Zweihundert
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DIE ERNTE DER EWIGEN LIEBE

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TOTUS TUUS, MARIA !

DIE ERNTE DER EWIGEN LIEBE

Zeugnisse aus der Quelle der Erlösung

Die letzten Flehrufe und Seufzer des Göttlichen Paschalamms


wie sie offenbart wurden an

Myriam van Nazareth


JESUS CHRISTUS, dem Göttlichen Weizenkorn,

und MARIA, dem Kelch des Kostbaren Blutes, geweiht.


INHALTSVERZEICHNIS

Einführung — Vorbereitung der Äcker der Seelen auf die Vollendung ihrer Erlösung

1. - Vorbereitung des Göttlichen Weizenkorns

2. - Das Reifen der Ernte
Wie sah Jesus die große Zielsetzung Seines Lebens auf Erden?
2.1 Gott die Glorie erweisen
2.2 Unterrichtung der Seelen
2.3 Einsetzung der Kirche und der Sakramente
2.4 Für alle Ewigkeit Maria den Seelen geben
2.5 Das Erlösende Leiden vollbringen

3. - Die Ernte der Ewigen Liebe — die Passion Jesu Christi
3.1 Die große Lehre der Passion
3.2 Meilensteine der Leiden in den letzten Lebenstagen Jesu
3.2.1 Palmsonntag
3.2.2 Zwischen Betanien und Jerusalem
Gründonnerstag
3.2.3 Der Garten Gethsemani
3.2.4 Die Verhöre
Karfreitag
3.2.5 Die Geißelung
3.2.6 Die Dornenkrönung
3.2.7 Die Verurteilung
3.2.8 Der Kreuzweg
3.2.9 Golgotha

Schlussbetrachtung


TOTUS TUUS, MARIA!

EINFÜHRUNG —

VORBEREITUNG DER ÄCKER DER SEELEN

AUF DIE VOLLENDUNG IHRER ERLÖSUNG


Maria zu Myriam — 6. März 2008: "Eine der Zielsetzungen der Erfahrung, durch welche Ich dich während achtzehn Tagen führen will, ist, dass du von allen Wahrnehmungen in deinem Körper, deinem Gemüt, deinem Geist und den höheren Verfassungen deines ganzen Wesens Zeugnis ablegst. Ich will, dass du davon durchdrungen bleibst, dass es die Verfassungen Jesu während Seiner letzten Lebenstage sind, die Ich dich erneut erleben lasse. Dies alles hat einen sehr tiefen Sinn. Ich werde derart tief in dir wirksam sein, dass du dies alles, welches tiefen Mysterien Ausdruck gibt, in Worte fassen kannst, damit die Seelen für die Verfassungen, welche sie erlöst haben, wach werden".

Liebe Schwestern und Brüder in Jesus und Maria,

Vor Ihnen liegt ein Zeugnis mit einem sehr ungewöhnlichen Ursprung. Drei Wochen vor dem Ende der Fastenzeit des Jahres 2008 bat die Allerheiligste Jungfrau Maria mich um Mitwirkung mit Ihrem Plan, der daraus bestehen sollte, mich auf intensive Weise an den Verfassungen der Seele, des Herzens, Geistes und Körpers Jesu während der letzten paar Wochen Seines Lebens als Gott-Mensch auf Erden teilhaben zu lassen. Dazu werde Jesus mich vollkommen in Sein Herz ziehen, um aus dem Göttlichen Herzen heraus den Anlauf zu der Passion und so weiter bis einschließlich der Geschehnisse auf Golgotha in meiner eigenen Seele, meinem eigenen Herzen, Geist und Körper zu erfahren. Während genau achtzehn Tagen (5. bis einschließlich 22. März — Karsamstag 2008) habe ich also in außergewöhnlich tiefer Einheit mit dem Erlöser leben dürfen. Die Absicht dieses Planes war, so die Himmlische Königin, dass ich im eigenen Körper, Herzen, Geist und in der eigenen Seele die Verfassungen und Empfindungen Jesu aus diesen für die Menschheit so wichtigen Tagen so genau 'erneut durchleben' sollte, dass ich dadurch befähigt werde, die Verfassungen des Erlösers aus den Tagen der Großen Passion möglichst tief zu erfahren, um die Frucht davon möglichst genau schriftlich festhalten zu können.

Als ich nach Ostern 2008 meine Aufzeichnungen aus dieser wunderbaren Periode niederschreiben wollte, wurde ich von den unterschiedlichsten Geschehnissen daran gehindert, dies zu tun, bis die Schmerzensreiche Mutter mir sagte, dass 'die Zeit dazu noch nicht gekommen sei'. Drei Wochen vor Ostern des darauf folgenden Jahres — 2009 — lud Maria mich ein, die Erfahrung von 2008 erneut zu leben. Ich stimmte zu, und die Wahrnehmungen an Körper, Herzen, Geist und Seele wiederholten sich.

Im Jahr 2010 geschah dies alles zum dritten Male. In den Jahren 2009 und 2010 war die Erfahrung nur launenhafter, weniger gleichmäβig, sondern mit sehr intensiven Zuspitzungen. Während der Karwoche 2010 trug die Herrin aller Seelen mir auf, meine Erfahrungen und Aufzeichnungen der drei aufeinander folgenden Passionsperioden 2008, 2009 und 2010, zwischen Ostern und Pfingsten in einem Buch festzuhalten. Das Ergebnis liegt jetzt vor Ihnen.

Diese Schrift wird den Seelen einen tieferen Blick auf eine Anzahl von spirituellen Hintergründen der Passion Jesu geben. Die Absicht liegt in keinem Falle darin, einen vollständigen geschichtlichen Überblick der Passion zu schreiben. Dazu sind andere Seelen berufen gewesen. Das einzigartige Geschenk der Ernte der Ewigen Liebe liegt darin, dass diese Schrift den Seelen die Kombination von drei Elementen geben will.

Die Schrift ist auf drei Pfeilern aufgebaut:

1. die tiefe mystische Bedeutung einer Anzahl von Einzelheiten aus den letzten Lebenstagen Jesu auf Erden;

2. die körperlichen und emotionalen Verfassungen Jesu während jener Tage;
3. eine Anzahl von Seufzern Jesu zum Ewigen Vater während jener letzten Lebenstage.

Die Seelen werden in dieser Schrift also informiert auf drei Ebenen, über die wenig bekannt ist. Diese drei Quellen an Information wollen zusammen:

sicher nicht eine Geschichte der Passion oder des Lebens Jesu schreiben,

jedoch durchaus Zeugnis von der unendlichen Liebe Gottes im Erlösungsmysterium ablegen.

Die Ernte der Ewigen Liebe will, wie der Titel selbst sagt, die Seelen sehen lassen, was Christus für sie vollbracht hat, aus vollkommener Liebe, und welche enorme Verschiedenheit an Zeichen der Liebe Gott in der ganzen Atmosphäre der Passion verborgen hat. Die Seelen, denen es gelingt, all diese Information in sich aufzunehmen und diese bewusst und aktiv in ihrem Leben anzuwenden, werden sich wirklich an der Ernte der Ewigen Liebe nähren: In ihnen wird das Weizenkorn des Göttlichen Lebens reifen und zum Brot Ewigen Lebens werden.

Die ganze Erfahrung, die ich im Hinblick auf die Verfassung dieses Buches drei Mal während fast drei Wochen habe erleben dürfen, ist in diesem Sinne einzigartig gewesen, dass ich die ganze Zeit lang auf mystische Weise über verschiedene Kanäle gleichzeitig informiert wurde:

· In sehr langen Reihen innerer Bilder wurde ich in die ursprüngliche Sphäre der letzten Lebenstage Jesu auf Erden untergetaucht, wobei mir von vielen Einzelheiten, die ich wahrnehmen durfte, die tieferen mystischen Hintergründe offenbart wurden.

· Fortwährend durfte ich am Körper und im Herzen spüren, was im Körper und Herzen Jesu vorging.

· Regelmäßig wurde mir von Jesus erlaubt, in Seinem Herzen die Gebete und Seufzer abzulesen, die Er während Seiner letzten Lebenstage nahezu ununterbrochen an den Ewigen Vater richtete. So wie ich im Laufe der Jahre von der Himmlischen Königin in Ihre eigenen inneren Verfassungen ausgebildet worden bin und ich dadurch selbst gelernt habe, fortwährend im Inneren mit Ihr zu sprechen, so durfte ich jetzt erfahren, dass sich in Jesus genau derselbe Prozess abspielte, da auch Er ohne Unterbrechung in der Abgeschlossenheit Seines Herzens zum Ewigen Vater sprach, wie in einem unaufhörlichen Gebet. Die Passagen dieser Seufzer, die für diese Schrift notwendig waren, habe ich aufzeichnen dürfen, dies alles, damit die Seelen sehen mögen, in welchen Verfassungen des Herzens sie erlöst worden sind.

Geheimnisvoll ist die Feststellung, dass von allem, was ich aus dem Herzen des Messias wahrnehmen durfte, mir gleichzeitig die tiefe Bedeutung in das Herz gegossen wurde. Es ist eine unvergessliche Erfahrung geworden, eine Erfahrung, die aus zwei Gründen sehr tief in mein Herz gebrannt worden ist: erstens wegen des sehr ungewöhnlichen Leidens, das ich in meinem Körper habe erleben dürfen, das ich jedoch auch auf eine unbeschreibliche Weise in meinem Herzen erfahren habe, und zweitens wegen der außergewöhnlich ergreifenden Liebe, der ich im Herzen Jesu begegnete. Genau diese Liebe hat auch das Leiden in den Perioden der Einheit mit dem Erlöser für mich zu einer einzigartigen Verzückung gemacht, da dieses Leiden in Einheit mit Jesus die Seele über sich selbst hinauswachsen lässt.

Niemals habe ich etwas gelesen oder gehört, das mir ein Bild der Liebe Jesu hat geben können, das auch nur einigermaßen mit dieser eigenen Erfahrung vergleichbar wäre. Diese Schrift ist daher ein Zeugnis dieser unermesslichen Liebe des Erlösers für die Seelen.

Mehrmals habe ich während dieser besonderen Periode Jesus gebeten, dass ich alles, was ich in Seinem Herzen erfahren habe, möglichst genau möge wiedergeben können, damit alle Seelen, die seitens Gottes Vorsehung das Geschenk erhalten, an dieser Wiedergabe der Ernte der Ewigen Liebe Anteil zu haben, ihrerseits zu einem unerschütterlichen Glauben an der Liebe entflammen mögen, die sie erlöst hat und die noch täglich vor Sehnsucht brennt, dass sie — die Menschenseelen — das Erlösungswerk in sich zur Vollendung bringen werden, indem sie ungehemmt die wahre Liebe in ihrem eigenen Leben anwenden, damit die Ernte der Ewigen Liebe in jeder Seele zu Brot Ewigen Lebens werden möge.

Dass der Ursprung dieser einzigartigen Erfahrung wirklich übernatürlicher Art war, habe ich durch die Feststellung bestätigt bekommen, dass die elenden Gefühle allgemeinen Krank-Seins, die ich seit dem 5. März 2008 in meinem eigenen Körper getragen hatte, am Karfreitag nach 15 Uhr allmählich wegzogen, um gegen Abend dieses hochheiligen Tages nahezu verschwunden zu sein. Was wohl noch eine Anzahl von Tagen weiterhin nachwirkte, war das Gefühl körperlichen Gebrochen-Seins. Eine gleichartige Erfahrung wurde mir in den Passionstagen der Jahre 2009 und 2010 erneut zuteil.

Es genügt nicht, über die Ernte auf den Feldern zu sprechen. Die Früchte der Ernte müssen zur Nahrung verarbeitet werden. So verlangt Jesus auch, dass die Seelen nicht nur über Seine Ernte reden sollen, sondern deren Früchte in sich zur Reifung bringen sollen, indem sie aus dieser Botschaft der Liebe aus der Passion ihre Lehren ziehen und diese Lehren für ein vollständiges Blühen in Heiligkeit benutzen.

Die Absicht dieser Schrift liegt also in der Offenbarung von Elementen aus den inneren Verfassungen des Erlösers, demjenigen, was während der letzten paar Wochen Seines Lebens auf Erden in Seinem Herzen vorging, und die Weise, auf die Er dies zum Ausdruck brachte, in Seufzern und Flehen zum Ewigen Vater zugunsten der Seelen aller Zeiten. Die Gunst dieser einzigartigen Kenntnis wird den Seelen in der Absicht verliehen, dass sie in der Lage sind, sich besser der Liebe Gottes für sie bewusst zu werden, und dass sie die rechten Verfassungen in ihr eigenes Wesen einbauen können, um selbst auf eine fruchtbarere Weise an der Verwirklichung von Gottes Heilsplan für alle Seelen teilnehmen zu können, mit der endgültigen Gründung von Gottes Reich auf Erden als Krönung.

Der Leser wird entdecken, welche unvermuteten Bedeutungen hinter allen kleinen Einzelheiten des ganzen Passionsgeschehens verborgen sind: Dort wird auf viele Zusammenhänge hingewiesen zwischen einerseits der menschlichen Schwachheit und Sündhaftigkeit und andererseits der Weise, auf welche diese Schwachheit und Sündhaftigkeit durch die Göttliche Vorsehung in jedem Element der Passion zum Ausdruck gebracht worden sind. Die Lehre der Passion Jesu Christi ist unendlich viel größer und tiefer, als es sich die Christen bewusst sind.

Mögen die Seelen daraus lernen:

1) wie Gott alle menschlichen Schwächen betrachtet und ihnen eine bestimmte Bedeutung zuerkennt;

2) wie Gott diese menschlichen Schwächen durch den Messias für die Abbüßung und Erlösung hat erschließen lassen. Die Seelen können helfen, die menschlichen Schwächen aller Zeiten abzubüßen, indem sie ihre Prüfungen und Leiden mit jenen Christi eins machen. Das Bewusstsein der Bedeutung jedes Elementes der Passion wird den Seelen dabei hilfreich sein.

Es ist mein inständiger Wunsch, dass die Seelen, die dieses Manifest lesen werden, für das immense Feuer empfänglich sein mögen, in dem es geschrieben worden ist, damit sie von der alles verzehrenden Sehnsucht angerührt werden mögen, womit die Ewige Liebe die Werke der Erlösung für sie vollzogen hat: die Sehnsucht, jede von ihnen irgendwann bei Sich im Paradies wiedersehen zu dürfen.

Myriam — Osterzeit 2010

KAPITEL 1
VORBEREITUNG DES GÖTTLICHEN WEIZENKORNS


Das Leben Jesu Christi auf Erden war Gottes Antwort auf die verheerende Auswirkung, welche die Erbsünde auf die Menschheit gehabt hätte, wenn Gott kein Gott vollkommener Liebe wäre. Aufgrund des gleichbleibenden Gesetzes von Gottes Gerechtigkeit konnte die Ewige Glückseligkeit im Himmel nicht ohne weiteres für die Menschheit zugänglich bleiben, nachdem diese den heiligen Bund mit ihrem Schöpfer entheiligt hatte. Durch den Ungehorsam einem Göttlichen Verbot gegenüber hatten die ersten Menschenseelen Gott gegenüber zu erkennen gegeben, dass ihre Liebe zu Ihm nicht bedingungslos war, dass sie nämlich ihren eigenen Wünschen den Seinigen vorzogen. Dadurch verlor die Menschenseele ihre Heiligkeit als erworbenes Recht, denn das wahre Fundament der Heiligkeit ist die bedingungslose Liebe. Dadurch dass die Menschenseele eben die ursprüngliche Vollkommenheit ihrer Liebe verloren hatte, war die Erbsünde die erste einer endlosen Reihe von Verstößen (Sünden) gegen Gottes Gesetz. So entfernte sich die ganze Menschheit immer weiter vom Herzen Gottes. Gott jedoch wollte die Menschenseelen nicht loslassen.

Die Erbsünde hat dem Herzen Gottes unsagbar viel und tiefes Leid zugefügt. Dennoch war Seine Antwort eine Tat absolut vollkommener Liebe. Die Seelen sollten individuell (jede Seele für sich) eine neue Chance bekommen, die Ewige Glückseligkeit vor Gottes Antlitz zu verdienen. Gott sollte Seinen Sohn als Messias in die Welt senden, um die verschlossene Zugangstür zum Paradies zu entriegeln. Dies konnte nur durch eine Aufopferung eines Teiles Seines Wesens geschehen, das dazu imstande war zu leiden: Seines Körpers. Gottes Gesetz hat ja verfügt, dass die Menschenseele sich durch Aufopferung der untersten Ebene seines Wesens (der Ebene, die dem Irdischen am Nächsten steht) aus den Ketten befreien können soll, welche die Seele an der Welt festhalten. Daher besteht die wahre Heiligung im Grunde genommen aus einer immer zunehmenden Entsagung hinsichtlich der Bedürfnisse unseres stofflichen Wesens (der Bedürfnisse des Körpers).

Aus diesem Grunde sollte der Sohn Gottes in einem Körper geboren werden, damit Er diesen vollkommen aufopfern kann als ein Zeichen gegenüber Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, dass in Ihm die menschliche Natur bereit gewesen war, die Aspekte ihres Wesens, welche sie an dem Weltlichen festhalten (die weltlichen Bedürfnisse als das Gelände, das vollkommen vom Teufel und seinem Wirken vergiftet wird), vollkommen zerstören zu lassen: Dadurch sollte der Messias im Namen der Menschenseelen Gott gegenüber der Wunsch vergegenwärtigen, sich ganz für Gott, für die vollkommene Loslösung vom Weltlichen und für den ungehinderten Flug zu den Sphären der Ewigen Liebe zu entscheiden. Das Ganze dieser Werke, die mit diesem Ziel vom Messias vollbracht werden sollten, nennen wir die Erlösung.

Mit dieser Mission kam der Messias in die Welt. Dreiunddreißig Jahre lang lebte Er nur auf dieses eine Ziel hin: die Erlösung der Menschenseelen. In diesem Manifest wird sich zeigen, welche Verfassungen im Herzen Jesu lebten, während Er den letzten Teil Seiner Mission, deren absolute Krönung, vollbrachte. Das leitende Motiv aller Handlungen, Gedanken, Gefühle, Wünsche und Worte Jesu war die absolut vollkommene, bedingungslose Liebe, die in Ihm wirksam war, wie ein Feuer, in dem Er die ganze menschliche Seite Seines Wesens Schritt für Schritt völlig verzehren ließ. Eigentlich lässt sich in Wahrheit sagen, dass Jesus während der letzten Tage Seines irdischen Lebens sogar in Seinem Körper aus zwei Quellen gleichzeitig völlig verzehrt wurde:

· durch Qualen in jeder Faser Seines Wesens und durch bleierne Müdigkeit;

· durch ein Liebesfeuer, das Ihn von innen heraus restlos aufzufressen schien, als ob Er Seinen Körper unaufhörlich einem Göttlichen Opferfeuer anvertraute.

Vor allem während der letzten Tage Seines Lebens auf Erden war der Geist Jesu fortwährend in zwei Fragen versunken:

1. Mit welchem Ziel bin Ich in die Welt gekommen?

2. In welchem Maße habe Ich mein Lebensziel verwirklicht?

Diese beiden Fragen sind für jede Seele von entscheidender Bedeutung. Die erste Frage bezieht sich auf die wahre Lebensberufung, die zweite auf dasjenige, was die Seele mit ihrem Leben getan hat und auf welche Weise und in welchen inneren Verfassungen sie ihre Lebensaufträge erfüllt hat. Sobald die Seele diese entdeckt hat, hat sie regelmäßig zu erwägen, inwiefern sie diese Berufung in ihrem Leben zum Nutzen von Gottes Heilsplan ausgefüllt hat, denn jede Seele wird letztendlich nur in die Welt gesandt, um sich selbst zu heiligen und um zu helfen, ihren spezifischen Beitrag zur Vollendung von Gottes Heilsplan für alle Seelen zu verwirklichen. Der Göttliche Heilsplan beabsichtigt das ewige Heil für jede Seele. Eine Seele kann das ewige Heil nur erreichen, indem sie in sich selbst die von Jesus freigekaufte Erlösung durch ein Leben nach Gottes Gesetz vollendet. Ein Leben nach Gottes Gesetz ist ein Leben in voller Tugendhaftigkeit und unter voller Ausschöpfung aller Prüfungen des Lebens innerhalb von Gottes Plan.

Eine Prüfung wird innerhalb von Gottes Plan dadurch uneingeschränkt ausgeschöpft, dass sie Gott geweiht wird: Erst durch die Weihe wird eine Prüfung wirklich Gott aufgeopfert und kann Er sie wahrlich für die Verwirklichung Seines Heilsplanes für alle Seelen aller Zeiten verwenden. Dies kommt dadurch, dass durch die Weihe das menschliche Erleben der Prüfung (die Weise, auf welche der Mensch mit der Prüfung umgeht, und alles, was diese im Menschen bewirkt) mit Gott in Verbindung gebracht wird. Es ist ein Göttliches Gesetz, dass in der Schöpfung jede Veränderung, groß oder klein, nur vollzogen werden kann, wenn der Wille Gottes und der Wille von einer oder mehreren Seelen miteinander verschmelzen.

