Gruppe schlägt Mann auf Festwiese in Vorpommern zusammen

Nach rassistischen Ausrufen

Die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern hat derzeit alle Hände voll zu tun.
(Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Nächster Vorfall an diesem Wochenende in Mecklenburg-Vorpommern: Ein Mann wird von einer Gruppe angegriffen. Laut Polizei sieht er "südländisch" aus. Zuvor sollen ausländerfeindliche, rassistische Parolen zu einem Lied von Gigi D'Agostino gegrölt worden sein. Die Bürgermeisterin stellt die Ereignisse anders dar.

Nach einer Auseinandersetzung, bei der ein Mann in der Nacht zum Samstag in Penkun (Mecklenburg-Vorpommern) verletzt wurde, hat der Staatsschutz Ermittlungen wegen Verdachts der Volksverhetzung eingeleitet. Nach Zeugenaussagen hatten einige Personen auf einer Festwiese kurz vor der Tat zur Melodie von Gigi D'Agostino den Text "Ausländer raus - Deutschland den Deutschen" gerufen, wie die Polizei mitteilte.

Bei der Auseinandersetzung danach sollen sechs bis sieben Menschen einen 24 Jahre alten Deutschen angegriffen und im Gesichtsbereich verletzt haben. "Der Geschädigte hat ein südländisches Aussehen, einen Zusammenhang mit dem Grölen der Parolen und der Straftat wird nicht ausgeschlossen", teilte die Polizei mit.

Gegen 2.45 Uhr war ein Notruf bei der Polizei eingegangen. Das stark betrunkene Opfer war nicht mehr in der Lage, im Gespräch mit den Beamten weitere Angaben zum Tatverlauf zu machen. Nach der Versorgung durch Rettungskräfte lehnte er weitere Behandlungen ab und ging in Begleitung einer 23-Jährigen nach Hause. Diese meldete sich jedoch am Samstagabend bei den Beamten. Die Verletzungen des 24-Jährigen waren schwerwiegender als gedacht. Demnach soll er einen gebrochenen kleinen Finger und eine gebrochene Nase haben. Er wurde in einem Krankenhaus behandelt. Die Polizei hat bereits eine Strafanzeige wegen Körperverletzung aufgenommen und prüft weitere strafrechtliche Verstöße.

Die Bürgermeisterin von Penkun stellte im Gespräch mit dem "Nordkurier" die Geschehnisse anders dar als die Polizei. Demnach sei der stark alkoholisierte 24-Jährige selbst handgreiflich gegenüber anderen Personen geworden und habe einen Platzverweis von Ordnern des Sommerfestes erhalten. Der Mann habe dem Platzverweis nicht Folge geleistet, wird Antje Zibell zitiert. Infolgedessen soll es zu einer Auseinandersetzung zwischen den Ordnern und dem 24-Jährigen gekommen sein. Sie könne jedoch nicht sagen, was genau passiert sei. Allerdings habe das Handgemenge "auf Garantie" nichts mit der Hautfarbe des Mannes zu tun gehabt. Einer der Veranstalter beteuerte laut der Zeitung, bis zum Schluss auf der Feier anwesend gewesen zu sein und keine ausländerfeindlichen Parolen beim Abspielen von Gigi D'Agostinos "L'amour toujours" gehört zu haben.

Angriff auf Mädchen, oberkörperfreier Hitlergruß

Der Penkuner Vorfall erinnert an andere Gewalttaten vom Wochenende in dem Bundesland. Am Freitag waren ein achtjähriges Mädchen und seine zwei Jahre ältere Schwester, die aus Ghana stammen, aus einer Gruppe von etwa 20 Jugendlichen und Heranwachsenden heraus angegriffen worden. Dem jüngeren Mädchen sollen die Angreifer unter anderem ins Gesicht getreten haben. Als die Eltern der Kinder hinzukamen, soll es nach Polizeiangaben auch mit diesen zu einer Auseinandersetzung gekommen sein. Die Achtjährige und der Vater erlitten leichte Verletzungen.

Die Polizei geht nach dem mutmaßlich rassistischen Angriff diversen Hinweisen nach. Darunter seien auch Hinweise auf Menschen, die möglicherweise an der Tat beteiligt waren, sagte ein Sprecher der Leitstelle des Polizeipräsidiums Rostock am heutigen Sonntag. Die Ermittlungen in dem Fall seien aber sehr umfangreich und würden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Es habe zudem Hinweise gegeben, dass auf dem Stadtfest in Grevesmühlen (13. bis 16. Juni) ebenfalls rassistische Parolen zur Melodie von Gigi D'Agostino gesungen worden sein sollen.

Unterdessen meldete die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern im Laufe des Tages weitere rechtsextremistische Vorfälle. In Schwerin sollen etwa 20 Männer am Samstag auf der Schlossbrücke gemeinsam den verbotenen Hitlergruß gezeigt haben. Wie die Beamten in Rostock in der Nacht mitteilten, wurden sie von einer Zeugin informiert. Demnach stellten sich die Verdächtigen "oberkörperfrei" auf und wurden von einer offenbar zu ihnen gehörenden Frau bei der Tat aufgenommen.

Bereits am Freitag hatten Menschen in Warnemünde in Mecklenburg-Vorpommern nach einer Public-Viewing-Veranstaltung zur Fußball-Europameisterschaft laut Polizei rechtsextreme Parolen gerufen. Dabei kam es nach Angaben der Beamten auch zu gewaltsamen Übergriffen auf Einsatzkräfte, die wegen des Geschehens eingriffen. Täter versuchten unter anderem, einem Polizisten die Dienstwaffe zu entreißen. Ein Großaufgebot von Beamten brachte die Lage unter Kontrolle.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP