wie Kreide so bleich,
Gestorben am 12. Oktober,
Am 14. war die Leich!

Die Grabschrift eines Kindes in Eschalkam (bayr. Wald) aber lautet:
Hier ruht das junge Öchselein,
Vom alten Ochs das Söhnelein;
Der liebe Gott hat nicht gewollt,
Daß er ein Ochse werden sollt`.
Der Vater Ochs hat mit Bedacht
Den Vers und Grabstein selbst gemacht.

Eine Grabschrift im Bayrischen Wald schildert in anschaulicher Klarheit den Todesfall:
Hier ruht Theresia Pfeil,
Sie starb in aller Eil`;
Von Heustocks Höh fiel sie herab
Und fiel in eine Gabel;
Zum großen Lamentabel
Fand sie darin ihr Grab.

Der Unfall eines Mannes zu Zirl in Tirol wird in lakonischer Kürze dargestellt:
Hier fiel Jakob Hosenknopf vom Hausdach in die Ewigkeit.

Eine Inschrift aus dem Salzkammergut:
Hier liegt Herr Johann Gottfried Lamm.
Er starb durch einen Sturz vom Damm,
Eigentlich heißet er Leim,
Aber es geht nicht wegen dem Reim.

Hier lieg ich Blum darnieder
In schönster Blüth schon welch (welk),
Hab aber nichts darwider,
Weils Gott ist sein Befelch (Befehl).
(Jerzens im Pitztal)

Gatte, Kinder weinet nicht,
ich hab ausgelitten.
Sterben das ist Menschenpflicht,
ach da hilfts kein Bitten!
Lebet wohl, beim Aufersteen
werden wir uns wiedersehen.
(Leichenbret im bayr. Wald)

Hier ruhet die ehr- und tugensame
Jungfrau Rosina Baumgartner.
Liebe Rosina!
Wie so manche Nacht
Haben wir mitsammen zugebracht,
Bis der liebe Heiland kam
Und dich wieder zu sich nahm.
(Tulfes bei Rinn)

Im letzten Jahr da starb mein Mann,
Wie that ich ihn bewein`
Und jetz ach starb mein einzigs Kind -
Nun bin ich ganz allein!
(Leichenbret im bayrischen Wald)

zur Abrundung nachfolgendes Bild

Trauer, Humor und Wahrheit haben eine christliche Basis