Dies alles hat Jesus den Seelen vorgelebt. Er setzte das Vorbild für ein Leben in vollkommener Tugendhaftigkeit, in dem alles zu Diensten von Gottes Heilsplan gestellt worden war, und opferte Sich Selbst außerdem vollkommen auf, als eine vollkommene, vollendete Weihe aller Prüfungen Seines irdischen Lebens an den Heilsplan.

Die Berufung Jesu war es, Bringer des Göttlichen Lichts und der Erlösung zu sein. Ich verweise hier auf die Belehrung Weshalb ist Jesus Mensch geworden?

Eines Tages wurde ich in das Herz Jesu gezogen, während Er die untergehende Sonne betrachtete, und ich lese dort Seinen Seufzer:

"O Mein Vater, ich küsse das Licht aus Deinem Herzen, das in der Welt untergeht, damit es in Ewigkeit nicht sterben möge. Ich ziehe die Macht aller Sünden in Mein Göttliches Herz, damit die Welt sehen möge, dass das Reich des Lichts sich bald erheben wird".

Oft finde ich Jesus in den letzten Tagen vor der Passion an einem abgelegenen Ort wieder. Vorzugsweise zieht Er Sich auf einen Hügel zurück oder irgendwo zwischen Sträuchern oder hinter einen Felsen, wo Er möglichst viel vor menschlichen Blicken verborgen sitzen kann und nichts anderes sieht, hört und riecht als die Schönheiten, die Geräusche und die Düfte der unverfälschten Natur, die Ihn an das Herz Seines Ewigen Vaters erinnern, aus dem dies alles hervorgegangen ist.

In einer solchen Verfassung des Herzens Jesu lese ich in diesen letzten Tagen immer wieder die Frage:

"In welchem Maße habe Ich Mein Lebensziel auf Erden verwirklicht? Was habe Ich getan, um Unseren Göttlichen Heilsplan für die Seelen zu erschließen und ihnen die Wege zu dessen Verwirklichung zu zeigen?"

Eines Tages ließ Jesus mich den folgenden Seufzer hören, den Er an den Ewigen Vater richtete, während Er, in tiefer Meditation versunken und mit einem nostalgischen Blick in Seinen Augen eine herrliche Abendsonne betrachtete, die tief über einer Landschaft voller Gras und Sträuchern prunkte:

"O Vater, Ich bitte Dich, dass alle Seelen in allen Zeiten die Gnade erhalten mögen zu verstehen, dass die Frage nach ihrer Berufung, nach dem Sinn ihres Lebens auf Erden im Grunde genommen eine Frage nach dem Erkennen Unseres unfehlbaren Willens ist, der sie in der wahren Heiligkeit aufrichten will. Die Saat, ihre Berufung zu erkennen, liegt in jeder Seele verborgen, weil sie der Träger von demjenigen ist, was Wir von ihr als Beitrag zu Unserem großen Heilsplan für alle Menschenseelen verlangen. Die Seele kann diese Saat dadurch erschließen, dass sie sich tief und beharrlich danach sehnt, Unseren Willen bezüglich ihres Lebens zu erkennen. Nichts anderes als die Liebe kann diese Sehnsucht zum Leben erwecken und die Saat zu einer Blume ausblühen lassen. Diese Blume ist die Kenntnis von demjenigen, was Wir von ihr in ihrem Leben erwarten. Das Parfüm dieser Blume wird die Seele für die Erfahrung des wahren inneren Friedens bereit machen".

Jesus erwägt dabei das Erbe, das Er Selbst den Seelen hinterlassen will, weil dies Seine Berufung als Erlöser ist und jede Seele dies in ihrem eigenen Leben verwirklichen muss.

Jesus betrachtet das Ganze der nachfolgenden fünf Punkte als Sein Lebensziel, von dem Er erwartet, dass alle Seelen es als die Pfeiler ihres irdischen Lebens betrachten, indem sie diese Punkte befolgen, bzw. die Wünsche Jesu, die in diesen Punkten verborgen liegen, in ihrem eigenen Leben erfüllen:

1. Gott Glorie erweisen;

2. Unterrichtung der Seelen;

3. Einsetzung der Kirche und der Sakramente;

4. Maria für alle Jahrhunderte den Seelen geben;

5. das Erlösende Leiden vollbringen.

KAPITEL 2
DAS REIFEN DER ERNTE

Wie sah Jesus die große Zielsetzung Seines Lebens auf Erden?


Die Ernte der ewigen Liebe sollte also über fünf Kanäle reifen: die fünf großen Zielsetzungen des Lebens Jesu auf Erden. In den letzten paar Wochen Seines Lebens auf Erden betrachtet Jesus fortwährend diese fünf Kanäle und unterrichtet mich jetzt über dasjenige, was darüber in Seinem Göttlichen Herzen vorgeht. Die beiden ersten Kanäle sowie den fünften Kanal hat Er gewissermaßen Sein ganzes Leben lang gestaltet, jedoch in Seinen letzten Lebenstagen gekrönt. Den dritten und vierten sollte Er während der letzten zwanzig Stunden Seines Lebens verwirklichen.

2.1 Gott Glorie erweisen

(Diese Zielsetzung vom Leben Jesu wird in dem Bibelwort Nomen Domini invocabo = "Ich rufe an den Namen des Herrn" zum Ausdruck gebracht, was im weiteren Sinne zu verstehen ist als: "Ich beziehe Gott in alles ein und stelle Ihn in den Mittelpunkt meines Lebens".

Jesus wollte an erster Stelle den Seelen das Vorbild eines Lebens der Verherrlichung Gottes geben, damit sie niemals aus den Augen verlieren, dass nur ein Leben, das völlig auf Gott und die Verwirklichung Seiner Werke und Pläne abgestimmt ist, für das eigene ewige Heil und für die Verwirklichung von Gottes Heilsplan fruchtbar ist. Jesus tat dies auf vielerlei Art und Weise: durch Gebet, durch das Wirken zahlloser Wunder und durch das Vorbild eines heiligen Lebens.

Die letzten paar Wochen vor der Passion: Ich werde in das Herz Jesu gezogen und lese dort fortwährend, wie Er die Elemente der Natur um Sich herum bis in ihren Wesenskern durchschaut. Er sieht dabei, wie sie gemacht sind, mit welchem Wachstumsplan Sein Vater sie vorgesehen hat und warum und wie dies alles sich in diesen Elementen makellos auswirkt, solange der Mensch sie nicht mit seinem eigenen Eingreifen verunreinigt. Oft späht Er nach einem Grashalm, einem Schmetterling, einem Vogel, einer Blume, während auf Seinem herrlichen Gesicht der unbeschreiblich geheimnisvolle Blick prunkt, der eine Mischung tiefen Himmlischen Friedens und dennoch tiefer Wehmut zu sein scheint, von Verzückung und trotzdem herzzerreißender Qual. Ich darf in Seinem Herzen etwas vom Ursprung dieses geheimnisvollen Blickes lesen: Jesus kennt das tiefe Wesen jedes Elementes der Natur vollkommen und weiß, wie es sich auswirkt, weil Gottes Plan sich auf nicht zu bestimmende Weise in diesem Element nach einem festen Gesetz auswirkt, das als einzige Abweichungen erlaubt:

· das Eingreifen von Gottes Vorsehung, die jeden Augenblick verfügen kann, dass von dem Wachstumsplan abgewichen werden muss;

· die Einflüsse von Gottes Gerechtigkeit aufgrund von Sünden, die von Menschenseelen verübt werden und die auch auf viele Entwicklungen in der Natur Einfluss nehmen.

Das Evangelium sagt mehrmals, dass Jesus Sich in das Gebirge zurückzog, um in Abgeschiedenheit zu beten. Die Seele muss mit Gott in Kommunikation treten und muss dazu auch die geeigneten Umstände schaffen, nämlich das Herz von weltlichen (sinnlichen) Einflüssen freimachen, Loslösung von Menschen und Eindrücken. Je mehr das Herz im Inneren die Stille und den Frieden (Freisein von verwirrenden Einflüssen) zustande bringt, desto näher kommt die Seele zu Gott. Jesus erstrebt dies vielfältig, insbesondere, nachdem Er viele Eindrücke gewonnen hat oder viele Menschen um Sich herum gehabt hat, zum Beispiel nach der wunderbaren Brotvermehrung. Jesus gibt hier ein großes Beispiel. Wir dürfen niemals vergessen, dass Er Gottes Sohn war und also tatsächlich Selbst kein Gebet braucht, um in Gott verwurzelt zu bleiben. Die 'menschliche' Komponente Seines Wesens braucht aber das Durchströmen von Gottes Einfluss, den Kontakt mit Gott in Seinem Leben.

Das Göttliche Gesetz hat es so verfügt, dass der Gott-Mensch auf Erden vollkommen in das Durchströmen der Göttlichen Liebe eingebunden sein soll, genau wie alle Geschöpfe, wie jedes Lebewesen auf Erden. Auch aus diesem Grunde betrachtete Jesus es als ein Element Seines Lebensauftrags, die Liebe vollkommen und aktiv (bewusst) strömen zu lassen, in allen Richtungen, sowohl von Gottes Herzen heraus durch Ihn hindurch zu allen Geschöpfen hin als auch von Seinem Herzen als Gott-Mensch heraus zum Herzen des Ewigen Vaters hin. Wir sehen also Jesus als 'Durchreiche' und 'Transformator' gleichzeitig: Er zog unaufhörlich alle Eindrücke, die Er in der Welt auffing, in Sein Herz, verband sie dort mit Seiner vollkommenen Liebe und sandte sie in dieser veredelten Form zum Ewigen Vater. Dies ist übrigens genau das, was auch Seine Mutter (Maria) von Anbeginn Ihres Lebens auf Erden tat und was Sie in Ihrem vollkommen verherrlichten Zustand nach Ihrem irdischen Leben in vollem Umfang weiterhin tut.

Obwohl Jesus das Gebet also nicht benötigt, um Sein eigenes Heil zu sichern, wollte Er dennoch an erster Stelle ein Beispiel geben, wie 'der Mensch' leben muss, um sein Leben auf Erden zur vollen Fruchtbarkeit zu bringen. Viel menschlicher Kontakt und sinnliche Eindrücke, die nicht mehr nur Gottes Unterschrift in sich tragen (zum Beispiel der Anblick einer Landschaft, die nicht mehr unversehrt aus Gottes Hand kommt oder das deutliche Zeichen menschlicher Kultur oder Zivilisation enthält), können die Seele verunreinigen und beladen. Auch aus diesem Grunde liebte Jesus so sehr die Abgeschiedenheit in einer natürlichen Umgebung ohne irgendeinen menschlichen Einfluss. Er fühlte die wahre Liebe nur in ihrer Fülle an abgelegenen Orten, wo kaum menschlicher Einfluss möglich war. Dies ist ein Eindruck, den ich in außergewöhnlich intensivem Maße weiterhin im Herzen Jesu fühle, wie Ich dies seit vielen Jahren ständig in Marias Herzen fühle: dieses enorme Bedürfnis an der Empfindung der Strömung wahrer Liebe.

Jesus betete sehr viel. Da Er diese Gebete nicht für Seine eigene spirituelle Entwicklung oder für das Erwirken von Gnaden für Sich Selbst nötig hatte, dienten sie nur den Seelen. Jesus bot dem Ewigen Vater all Seine Gebete an, damit möglichst viele Seelen durch alle Jahrhunderte die Gnade ihrer Erschließung für die ewig währenden Früchte des großen Erlösungswerkes annehmen sollten. Eine wenig bekannte Wahrheit ist, dass das Herz Jesu während Seiner Gebete sehr intensiv mit dem Herzen Seiner Mutter verbunden war.

Zwischen Jesus und Maria bestand eine außergewöhnlich entwickelte Seelenverbundenheit, die es möglich machte, dass Maria — mit Ausnahme der sporadischen Fälle, wo Gott die konkreten Auswirkungen dieser Gabe zeitweise sich mindern ließ — genau fühlte, was im Herzen Jesu vorging. Auch während Sie Sich weit von Ihm entfernt befand, wusste Sie, wann Er betete, wann Er litt, wann Er betrübt war, usw. Dass Maria im wahrsten Sinne des Wortes die Miterlöserin neben Jesus war, beruht auf der (nicht allgemein bekannten) Wahrheit, dass zwischen Jesus und Maria ein vollkommenes Überfließen von Gefühlen und Herzensverfassungen bestand und sogar in einem hohen Maße ein Überfließen von körperlichen Gefühlen. Als Jesus sehr ermüdet war, dadurch dass Er wochenlang durch das Land Israels zog, nahm auch in Marias Körper die Ermüdung bald zu. Während der Stunden der Großen Passion erlaubte Gott, dass Maria viele der Qualen Jesu in Ihrem eigenen Körper fühlte, wenn auch in einer irgendwie gemilderten Form (weil es nicht die Absicht war, dass Maria an diesem Leiden sterben sollte). Ich werde später noch auf diese Tatsache zurückkommen.

Zwischen Jesus und Maria bestand ebenfalls ein inniger Bund gemeinsamer Weihe. Alle Qualen, Schmerzen, Betrübnisse, menschlicher Widerstand, usw. wurden von Ihnen gemeinsam (oft während Sie nicht physisch miteinander im Kontakt waren) dem Ewigen Vater aufgeopfert. So wurde das Vollziehen des Erlösungsmysteriums im Grunde genommen das Vollziehen eines vollkommenen Bundes gemeinsamer Weihe.

Wie mir dies im Zusammenhang mit Maria bereits so oft gezeigt worden ist, stellte ich jetzt auch bei Jesus fest, dass Er nicht betete, wie sich die Menschenseele dies üblicherweise vorstellt. Für Jesus und Maria ist Gebet nicht nur das Aussprechen bestimmter Formeln oder Anrufungen zu Gott, sondern vor allem wirklich eine Lebenshaltung: Ihr ganzes Verhalten und Ihre innere Verfassung zeigen eine ununterbrochene Verbindung mit Gott. Aus allem spricht, dass Gott vollkommen in Ihnen lebt und Ihre Anwesenheit verbreitet intensive Wogen der Liebe durch Ihre Umgebung hindurch. Früher beschrieb ich im Zusammenhang mit Maria, wie von Ihrer Gegenwart eine Atmosphäre von Licht ausging und wie viel Macht und Majestät Sie ausstrahlte, sodass es nicht selten vorkam, dass Seelen vor Ihr auf die Knie fielen und versuchten, Ihr die Füße zu küssen.

So sehe ich auch, welchen Eindruck Jesus auf Seine Umgebung macht. Er scheint mir 1,80 m groß, Seine Haarfarbe würde ich als blond beschreiben, Seine Augen tiefblau. Jedes einzelne dieser Merkmale waren unter dem jüdischen Volk sehr selten. Er ist ganz schlank, aber mit ordentlich entwickelten Muskeln. Außerdem strahlt aus Ihm etwas Ehrfurchterweckendes, das nicht nur mit Seinem Äußeren zu tun hat, sondern vor allem von Innen heraus kommt. Sein Gesichtsausdruck ist, wie jener von Maria, gleichzeitig sanft, jedoch sehr würdig. Trotz Seiner Erscheinung zeigt sich nicht jeder von Seiner Gegenwart beeindruckt. Ähnlich wie bei Maria erweist sich auch bei Jesus, dass hauptsächlich Seelen, die von Natur hochmütig sind oder die für das Göttliche wenig offen sind, durch Seine Anwesenheit nicht berührt werden.

Jesus übte eine vollkommene Nächstenliebe. Diese kam auf die auffallendste Weise in den Wundern unterschiedlicher Art zum Ausdruck, die Er zur Verherrlichung Gottes wirkte. Obwohl sich diese Wunder in der Regel durch äußerlich wahrnehmbare Zeichen bemerkbar machten (durch Heilungen, Brotvermehrung, wunderbaren Fischfang, Teufelsaustreibungen, Auferweckung von den Toten, usw.), lag ihre Zielsetzung nicht in dem sichtbaren Ergebnis selbst. Jesus beabsichtigte durch Seine Wunder die Erschlieβung der Seelen, die Zeugen der Wunder waren: Bekehrung, Rückkehr zum Glauben an Gottes Wirken und Verherrlichung Gottes als die Große Quelle des wahren Glücks, der wahren Liebe, des wahren Friedens, der wahren Freude. Wenn Jesus einen Kranken heilte, lag Seine Absicht nie in der Heilung des Körpers. Er bediente Sich der physischen Heilung nur als Mittel, um die Seele für Gottes Wirken aufzuschlieβen.

Jesus gab Seine Wunder nicht gleich als Beispiel, damit die Seelen Ihm im Wirken von Wundern folgen sollten. Das Wirken von Wundern ist einem Göttlichen Gesetz unterworfen und ist nur möglich:

· insofern die Seele die Eigenschaften besitzt, die Tore für eine 'außergewöhnliche' Gnade zu öffnen. Diese Eigenschaften hängen mit dem Grad der Heiligung der Seele zusammen, mit dem Maße, in dem sie in Tugendhaftigkeit lebt, mit dem Maße, in dem sie sich vom Weltlichen loslöst (und also fortwährend die höheren Ebenen des Seelenlebens nährt), und mit dem Maße, in dem von ihrem Wesen und Lebensweg Einflüsse ausgehen, die zum Grundstoff für Gnaden dienen können. Das Maß der Liebe der Seele, das Maß ihrer Weihe an Gottes Werke und das Maß ihrer Sehnsucht, Gott und ihren Mitgeschöpfen zu dienen, sogar auf Kosten ihrer eigenen Interessen, bestimmt im weitgehenden Maße, ob die Seele von Gott als Mittlerin für Wunder angenommen wird.

· insofern Gott es innerhalb der Entwicklungen Seines Heilsplanes und innerhalb der Gesetze der Göttlichen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit für passend erachtet, dass ein Wunder erlaubt wird. Ein Beispiel: Sogar wenn eine Seele Gottes Bedingungen erfüllen würde, als Mittlerin eines Wunders aufzutreten, ist es möglich, dass ein Wunder nicht erlaubt wird, wenn es an einer Seele vollzogen werden soll, für welche die Auswirkung des Wunders in diesem Augenblick ihres Lebens nicht geeignet zu sein scheint.

Es gibt Wunder, die jede Seele uneingeschränkt verrichten kann. So kann eine Seele zum Beispiel anderen Seelen das Wunder der vollkommenen Wiedergeburt zeigen, die aus einer Lebensweise hervorgeht, die vollkommen auf das Göttliche Leben abgestimmt ist. So ist in Gottes Augen eine der mächtigsten Quellen wahrer Wunder das Leben in vollkommener Weihe, wodurch die Seele fortwährend in der Stille die Atmosphäre von Gottes Nähe um sich herum verbreitet und dadurch unbemerkt einen großen Einfluss auf viele ausüben kann. Vielleicht ist dies das größte Wunderzeichen, das Jesus drei Jahre lang unaufhörlich verrichtete.

Die bemerkenswerteste Art von Wunderzeichen, die Jesus gesetzt hat, waren ohne Zweifel die Auferweckungen von den Toten. Er hat Gott dadurch viel Glorie dargebracht. Für Jesus waren diese Zeichen viel mehr als das zum Leben Erwecken eines Körpers, der eigentlich bereits von der Seele gelöst war. Für Jesus stand dies symbolisch für die Auferweckung von Seelen, die spirituell sterbend waren, mit anderen Worten: die dabei waren, ihre Chancen auf die ewige Glückseligkeit des Himmels nach ihrem irdischen Leben zu verspielen. Letztendlich war dies das größte Lebensziel Christi: Seelen für eine möglichst hohe Ebene spirituellen Lebens aufzuerwecken. Es ist daher wichtig, darauf hinzuweisen, dass Jesus bei jeder Gelegenheit, wo Er während Seines Lebens auf Erden einen Menschen von den Toten auferweckte, dieses Geschehen dem Ewigen Vater mit dem Anliegen weihte, dass dieses Wunder durch alle Jahrhunderte hindurch viele Seelen empfänglich machen sollte für eine Wiedergeburt für das wahre Leben, weg aus der Sklaverei des Weltlichen, das die Seele allmählich dem spirituellen Tod überliefert.

Ich hatte das Vorrecht, in Visionen Zeuge der Auferweckung von Lazarus zu sein, kurz vor Anfang der Passion. Jesus erinnert mich hier an die Worte, die Er in diesem Zusammenhang am 17. Dezember 2007 in mir sprach und die ich hier wiedergebe:

JESUS: "Als Ich, vor dem Grab in Betanien stehend, ausrief: 'Lazarus, komm heraus!', bebte Meine Stimme vor Rührung. Niemand wusste damals, dass Ich diese Worte im Zeitlosen sprach: Jeden von euch sah Ich damals vor den Augen Meines Geistes. Zu jedem von euch rief Ich die Einladung, das Grab der Welt zu verlassen, damit eure Seele aufs Neue im Sonnenlicht erscheint. In Wirklichkeit rief Ich also: 'Seelen aller Zeiten, kommt aus eurem Grab weltlicher Anhänglichkeiten, Gewohnheiten, Erinnerungen und weltlichen Denkens heraus und begrüßt das Licht des Göttlichen Lebens'. In Betanien habe Ich die Tür für die Auferstehung jeder Seele vom Tod des weltlichen Lebens aufgeschlossen. Ich habe dieses Aufschließungswerk wenige Tage später auf dem Kreuz vollendet".

