Papst Franziskus gibt sich beim Zölibat einsichtig

Noch Mitte Februar erklärt Papst Franziskus öffentlich, dass es Priestern mithilfe "wahrer Freundschaften" möglich sei, den Zölibat zu leben. Wenige Wochen später spricht das Kirchenoberhaupt von der Revidierbarkeit des Gelübdes. Das dürfte bei Deutschlands Katholiken gut ankommen.
Papst Franziskus kann sich grundsätzlich vorstellen, den Zölibat für Priestern aufzuheben. Das sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche dem argentinischen Nachrichtenportal Infobae. Franziskus erinnerte in dem Interview daran, dass in der katholischen Ostkirche verheiratete Männer als Priester erlaubt seien. "Es liegt kein Widerspruch darin, dass ein Priester heiraten kann", sagte der 86-Jährige, der seit Jahren immer wieder von diversen Seiten gebeten wird, die Ehelosigkeit für Priester aufzuheben oder zu lockern.
Auf die Frage von Infobae, ob der Zölibat also revidierbar sei, antwortete Franziskus mit Ja. Er erklärte, dass der Zölibat in der westlichen Kirche eine "zeitliche Vorschrift" sei und damit "provisorisch" im Gegensatz etwa zur Priesterweihe "für immer". Dass sich mehr Männer für das Priesteramt entscheiden, wenn sie zugleich verheiratet sein dürfen, das bezweifelte Franziskus aber. Erst Mitte Februar hatte der Papst Medienberichten zufolge erklärt, am Zölibat festhalten zu wollen. Mithilfe "wahrer Freundschaften unter Priestern" sei es möglich, den Zölibat zu leben.
Deutsche Katholiken bitten Papst um Prüfung
Am gestrigen Donnerstag nahmen die Delegierten der deutschen Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche mit großer Mehrheit einen Text für eine Öffnung des Zölibats an. Für den sogenannten Handlungstext stimmten 179 Delegierte bei zehn Gegenstimmen und 16 Enthaltungen. Mit 44 Ja-Stimmen der Bischöfe stimmten auch fast 90 Prozent der Bischöfe zu.

Ein schnelles Ende des Zölibats, der verpflichtenden Ehelosigkeit katholischer Priester, bedeutet das Votum allerdings nicht. Vielmehr soll der Papst um Prüfung gebeten werden, ob eine Aufhebung der Pflicht zum Zölibat möglich ist. Gleichzeitig wird die Wertschätzung der Ehelosigkeit als Lebensform betont. In der Debatte sprach etwa die Benediktinerin Schwester Philippa Rath als Vertreterin der Ordensleute von "Erfüllung", die viele Ordensangehörige in dieser Lebensform fänden. Allerdings: "Wir leben nicht allein, sondern in Gemeinschaft", betonte sie den Unterschied zu Priestern.

Immer wieder sprachen Delegierte von Priestern voller Gewissenskonflikte wegen heimlicher Beziehungen und eines Doppellebens, von psychischen und Suchtproblemen angesichts der Schwierigkeiten mit dem Zölibat. Er wolle "jungen Menschen, die sich zum Beruf des Priesters berufen fühlen, dieses Schicksal ersparen", sagte ein Vertreter katholischer Laien. "Wir verlieren zu viele Menschen", sagte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa