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Funktionseliten: Es eitert so langsam heraus

von Udo Geißler
Sie haben einen schweren Stand
Vielleicht erinnert sich der ein oder andere Leser dieser Zeilen noch an den fulminanten Song „Two Tribes“ von Frankie goes to Hollywood, der Mitte der Achtziger auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges veröffentlicht wurde und in vielen europäischen Staaten in den Verkaufshitparaden auf Platz 1 stürmte. Der Songtitel bezieht sich dabei auf ein Zitat aus dem postapokalyptischen Actionfilm „Mad Max II“: „When two great warrior tribes go to war“ (Wenn zwei große Kriegerstämme in den Krieg ziehen). Ich kann mich noch genau an diese Zeit der allgemeinen Furcht vor einem Atomkrieg – die in diesem Lied und dem Videoclip ihren Ausdruck fand – erinnern und hatte mir als Jugendlicher schon die Frage gestellt, wie es denn um uns Menschen bestellt sein muss, wenn es möglich ist, dass kleine Cliquen darüber befinden können, ob unser Planet mit all seinem höherentwickelten Leben ausgelöscht wird oder nicht. Heute, 30 Jahre später, geht vielleicht nicht mehr die unmittelbare Gefahr einer atomaren Auseinandersetzung aus, obwohl sich die politische Großwetterlage – wie wir an den „Stellvertreter-Schauplätzen“ Syrien und der Ukraine sehen – schnell verschlechtern kann. Nein, die freiheitsbedrohende Machtausdehnung der wahren – und fast ausschließlich im Verborgenen wirkenden – Eliten, die sich unter anderem aus Bankern, Großindustriellen und altem Adel zusammensetzen, verläuft derzeit viel subtiler. Aus diesem Grund ist es erforderlich, zuerst etwas Licht in die Begrifflichkeiten zu bringen.
Fangen wir auf der Ebene der Funktionseliten an, auf welcher sich beispielsweise Politiker und Medienmacher wiederfinden: „Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden“, bestätigte Horst Seehofer ganz offenherzig die These, dass Politiker nur willfährige Marionetten der eigentlichen Machteliten sind. So erkannte bereits US-Präsident Woodrow Wilson einige Jahre nach seiner verhängnisvollen Unterschrift unter den „Federal Reserve Act“ im Jahr 1913 – hier wurde das Zentralbanken-System der USA aus der Taufe gehoben – seinen Fehler allerdings zu spät: „Unwissentlich habe ich mein Land ruiniert. Eine große Industrienation wird kontrolliert von ihrem Kreditsystem. Dieses System ist hochkonzentriert. Das Wachstum der Nation und alle unsere Aktivitäten befinden sich in den Händen einiger weniger Menschen. Wir haben uns zu einer der am schlechtesten geführten, am meisten überwachten und beherrschten Regierungen der zivilisierten Welt entwickelt.“ Damals wie heute scheint es völlig gleichgültig zu sein, in welcher Farbe und mit welchen anfänglichen Absichten die gedungenen Figuren auf dem Schachbrett der politischen Macht daherkommen. Wirklich entschieden wird woanders; insofern ist es auch egal, wer mit wem koaliert und „regiert“, wie Joschka Fischer freimütig erklärte: „In der Verfassung ist vorgesehen, dass wir im Namen des ganzen Landes handeln – abhängig und kontrolliert von der Mehrheit im Bundestag. Wenn sich diese Mehrheiten verändern sollten, mag es eine andere Koalition geben. Aber es wird keine andere Politik der Bundesrepublik Deutschland geben. Dazu steht zu viel auf dem Spiel. Das wissen alle Beteiligten.“ Angela Merkel, von Günther Jauch befragt, ob sie Europa aufgeben würde, wenn sie das Gefühl hätte, dass sie die Menschen nicht vom europäischen Gedanken überzeugen könne, antwortete: „Nein! Nein, auf gar keinen Fall! Ich bin davon überzeugt, dass Europa gut für uns ist.“

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ef-magazin.de/…/5060-funktionse…