Die ganze Atmosphäre rund um das Geschehen beim Grab des Lazarus ist außergewöhnlich ergreifend. Es wird mir vergönnt, das Herz Jesu während Seines Hinaufgehens nach Betanien und während Seines Auftretens vor dem Grab des Lazarus zu fühlen. Jesus weint aus mehr als einem einzigen Grund:

· Er ist tief gerührt in der Erfahrung vom Kommen eines Ereignisses, von dem Er weiß, dass es eine außergewöhnliche Verherrlichung Gottes bedeuten wird. Dies ist die Komponente der Verzückung.

· Er ist tief betrübt wegen der Abweichung der Seelen durch die Erbsünde, die den leiblichen Tod in die Welt gebracht und den Menschen von Gottes Willen getrennt hat und die viele Seelen für die volle Wahrheit Gottes geschlossen hat. Jesus hat in Betanien die Rückkehr der Seelen aus den Anhänglichkeiten an die stoffliche Seite des Lebens geheiligt. Dies ist die Komponente des Schmerzes.

Über die Jahre ist mir immer wieder aufgefallen, wie sehr in dem inneren Leben Marias die Verzückung und der Schmerz in unterschiedlichen Anteilen zusammengehen und nur selten voneinander gelöst zur Entfaltung kommen. In diesen Tagen erfahre ich genau dasselbe im inneren Leben Jesu. Jeder tiefe Schmerz, jede Qual im Herzen und/oder Körper erweckt die Verzückung der Erkenntnis, dass hier ein wertvoller Grundstoff für eine neue Verherrlichung Gottes, für die Verwirklichung Seiner Werke und Pläne und für erlösende und heiligende Gnaden für die Menschenseelen angeboten wird. Dies wird mir als Gleichnis in einem Bild gezeigt: Holzblöcke (alles, was das Leben schwer macht) werden fortwährend in das Feuer (die wahre, bedingungslose Liebe) geworfen und erzeugen unaufhörlich Wärme (Verzückung) und Licht (Ausgießungen von Gottes Wahrheit in die Seelen, immer wieder ein neuer Sieg über die Finsternis).

Bis kurz vor den Passionstagen trieb Jesus Teufel aus. Für ihn stand diese Art Wunder, ebenso wie jenes, wobei Er Seelen von den Toten auferweckte, Modell für den Sieg von Gottes Licht über die Werke der Finsternis. Jesus ließ mich in Seinem Herzen die Sehnsucht ablesen, dass alle Seelen Ihm in ihrem eigenen Leben darin folgen sollen, in der fortwährenden Austreibung des Teufels aus ihrer eigenen Seele, aus ihrem eigenen Herzen, aus ihrem eigenen Geist, aus ihrem Lebensbereich (dieses Letztere dadurch, dass sie alle Unreinheit in ihrem Lebensbereich bewusst meiden und dadurch den Zugriff des Teufels auf ihren Lebenslauf verringern). Jesus belehrt die Seelen immer wieder darin, wie der Teufel nur besiegt werden kann durch bedingungslose Liebe zu Gott und zu allen Geschöpfen, durch Reinheit von Herz, Geist, Mund und Körper und durch eine entschlossene Entscheidung in allem für Gott über die Welt. Weil die Seele durch unzählige Einflüsse schwankend und schwach sein kann, kann sie die Einflüsse der Finsternis in sich selbst oft nicht mit eigener Kraft brechen. Daher wird ihr die Gabe des Glaubens geschenkt: des Glaubens an die Existenz eines allmächtigen Wesens und an die Werke vollkommener Liebe in diesem Wesen. Wie oft wird Jesus dies bekräftigen und bestätigen durch Seine Worte: "Dein Glaube hat dich gerettet“.

Für Jesus ist es sehr wichtig, dass die Seelen die wahre Tiefe der Macht der Liebe erkennen und sehen, dass alle Geschöpfe und Gott in einem einzigen Ganzen untereinander verbunden sind.

Ich sehe Jesus auf einem Stein sitzen. In geringer Entfernung von Ihm sehe ich einen kleinen Vogel sich niederlassen, der Ihn betrachtet. Jesus lächelt und wirft dem Tierchen ein Stückchen Brot zu. Der Vogel fängt an, darin zu picken und es mit seinem Schnabel hin und her zu bewegen, damit sich Krümel loslösen. Während Jesus dieses Schauspiel etwas amüsiert betrachtet, lese ich in Seinem Herzen eine tiefe Emotion und einen Seufzer zum Ewigen Vater:

"O Vater, wie eng haben Wir in Unserer Schöpfung doch alles miteinander verflochten. O welche Liebe strömt doch zwischen allen Herzen, nach Erwiderung der Liebe suchend, damit diese Strömung die wahre Liebe in allen Geschöpfen zur Verherrlichung Deiner Glorie wecken kann. O mögen alle Seelen sehen und fühlen, wie vollkommen Unsere Herzen jedes Gefühl eines jeden Menschen und eines jeden Tieres nachempfinden, weil in jedem Lebewesen ein kleiner Teil von Uns Selbst lebt. Wie sehr fühlen Wir Selbst jede Spur von Freude, sogar in diesem kleinen Vogel. Wie sehr spüren Wir Selbst jede Spur von Schmerz, der sogar diesem kleinen Wesen im Herzen oder im Körper angetan wird. Wie schwer leidet doch Unser Herz unter jedem Mangel an Liebe zwischen Unseren Geschöpfen und welche Freude erfährt Unser Herz um jede Äußerung von Liebe zwischen Unseren Geschöpfen. O Vater, Ich bete um die Rückkehr des Bewusstseins über die vollkommene Einheit aller Geschöpfe, damit kein Geschöpf noch einem Mitgeschöpf Schaden oder Schmerz zufügen möge. So wird es in der Fülle der Zeit sein, im Reich der vollkommenen Liebe unter der vollkommenen Herrschaft Unseres Gesetzes".

Jesus weist mich darauf hin, wie Seine ganze Lebensverfassung eigentlich durch das Vater Unser abgedeckt wird. Er macht mich zum Zeugen der folgenden Szene, kurze Zeit vor den Tagen der Passion:

Es ist Sabbat. Jesus hat eine Auseinandersetzung mit vier Pharisäern gehabt. Ich sehe, wie drei von ihnen sich empört und stolz zurückziehen. Der vierte zögert, schaut noch kurz weiterhin auf Jesus mit einem Blick, der vermuten lässt, dass er ernsthaft erwägt, was Jesus gesagt hat, und nach einigen Augenblicken zieht auch er sich zurück, sucht jedoch nicht unmittelbar Anschluss an die drei anderen, die untereinander im regen Gespräch sind, während sie irgendwie gejagt weiterlaufen. Jesus schaut erst den Dreien hinterher, danach dem Vierten. Die Apostel scheinen verwirrt und erschrocken zu sein. Ich darf im Herzen Jesu lesen:

"O Vater, wie unermesslich reich ist Unsere Wahrheit und wie arm die Weisheit der Seelen, die sich vom Licht abgewendet haben. Wie sehr hungert Mein Herz nach der Stunde, in der die Nebel um die Geister und Herzen durch das Feuer Unserer Liebe aufgelöst werden, während die Flammen Mein Fleisch verzehren. O Vater, nur wo das Fleisch sich durch die Liebe verzehren lässt, kann Unser Geist die Ewige Wahrheit flüstern und kann Sein Atem die Nebel verjagen".

Jesus deutet hier bereits an, dass die Essenz Seines Erlösungswerkes die wahre Liebe sein wird. Jedes Mal wieder fühle ich das Hungern Seines Herzens nach Nachfolge dieser Liebe durch die Seelen selbst, damit die Auswirkungen Seiner Verwirklichungen nicht verloren gehen. Jesus war gekommen, zu säen. Jedes Mal, wenn eine Seele bei einem bestimmten Ereignis oder Zustand auf ihrem Lebensweg die Liebe nicht vollkommen anwendet, geht ein Samenkorn aus dem Herzen Jesu verloren. So hat Gott es für alle Zeiten verfügt: Jedes Göttliche Werk ist vollkommen und unfehlbar, dennoch bekommt es erst seine wahre Auswirkung und Fruchtbarkeit in dem Maße, in dem es in einer Seele dadurch zum Blühen gebracht werden kann, dass diese Seele dieses Werk in sich aufnimmt, es befolgt und es in ihrem eigenen Leben anwendet, oder ermöglicht, dass es sich auswirkt. Jeder Akt von Gottes Willen muss sich mit einem Akt menschlichen Willens vermählen, sonst bleibt sogar Gottes Werk unfruchtbar. Dies ist der Grund, warum Gottes Reich zum Beispiel nicht in der Stunde des Kreuzestodes Christi auf Erden gegründet worden ist.

Jesus kniet nieder und ich lese jetzt in Seinem Herzen Worte, die mich den Zusammenhang mit dem Vater Unser, so wie wir dies kennen, sehen lassen:

"O Mein Vater, Quelle von allem Erschaffenen, die lebt und wirkt im Verborgenen und durch eine Weisheit, die nicht von der Welt ist, möge die ganze Schöpfung die unantastbare Heiligkeit Unseres Wesens erkennen und sich nach dieser Heiligkeit ausrichten. Lass Dein Reich bald kommen. Möge Dein unfehlbarer Willen aufs Neue zur Quelle und Motivation aller Handlungen und Worte unter den Seelen werden, wie er dies für die Engel ist, die Wir zu Unserem Dienst berufen haben. Nähre doch die Seelen mit dem Göttlichen Leben, damit sie nicht auf ihrem Weg zu Uns hin in die Irre gehen. Rechne ihnen ihre Schulden nicht an, vorausgesetzt, dass sie ihre Schwachheit erkennen und bekennen, dass nicht ihre Mitgeschöpfe ihr wahrer Feind sind. Brich doch alle Versuchung zur Verleugnung Unserer Liebe, Unserer Führung und Unseres Lichts und reinige die Seelen von aller Finsternis. O lass Mein Fleisch und Blut in die Seelen hinüberfließen, damit sie in Unserer Nachfolge Trägerinnen Unseres Lichts sein mögen".

Es folgt der Vergleich zwischen einerseits den Worten dieses inneren Gebets Jesu und andererseits dem Vater Unser, wie wir dies aussprechen. Wer die Worte Jesu tief erwägt, entdeckt darin die tiefe Bedeutung des Vater Unser, wie Er dieses Gebet beabsichtigt hat.

INNERES GEBET JESU

DAS VATER UNSER


"O Mein Vater, Quelle von allem Erschaffenen, die lebt und wirkt im Verborgenen und durch eine Weisheit hindurch, die nicht von der Welt ist,

"Vater unser, der Du bist im Himmel

möge die ganze Schöpfung die unantastbare Heiligkeit Unseres Wesens erkennen und sich nach dieser Heiligkeit ausrichten.

geheiligt werde Dein Name

Lass Dein Reich bald kommen.

zu uns komme Dein Reich.

Möge Dein unfehlbarer Willen aufs Neue zur Quelle und Motivation aller Handlungen und Worte unter den Seelen werden, wie er dies für die Engel ist, die Wir zu Unserem Dienste berufen haben.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden

Nähre doch die Seelen mit dem Göttlichen Leben, damit sie nicht auf ihrem Weg zu Uns hin in die Irre gehen.

Unser tägliches Brot gib uns heute

Rechne ihnen ihre Schulden nicht an, vorausgesetzt, dass sie ihre Schwachheit erkennen und bekennen, dass nicht ihre Mitgeschöpfe ihr wahrer Feind sind.

und vergib uns unsre Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Brich doch alle Versuchung zur Verleugnung Unserer Liebe, Unserer Führung und Unseres Lichtes und reinige die Seelen von aller Finsternis.

und führe uns nicht in Versuchung,

O lass Mein Fleisch und Blut in die Seelen überfließen, damit sie in Unserer Nachfolge Trägerinnen Unseres Lichtes sein mögen".

sondern erlöse uns von dem Übel".

Ungeachtet aller Leiden, die Jesus bereits sehr lange Zeit vor der wirklichen Passion in immer zunehmendem Maße in Seinem Körper und Herzen trug, fühle ich in Ihm einen tiefen Frieden und einen Frohmut, der auch in den Stunden von Herzeleid nicht ganz ausgelöscht wird. Ich sehe Jesus an einem sonnigen Nachmittag, wie Er auf einem Grasstreifen neben einem schmalen sandigen Wanderweg sitzt und auf einen strahlend blauen Himmel schaut, und ich lese in Seinem Herzen:

"Mein Vater, trotz allen Elends auf dieser Welt strahlt aus Unserem Herzen das himmelblaue Licht des tiefen Friedens und des Frohmuts. Mögen die Seelen verstehen, dass nur Unser Friede und Frohmut in ihren Herzen in ihnen die wahre Erlösung erschließen wird".

Jesus verweist hier auf das Bild der blauen Farbe des Himmelsgewölbes an einem schönen sonnigen Tag. Blau, insbesondere Hellblau, Himmelblau, ist mir von der Gottesmutter einst als Symbol für tiefen Frieden und Frohmut erklärt worden. Jesus weist jetzt darauf hin, dass dieser tiefe Friede und Frohmut aus Gottes Herzen (durch das Himmelsgewölbe symbolisiert) strömt, an sonnigen Tagen (Symbol für das Licht von Gottes Wahrheit und für die Wärme Seiner Liebe). Jesus lädt die Seelen ein, sich die darin enthaltene Lehre immer vor Augen zu halten: Nur Gottes Herz und die Atmosphäre des Himmlischen können Licht, Wärme, wahren Frieden des Herzens und Frohmut in die Menschenseele bringen. Er weist darauf hin, ähnlich wie Maria dies in Ihren Belehrungen ständig tut, dass die Seele Gott keine größere Glorie darbringen kann als ein Leben in Frohmut und Frieden des Herzens. Diese Verfassungen kann die Seele nur in dem Maße instand halten, in dem sie wahrlich an Gottes Liebe glaubt: Nur dann weiß sie sich dessen sicher, dass in ihrem Leben jede Wolke irgendwann vorbeizieht und dass das Leben eigentlich eine Reise zur Sonne (zur Ewigen Glückseligkeit) ist für jede Seele, die davon überzeugt ist, dass das Licht immer das letzte Wort hat.

Es geht nahezu kein Tag vorüber, an dem Jesus im Herzen nicht entsetzlich leidet über den Unwillen oder über die Unfähigkeit von Seelen, Seine Lehre anzunehmen. Er weiß, dass Er Gottes einzige und ewig geltende Wahrheit verkündet und muss dennoch erfahren, wie immer wieder Seelen Ihn der Ketzerei und sogar der Gotteslästerung beschuldigen. In den letzten Tagen vor der Passion werde ich mehrmals zum Zeugen eines sehr betrübten Jesus gemacht, unhörbar weinend wegen der Tatsache, dass so viele Seelen offenbar nicht annehmen wollen, dass es Seelen geben kann, die dazu berufen sind, ihnen die Himmlische Wahrheit zu bringen und dadurch den Weg zum wahren Glück für sie zu offenbaren. So erfährt Jesus, dass der Widerstand Ihm gegenüber umso größer wird, je mehr Er Gott verherrlicht. Jedes Mal wieder betet Er auch für die Seelen, die in allen Zeiten ein ähnliches Schicksal erleiden und Feindschaft ernten werden, weil sie Gott in Wort und Tat verherrlichen und Seelen die Wahrheit verkünden. Es ist in einer solchen Verfassung, dass Jesus kurz vor Seinem Leiden sagen wird: "Wie sie Mich verfolgt haben, so werden sie auch euch verfolgen".

"O Vater, in jede Seele haben Wir die Saat Unserer Ewigen Wahrheit gelegt. In der Nacht der Seelen hat jener, der noch vor der Schöpfung der Menschenseele Unser Gesetz nicht länger angenommen hat, die Saat der Wahrheit aus vielen Seelen weggeraubt, sodass sie unfruchtbar geworden sind. Als Säer bin Ich ausgezogen, um eine neue, immerwährende, niemals verwelkende Ernte vorzubereiten. Jetzt naht die Stunde, in der das Weizenkorn für alle Zeiten erschlossen wird. Wie der Räuber Mich beschleicht, so wird jede Seele, die das Licht erhalten wird, von der Fülle der Wahrheit Zeugnis abzulegen, durch Werkzeuge der Finsternis bekämpft werden. In allen Zeiten wird Satan durch Seelen sprechen, um jene, die Wir als Blumen zwischen das Unkraut säen werden, als Unkraut betrachten zu lassen, das ausgerottet werden muss. Ich bitte, dass die Saat, die diese Blumen unter den Schlägen seitens ihrer Bekämpfer in den Äckern der Seelen loslassen werden, Unser Licht in der Welt vervielfachen möge. In diesen Blumen werde Ich jedes Mal aufs Neue gekreuzigt werden, doch auferstehen".

2.2 Unterrichtung der Seelen

(Diese Zielsetzung vom Leben Jesu wird in dem Bibelwort zum Ausdruck gebracht ad hoc veni in mundum ut testimonium perhibeam veritati = "Dazu bin Ich in die Welt gekommen, dass Ich der Wahrheit Zeugnis gebe").

In dem Manifest Testament des Bundes ist den Seelen gezeigt worden, dass Jesus Selbst in Seinen Unterrichtungen eigentlich zehn Hauptpunkte sah. Ich weise die Seelen zur weiteren Vertiefung in diesen Hauptpunkten, die den Kern der Lehre Christi bilden, auf das vorgenannte Testament hin. In der Ihnen vorliegenden Schrift will ich nur die Verfassung Jesu beleuchten, womit Er insbesondere während Seiner letzten Tage diese Lehre zu den Seelen gebracht hat, weil diese Schrift nicht als ein Zeugnis des Inhalts der Lehre Christi beabsichtigt ist, sondern als ein Zeugnis der Göttlichen Liebe.

Die Mission des Messias auf Erden muss mit dem Leiden gekrönt werden, das für jede Seele guten Willens die Erlösung zugänglich machen will. Man könnte das Leiden das Dach auf dem Bauwerk Christi auf Erden nennen. Das Fundament aber muss aus der Unterrichtung der Wahrheit bestehen. Bereits seit der Erbsünde haben die Seelen die Vollkommenheit ihrer Erkenntnis von Gottes Gesetz eingebüßt. Auch dadurch gedieh die Sünde so üppig. Jesus wollte in den Seelen aufs Neue das Erkennen von Gut und Böse erschließen, weil sie nicht nur aufs Neue lernen sollten, in der Tugend zu leben, sondern ebenfalls wissen sollten, warum es heilsam ist, dies zu tun, und dass jede Abweichung davon die Quelle allen Unfriedens und Unglücks ist. Jesus unterrichtete Gottes Gesetz mit soviel Beseelung und Liebe, dass in vielen Seelen eine wahre Sehnsucht geboren wurde, sich wahrlich zu bekehren. Jene, die Ihm folgten, wurden die ersten Christen. Auf ihnen sollte die Kirche von Gottes einziger Wahrheit gegründet werden.

Ich sehe Jesus an einem der letzten Tage vor der Passion. In Seinem Herzen darf ich die nachfolgenden Worte lesen, die Er in der Stille an den Ewigen Vater richtet:

"O Vater, mögen die Seelen sich nach der Nahrung der Ewigen Wahrheit sehnen, damit sie ihrerseits das Licht für andere Seelen erschließen können, denn die Strömung der Wahrheit zwischen den Seelen wird sie frei machen und ihre Herzen für die Fülle der Erlösung bereitmachen".

Außergewöhnlich reiche Worte, die sofort klarstellen, was Jesus mit Seinen Predigten, mit der Verkündigung der Lehre von Gottes einzigem Gesetz und einziger Wahrheit beabsichtigte.

Kurz danach erschließt Jesus nochmals Sein Herz für mich und macht mich zum Zeugen des nachfolgenden Bekenntnisses:

"O Vater, wie sehr hat die Sünde die Seelen für die Wahrnehmung Unserer Wahrheit verschlossen. Sie suchen, was sie nicht kennen, und sie sind nicht imstande, es zu erkennen, wenn sie es gefunden haben. Bin Ich nicht in die Welt gekommen, um das Licht in ihren finsteren Herzen strahlen zu lassen? Doch sie erkennen sogar nicht einmal mehr ihr Bedürfnis nach Licht, finster, wie sie geworden sind. Das Licht ist ihnen ein Anstoß, denn es gehört nicht mehr in ihre Welt hinein. Schau doch, wie sehr die Blumen der wahren Freude in jenen blühen, die das wahre Licht erkannt und es zur Quelle ihres ganzen Denkens, Fühlens und Sehnens gemacht haben".

