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Die österreichische Schule der Nationalökonomie – eine Erklärung

#Ökonomie

25.5.2012 – von Jürgen Fuchsberger

Will man die „österreichische Schule“ der Nationalökonomie erklären, muss man sich zuerst dem Begriff „Ökonomie“ widmen.

Mit diesem kann, obwohl er omnipräsent und in aller Munde ist, die Mehrheit der Bevölkerung wenig anfangen. Das sollte aber niemanden verwundern, da das staatliche Schulsystem ökonomische Bildung weder lehrt noch für wichtig erachtet. Diese Missachtung der Ökonomie ist allerdings kein Zufall, sondern Produkt eines bestimmten Systems sowie Ergebnis einer bestimmten Absicht. Der Absicht zu verschleiern wie die heute praktizierte Form der Ökonomie funktioniert, und vor allem wer ihre Nutznießer und wer ihre Opfer sind.

Ökonomie entsteht aus der Überwindung von Knappheit zum Zwecke der Lebenserhaltung. Die bloße Nahrungssuche mag zwar in unserem heutigen Verständnis noch keine ökonomische Handlung darstellen, trotzdem ist es die erste Form des Erwerbs, oder wenn man so will der Produktion. Produktion wiederum ist Voraussetzung für Handel und Tausch, und damit die Grundlage für alle heute unter Ökonomie verstandenen Abläufe. Ökonomie beschreibt, wie Menschen durch Produktion ihren Lebensunterhalt bestreiten und welchen Regeln und intrinsischen Gesetzmäßigkeiten dies unterliegt. Ich korrigiere: eine bestimmte Richtung der Ökonomie beschreibt die Regeln, und Gesetzmäßigkeiten der auf eigener produktiver Arbeit aufbauenden ökonomischen Handlungen. Es gibt auch andere Ökonomien, die auf andere Arten des Erwerbs aufbauen.

Genau genommen gibt es genauso viele Ökonomien wie es Möglichkeiten für einen Menschen gibt, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein Mensch kann seinen Lebensunterhalt entweder durch Produktion (also durch Arbeit), durch Diebstahl oder durch Betteln bestreiten. Arbeiten bedeutet, selbst Güter herzustellen. Stehlen bedeutet, die von anderen hergestellten Güter ohne deren Einwilligung zu nehmen. Betteln bedeutet, die von anderen hergestellten Güter mit deren Einwilligung zu nehmen. Betteln ist so gesehen eine Unterform des Diebstahls. Stehlen und Betteln sind sich darin ähnlich, dass der Akteur selbst nichts produziert. Stehlen und Betteln können für sich nicht existieren, sie benötigen einen Wirt. Nur wer selbst produziert, kann unabhängig von Dritten sein. Man kann dieses Schema daher auch noch vereinfachen in eine Ökonomie der Produktion – also der Unabhängigkeit und Freiwilligkeit, und eine Ökonomie des Diebstahls oder Raubs – also der Abhängigkeit und des Zwangs. Jede dieser Ökonomien hat ihre eigene Philosophie, ihre Moral, ihre Politik, ihr Geld und natürlich ihre Profiteure.

Beginnen wir mit Diebstahl. Um die Ökonomie des Diebstahls bzw. Raubs zu verstehen, muss man sich vom umgangssprachlichen Verständnis des Wortes Diebstahl abwenden, und meine oben genannte Definition genauer betrachten: Diebstahl ist das Nehmen der von anderen hergestellten Güter, ohne deren Einwilligung. Wobei hier Güter mit dem Tauschmittel Geld gleichgesetzt werden müssen. Wer nicht einwilligt, wird entweder nicht gefragt (herkömmlicher Diebstahl) oder er wird gezwungen (organisierte Form des Diebstahls). Es handelt sich bei organisiertem Raub also um die Wegnahme von Geld auf der Grundlage von Zwang, also Gewaltandrohung. Es gibt eine Institution, die diese organisierte Form des Raubs monopolisiert und institutionalisiert hat, sie heißt Staat. Es gibt auch Organisationen, für die die Hehlerei mit den gestohlenen Gütern die einzige Geschäftstätigkeit ist, man nennt sie Parteien. ... weiterlesen
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