Unmittelbar danach sehe ich Bilder vom Apostel Johannes, danach von Maria und zum Schluss von Maria Magdalena. Mir werden symbolische Bilder von diesen Seelen gezeigt, wie Gott Selbst diese sieht: wie Ziergärten an einem strahlenden Tag. Die Seele Mariä, der Heiligen Jungfrau, spottet jeder Beschreibung. Jesus spricht weiter aus Seinem Herzen heraus:

"O Vater, mit jedem Wort habe Ich gesät, mit jedem Lächeln habe Ich die Sonne auf die eingesäten Äcker strahlen lassen, mit jeder Träne, in verborgenen Stunden vergossen, habe Ich das Wasser ewigen Lebens über diese Äcker fließen lassen. Die Stunde naht, in der Ich jede Spur von Unkraut und alles Ungeziefer aus diesen Äckern in Meinem Blut wegspülen werde. Bereits brennt Mein Herz wie das Feuer Unseres Geistes, der heiligt und beseelt. So viel habe Ich ihnen noch zu sagen, aber so wenig können sie jetzt verstehen, weil ihr Herz das Licht noch nicht in seiner Fülle in sich aufnehmen kann. Aber welchen Trost schenkt Mir Unsere ewig geltende Verfügung, dass die Stunde kommen wird, in der Seelen Unserer Auserwählung so viel Licht erhalten werden, dass Unsere Mysterien, die Einströmungen des Saftes des Göttlichen Lebens, für sie verdaulich werden und diese Seelen Unser Licht für viele Augen erkennbar machen werden. O Vater, auch sie sollen verfolgt werden und Finsternis zu trinken bekommen für jeden Schluck Licht, den sie Seelen zu trinken gegeben haben. Ich bitte für sie, dass sie durchhalten mögen durch ihre Liebe zum Kreuz, wie auch Ich Meine Mission aus Liebe zum Kreuz vollenden werde. Ja, die Stunde ist nahe, denn nichts kann Ich noch sagen, bis die Seelen verdaut haben, was Ich für sie bereitet habe. Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet. Die Hochzeit kann nur an jenen vollzogen werden, die den Bräutigam Selbst zu sich nehmen".

Wie mir gezeigt wird, weist Jesus damit auf zwei Dinge hin: auf das Sakrament der Eucharistie, aber auch auf die vollkommene Nachfolge Christi auf dem Kreuzweg des täglichen Lebens. Jesus wollte den Seelen während der letzten Tage noch so viel sagen, aber Er war Sich durchaus dessen bewusst, dass ihr Verständnis für Seine Worte erst durch Sein Opfer am Kreuz erschlossen werden soll.

Kurz danach geht das innere Gebet wie folgt weiter:

"Vater, Meine Menschlichkeit bittet um Kraft, denn für diese Stunde bin Ich in die Welt gekommen".

Sofort nach diesen Worten sehe ich, wie Jesus über Seinen ganzen Körper zu zittern beginnt, und in meinem eigenen Körper wird mir sehr kalt — eine Kälte, die eine ganze Zeit anhält.

Ich habe soeben noch darauf hingewiesen, dass Jesus den Seelen noch so viel zu sagen hatte, dass Sein Kreuzesopfer aber die Herzen für ein korrektes Verstehen Seiner so tiefen und inhaltsreichen Worte zugänglich machen musste. Auf unvergessliche Weise wurde ich durch die Bilder getroffen, die Jesus mir von den letzten Tagen zwischen Palmsonntag und den Beginn der wirklichen Passion vergönnte. In meinem Körper ließ Er mich Seine physischen Verfassungen fühlen. Diese sind überraschend und waren mir vor diesen gesegneten Tagen der Einheit mit dem Erlöser nur vage bekannt. Ich versuche, dies alles sehr kurz wiederzugeben, damit die Essenz davon nie verloren gehen möge:

Nach der Auferweckung des Lazarus in Betanien bleibt Jesus hauptsächlich auf dem Landgut des Lazarus. Er verbringt dort die Abende und Nächte, schläft sehr wenig, ist aber fortwährend in stillem Gebet und in Betrachtung versunken, in der Regel auf einer Terrasse, die mit Blumengestecken verziert ist, manchmal freilich auch zwischen Bäumen und Rosensträuchern spazierend. Morgens früh zieht Er mit den Aposteln nach Jerusalem fort und bleibt dort hauptsächlich auf dem großen Grundstück des Tempels und in den Säulengängen des Tempels. Der Tempel von Jerusalem erscheint als ein riesengroßes Gebäude mit vielleicht Hunderten von Räumen und Kämmerchen, Nebenräumen, Sälen, Innenhöfen, Treppen und Treppchen. Eigentlich scheint er mir eher ein kleines Dorf an sich zu sein als ein Gebäude.

Ich darf an Seiner Herzensverfassung Anteil haben. Jesus lebt in diesen Stunden mehr als je auf einer außergewöhnlich hohen Ebene mystischer Empfindung. Sein Blick steht auf unendlich, sodass es scheint, als ob Er 'schaut, aber nicht sieht'. Dennoch nimmt Er alles, was spirituell für Ihn wichtig ist, ganz scharf wahr. Er wird von einer Sehnsucht getrieben, die so intensiv ist, dass Er innerlich zu verbrennen scheint: Es ist, als ob Er um jeden Preis noch retten will, was noch gerettet werden kann. Er ist oft über längere Zeit hinweg schweigsam. Das zeigt sich zum Beispiel auch unterwegs von Betanien nach Jerusalem und auf dem Rückweg. Diese Reise dauert leicht länger als eine Stunde, doch im Allgemeinen spricht Jesus nur, wenn Er angesprochen wird, was selten geschieht, da die Apostel irgendwie verschüchtert zu sein scheinen aufgrund der hohen Sphären, in denen sich Sein Herz offensichtlich befindet. Wenn Er spricht — was vor allem im Tempel der Fall ist —, sind es Worte, die wie wirbelndes Feuer aus Seinem Herzen gen Himmel zu schießen scheinen, als ob Er die Himmelstore (die Tür zum Herzen der Barmherzigkeit Gottes) für die Seelen aufbrennen lassen will.

Das Fieber im Herzen Jesu lässt sich auch in Seinem Körper fühlen. In meinem eigenen Körper fühle ich diesen Brand, der in bestimmten Augenblicken nahezu unhaltbar erscheint, als ob der ganze Körper austrocknet und von Feuer verzehrt wird, wodurch auch die Augen dunstig werden und sich gleichsam von selbst vor der Welt versperren. In mir selbst fühle ich eine körperliche Verfassung, die ich am besten als bleierne Müdigkeit beschreiben könnte, wobei der Körper nur von einem unvorstellbaren Drang getragen wird, mystisches Feuer zu entzünden, und von einer fremdartigen Verzückung über diese Müdigkeit, im Bewusstsein, dass diese Selbstaufopferung das Letzte ist, was man für die Seelen tun kann.

In dieser Verfassung sehe ich Jesus im Tempel beschäftigt: Trotz Seiner schrecklichen Ermüdung und trotz fieberhaftem Feuer, das Seinen Körper von innen heraus anzufressen scheint, presst Er endlose Wogen brennender Worte aus Seinem Herzen, Ströme von Worten, die mit einer unvorstellbaren Beseelung über die Innenhöfe des Tempels schallen und viele Seelen wie in einem Zustand der Hypnose fesseln. Es scheint, als ob viele sich die Frage stellen, wie solche Worte aus einem Menschen kommen können. Bilder einer Mensch gewordenen Liebe, des Feuers des Heiligen Geistes, das Fleisch und Blut geworden ist. Gott hat tatsächlich plötzlich eine Menschengestalt angenommen, und Seine Wahrheit hat künftighin einen Namen: Jesus Christus.

2.3 Einsetzung der Kirche und der Sakramente

(Diese Zielsetzung vom Leben Jesu wird in dem Bibelwort zum Ausdruck gebracht hoc est enim corpus meum – hic est enim calix sanguinis mei – hoc facite in meam commemorationem = "Dies ist wahrlich Mein Leib — dies ist wahrlich der Kelch Meines Blutes — tut dies zu Meinem Gedächtnis")

Eines Tages fragte Jesus Seine Apostel: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Petrus antwortete: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes". Darauf sprach Jesus: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen". Damals bereits kündigte Jesus Seine Absicht an, dass Er den Seelen eine Kirche hinterlassen werde. Jesus beabsichtigte Seine Kirche als Gemeinschaft von Seelen für den Lobpreis Gottes, für den Gottesdienst und die Verbreitung von Gottes Wahrheit in Wort und Tat (dies Letztere dadurch, dass Seelen das Beispiel Christi in ihrem eigenen Leben nachahmen sollten und dadurch zu einem Zeichen für ein Leben maximaler Fruchtbarkeit für Gottes Heilsplan werden sollten).

Als Jesus die oben stehenden Worte zu Petrus sprach, zitterte Er vor Verzückung. Von einer noch intensiveren Verzückung bin ich an dem Abend Zeuge, an dem Er tatsächlich Seine Kirche und Sakramente einsetzt. Ich sehe Jesus im Zönakel am Abend des Gründonnerstags sehr wehmütig. Die Tränen glänzen in Seinen Augen und Sein ganzes Wesen scheint im Fieber zu sein. Seine schönen blauen Augen erscheinen noch größer als gewöhnlich. Körperlich macht Er einen sehr übermüdeten Eindruck. Er scheint erregt zu sein, in diesem Sinne, dass Sein Blick auf Unendlich steht und es scheint, als ob Er tief in Seiner Seele endlose Visionen schaut, die Ihn zu immer höheren Gipfeln von Verzückung bringen, jedoch Ihn gleichzeitig zu Tränen rühren. In Seinem Herzen fühle ich die Erregung aufgrund des Bewusstseins, dass ein sehr großer Meilenstein in der Heilsgeschichte im Entstehen ist. Hierüber gleich mehr.

Wie ist es am Abend vor dem großen Leiden des Weiteren innerlich um Jesus bestellt? Ich versuche, meine eigene Erfahrung zu beschreiben, wo Jesus Seine eigenen Verfassungen von damals jetzt in mir reproduziert.

Am Abend vor Gründonnerstag bemerke ich in mir selbst sehr merkwürdige Gefühle der Erregung, irgendwie vergleichbar mit den Gefühlen, die man spüren kann, wenn man mit einiger Aufregung einem besonderen Ereignis entgegensieht, allerdings zur gleichen Zeit ein bisschen unsicher oder etwas ängstlich ist vor dem, was kommt, aber letztendlich doch nicht warten kann, bis es so weit ist. Jesus vergleicht Seine Verfassung mit dem Gefühl eines Mannes vor dem Tag Seiner Hochzeit: Der Mann wird vollkommen von der angespannten Sehnsucht nach seiner Braut beherrscht und ist zur gleichen Zeit erregt über die Unsicherheit verschiedener Aspekte des großen Ereignisses, das ihn erwartet. Der Name der 'Braut' Christi ist 'Kreuz der Erlösung'.

Am Gründonnerstag selbst fühle ich mich, je nachdem der Abend naht, in meinem eigenen Körper immer kränker werden. Ich weihe meine Verfassung an Jesus, wie Er am Abend des Verrats war, und Er sagt:

"So fühlte auch Ich Mich in dem Fleisch, krank von der Aufnahme des Gifts der Sünden der Jahrhunderte. Leide mit Mir".

Am Abend des Gründonnerstags kommen die Gefühle der Erregung zurück, und ich fühle diese sehr stark während der Bilder, die ich vom Letzten Abendmahl und der Einsetzung der Eucharistie erhalte. Das Herz Jesu empfindet ein Vielfaches an Emotionen, während Er Sich im Körper krank und erschöpft fühlt. Die vorherrschende Emotion ist diese: Jesus ist von einer fremden Art Erregung erfasst in dem intensiven Erleben der Gründung des Neuen Bundes, aufgrund des Bewusstseins über die Tatsache, dass Er dabei ist, die ganze Heilsgeschichte für alle Jahrhunderte gründlich zu ändern. Seine große Kraft ist die vollkommene Liebe, und Er empfindet eine intensive Freude bei dem Bewusstsein, dass Er Seinen 'revolutionären' Handlungen und Worten eine nie gesehene Kraft verleiht durch alles, was von Seinem intensiv leidenden Körper ausgeht. Er weiß, dass Er dabei ist, die Macht des Neuen Bundes durch Seine Leiden für ewig zu besiegeln, denn Sein Körper ist jetzt bereits voll und ganz Opferlamm — in vielerlei Hinsicht ist Er bereits Sein ganzes Leben lang Opferlamm und insbesondere in jüngster Zeit, jetzt wo Seine Müdigkeit außergewöhnlich schwer drückt. In meinem eigenen Körper erfahre ich unaufhörlich Schmerzen, Krämpfe, Übelkeit, Kraftlosigkeit, Gefühle als ob ich schwer vergiftet bin.

Im Anlauf zu dem großen Ereignis dieses Tages hat Judas Iskarioth Jesus bereits für Geld verraten. Die jüdische Obrigkeit wird ihm 30 Silberlinge ausbezahlen, um Jesus an sie auszuliefern. Judas steht hier symbolisch für die vielen Seelen, die Geld und materielle Dinge über Gott stellen und sogar 'Gott verkaufen', Ihn zu einem Gegenstand herabsetzen, den sie verhandeln, um daraus einen materiellen 'Vorteil' zu ziehen: Sie meinen, ohne Gott auskommen zu können, solange sie ihr materielles Leben absichern können. Bemerkenswert ist wohl, dass 30 Silberlinge sogar nicht einmal so viel Geld war.

Jede Seele kann dazu beitragen, diese Schandtat des Verrats gutzumachen, indem sie nach Vergeistigung und Entsagung materieller Bedürfnisse strebt und dadurch hilft, die Erlösung in sich zu vollziehen.

Die Atmosphäre im Zönakel ist außergewöhnlich feierlich. Es ist dort dämmerig. Mir scheint, als ob aus Jesus mehr Licht strahlt als aus der Beleuchtung an den Wänden und auf der Tafel. Der Gesichtsausdruck der Apostel zeigt, dass sie ganz tief unter dem Eindruck der Mischung von Feierlichkeit, Verzückung, Fiebrigkeit und Wehmut stehen, die von Jesus ausgeht. Die Stimmung wird nicht durch die übliche Freude um das jüdische Paschafest herum gekennzeichnet, wie man sie erwarten könnte, sondern eher durch eine Art angespannte Erwartung. Die Apostel machen einen irgendwie unsicheren Eindruck, als ob sie nicht wüssten, wie sie sich aufgrund der ungewohnten Ausstrahlung, die von Jesus ausgeht, verhalten sollen. Sie haben Ihn bereits in so vielen Situationen erlebt, wobei sie jedes Mal sehr von der überirdischen Atmosphäre beeindruckt waren, die Ihn umgab, doch in dieser Stunde ist alles noch völlig anders.

Eigentlich vollzieht sich dieser Abend im Zönakel in drei großen Phasen:

1. das Letzte Abendmahl,

2. die Fußwaschung,

3. die Einsetzung der Sakramente.

Das Letzte Abendmahl ist buchstäblich die letzte Mahlzeit, die Jesus mit Seinen Aposteln hält. Jesus zeigt mir das große Symbol hinter diesem Ereignis: die letzte Nahrung vor der großen Finsternis. Gott erwartet von der Seele, dass sie Jesus an ihre Tafel einlädt, um die durch Ihn für sie gesegnete Nahrung zu sich zu nehmen, damit sie in jeder Prüfung Gottes Kraft in sich trägt. Das Letzte Abendmahl findet statt, während es draußen bereits dunkel wird, und die Finsternis wird ebenfalls durch den nahenden Verrat durch Judas Iskarioth symbolisiert, der genau während dieses Abendmahles den letzten Schritt zu dieser Tat setzen wird, um also die große Finsternis der Leiden einzuläuten. Jeder Lebensweg hat Momente von Finsternis. Wer Gott immer in seinem Herzen trägt, ist gewappnet, in jeder Periode von Finsternis (wenn Jesus nicht sichtbar zugegen ist, wie es für die Apostel, außer Johannes, ab der Gefangennahme in der Nacht des Verrates der Fall sein wird) die Leiden fruchtbar zu machen.

Während des Letzten Abendmahles liegt der Apostel Johannes an der Brust Jesu. Er drückt hier unbewusst die Tatsache aus, dass von der Seele erwartet wird, dass sie unter allen Umständen nach dem Herzschlag (die wahre Verfassung) Gottes sucht: nach der Quelle, aus der alles Göttliche Leben, alle Erlösung und alle Heiligung über die Schöpfung ausströmt.

Nach der Mahlzeit, als Judas Iskarioth bereits weggegangen war, wusch Jesus die Füße Seiner Apostel. Auch hier verbirgt sich eine mächtige Himmlische Lehre hinter der sichtbaren Handlung. Die Füße stehen symbolisch für der Berührung mit der Erde und für den Staub der Welt, der an den Füßen haften bleibt. Jesus war dabei, Seine Apostel zu Priestern zu weihen. Aus diesem Grunde auch sorgte Gottes Vorsehung dafür, dass der Verräter in diesem Augenblick nicht mehr anwesend war: Judas war nicht für das Priestertum vorherbestimmt.

Mit der Fußwaschung will Jesus Sein Verlangen zeigen, dass jeder Priester Christi sich von allem Weltlichen vollkommen lösen soll ("all das Weltliche von sich abwaschen soll"). Dies erklärt die Antwort Jesu an Petrus: Dieser Letztere will Jesus nicht erlauben, ihm die Füße zu waschen, weil er es nicht für angebracht hält, dass Christus sich so vor Seinem Schüler 'erniedrigt'. Er betrachtet die Handlung aber rein weltlich, genau wie er einige Zeit zuvor angekündigt hat, dass das Leiden Jesu verhindert werden muss. Jesus antwortet ihm also: "Wenn Ich dich nicht wasche, wirst du keine Gemeinschaft mit Mir haben". Jesus deutet damit an, dass der Priester, der sich nicht von Jesus von allen weltlichen Anhänglichkeiten reinigen lassen will, kein Priester Jesu sein kann und Ihn nicht den Seelen gegenüber vertreten kann.

Nach der Fußwaschung unterrichtet Jesus Seine Apostel mit sehr ernsten Worten. Das Ganze Seines Auftretens und Seiner Worte kommt wie eine letzte tiefe Anweisung herüber.

Der treibende Gedanke Jesu ist die Sehnsucht, in den Seelen zu sein und den Seelen eine immer neue Motivation zu geben, sich aktiv und bewusst nach Seinem Einwohnen zu sehnen. Warum? Weil Er weiß, wie wankelmütig die menschliche Natur ist. In der Eucharistie will Er Sich in der Fülle Seines Wesens vergegenwärtigen, als Gott und Mensch zugleich, um die menschliche Natur in ihrer Kraft und Ausdauer während der Prüfungen zu stärken (mit der Kraft und Liebe des Leidenden Jesus) und um das Göttliche Leben in den Seelen zugänglich zu machen.

Jesus zeigt mir Sein Herz und macht mich zum Zeugen Seiner inneren Verfassung, unmittelbar bevor Er die Worte ausspricht, durch welche Er die Heilige Eucharistie einsetzen wird. Alles zittert in Ihm und scheint in Feuer und Flamme zu stehen. Er zieht in Seinem Herzen alles zusammen, was Er in den vergangenen dreiunddreißig Jahren und drei Monaten den Seelen an Worten und Taten und im Beispiel Seines Lebens geschenkt hat. Es ist, als ob Er das Feuer in Seinem Herzen so heftig auflodern lässt, um dadurch für alle kommenden Jahrhunderte so viele Seelen wie möglich an der Liebe in Brand zu setzen, die Erlösung und Heiligung bringt und die jede Neigung zur Sünde verbrennt.

Ich sehe symbolische Bilder, die zum Ausdruck bringen, wie Jesus die immense Göttliche Kraft der allerhöchsten Liebe in Sich sammelt, die Ihn in den Stand versetzen muss, gleichzeitig das Opfer der Opfer, das auf Ihn wartet, mit der höchstmöglichen erlösenden Kraft zu vollbringen und zugleich Sein ganzes Wesen in einem vollkommen heiligen Gebet für die Erlösung von Seelen zu verwandeln, als ob Er mit dem Feuer Seines Herzens sowohl die Himmelstore als auch die Tore zahlloser Seelen aufbrennen will.

Während des Gedächtnisses des Letzten Abendmahles und der Einsetzung der Eucharistie fühle ich mich so krank, dass es mir ein Rätsel ist, wie Jesus Sich während des betreffenden Abends auf den Beinen halten kann. Ich biete mich jetzt selbst Jesus vollkommen an. Er fragt mich, ob ich bereit bin, mit Ihm weiterzumachen, wo ich mich jetzt ganz unwirklich fühle. Ich antworte Ihm, dass mir so zumute ist, als würde ich mein irdisches Leben als unvollkommen, als "nicht vollendet" betrachten, solange ich nicht zumindest ein einziges Mal diese Stunden in vollkommener Einheit der Verfassung im Körper und im Herzen mit Ihm verbringen kann, aber ich bitte Ihn auch um Kraft, denn ich fühle mich physisch wie zum Sterben. Das Bewusstsein, dass dies die Gefühle Jesu an diesem Tag zum Ausdruck bringt, erfüllt mich mit Ehrfurcht für den Erlöser.

Maria spricht in mir die Worte:

"Die Göttliche Kraft, die Jesus hier hindurch geholfen hat, heißt 'vollkommene Liebe'. Nimm teil an Unserem Herzen, an Unserem Körper und an Unserer Liebe".

Wenige Augenblicke später, beim Gedenken an die Worte, wie diese in der Konsekration ausgesprochen werden ("Hoc est enim Corpus Meum..."), empfinde ich die Verfassung Jesu während dieser Augenblicke an dem betreffenden Abend nach und kann diese folgendermaβen beschreiben:

1. Körperlich scheint mein Herz vor krampfhaftem Schmerz aufzureißen.

2. Ich bin außergewöhnlich aufgeregt.

Die Gefühle Jesu während Er diese Worte ausspricht, kann ich unmöglich beschreiben. Sie sind wahrlich überirdisch. Trotz jahrelanger mystischer Erfahrung habe ich diese spezifischen Gefühle noch niemals vorher in diesem Maße gehabt. Die außergewöhnlich emotionale Rührung im Herzen Jesu weist darauf hin, dass Er Sich dessen bewusst ist, Er sei hier dabei, einen großen Meilenstein in der Heilsgeschichte zu gründen.

Ich bekomme jetzt aufs Neue Bilder des Letzten Abendmahles und der Einsetzung der Eucharistie. Jesus sagt mir:

"Sieh doch, wie sehr Gott Seine Geschöpfe liebt. Unter dem Alten Bund brachten die Seelen Opfer durch das Schlachten von Tieren. Das Paschalamm wurde geschlachtet und die Türpfosten der Häuser wurden mit dem Blut der geschlachteten Lämmer angestrichen. Im Neuen Bund bin Ich Selbst das Paschalamm geworden. Von den Seelen wird nicht länger erwartet, dass sie das Blut von Lämmern an ihre Türpfosten streichen, sondern dass Sie Mich in das Haus ihrer Seele aufnehmen. Um Meine Werke der Erlösung in sich zu vollenden, müssen sie außerdem dazu bereit sein, sich selbst zum Paschalamm zu machen, indem sie in vollkommener Selbstaufopferung ihr Leben mit seinen Prüfungen und Kreuzen Gottes Heilsplan darbieten. Das Einzige, was sie dabei schlachten, sind ihre weltlichen Anhänglichkeiten und die Herrschaft ihrer stofflichen Bedürfnisse. Für dies alles erhalten sie das Lamm Gottes in sich, zur Hilfe und Kraft. Gott macht Sich eins mit den Seelen.

Halte den Seelen das nachfolgende Bild vor Augen: Unter dem Alten Bund nahm man beim Paschalamm bittere Kräuter zu sich, damit sich dessen Verdauung verbessert. Nun denn, unter dem Neuen Bund wird die Rolle der bitteren Kräuter durch die Prüfungen erfüllt: Obwohl sie für weltliche Augen dem Leben einen bitteren Geschmack vermitteln, ist es dennoch genau die liebevolle Annahme der Prüfungen, die Mein Einwohnen als Paschalamm in der Seele 'verdaulich' macht. Denn siehe, wer Christus in sich aufnimmt, muss Seine Werke tun, helfen, Sein Kreuz zu tragen, und aus Seinem Kelch trinken. Ohne liebevolle Annahme von allem auf dem Kreuzweg des Lebens ist diese Aufgabe unverdaulich. Ich lasse dir in diesen Tagen die wahren Verfassungen Meines Körpers und Herzens während der letzten Wochen Meines Lebens auf Erden zuteil werden. Du erfährst jetzt in der Tiefe, dass die Liebe wahrlich die einzige Kraft ist, die alles Leben trägt".

Um den Zeitpunkt der Einsetzung der Eucharistie herum lese ich im Herzen Jesu das nachfolgende Gebet zum Ewigen Vater:

"O Mein Vater, bereits ist der Verräter zu jenen unterwegs, die Unsere Werke für die Ewigkeit unterminieren wollen. Der Verrat wird nicht einmalig sein. Durch die Jahrhunderte werden viele, die berufen sind, die eine wahre Kirche instand zu halten, Mich verraten, indem sie Meine Werke verleugnen, sie dadurch verunreinigen, dass sie sich den Scheinbedürfnissen der Welt anpassen und dadurch, dass sie Meine Worte verändern, weil die Finsternis in ihrem Herzen das wahre Licht nicht verträgt. So viele Seelen werden sie irreführen. Wie sehr werden sie Mein Kreuz erschweren, wie viel Bitterkeit werden sie Meinem Kelch hinzufügen".

Maria erklärt mir, dass Jesus Sich hier auf jeden Modernismus innerhalb der Kirche und auf viele Priester bezieht, die eher sich selbst suchen, als sich vollkommen für die Verwirklichung von Gottes Zielsetzungen hinzugeben. Jesus fährt fort:

"Ich bitte für jene, dass sie den Herzschlag Meiner Liebe fühlen und zur Einkehr kommen mögen, damit sie Mich nicht den Hohepriestern des Irrtums überliefern, nachdem Ich sie die Wunder der Liebe gelehrt habe".

In meinem Herzen wallt eine merkwürdige Feststellung auf, während ich die Feierlichkeit der Handlungen Jesu sehe und den Ton höre, womit Er jedes Seiner Worte ausspricht: Ich fühle mich, als ob ich im Sterben liege, vor mir der einzige Arzt steht, der mir das Leben retten kann und ich mit Sicherheit weiß, dass Er es retten wird. In mir ist in Seele und Körper, im Herzen und im Geist die tiefe Bedeutung dieses ganzen Geschehens im Zönakel spürbar gemacht worden. Hier wird das Fundament für den Wiederaufbau der spirituell sterbenden Menschheit gelegt. Die Sakramente und der Beginn der großen Passion, dies alles ist Träger der großen Verheißung: der Erlösung aus dem ewigen Tod. Der wahre Brautstrauß, den die Seele während dieser Hochzeit mit ihrer Erlösung tragen wird, ist die Aufopferung ihres freien Willens: Jede Seele muss für sich selbst die Erlösung wollen und dazu bereit sein, sich selbst zu dem Zweck auf dem Kreuz des Lebens aufzuopfern. Die Sakramente werden die Heilmittel sein, die sie auf dem schmerzvollen Kreuzweg des Lebens instand halten werden. Die Frucht der Hochzeit wird das Ewige Liebe sein.

2.4 Für alle Ewigkeit Maria den Seelen geben

(Diese Zielsetzung vom Leben Jesu wird in dem Bibelwort zum Ausdruck gebracht Mulier ecce filius Tuus; ecce Mater tua = "Frau, siehe da, Dein Sohn; Sohn, siehe da, Deine Mutter").

Gott hat es nie so beabsichtigt, dass Marias Rolle auf das Gebären Seines Messias im Fleisch begrenzt bleiben soll. Viele Jahre hat Er Maria auf das einzigartige Vorrecht vorbereitet, Mutter des Messias zu sein. Daher plante Er bereits lange vor Ihrer Geburt im Fleische, dass Sie für immer die Königin der Schöpfung sein soll, Diejenige, die den Platz, der für Eva vorgesehen gewesen war, mit einer Heiligkeit bekleiden wird, welche die ursprüngliche Heiligkeit von Eva weit übertreffen wird. Gott erschuf Maria mit dem einzigartigen Vorrecht der Unbefleckten Empfängnis, sodass in Ihr der heilige Bund zwischen Gott und der Menschenseele völlig in Ehre wiederhergestellt wurde. Er sammelt in Maria all Seine Werke in ihrem Stand absoluter Vollkommenheit. Nur so kann Er aus Maria einen Tabernakel machen, der dazu geeignet ist, den Sohn Gottes in Sich zu tragen.

Als Jesus geboren wird, umschließt Marias menschliches Fleisch die Frucht, die als der Gott-Mensch geboren werden soll. Ihr Herz und Geist werden mit dem Herzen und Geist Jesu eins gemacht, und auf der höheren Ebene des Seelenlebens wird eine mystische Brücke zwischen Jesus und Maria geschlagen. Auf diese Weise bereitet Gott Maria auf Ihre Rolle als Miterlöserin vor. Der Heilige Paulus wird später schreiben, dass er sich freue, in seinem Körper leiden zu dürfen, was noch am Leiden Christi fehlt. Ich habe darüber bereits in früheren Schriften geschrieben: Diese Worte verweisen auf die Tatsache, dass jede Seele in ihrem eigenen Leben das Leben und Leiden Christi "nachempfinden“ muss, mit anderen Worten, die Erlösung in sich selbst wahr machen muss. Halten wir uns dabei gut vor Augen, dass Gott Maria als Vertreterin für die geschaffenen Menschenseelen bestimmt hat, um in Ihr die Heiligkeit, welche die geschaffene Seele vor der Erbsünde besaß, zu neuem Leben zu erwecken. Durch das Überfließen der Verfassungen von Körper, Herz, Geist und Seele Jesu in jene von Maria wird es Ihr ermöglicht, in diesem "Ergänzen des Leidens Christi“ die geschaffenen Menschenseelen zu vertreten.

Maria wird während des ganzen Lebens Jesu auf Erden einen außergewöhnlich entwickelten mystischen Bund mit dem Wesen des Erlösers empfinden. Sie wird in diesem Leben in den höchsten Graden der Verschmelzung mit dem Gott-Menschen vorbereitet, durch das Eingießen eines einmaligen Grades der Weisheit, der Kenntnis der Göttlichen Mysterien und der Ergründung des Göttlichen Heilsplanes. Sie durchschaut jede Menschenseele. Aufgrund all dieser einmaligen Begabungen und Ihrer makellosen Heiligkeit wird Maria befähigt, für immer Führerin, Mittlerin, Lehrerin und Fürsprecherin für alle Seelen und Brücke zwischen den Seelen und Gott zu sein. Ihr Leben wird für ewig gelten als das große Vorbild für den absoluten Gipfel, den eine geschaffene Menschenseele erreichen kann.

Jesus wird diese Absicht der Allerheiligsten Dreifaltigkeit während der letzten Phase Seines Erlösungswerkes erkennbar machen, als Er vom Kreuz herab die Worte sprach: "Frau, siehe da, Dein Sohn, Sohn, siehe da, deine Mutter". Maria wird den Menschenseelen und die Menschenseelen werden Maria gegeben, ein ewig währender Bund zur Heiligung der Menschheit aufgrund des Erlösungswerkes Jesu Christi, dem die Seelen aber durch Maria hindurch konkret Gestalt geben müssen. Dies rechtfertigt alle Eigenschaften Mariä, insbesondere jene als:

· Miterlöserin: Jene, die helfen kann, die Frucht der Erlösung in jeder Seele zu vollenden, und als

· Herrin: Jene, die alle Seelen zu der Heiligkeit führen und begleiten kann, die für sie aufgrund der ewig währenden Verdienste des Erlösenden Leidens bestimmt ist, das von Jesus vollzogen worden ist und das Sie in absoluter Vollkommenheit durch Ihr eigenes Herz, Ihren eigenen Geist, Ihren eigenen Körper und Ihre eigene Seele hindurch dem Ewigen Vater aufgeopfert hat, und auf dem Fundament der von Jesus verkündeten Ewigen Wahrheit.

In den Tagen vor der Passion sehe ich wie Jesus Maria anschaut, die einige Dutzend Meter weiter vornüber gebeugt, sanft lächelnd zu einer der Frauen aus dem Gefolge Jesu spricht, und in Seinem Herzen wallen die folgenden Worte auf:

"O Mein Vater, segne die Taube Unseres Wohlgefallens, Jene, die dies alles möglich gemacht hat, indem Sie Ihr Fleisch mit Meinem Göttlichen Fleisch geteilt hat, Ihr Blut mit Meinem Göttlichen Blut. Wie sehr liebt Sie die Farbe Unseres Friedens und Unseres Frohmuts. Sie ist damit bis in Ihrer äußeren Erscheinung eins geworden. Möge Sie für jene, die Ich bald im Fleisch verlassen werde, ein Himmel auf Erden bleiben".

Jesus verweist mit den Worten "die Farbe Unseres Friedens und Unseres Frohmuts" auf die blaue Farbe von Marias Mantel, den Sie in diesem Bild trägt. Er betrachtet dies hier als einen sichtbaren Ausdruck von Marias Wesen, das wie ein Himmel auf Erden ist, dadurch dass Sie die Heiligkeit und die Verfassungen eines Himmlischen Wesens in Sich trägt und alles, was von Ihr ausgeht, den Himmel auf alle Geschöpfe abstrahlen lässt (Handlungen, Worte, Ihre ganze Körpersprache und Ausstrahlung).

Etwas später sehe ich Jesus kniend auf der Spitze eines grünen Hügels liegen. Es ist Nacht, der Mond ist fast voll, was darauf hinweist, dass Gründonnerstag (Tag des Vollmondes während der Passion) noch höchstens zwei oder drei Tage in der Zukunft liegt. Jesus betet intensiv. Wieder bekomme ich das Vorrecht, in Seinem Herzen versinken zu dürfen, und ich fühle das leichte Zittern einer wahren Ekstase. Aus diesem Feuerherd Göttlicher Liebe fühle ich die folgenden Worte aufquellen, während ich eine lange Reihe von Bildern von Maria zu vielen verschiedenen Zeitpunkten während des Lebens Jesu sehe:

"O Vater, welche Verzückungen erfährt Mein gequältes Herz bei der Betrachtung der Seele Jener, die angenommen hat, Meine Mutter im Fleisch zu sein. O verzückende Schönheit der vollkommen heiligen Seele… Wunder der Wunder. O welchen Trost bietet Mir das Wissen, dass Sie für alle Jahrhunderte die Schatzbewahrerin Meines Erbes sein wird. Meine Macht wird Sie erben, Meine Weisheit wird Sie verbreiten, Meine Werke wird Sie vollenden durch das Mysterium der Macht des Kreislaufes der vollkommenen Liebe, denn Sie wird Seelen nach Ihrem Bild gestalten. Sie wird diese Seelen mit der Saat Ihres eigenen Herzens befruchten, und die Blüten werden blühen und Früchte einbringen, und die Früchte werden den Seelen neue Saat anvertrauen.

Die Auswirkungen Ihrer Macht werden in dem Maße wachsen, wie die Schicht der Finsternis auf den Seelen drückender wird, denn Ihre Herrschaft wird verborgen bleiben… Nur Ihre Auserkorenen werden sehen, wie Sie die Schlange zu Ihrem Sklaven gemacht hat. Ja, die Stunde Ihres Reiches über die Finsternis ist bereits da, doch sie wird in Unserem Herzen verschlossen bleiben, bis Unser Geist die Fülle der Zeit ankündigen wird. In dieser Stunde werden die Erben Unserer Mysterien verfolgt werden, wie Ich verfolgt werde, und die Krüge aller menschlichen Schwachheit werden zu Ihren Füßen zerbrochen werden müssen, damit das Parfüm der gänzlichen Heiligung der Seelen wahrnehmbar wird. Dann werden die ersten Samen aus Ihrem Herzen aufkeimen und ihre Blüten Ihre Macht verkünden. O Vater, bereits sehnt sich Mein Herz nach der Stunde, in dem auch die Schönheit Unseres Göttlichen Plans der Liebe in den Herzen, die aus dem Licht wiedergeboren sind, offenbar werden soll".

Aus diesen Worten spricht in hohem Maße, welche immense Kraft Jesus in Seinen letzten Tagen aus der zukünftigen Rolle Mariä den Seelen gegenüber schöpft. Für den Erlöser war Sie die Große Hoffnung. Sie war auch Diejenige, die in den ersten Jahren nach dem Hinscheiden Jesu das Lebendige Zeichen der bleibenden Gegenwart Christi unter den Seelen sein sollte, damit diese letzten während der prägenden Jahre der jungen Kirche Christi an die Wirklichkeit erinnert werden, dass Jesus wahrlich unter ihnen gelebt hat, wahrlich der Messias war, wahrlich den Kreuzestod für die Erlösung der Seelen guten Willens gestorben war, wahrlich auferstanden und in den Himmel aufgefahren war und wahrlich für alle Zeiten bei den Seelen bleiben wird. Sowohl während Ihrer weiteren Jahre auf der Welt als auch in den weiteren Jahrhunderten wird Maria für Unzählige der Schlüssel zum Himmelstor sein, und wie Jesus hier buchstäblich zum Ausdruck bringt, war von Gott verfügt worden, dass Marias Macht in dem Maße sichtbarer werden soll, wie die Finsternis die Welt mehr in den Griff bekommen wird. Jesus zielt hier überdeutlich auf die Zeit ab, die wir heute erleben: die Letzten Zeiten mit der Verkündigung Mariä als Herrin aller Seelen.

Die Vision geht weiter. Ich fühle jetzt in meinem eigenen Körper heftige Bauchkrämpfe, und im Herzen Jesu wellen die nachfolgenden Worte auf:

"Die verdüsterte Schöpfung wird zusammenschrumpfen, wenn die Ewige Mutter die vollreifen Früchte Unseres Lichts gebären wird. Zittern werden die Regionen der Finsternis. Die Füße der Jungfrau werden Objekte von Furcht und von Glückseligkeit werden, denn sie werden den Himmel endgültig für die dritte Geburt des Lichts aufreißen".

Ich erhalte diesbezüglich die nachfolgende Erläuterung:

· Die erste Geburt des Lichts ist der Schöpfungsakt.

· Die zweite Geburt des Lichts ist das Kommen Jesu Christi in die Welt.

· Die dritte Geburt des Lichts wird die endgültige Gründung von Gottes Reich auf Erden sein.

Die heftigen Bauchkrämpfe, die ich empfinde, werden mir als Symbol für das zusammenziehen der niedrigsten Ebene des Lebens erklärt (des Bauches als Symbol für die Verbindung des Menschen mit dem Irdischen). Jesus erklärt diesen Schmerz als das krampfhafte Sich-Krümmen und Zappeln der Schlange (des Teufels) vor und unter Marias Füßen, aus Angst vor Ihrer zerschmetternden Macht als Zeichen für die vollkommene Demütigung des Teufels und seiner Werke durch Maria und seine vollkommene Niederlage durch Ihr Einschreiten.

Eines Tages lese ich im Herzen Jesu:

"O Mein Vater, jetzt, da Ich bald das Leben im Fleisch verlassen werde, bitte Ich Dich um die Bestätigung Unserer Verfügung, dass Unser Geist den Seelen das Licht einer Sehnsucht nach vollkommener Weihe an Jene schenken wird, die Du als die neue Eva geschaffen hast, denn in Ihr befindet sich der vollkommene Sieg über die Erbsünde und folglich über den Keim von allem, was die Seelen von der Heiligkeit und von ihrer Bestimmung als Unser Bild und Gleichnis entfernt".

Jesus heiligt also — nur ein paar Tage vor Seinem Kreuzestod — in Seinem Herzen die Weihe der Seelen an Maria und bringt zum Ausdruck, dass die vollkommene Weihe einer Seele an Maria auf eine Weihe an den vollkommenen Sieg über die Finsternis hinausläuft, und an das Sehnen der Seele nach einer Rückkehr zum Zustand als Bild und Gleichnis Gottes, wie die Menschenseele ursprünglich geschaffen worden war. Durch die Erbsünde hat die Menschenseele diesen Zustand verloren, durch den Kreuzestod wird sie die Chance bekommen, diesen Zustand für sich selbst zurückzugewinnen, und dies wird auf keine andere Weise besser gelingen als durch die vollkommene Weihe an Maria, die als einzige Seele die Auswirkungen der Erbsünde nie in Sich getragen hat.

Jesus Selbst setzt also deutlich eine sehr große Hoffnung auf Marias Rolle für das Christentum, das nach Seinem Verscheiden die Aufgabe bekommen wird, die einzige Wahrheit Gottes auf der Welt zu verbreiten. Maria Selbst gibt mir aber die Gründe an, weshalb es nicht möglich war, dies in diesen Tagen aufschreiben zu lassen (im Evangelium oder in anderen maßgeblichen Schriften):

"Das Judentum hatte eine Tradition von männlichen Heiligen und Propheten. Die Wahrheit über Mich als Fortsetzerin der Werke Jesu in den Seelen wäre für die Juden unannehmbar gewesen und hätte eine Bedrohung für das junge Christentum dargestellt, das solide Wurzeln in einer immer wachsenden Zahl von Seelen brauchte".

Jesus gab vom Kreuz herab den Seelen Maria zur Krönung Seiner Werke zur Erfüllung der Zeit. Maria sollte für immer das lebendige Vorbild und die Verkörperung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit werden, die vollkommen erlöste und geheiligte Seele, und Sie wird die unterrichtende Rolle Christi durch die Jahrhunderte hindurch fortsetzen.

2.5 Das Erlösende Leiden vollbringen

(Diese Zielsetzung vom Leben Jesu wird in dem Bibelwort zum Ausdruck gebracht Quid retribuam Domino pro omnibus quae retribuit mihi! Calicem salutaris accipiam? = "Wie könnte ich dem Herrn all das vergelten, was Er an mir getan hat! Den Kelch des Heiles will ich nehmen").

Die meisten Seelen, auch unter den Christen, gehen von dem Eindruck aus, dass Gott für sie lebt, und nicht umgekehrt. Gott ist da, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn sie es schwer haben, beten sie darum, von ihrem Kreuz befreit zu werden, und nicht selten kehren 'Christen' Gott den Rücken zu, weil Er ihr Gebet um Befreiung aus ihren Prüfungen 'nicht erhört'. Sie haben nicht begriffen, dass, wenn Gott ein Gebet nicht erhört — oder nicht zu erhören scheint, denn in Wirklichkeit erhört Er viele Gebete einfach 'anders', dem ewigen Heil der Seele und dem Nutzen des Heilsplans als Ganzem zuträglicher —, dass dies bedeutet, dass Er es in Seiner Weisheit für besser hält, dass Er der Seele gerade dasjenige nicht gibt, worum sie bittet. Die Seele weiß oft nicht, was wirklich das Beste für sie ist, weil der Mensch in der Regel zu sehr auf den weltlichen Aspekt seines Lebens ausgerichtet ist, während das Leben auf Erden jedoch kein Ziel an sich ist, sondern nur ein Mittel zur Verwirklichung des ewigen Heils und der Gründung von Gottes Reich auf Erden.

Die Seele hingegen, die begriffen hat, was Gott für sie tut und welche unendlichen Schätze für sie bereitet werden, sogar (ja, vor allem) in den Prüfungen des Lebens, wird gewöhnlich auch die Ebene ihrer Entwicklung erreicht haben, auf der die Liebe ihre treibende Kraft geworden ist. Diese Seele wird es für angemessen halten, sich die Frage zu stellen, was sie für Gott tun kann. Die Antwort wird von den Heiligen Geist in den Kern der Seele gelegt: Gott erwartet von jeder Seele zwei Dinge:

· dass sie ihre eigene Erlösung und Heiligung zu verwirklichen sucht;

· dass ihr Leben in allen Einzelheiten zur Verwirklichung von Gottes Plan für das Heil aller Seelen aller Zeiten beiträgt.

Dies alles läuft auf den Auftrag hinaus, den Kelch des Heils anzunehmen. Dieser Kelch ist das Symbol für die Flüssigkeit, welche der Seele Erlösung und Heil bringt, jedoch bitter schmeckt. Davon zu trinken, widert Herz, Geist und Körper an, verwandelt jedoch in den unsichtbaren Regionen der Seele in den Himmlischen Honig der ewigen Glückseligkeit. Der Kelch des Heils ist wie ein goldener Becher mit einem bitteren Inhalt: Die Seele möchte ihn unbedingt haben, ist aber nicht immer dazu bereit, den Inhalt zu leeren. (Sehr viele Seelen erwarten, den Himmel geschenkt zu bekommen, ohne an ihrer eigenen Erlösung zu arbeiten, indem sie sich durch ihre Prüfungen in allen Tugenden vervollkommnen.)

Gott erwartet von den Seelen: Annahme ihres Lebensschicksals, die Aufopferung jeder Prüfung, aller Ermüdungen und Leiden, das Ertragen jeder Demütigung, jedes Unverständnisses und das Erdulden, zu Unrecht verurteilt zu werden: eine möglichst vollkommene Nachfolge der Verfassungen Jesu Christi. Dies ist die einzige Art und Weise, auf welche die Seele die Erlösung, die von Jesus auf Erden vollzogen worden ist, in sich selbst vollenden kann. Die Passion Jesu war das Umdrehen des Schlüssels im Schloss des Himmelstores, die Seele selbst muss für sich das Tor öffnen, indem sie sich um die Vervollkommnung in der Tugend bemüht und all ihre Prüfungen annimmt und liebevoll erträgt und weiht.

Die große Lehre des Vorbildes des Messias als der Gott-Mensch auf Erden ist genau dies: dass der Kelch des Heils angenommen werden muss, und dass die wahre Liebe den bitteren Geschmack dessen Inhalts (die Kreuze des Lebens) süßer macht. Ohne Liebe bzw. mit mangelhafter Liebe ist der Geschmack der Prüfungen widerwärtig (wecken die Kreuze nur Auflehnung und Verbitterung, Protest und Wehklagen). Die Liebe zu Gott, zu Seinen Werken und Plänen und zu den Mitgeschöpfen macht jeden Schluck annehmbar und gibt ihm letztendlich einen Nachgeschmack von Honig (inneren Frieden, Ruhe und Hingabe).

Im Kapitel 3 werde ich sowohl die Verfassungen Jesu während der verschiedenen Elemente Seiner Großen Passion besprechen als auch Erklärungen zu der spirituellen Bedeutung vieler Einzelheiten davon liefern, wie diese mir offenbart worden sind. Im vorliegenden Punkt 2.5 will ich auf die allgemeine Verfassung hinweisen, in der Jesus Sich während der letzten Tage Seines Lebens auf Erden befand.

Während der drei Jahre, innerhalb derer Maria in mir das Projekt für dieses Manifest auswirkt (2008-2009-2010), erfahre ich jedes Mal während der letzten ca. zweieinhalb Wochen der Fastenzeit, wie mein eigener Körper in eine ganz merkwürdige Verfassung gebracht wird und meine emotionale Empfindungssphäre in einem außergewöhnlichen Grad 'unweltlich' wird und wie diese Verfassungen im Körper und im Herzen die ganze Zeit lang (jedes Mal ungefähr achtzehn Tage) anhalten, bis Karfreitag um drei Uhr am Nachmittag. Die Allerheiligste Jungfrau bestätigt mir, dass diese Erfahrung eine Reproduktion der körperlichen Verfassung und der Verfassung des Herzens Jesu während der letzten Wochen Seines Lebens auf Erden ist. Sie lädt mich ein zu beschreiben, was ich fühle, damit die Seelen ein Bild von dem genauen körperlichen Zustand Jesu in Seinen letzten Lebenswochen bekommen mögen. Mit der Hilfe meiner Herrin und von Jesus Selbst versuche ich, dies jetzt zu tun. Ich fühle (und daher: Jesus fühlt):

· eine bleierne Müdigkeit, aber dennoch eine Sehnsucht, in allem zum Äußersten zu gehen;

· Ich fühle mich wie schwer vergiftet. Diese Gefühle werden sich bei Jesus im Blutschwitzen im Garten Gethsemani als ein 'Ausschwitzen des Giftes aller Sünden' äußern. Wir können hier das Blut als Träger Göttlichen Lebens betrachten. Wenn dies durch Sünden beladen wird, ist gleichsam von einer 'Vergiftung auf der spirituellen Ebene' die Rede.

· Ich erfahre diese Vergiftung als ein Beladen-Sein mit unzähligen Kreuzen, Verfassungen und Sünden sehr vieler Seelen (so wird mir dieses unbeschreibliche Gefühl von Maria erklärt), als ob ich all diese Seelen 'mit mir trage'.

· Trotzdem fühle ich Arbeitslust, Begeisterung und trotz Gefühlen wirklichen Krankseins eine bemerkenswerte Körperkraft (weil die Einheit mit dem Heiligen Geist maximal strömt).

· verstreute Schmerzen, die regelmäßig heftig werden, unter anderem regelmäßig Bauchkrämpfe und Stechen im Leberbereich. Verstreute Schmerzen und Spannungen stehen symbolisch für die Tatsache, dass der Körper sich selbst zur Verfügung stellt, auch von innen heraus vollkommen 'ausgepresst' zu werden (so erklärt Maria mir diese elenden Gefühle), während das Stechen im Leberbereich symbolisch für die Tatsache steht, dass das ganze Wesen das Gift der Sünden der Menschheit (die in die eigene Seele herein gezogen sind) kaum 'entgiften' kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass Jesus alle Sünden aller Zeiten in Sich zog, um die Seelen erlösen zu können (= im spirituellen Sinne zu 'entgiften').

· Gefühle von gleichzeitig tiefem Frieden, beherrschter Erregung, vollkommener Hingabe;

· Anfälle von Übelkeit: Der Körper verarbeitet die Auswirkungen der Sündenmasse, die auf die Seele Ekel erregend und unverdaulich wirkt. Die Sünde erregt in der Seele Übelkeit.

· allgemeines Gefühl des Krank-Seins, ein elendes Gefühl, das unmöglich einzustufen ist (es scheint zu keinem einzigen bekannten Krankheitsbild zu passen);

· Der Körper fühlt sich wie vollkommen gebrochen und ausgelöscht an (ein Gefühl, als ob ich innerlich vollkommen leer laufe, als ob alle Energie aus mir wegläuft und ich dennoch, wenn ich mein Herz intensiv auf an Jesus und Maria orientiere, wahrlich scheinbar weit über mich selbst hinauswachsen kann). Diese Gefühle stehen symbolisch für die Tatsache, dass Jesus Sich vollkommen aller Kraft entäußert und Sich Selbst vollkommen für die Verwirklichung von Gottes Plan aufopfert.
· Jede Nacht während dieser achtzehn Tage liege ich glühend wie in hohem Fieber, wodurch die Nachtruhe schlecht ist. Dies trägt zu einem zunehmenden Gefühl vollkommenen Gebrochen-Seins bei. Maria erklärt mir die fiebrigen Verfassungen während der nächtlichen Stunden mit den Worten:
"Die Mission Jesu bestand darin, mit dem Feuer der Liebe Wärme und Licht in die Kälte und Finsternis der Seelen zu bringen. Dies ist es, woran du jetzt Anteil haben darfst, indem du während der Nächte (Finsternis) wie in hohem Fieber (Feuer) glühst. Gedenke, dass Jesus und Ich Selbst vor allem in den letzten Wochen vor der Passion ganz wenig Nachtruhe genossen haben. Es waren Stunden vollkommener Aufopferung".
· Regelmäßig fühle ich Kälteschauer, abwechselnd mit einem fiebrig glühenden Gefühl, ab und zu sogar gleichzeitig (Schauer auf der Haut, aber im Inneren Glühen wie im Fieber): Jesus verglüht innerlich im Liebesfeuer und in der Sehnsucht nach dem Vollziehen der Erlösungstat, fühlt aber gleichzeitig die Kälte der Seelen in ihrer vollen Intensität (Hitze im Inneren, Kälte äußerlich - auf der Haut).

· Der Körper fühlt sich an, als ob er vollkommen verglüht. Dieses Gefühl steht symbolisch für das Preisgeben des Körperlichen, des Stofflichen, an das Feuer der Liebe. Jesus lässt jede weltliche Empfindung in das spirituelle Bewusstsein hinüber fließen. Ich werde dies vor allem während der Geißelung, dem Kreuztragen und in den Stunden am Kreuz ausgeprägt spüren. Dieses vollkommene Hinüberfließen ist ein Umschalten auf eine ganz andere Ebene des Empfindens, wodurch alle Leiden scheinbar auf einem Bett von Liebesfeuer getragen werden.

Irgendwann in den letzten Tagen vor der Passion, sehe ich den Apostel Johannes sich Jesus nähern, der stöhnend, zusammenzuckend, kniend auf dem Boden liegt, zwischen Sträuchern. Jesus richtet Sich auf, und ich lese in Seinem Herzen die nachfolgenden Worte:

"Vater, lass diesen Sohn Unserer Liebe nicht merken, was das Weizenkorn leidet, bis die Stunde gekommen ist. Ja, bereits ist sein Herz in dem Meinen geborgen, doch das Feuer seiner Liebe darf nicht leiden unter dem Anblick der Wahrheit über die Spreu, die in Unserer Liebe verbrannt wird. Noch nicht, Vater, noch nicht".

Die Verfassung Jesu in diesem Augenblick zeigt eindeutig den Willen, im Verborgenen zu leiden, weil 'die Stunde noch nicht gekommen ist'. Das Geheimnis durfte offensichtlich nicht vor Gottes Zeit enthüllt werden, damit keine einzige Menschenseele im Willen und in der Seele durch die Feststellung von demjenigen, was sich in Jesus abspielte, beeinflusst wird.

Dann sehe ich, wie Jesus Sich mit Mühe aufrichtet und Johannes mit einem sanften Lächeln umarmt, allerdings glänzen in seinen Augen Tränen, die Er zurückhält. Ich merke auch am schönen, unschuldigen Gesicht des Johannes, dass etwas im Kern seiner Seele begreift, was sich hier gerade abspielt. Der offene Blick der Seele, die vollkommen aus der wahren Liebe heraus lebt, ergründet oft die Verfassungen anderer Wesen, wenn sie in diesem Geschöpf dasjenige entdeckt, was der Liebe einen besonderen Glanz verleiht: Leiden, Schmerz und bzw. oder Verzückung.

Während plötzlich heftige Bauchkrämpfe in meinem Körper auftreten, sagt Jesus im Inneren:

"Mein Vater, so werden in der Fülle der Zeit die Regionen der Hölle zerreißen, wo alle Sünden des Körpers versammelt sind".

Ich sehe jetzt Jesus, die Apostel und die Frauen aus dem Gefolge des Messias auf einem Feldweg gehen. Johannes, der offensichtlich oft die Verfassungen Jesu empfindet, sagt auf einmal zu Ihm: "Herr, lasst uns ruhen. Du kannst dies nicht durchhalten. Ich habe Dich auch diese Nacht wachen und beten sehen". Jesus lächelt ihm zu, legt Seine rechte Hand auf Johannes Schulter, weist mit der linken Hand auf die Äcker rundum und sagt:

"Bereits reift das goldene Korn sich, nach der Stunde der Ernte sehnend. Es schaut nicht zur Erde hinab, sondern langt immer höher zum Himmel über sich und trinkt das Licht der Sonne in sich auf. Ja, die Stunde ist unabwendbar".

Johannes scheint bei diesen Worten in tiefe Betrachtung zu versinken. Einige andere Apostel, welche die Worte gehört haben, schauen sich erstaunt und sichtbar verwirrt an. Ich spüre, dass Johannes der einzige ist, der ahnt, dass Jesus soeben über Sich Selbst gesprochen hat und nicht über die Entwicklungen auf den Feldern.

Kurz nach diesen Visionen verkrampft mir im eigenen Körper das Herz und sofort sehe ich im Inneren Jesus, der (ohne jeden Zweifel in einem anderen Augenblick als vorhin) innerlich zum Vater ruft:

"O Vater... Vater... gib Mir Seelen. Ich wünsche Mir kein Brot, sondern Seelen, denn der Hunger Meines Herzens quält Mich".

(Jesus scheint vor Fieber zu zittern) Er fährt fort:

"Ich brauche dieses Fleisch und Blut nur damit die Seelen im Licht verherrlicht werden. Bin Ich nicht gesandt, um mit den Seelen den heiligen Bund zu schließen? Lasse dich denn verzehren, Mein Fleisch, damit sie das Licht der vollkommenen Nachfolge erhalten und annehmen mögen. Ja Vater, Fleisch hast Du auch ihnen gegeben, damit sie es ihrerseits in Licht umwandeln".

Mit diesen Worten bringt Jesus eindeutig Seine Sehnsucht zum Ausdruck, dass die Seelen Ihm bis in das Leiden im Körper nachfolgen sollen. Jesus will mit Seiner Selbstaufopferung die Fundamente von Gottes Reich auf Erden legen. Dazu sehnt Er Sich nach Seelen, die in Seiner Nachfolge ebenfalls sich selbst vollkommen aufopfern, in einem Leben im ausschließlichen Dienst der Verkündigung an der Wahrheit.

Tatsächlich, ich sehe jetzt Jesus, alleine, in tiefer Betrachtung versunken. Aus Seinem Herzen wallen die folgenden Worte zum Ewigen Vater auf:

"O Mein Vater, schon bereite Ich Dir das Opfer Meines Mensch-Seins, damit das Licht Unseres Geistes weiterhin durch alle Jahrhunderte strahlen möge. Ich bete, damit diese Aufopferungsbereitschaft in denjenigen Seelen Fortsetzung finden möge, die Mich als Quelle des Lichts annehmen werden, damit Wir in allen Zeiten Seelen rufen mögen, die Schlüssel zur Erschließung der Gewissen anderer Seelen sein werden, Seelen, die Unser Licht über die Schöpfung durchstrahlen lassen werden, damit die Welt niemals in der Finsternis untergehen möge:
Seelen, die die Weisheit Unseres Geistes annehmen werden, damit andere Seelen nicht in Unwissenheit untergehen;
Seelen, die die Irrlichter der Welt entlarven werden;
Seelen, die die Wahrheit verkünden werden, sogar dann, wenn es ihnen Verfolgung einbringt, genauso wie Ich Selbst dies weiterhin tun werde bis in die Stunde, nach der Wir uns seit Jahrhunderten sehnen".


(Jesus verweist damit auf Seinen nahenden Kreuzestod).

"Für diese Seelen werde Ich die Traube Meiner menschlichen Natur entäußern lassen, damit in ihnen Mein Vermächtnis unter den Strahlen Unseres Geistes zum Wein reifen möge, der andere Seelen für das Göttliche Leben stärken wird.

O Vater, in diesen Seelen werde Ich die Tropfen Honig vorfinden, die Mich dabei behilflich sein werden, den Abscheu dem Kelch der Sünden gegenüber zu überwinden. In diesen Seelen werde Ich die Hoffnung der niemals untergehenden Sonne finden".

Jesus scheint immer mehr in einem fiebrigen Schweiß zu baden.

Während ich wieder heftige Bauchkrämpfe empfinde, lese ich im Herzen Jesu:

"Ich danke Dir, Mein Vater, dass Ich einen Körper bekommen habe, in dem Ich die Auswirkungen der Sünden der Welt im Feuer Unserer Liebe verzehren lassen kann. Mögen die Seelen begreifen, dass ihr Körper nichts anderes ist als Brennstoff, um das Feuer der Liebe in der Schöpfung instand zu halten".

Ich sehe Jesus dabei kniend sitzen, Opfer innerer Qualen, vornüber gegen einen großen Stein gelehnt, umgeben von Gebüsch. Es muss gegen Einbruch der Dunkelheit sein, denn ich sehe eine orange untergehende Sonne. Bemerkenswert und für mich sehr treffend, ist die Feststellung, mit welchem nostalgischen Blick Jesus oft die Abendsonne betrachtet. Er sieht darin zwei Bedeutungen, die in Seinem Herzen zu einer außergewöhnlich tiefen mystischen Erfahrung zu verschmelzen scheinen:

1. das Licht, das in den Seelen untergeht, als Ankündigung der spirituellen Nacht;

2. die Abendsonne als Bote, der Ihm aus dem Paradies zulacht, und deshalb das Zeichen einer großen Hoffnung darstellt.

KAPITEL 3
DIE ERNTE DER EWIGEN LIEBE —
DIE PASSION JESU CHRISTI

3.1 Die große Lehre der Passion


Die höchste Zielsetzung Jesu als Gott-Mensch auf Erden war die völlige Selbstaufopferung in einem allumfassenden Leiden im Fleisch, im Herzen, im Geiste und in der Seele. Der Neue Bund war Gottes Antwort auf die Erbsünde: Indem Satan die ersten Menschenseelen zum Verüben der Erbsünde überredete, errang er seinen ersten Sieg über Gottes Werke des Lichtes. Es würde sich als Scheinsieg herausstellen, denn Gott verbarg Seinen endgültigen Sieg in der Fähigkeit des Menschen, sich durch geweihte Leiden und geweihte Prüfungen im Fleisch, im Herzen, im Geist und in der Seele vom Fluch der Finsternis zu reinigen. Die Menschenseele konnte dies nicht alleine zustande bringen, weil die Erbsünde alle Seelen aller Generationen mit einer Narbe kennzeichnen würde, was den Prozess ihrer Erlösung und Heiligung in hohem Maße erschweren sollte. Wir könnten uns die Erbsünde als ein Schloss auf dem Tor zur Erlösung und Heiligung der Seele vorstellen und zugleich als eine undichte Stelle, durch welche das "Blut der Seele“, das Göttliche Leben, ständig aus der Seele wegläuft, sodass sie ihr Heil nur mit der größten Mühe in sich zum Blühen bringen kann, aus Mangel an Göttlicher Nahrung.

Woraus soll sich also die Rolle von Gottes Sohn, von Christus, dem Messias, zusammensetzen? Jesus sollte als Gott-Mensch im Fleisch geboren werden, aus einer geschaffenen Menschenseele, die selbst makellos heilig sein musste und also notwendigerweise frei von der Erbsünde (sonst hätte auch diese Seele, die Mutter von Gottes Sohn im Fleisch, das Göttliche Leben nicht in Sich festhalten können und würde der Messias in Seiner Gottheit gleichsam vom Mutterschoß an 'verunreinigt werden'). Das menschliche Leiden musste erlösende Kraft bekommen, damit die Menschenseelen erlöst werden können. Diese Erlösung musste aber erschlossen werden (das Schloss der Erbsünde musste geöffnet werden), und die undichte Stelle, die durch die Erbsünde in alle Seelen aller Zeiten geschlagen worden war, musste abgedichtet werden. Nur ein Wesen, das von Natur Göttlich war (der Sohn Gottes) konnte das menschliche Leiden heiligen, mit anderen Worten: konnte ihm seine erlösende Kraft geben. Dazu musste dieses Göttliche Wesen im Fleisch geboren werden, aus einer Frau, die in der Ordnung der Gnade 'vergöttlicht' sein sollte, mit anderen Worten: die von Gott in einem so hohen Maße geheiligt war (so viele Eigenschaften in ihrer Vollkommenheit in Sich vereinigen sollte), dass Sie eine vollkommene Trägerin des Messias sein konnte.

Also sollte Jesus Christus, Gottes Sohn, als Messias, als Gesandter Gottes, mit dem Ziel in die Welt kommen, die Menschenseelen für die wahre Heiligkeit zu erschließen, denn dies war die ursprüngliche Bestimmung jeder Seele. Diese Bestimmung (die Heiligkeit) war aber durch die Erbsünde unmöglich geworden, weil die Erbsünde in jeder Seele das Merkmal angebracht hat, welches zeigt, dass die Menschenseele sich aus freiem Willen dafür entschieden hat, Satan und den Werken der Finsternis zu gehorchen statt Gott und den Werken des Lichtes.

So müssen wir es verstehen, wenn Jesus einmal, auf das Leiden abzielend, sagen wird: "Für diese Stunde bin Ich in die Welt gekommen". Die Passion (das Leiden) war die Krönung des Lebens des Gott-Menschen. Ohne die Passion in all ihren Elementen wäre das Leben Jesu als Gott-Mensch auf Erden nicht wirklich sinnvoll gewesen, denn trotz Seiner unendlich verdienstvollen Werke auf Erden konnte der Bannfluch der Erbsünde ausschließlich durch das Leiden und den Tod vom Sohn Gottes als Gott-Mensch aufgehoben werden, UND... durch die Art und Weise, auf die Er dieses Leiden ertragen hat. Genau hier liegt der Sinn dieses Manifestes: Es will zeigen, dass die Passion und der Weg, der dahin führte, eine Ernte der Ewigen Liebe war. Es ist nicht das Leiden an sich, das erlöst, sondern das Leiden in Kombination mit Liebe und Gehorsam. Ich erinnere hier an die Unterrichtungen, in welchen die Herrin aller Seelen über das "Dreieck der spirituellen Fruchtbarkeit spricht: Liebe — Leiden — Gehorsam".

Die Passion war das Erbe, das Jesus den Seelen hinterlassen wollte. Die Elemente der Passion müssen wir als die Werkzeuge betrachten, mit denen Christus die Seelen aus ihrem Kerker befreien kam, und ebenfalls als die Werkzeuge, mit denen die Seelen Seine Werke für sich selbst und die Menschheit als Ganze vollenden können (müssen) und mit denen sie Sein Leben in ihrem eigenen Leben fortsetzen müssen. Eigentlich ist das ganze Leben Christi die Ernte der Ewigen Liebe. Dieses Manifest will daher die Christen auf viele Richtlinien hinweisen, die in der Passion Jesu verborgen sind, und sie lehren, wie sie die Lektionen der Passion in ihr eigenes Leben einbauen können, um, gemäß den Worten des Heiligen Paulus, das Leiden Christi in ihrem eigenen Leben zu ergänzen. Diese Seiten wollen die Seelen etwas über die erforderlichen Verfassungen und die erforderliche Lebenshaltung der Christen lehren und über die Wünsche, die Jesus hinsichtlich der Seelen hegt.

Die Passion lässt die äuβerste Schärfe des Kampfes zwischen Licht und Finsternis erblicken: Satan zielte darauf ab, in Christus Gottes Werke vollkommen zu vernichten. Daher setzte er alles daran, alle Seelen die mit Jesus in Berührung kamen und die dazu verführbar waren, bis zum Äußersten dazu aufzustacheln, Jesus über die Maße zu quälen und zu demütigen. Er wollte an Christus seine ganze zusammengeballte Wut auslassen, die er gegenüber der Krone von Gottes Schöpfung (der Menschenseele) hegte. Dadurch dass Jesus aber voll und ganz auf Gottes Licht und Seinen Heilsplan eingestellt war, wurde genau dies Satans komplette Niederlage: Dadurch dass Jesus Seine schrecklichen Leiden in einer Verfassung unübertrefflicher und bedingungsloser Liebe, makellosen Gehorsams und vollkommener Weihe erduldete, wurde Satan mit seinen eigenen Waffen geschlagen. Auch darin verbirgt sich die große Lehre der Passion und daher auch dieses Manifestes: Jede Seele kann Satan besiegen, indem sie ihre Prüfungen, ihre Kreuze in bedingungsloser Liebe, ohne irgendwelchen Widerstand, und in vollkommener Hingabe und Weihe annimmt. Dadurch kann jede Seele alle Manipulationen Satans gegen diesen Letzteren verwenden, durch vollkommene Annahme ihrer Kreuze und durch Weihe an Gottes Werke und Pläne.

Im Rahmen der Unterrichtung des leidenden Erlösers spricht Jesus in einem gegebenen Augenblick in mir wie folgt:

"Lese in Meinem leidenden Herzen den Göttlichen Plan der Erlösung und die Wünsche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Bezug auf die Verwirklichung dieses groβen Mysteriums durch alle Jahrhunderte hindurch".

Nach diesen Worten sehe ich Jesus als Gott-Mensch, mit geschlossenen Augen in tiefer Betrachtung versunken. In mir entfalten sich endlose Reihen von Bildern, wobei ich die folgenden Erläuterungen wie in einem offenen Buch 'zu lesen bekomme'. MARIA sagt mir, diese Erläuterungen seien die Umsetzung der erhabenen Gedanken Jesu während der tiefen Betrachtung, worin ich Ihn versunken sehe. Ich lese:

Die Seelen sündigen hauptsächlich aus einem oder mehreren der folgenden drei Beweggründe heraus:

· Sucht nach BESITZ (Geld, viele Äußerungen von Materialismus);

· Sucht nach MACHT (Hochmut, der Wunsch, über andere Geschöpfe zu stehen);

· Sucht nach GENUSS (alle Anstrengungen, um Leiden und Prüfungen oder allen Unbequemlichkeiten oder Mängeln zu entrinnen, die Gefühlen des Wohlbefindens im Wege stehen, Sehnen nach sexueller Befriedigung, usw.).

Jesus Christus lehrt die Gegenwerte für diese drei Motive.

Er hat den Seelen vorgelebt, wie sie sich gegen diese drei Schwächen wappnen müssen, die Satan in sie säen will, um sie zu unterminieren und ihnen das ewige Heil zu rauben. In diesen drei Gegenwerten lehrt Jesus die Seelen ebenfalls, wie sie für die zahllosen Sünden, die aus diesen drei Schwächen heraus verübt werden, Wiedergutmachung erbringen können. Diese Gegenwerte bilden die Verfassungen, aus welchen heraus die Seele die schnellsten Fortschritte auf dem Weg zum Heil machen kann.

SATAN (Finsternis)

sät in die Seelen die Saat von:

JESUS CHRISTUS (Licht)

ist für die Seelen das Vorbild von::

Sucht nach Besitz

Entsagung

Sucht nach Macht

Demut, Gehorsam

Sucht nach Genuss

Selbstverleugnung

Entsagung (unter anderem von sich selbst und vom eigenen Wohlbefinden), Demut, Gehorsam und Selbstverleugnung sind die Grundvoraussetzungen, die die Fähigkeit zu freiwillig aufgeopferten Leiden im Menschen erschließen müssen. Solange eine Seele davon getrieben wird, Besitz, Macht und Genuss anzustreben, wird sie nicht dazu neigen, Leiden anzunehmen oder es für ihr eigenes Heil oder das Heil anderer Seelen fruchtbar zu machen. Dies bedeutet mithin, dass die Seele, die Besitz, Macht und bzw. oder Genuss anstrebt, nicht zur wahren Nachfolge Jesu kommen wird.

Die drei Verfassungen, die Jesus uns vorgelebt hat, werden getragen, genährt und ineinander verschmolzen durch die Liebe, die der Motor (die Kraftquelle) hinter der Entwicklung dieser Gegenwerte in der Seele ist. Ohne eine stark entwickelte, bedingungslose Liebe kann die Seele diese drei Verfassungen nicht in sich blühen lassen.

Jesus lässt mich jetzt Weisungen sehen (ich 'übersetze' die Bilder in Worte) im Zusammenhang mit der Frage, wie die Seelen Ihm nachfolgen können:

"Die großen Elemente Meiner Passion wirken sich in eurem Leben aus und bekommen ihren Nutzen, wenn ihr auf dem eigenen Lebensweg Zustände annehmt, die durch eure Annahme eine Kraft entwickeln können, die in Gottes Augen jeweils von entsprechenden Leidenselementen innerhalb Meiner Passion gedeckt wird, und zwar folgendermaβen".

Ich lese die nachfolgenden Entsprechungen:

Diese Tabelle muss folgendermaβen gelesen werden: Die Seele kann die Verdienste jedes Elementes der Passion Christi (links) in ihrem eigenen Leben durch liebevolle Annahme ihrer Prüfungen (rechts) erwerben:

IN DER PASSION JESU

IM LEBEN JEDER SEELE

Mein GETHSEMANI

durch die Annahme vieler Formen innerlichen Kampfes und das Erstreben des wahren Herzensfriedens in diesem Kampf:

· ständiger Kampf gegen alle Versuchungen;

· Herzeleid über viele Dinge: die Sünden der Welt, negative Entwicklungen in Welt und Kirche, eigene Schwächen, Einschränkungen, Sünden, Unzulänglichkeiten, schmerzliche Erinnerungen;

· ständiger Kampf gegen alle Zweifel, jede Spur des Unglaubens, jede Mutlosigkeit, jeden Mangel an Vertrauen in die Göttliche Vorsehung.

Meine VERURTEILUNG bei den Hohepriestern und bei Pilatus

durch die Annahme von:

· jedem negativen und sogar nicht berechtigten Urteil, das von Mitmenschen gefällt wird;

· jeder Verfolgung (jeder Form von Widerstand wegen Glaubenssachen) und Unverständnis;

· jeder Verleumdung und Verspottung, jeder Lüge, die über die Person, seine Werke oder seine Lebenshaltung verbreitet wird;

· jeder Uneinigkeit.

Meine GEIßELUNG

die Annahme von:

allen körperlichen Leiden, Beschwernissen und Prüfungen

Meine DORNENKRÖNUNG

die Annahme von:

· allen Demütigungen;

· allen verletzenden Ereignissen oder Worten;

· allem geistigen Martyrium.

Mein KREUZTRAGEN

die Annahme von:

allen Entwicklungen auf dem Lebensweg, dem Ganzen des Lebensschicksals, allen Verfügungen von Gottes Vorsehung auf dem Lebensweg, der als Ganzes als der 'Kreuzweg' der individuellen Seele betrachtet werden kann.

Meine KREUZIGUNG

die Annahme von Armut, finanziellen Rückschlägen, dem Verlust von Sachen, an denen die Seele hängt:

· freiwillig auf Dinge verzichten, an denen man hängt;

· das Aufgeben von Anhänglichkeiten und Gewohnheiten;

· damit aufhören, in der Vergangenheit zu leben.

Dies alles kommt, "der Kreuzigung alter, weltlicher Verfassungen zwecks Selbstabtötung“ gleich.

Das Durchnageln der HÄNDE kommt

· dem Verzicht auf das Bedürfnis, Dinge zu bekommen (Habsucht);

· dem Verzicht auf alle Handlungen, die für Gottes Plan nicht fruchtbar sind

gleich

Das Durchnageln der FÜßE kommt
· der Loslösung von alten Wegen, von festen Gewohnheiten und Verhaltens- und Denkmustern, die menschlich und weltlich sind und die Seele nicht zum Licht führen, um sich an den einen Weg zum Licht festheften zu lassen (den Weg von Gottes einziger Wahrheit)

gleich.

Das Durchstoßen des HERZENS kommt

· dem Aufgeben aller Liebe für weltliche Dinge, Bedürfnisse und Wünsche;

· dem Sich-Leerlaufen-Lassen vom weltlichen Ballast und von weltlichen Einflüssen und von allen Neigungen, die nicht mit Gott und Seinen Plänen und Werken vereinbar sind

gleich.

JESUS fügt diesem allem hinzu:

"Jede Gelegenheit durch die Geschichte der Menschheit hindurch, wobei eine Seele in einer dieser Verfassungen versagt (die in der rechten Spalte aufgelistet sind), hat den entsprechenden Punkt Meiner Leiden (in der linken Spalte der Tabelle aufgelistet) notwendig gemacht".

Und weiter:

"Mögen die Seelen in Meiner Nachfolge und zur Vollendung der Erlösung ihr Fleisch zerreißen und töten lassen und ihr Blut auf die ganze Schöpfung fließen lassen. Ihr Fleisch zerreißen und töten lassen können sie, indem sie unaufhörlich an sich selbst arbeiten und durch fortwährende Entsagung den alten Menschen ablegen und dadurch jeden Tag zum Teil neu geboren zu werden. Ihr Blut auf die Schöpfung fließen lassen können sie, indem sie sich fortwährend reinigen und ihre eigenen Schwächen aus sich wegfließen lassen (sie überwinden) in Gebeten, Aufopferungen, Sühneakten, vollkommener Weihe und reinigenden Tränen der Reue".

Dann sagt MARIA:

"Im Herzen Jesu während Seiner letzten Tage auf Erden lebte nur eine einzige Sehnsucht: die Zurückeroberung der Seelen von den Kräften der Finsternis, damit Gottes Heilsplan sich vollkommen verwirklichen kann und die Erde wahrlich aufs Neue Element von Gottes Reich wird, wie dies bei der Schöpfung des Menschen vorgesehen war, jedoch durch den Sündenfall aufgeschoben worden war. Ich werde dich im Herzen des Erlösers lesen lassen, damit du den Kern Seines Vermächtnisses für die Seelen mit Seinen eigenen Worten offenbaren kannst".

Daraufhin zeigt Jesus mir in Bildern dasjenige, was von den Christen erwartet wird, damit sie helfen können, die Werke Christi in der Welt, und gleichzeitig ihre eigene Erlösung zu vollenden:

Jesus verlangt von Seinen Jüngern insbesondere die nachfolgenden sieben Bestrebungen:

1. bedingungslose Liebe zu Gott und zu allen Mitgeschöpfen erstreben. Dazu gehören alle Formen von Anbetung Gottes, Gottesdienst, Nächstenliebe und Fürsorglichkeit allen Geschöpfen gegenüber, einschließlich den Tieren gegenüber.

2. beharrlich an sich selbst arbeiten: die eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten bekämpfen, damit eine Wiedergeburt aus dem Geist ermöglicht wird (ein Leben auf einer höheren Ebene, immer tiefer in das wahre Göttliche Leben eindringend), mit anderen Worten: Die Heiligung als einziges und wahres Lebensziel erstreben.

3. heldenhaftes Wachsen in der Vergebungdem Mitmenschen gegenüber, samt einer immer weiter wachsenden Verträglichkeit, Milde, Geduld mit den Schwächen des Mitmenschen und einer vollkommenen Bereitschaft zur Versöhnung im Falle von Uneinigkeiten. Dadurch auch Austilgung aller Verfassungen von Groll, Ärger und Hass.

4. alle Prüfungen von Herzen als Geschenke von Gottes Weisheit annehmen: Dies ist das Umarmen des Kreuzes auf dem eigenen Lebensweg und das Anerkennen des Kreuzes als des notwendigen Werkzeugs zur vollen Ausreifung der Seele zum Vollbringen der Aufgabe, die Gottes Plan für das Individuum vorgesehen hat.

5. sich vollkommen in Gottes Willen ergeben. Dies bedeutet: keine Ungeduld, kein voreiliges Handeln, das Annehmen der Werke der Vorsehung, wie sie sich auswirken und zu dem Zeitpunkt, wo sie sich auswirken, ohne die Neigung zum menschlichen Eingreifen.

6. bedingungslos die Interessen von Gottes Reich den eigenen Interessen bevorzugen. Dies heißt Selbstverleugnung zugunsten von Gottes Bedürfnissen.

7. sich bemühen, Träger von Gottes Licht zu sein: In allen Situationen eine Galionsfigur werden an Frohmut, Sanftmut, Reinheit (in Gefühlen, Gedanken, Wünschen, Worten und Handlungen) und für jedes Mitgeschöpf zu einer Quelle von Ermutigung, Hoffnung und Trost, und somit von Kraft in allen Augenblicken von Finsternis und Leiden dieses Mitgeschöpfes werden.

Nach der Enthüllung dieser Wünsche Jesu lese ich in Seinem Herzen den folgenden Seufzer:

"O Mein Vater, welche vollkommene Freude durchströmt Uns beim Anblick der Tochter Unseres Wohlgefallens, Meiner Mutter, in welcher dies alles in der größten Vollkommenheit zugegen und wirksam ist, die eine geschaffene Seele je erreichen kann. Daher werde Ich Sie, im Einklang mit Unserem unfehlbaren Willen und Unserer unfehlbaren Verfügung, in der Stunde der Erschlieβung des Paradieses den Seelen als die Krone Meines Erbes anvertrauen, als die vollkommene Führerin, als den Schlüssel zur Erschließung Meiner Werke innerhalb der Seelen".

Offensichtlich weist Jesus hier bereits auf Sein Vorhaben hin, Maria unmittelbar vor dem Augenblick, wo alles vollbracht sein wird (am Kreuz), den Seelen zu geben und die Seelen Ihr zu geben.

Daraufhin höre ich eine Stimme, die, gleichsam in Antwort auf diesen Seufzer im Herzen Jesu, die nachfolgenden Worte erklingen lässt:

"Macht soll Sie haben, um alles zu vollenden, damit die Gärten von jenen, die an Uns glauben, unter Ihren Füßen den Ewigen Frühling in sich zum Blühen bringen mögen und Unser Reich aufs Neue in den Seelen gegründet werden möge".

3.2 Meilensteine der Leiden in den letzten Lebenstagen Jesu

Am Donnerstag vor der Karwoche des Jahres 2008 spricht Jesus laut durch Myriam die folgenden Worte. Diese Offenbarung wurde damals auf Audiokassette aufgenommen. Myriam sprach die Worte in einer Trance in tiefster Einheit mit Jesus. Die ganze Offenbarung lang sprach Jesus weinend durch Myriam hindurch:

"O Vater, dazu bin Ich in die Welt gekommen. Lass jene, die Mir teuer sind, nicht merken, was sie zu erwarten haben, denn sie werden das Gefühl bekommen, dass dies alles über ihre Kräfte geht. Möge Unser Geist sie begleiten auf diesem Weg, der so schwer ist für Menschenaugen und der zu schwer ist für einen menschlichen Willen. Erlaube, dass Ich ihnen den Weg zeige mit Meinem Göttlichen Willen, der von Dir ausgegangen ist und den Ich mit Dir gemeinsam habe bis zum Ende der Zeiten, für immer.

Vater, Du hast Mich zu einem Weinstock gemacht. Aber Du hast auch jede Seele zu einem Weinberg gemacht, einem Weinberg voller Trauben. Allerdings sind sie nicht dazu bestimmt, als Verschönerung der Landschaft zu dienen, sondern um Unserem ganzen Heilsplan, der sich bis zum letzten Schluchzer vollziehen muss, Nahrung und Trank zu geben. Keine Traube reift, ohne dass Wir es sehen. Keine Traube reift auch für sich selbst. Sie reift nur zur Nahrung für andere, und irgendwann kommt die Zeit, in der sie ausgepresst werden muss.

O Vater, keine Traube hat eine Bedeutung an sich. Nur wenn sie ausgepresst wird, bekommt sie die Fülle ihrer Bedeutung, denn dann erfüllt sie die Wahrheit, wozu sie blüht.

O Vater, wie kann Ich dieser Menschheit das Erbe Meiner Liebe hinterlassen? Gib Mir die Worte dazu und gib ihnen das Herz, die Worte aufzufangen und vor allem, sie in der Praxis zu leben, und die Kraft, o Vater, die Kraft.

Vater, die Menschheit ist so sehr geschwächt durch die Erbsünde. Zu nichts anderem bin Ich in die Welt gekommen, als um den Makel des Heilsplans zu entfernen. Der schwache Mensch muss zu der Ebene gehoben werden, die Wir für ihn vorgesehen haben, und das kann nur geschehen, wenn Ich es ihm vorlebe.

Vater, Mein Mensch-Sein fürchtet Sich vor dem, was kommt, aber Meine Gottheit freut Sich. O süße Liebe, wozu Ich gekommen bin. O süße Liebe, von welcher Ich ausgegangen bin.

Schau die süße Taube Unseres Wohlgefallens, Maria. Möge Sie für immer der Menschheit gegeben werden, denn einmal kommt die Zeit, in welcher der Bräutigam nicht mehr bei denjenigen ist, die Er so geliebt hat, jedenfalls nicht mehr spürbar. Aber die Taube Unseres Wohlgefallens wird die erste Zeit schon noch da sein und wird ihnen dasjenige vorleben, wofür Ich gelebt habe, aber das sie jetzt noch nicht sehen. Und Unser Geist wird nochmals von Uns über die ganze Schöpfung ausgehen, um den Seelen in Erinnerung zu bringen, was Ich sie gelehrt habe. Und wenn auch der Geist wieder weggegangen ist, wird Er in vielen Seelen ein Brandmal hinterlassen haben, und selig jene, die dieses Brandmal in ihrer befleckten Seele wiederherstellen, in ihrer Seele, die von der Erbsünde befallen worden ist.

O Vater, Unser Geist wird die Trauben in den Weinbergen der Seelen zum Wachsen und zum Reifen bringen, die Hochzeit zwischen dem Geist und dem freien Willen des Menschen wird dafür sorgen, dass sich manche Traube freiwillig auspressen lässt, um weiterhin zu tun, was ich ihnen vorgelebt habe. Und dann werden sie dessen gedenken, wozu Ich gekommen bin, desjenigen, was sie jetzt noch nicht wissen, was sie innerhalb so kurzer Zeit vor ihren Augen sehen werden, aber dessen Tiefe sie nicht verstehen werden. Das alles wird ihnen in Erinnerung gebracht werden.

Und selig die Seelen, die sich dazu berufen fühlen werden, selbst bis zum Äußersten zu gehen, um dies in ihrem eigenen Leben auch zu vollziehen. Süße Weinberge Christi, kleine Lämmchen seid ihr jetzt noch, aber wie wertvoll kann ein Lämmchen werden, wenn es sich durch die Hände Meiner Mutter dem Vater verschenkt. Kommt doch, Lämmchen, so schwach, so verlassen manchmal und trotzdem so stark, wenn ihr euch selbst Mir gebt und Meiner Mutter".


3.2.1 Palmsonntag

Für die Augen der Welt ist Palmsonntag ein Tag der Freude. In Marias Herzen lese ich aber eine tiefe Betrübnis, denn Sie weiß, wie schwankend die Lobpreisungen der Welt sind, und Sie leidet sehr unter dem Bewusstsein, dass die Seelen in Jerusalem jubeln, weil sie einen menschlichen Sieg von dem "Propheten aus Nazareth" erwarten. Es gab unter dem Volk Strömungen, die Jesus wie eine Art politische Figur betrachteten, die in dem Befreiungskampf gegen die römischen Besetzer gebraucht werden konnte. Die Worte Jesu über 'Freiheit' waren nicht von allen Seelen im spirituellen Sinne verstanden worden. Für Jesus Selbst war dieser Tag ein notwendiges Sprungbrett zur Vollendung Seiner großen Werke.

Während der Nacht vor dem feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem verrichteten Jesus und Maria eine tiefe Weihe der nahenden Aufopferung des Erlösers an den Ewigen Vater für das Heil der Seelen. Sie tun das getrennt, wodurch Sie der Verfügung der Göttlichen Vorsehung, die die Einheit Ihrer Herzen betonen will, Folge leisten. Maria weiht mithin Ihre eigene Selbsthingabe.

Am Morgen des Palmsonntags scheinen Jesus und Maria noch mehr als gewöhnlich vollkommen in einer anderen Welt zu leben. Beide wirken geistesabwesend. Ihre Herzen sind vollkommen im Erlösungsmysterium versunken, das jetzt seiner entscheidenden Phase naht.

Maria führt mich mit zum Kern des Herzens Jesu, wo sich das Mysterium entfaltet. Der Messias weiß, dass die Stunde Seiner Verherrlichung und der Erlösung der Menschheit sehr nahe ist.

Ich schaue jetzt die tiefere Bedeutung der Umstände des feierlichen Einzuges in Jerusalem:

· Jerusalem steht symbolisch für das Reich Gottes. Es ist 'die Gottesstadt', die Stadt, wo für das auserkorene Volk der Juden das Heiligtum, die eigentliche Wohnung Gottes errichtet worden ist.

· Es ist ein strahlender Frühlingstag. Jerusalem ist sonnenüberflutet und liegt unter einem wunderbaren blauen und wolkenlosen Himmel. Dies ist ein Symbol für den Ewigen Frühling von Gottes Reich. Himmelblau ist die Farbe des vollkommenen Herzensfriedens, die strahlende Sonne symbolisiert das Göttliche Licht. Am Palmsonntag bietet Jerusalem gleichsam eine Vorabbildung von Gottes Reich des wahren Friedens auf Erden — des Ewigen Frühlings.

· Jesus lässt Sich zwei Esel besorgen, als Symbole für die Lasten des weltlichen Lebens und des physischen 'Selbst'.

· Während des Einzugs in Jerusalem sitzt Er auf einem Esel, als Symbol für die Tatsache, dass die Seele nur zur vollkommenen Erlösung gelangen kann, indem sie ihre Körperlichkeit und alle physischen Erfahrungen, ihre stofflichen Anhänglichkeiten und alles, was sie an ihr weltliches 'Ich' bindet, vollkommen überwindet.

· Es müssen Esel sein, die noch nie geritten worden waren, um anzudeuten, dass all das Stoffliche nicht in den Dienst eines Menschen gestellt werden darf, sondern in den Dienst Gottes, um zur Wiedergeburt zu gelangen. Der erste Reiter dieser Esel wird ja der Sohn Gottes sein.

· Der Esel, auf dem Jesus sitzt, ist weiblich, weil Gott den Sieg über die Erbsünde symbolisieren will, die durch die erste Frau (Eva) über die Menschheit gekommen ist und die alle Finsternis in der Welt möglich gemacht hat und letztendlich das Leiden Jesu notwendig gemacht hat.

· Jesus betritt Jerusalem aus der Richtung von Bethphage, östlich von Jerusalem, und symbolisiert so die Morgendämmerung des Neuen Bundes. Der Schlüssel der Erlösung kommt in Gottes Reich wie ein brandneuer Tag, eine aufgehende Sonne, eine Wiedergeburt.

· Der Einzug Jesu verläuft vom Stadttor aus zum Tempel, Symbol für den Versuch des Erlösers, den tiefsten Kern der Seelen zu erreichen. Die Tatsache, dass Er Sich dem Tempel auf einem Esel nähert, symbolisiert tatsächlich, dass der Weg zur völligen Befreiung, Erlösung und Heiligung der Seele ein Weg ist, der durch anhaltende Eindämmung der Körperlichkeit und der materiellen Seiten des Lebens vollendet wird, und dass das Leben eine Reise ist, auf der alle weltlichen Anhänglichkeiten und Prüfungen bis in den tiefsten Kern der Seele überwunden werden müssen, um dort mit dem Heiligtum in Berührung kommen zu können: Es handelt sich da um eine Darbietung des Lebensweges an Gott.

· Jesus wird mit Palmen begrüßt. Die Palme ist Symbol für die Überwindung der eigenen Schwächen, Anhänglichkeiten, Versuchungen, also für die Selbstüberwindung und folglich für die Vollendung der Erlösung in der eigenen Seele durch eine vollkommene Annahme von Christus als dem Erlöser. Die Seele kann den Erlöser nicht deutlicher willkommen heißen als durch einen aufrichtigen Kampf gegen die Welt in sich selbst.

· Der Weg wird mit Mänteln bedeckt als Symbol für die Tatsache, dass all dasjenige, womit die Seelen sich an weltlichen Einflüssen bekleiden, dem Einzug Gottes in den Kern der Seele preisgegeben werden muss: All das Weltliche, der Mantel der weltlichen Persönlichkeit, muss zu einem Teppich gemacht werden, über den Gott Seinen Triumphzug in die Seele vollzieht.

Während Jesus unter Jubel in Jerusalem hinein reitet, wallen aus Seinem Herzen stille Gebete zum Ewigen Vater. Ich lese unter anderem die Worte:

"Vater, möge diese Verfassung der Herzen die Vorabbildung der endgültigen Gründung Unseres Reiches in den Seelen sein. Geruhe, ihnen dies als das Sehnen nach dem letztendlichen Sieg der Erlösung über ihre Wankelmütigkeit und über ihre Verführbarkeit zu aller Finsternis anzurechnen".

Einige Augenblicke später:

"Vater, so wird es sein am Tag, an dem Unser Reich auf Erden für immer gegründet sein wird. Dann wird das Alleluja zu Uns aufsteigen aus den gereinigten Herzen, welche die Erlösung in sich haben erschließen können. Die Palmen werden unverwelkbar sein, denn der Feind der Seelen wird sie nicht länger versengen und ihnen das Wasser Göttlichen Lebens rauben und die Sonne wird nicht nur aus dem Himmel auf die Seelen strahlen, sondern aus den Seelen auf vollkommene Weise zu Unseren Herzen zurückgestrahlt werden".

Während der Visionsbilder des feierlichen Einzugs Jesu in Jerusalem sagt Maria mir:

"Ich wünsche Mir, dass alle Christen die Palmzweige, die sie am Palmsonntag weihen lassen, zur Heiligung ihres weltlichen, stofflichen Lebens darbieten und dass sie Mich dabei bitten, dass Ich ihre weltlichen Anhänglichkeiten, Gewohnheiten, Erinnerungen, Schwächen und Verführbarkeiten mit dem Mantel der vollkommenen Erlösung ihrer Seele bekleiden möge". (Dabei entsteht das Gebet 1028).

Beim Nachempfinden der tieferen Verfassungen Jesu werde ich von zwei Kräften getroffen, die außergewöhnlich intensiv aufeinander einwirken:

· einer Art angespannter Erwartung, vergleichbar mit Seiner Verfassung zur Zeit der Einsetzung der Eucharistie, wie im Punkt 2.3 beschrieben;

· einer tiefen Betrübnis, vergleichbar mit jener von Marias Herz. Die Augen Jesu verraten eine tiefe Wehmut. Diese beruht auf dem Bewusstsein, dass Er dabei ist, ein Göttliches Mysterium in Erfüllung zu bringen, dessen enorm reiche Symbolik in vielen Dingen zum Ausdruck kommt (siehe die Aufzählung von einigen Elementen, wie hier vorhin angedeutet), doch dass nur ganz wenige Seelen tiefer sehen als das Oberflächliche des Geschehens. Das ganze Geschehen symbolisiert auf außergewöhnliche Weise die Oberflächlichkeit der Menschenseelen hinsichtlich der höheren Dinge des spirituellen Lebens und der Göttlichen Wirklichkeit.

3.2.2 Zwischen Betanien und Jerusalem

Es ist eine bemerkenswerte Tatsache: Eines Tages wird Jesus dazu eingeladen, sich zu Seinem Freund Lazarus auf dessen Landgut in Jerusalem auf den Weg zu machen, weil dieser schwer krank ist und der Tod unmittelbar bevorzustehen scheint. Dennoch, obwohl Lazarus ein ganz treuer Jünger und ein ganz guter Freund Jesu ist, folgt der Messias dieser Einladung nicht sofort und sagt nur zu Seinen Aposteln, dass diese Krankheit 'nicht zum Tode führen wird'. Als Jesus dann trotzdem nach Betanien geht, ist Lazarus gestorben, und bald stellt sich heraus, dass Jesus mit Seinem Zögern eine bestimmte Absicht verfolgt hat: Er sollte, so kurz vor der großen Passion, eine erhabene Verherrlichung an die Gottheit bringen. Er erweckt Lazarus wieder zum Leben und verweilt danach weiter auf dessen Landgut. Auch Maria ist dort anwesend. Gott bereitet auch Sie hier vor auf die Schrecken der Tage, die bald folgen werden.

Der Aufenthalt Jesu in Betanien hat eine tiefe spirituelle Bedeutung. Er ist nur noch wenige Tage von Seinem Leiden und Kreuzestod entfernt, hat soeben einen verstorbenen Menschen wieder zum Leben erweckt, setzt dabei das Zeichen, dass jede Seele, die an Christus glaubt, Ewiges Leben erbt und (in der Seele) nicht sterben kann, und hält jetzt gleichsam Seine letzten Exerzitien an dem Ort, wo sich durch Christus der Sieg des Lebens über den Tod vollzogen hat. Im Punkt 2.1 wies ich bereits auf die Sphäre rund um die Auferweckung des Lazarus hin. Im Herzen Jesu ist bei der Auferweckung bereits viel von Seinen Verfassungen von den Stunden der Passion wiederzufinden.

Der Aufenthalt in Betanien ist nicht eine Zeit der Passivität, keine letzte Ruhe vor dem Leiden. Es ist im Grunde genommen eine Periode täglicher Pilgerfahrten. Jesus zieht jeden Morgen früh mit Seinen Aposteln nach Jerusalem, bleibt dort den ganzen Tag, um Gott zu verherrlichen, um in tiefer Meditation versunken zu sein, um zu beten, um in Wort und Vorbild die Wahrheit zu verkünden und dort die Krönung Seines Lebensauftrages voll und ganz anzunehmen und ihm zu gestalten. Er empfindet dort in der Fülle die Wahrheit Seiner eigenen Verkündigung, dass Er gekommen sei, 'das Schwert zu bringen', mit anderen Worten, dass Er ein Zeichen des Widerspruchs ist. Niemals sollte dies schärfer zum Ausdruck kommen als im Tempel Jerusalems während dieser letzten Tage vor der Passion: Jesus trifft dort auf den wahren Glauben an Seine Mission ebenso wie auf die heftigsten Kritiken. Nur während der Stunden der Passion selbst werden diese Gegensätze noch weniger bedeckt zutage treten. Jeden Abend kehrt Jesus aber aus dem Getümmel in Jerusalem nach Betanien zurück, um sich dort am Göttlichen Leben zu laben (an der Gegenwart Seiner Mutter Maria, an den vielen wunderschönen Blumen, an dem nahen Ölberg, an der Landschaft unter der Frühlingssonne).

Es ist ebenso in diesen Tagen in Betanien, dass Maria Magdalena (das Evangelium gibt hier keine Auskunft, aber ich sehe überdeutlich, dass sie es ist) Jesus balsamiert, zu Seinen Füßen weint, Seine Füße mit Ihren Haaren abtrocknet und Ihren Krug mit duftendem Balsam zerbricht, wodurch das ganze Haus von einem Parfüm durchdrungen wird, das im spirituellen Sinne einen Duft von Heiligkeit symbolisiert. Der Krug ist ein Symbol der Stofflichkeit des Körpers. Wenn der Körper sich freiwillig brechen lässt, wird der Duft der Heiligkeit aus dem Kern der Seele freigesetzt. Auch hier zeigt Gott eine Reihe von mächtigen Symbolen für den Wert des Brechens der Stofflichkeit, für den Wert der Loslösung von dem Stofflichen und Körperlichen und zeigt die höchste Ehrerweisung an den Erlöser für die Heiligung der Seele. Wenige Tage später wird der Erlöser Selbst den 'Krug' Seines allerheiligsten Körpers freiwillig brechen lassen, um die Fülle der Erlösung über die Seelen ausströmen zu lassen. Bemerkenswert ist, dass Judas Iskarioth der Einzige ist, der sich gegen die Handlungen von Maria Magdalena auflehnt: Seiner Meinung nach sei der Erlös für diesen kostbaren Balsam besser für die Armen aufgewendet worden.

Judas vertritt hier die Seelen, die meinen, dass:

· der Krug (Anhänglichkeit an das Stoffliche, das Körperliche, das Weltliche) vorzugsweise nicht gebrochen wird;

· die Verherrlichung Gottes und die Entwicklung der Heiligkeit im Kern der Seele keiner großen Investition (= nicht des teuren Balsams!) wert ist;

· die Verbreitung der Heiligkeit eine Vergeudung ist, dass es nämlich noch andere Werte gibt, die Vorrang bekommen müssen:

· Ehrerweisung an Christus überflüssig ist.

Die Herrin aller Seelen weist mich darauf hin, dass Jesus in diesen Tagen den Seelen ein Zeichen setze für die Rückkehr der Seelen in Marias Herzen, um dort die Kraft zu schöpfen, ihre Lebenswerke zu vollbringen. Sie zeigt mir in Reihen von Bildern die spirituellen Hintergründe der Tage, an denen Jesus Sich vom Abend bis zum frühen Morgen in Betanien aufhält und vom frühen Morgen bis zum Abend in Jerusalem. Betanien und Jerusalem sind einer des anderen spiritueller Gegenpol. Jesus Selbst setzt das Jerusalem Seiner letzten Tage mit Satan gleich und Betanien mit Seiner Mutter Maria.

Hier der Vergleich:

BETANIEN

JERUSALEM

Friede des Herzens

Leiden und Unruhe

wunderschöne Landschaften, der Duft von Rosen, Obstbäume in voller Blüte

Getümmel von Menschen und ein Vorempfinden des Duftes von Leiden und Tod

Ruhe und Friede

ständige Angriffe auf Herz, Geist und Körper

Geborgenheit und Freundschaft (Jesus findet dort die tröstende Gesellschaft von Maria und Lazarus)

Feindschaft und Verrat (Jesus stößt unaufhörlich auf die giftigen Zungen von Pharisäern und Schriftgelehrten und auf die Sphäre des Verrats). Inzwischen knüpft Judas dort auch die Kontakte für den bevorstehenden Verrat.

Betanien ist vergleichbar mit dem Herzen Mariä. Maria vertritt dabei das Unsterbliche (wie mit der Auferweckung des Lazarus aus dem Tode symbolisiert).

Jerusalem ist mit der Höhle Satans vergleichbar, mit dem Verderben, mit einem Ort, an dem sich die Sünde anhäuft.

Marias Herz ist der Platz, wo Gott Seine höchste Verherrlichung findet und wo das Göttliche Leben in seiner Fülle blüht.

Jerusalem ist der Ort des Gottesmordes, des äußersten Zerstörungswerkes Satans, des Todes der Seele.

Betanien vertritt die Salbung Gottes mit parfümiertem Balsam (der Essenz aus der Blume der Heiligkeit) aus dem Krug (dem Körper, der Stofflichkeit, die gebrochen wird, um die Heiligkeit freizusetzen).

Jerusalem vertritt den äußersten Versuch, Gott zu verunreinigen, wo die Füße des Christus nicht während einer Balsamierung geküsst werden, sondern Sein Antlitz zum Verrat geküsst wird.

Jesus verbringt die Abende und Nächte in Betanien in ruhigen Gesprächen mit Seiner Mutter, Seinem Gastgeber und Seinen Gastgeberinnen (Lazarus, Maria Magdalena, Martha), und Seinen Aposteln, in tiefer Meditation, in stillem Gebet. Wie immer schläft Er ganz wenig. Es ist während einer Nacht in Betanien, dass Jesus mich zum Zeugen Seines Testaments der Liebe macht, das Er dem Ewigen Vater weiht.

Ich sehe und schreibe auf:

Ich sehe Jesus auf der großen Terrasse des Landguts von Lazarus in Betanien, wie ich dies ein paar Jahre zuvor bereits in einer Vision gesehen habe. Es dürfte höchstens zwei oder drei Tage vor Gründonnerstag sein, denn der Mond ist fast voll und in früheren Visionen über die Ereignisse im Garten von Gethsemani habe ich jedes Mal gesehen, dass es in der Nacht des Verrats an Jesus Vollmond war. Ich sehe Jesus in einem intensiven Gespräch zum Ewigen Vater. Ich lese in Seinem Herzen, das vor Verzückung zittert:

"O Mein Vater, die Stunde ist gekommen, um Dir Mein Testament der Liebe zu weihen. Zwar ist es Dir bekannt, da Unsere Herzen vor der Gründung der Erde bereits eins waren, aber trotzdem will Ich es Dir weihen, während Ich noch im Fleisch bin, damit es der Menschheit zu größerem Heil gereichen möge. Geruhe, es so anzunehmen, als ob es von allen Menschenseelen an Dich gerichtet würde. Ich weihe es Dir im Verborgenen, damit es offenbart werden möge, wenn Unsere Zeit dazu gekommen sein wird. Dies ist Mein Testament der Liebe: dass alle Seelen Mir nachfolgen sollen, indem sie die drei Wege Meines Lebens im Fleisch auch in ihrem eigenen Leben gehen:

1. indem sie Dich verherrlichen und Diejenigen, welche von Dir dazu gesandt werden, Deinen heiligen Namen zu vergegenwärtigen;


(Das dazugehörige Bild zeigt mir, dass Jesus hier eigentlich Sich Selbst, den Heiligen Geist und Maria meint — Jesus zeigt mir ebenfalls die Sakramente)

2. indem sie sich zu Unserer Ewigen Wahrheit bekennen, nicht nur in Worten, sondern auch durch das Vorbild eines heiligen und tugendhaften Lebens;

3. indem sie den Kelch annehmen, den Unsere Vorsehung für sie bereitet hat, Tag für Tag, in Liebe und ohne Auflehnung.

Dies, Mein Vater, ist es, wonach Ich Mich so sehr sehne, damit die Seelen die Früchte ernten mögen, die Du für sie bestimmt hast. Ich Selbst bin der Acker, der die Saat in Sich trägt. Bereits ist der Pflug im Anzug. Wenige Stunden noch und er wird die Hochzeit mit Meinem Blut schließen, damit die Saat für jede Seele reifen möge, welche die Ernte in der Stunde hüten wird, in der sie selbst dazu berufen werden soll, in Regen und Wind, unter der brennenden Sonne und unter dichten Nebeln.

O Vater, Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die wahre Liebe kennen lernen, das tiefe Wesen Unseres ganzen Tuns und Lassens und von ihrem eigenen Leben in Uns.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte spüren mögen, was ihren Gott in allen Seinen Verfügungen für ihren Lebensweg und für die ganze Menschheit treibt,

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die bedingungslose Liebe erkennen als die einzige Quelle des wahren Glücks, der wahren Freude, des wahren Frohmuts, des wahren inneren Friedens.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte in sich das Feuer finden mögen, sich selbst vollkommen zu verleugnen, damit alle ihre Mitgeschöpfe den wahren Frieden und das wahre Glück finden mögen, durch ihre Handlungen, ihre Worte und ihre Lebensweise.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte für alle ihre Mitgeschöpfe Zeichen und Quelle des wahren Lichts sein mögen: Zeichen und Quelle von Ermutigung, Hoffnung und Unterstützung.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die Liebe erkennen als das einzige Heilmittel für alle Unruhe, allen Zweifel, allen Unfrieden und alle Versuchung.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die wahre und aufrichtige Liebe erkennen als den einzigen Weg zur wahren inneren Befreiung und dadurch als den einzigen Weg zur Ewigen Glückseligkeit.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte Meine Mutter erkennen als die vollreife Frucht der Liebe und Sie in sich aufnehmen als die Stimme, das Licht und den Herzschlag ihres Gottes Selbst.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die Kraft erkennen mögen, die von der bedingungslosen Liebe ausgeht, dass sie erfahren mögen, wie das Blut ihres Gottes durch alle Beziehungen mit ihren Mitgeschöpfen in dem Maße hindurch strömt, in dem sie in allen ihren Mitgeschöpfen einen Keim ihres Gottes erkennen.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die Liebe verherrlichen werden durch die vollkommene Verleugnung ihres eigenen stofflichen Lebens und ihrer eigenen stofflichen Bedürfnisse, im Bewusstsein, dass Unser Geist sie dann über ihre Schwächen erheben wird.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte verstehen mögen, dass Ich von Dir gesandt worden bin als Verkörperung des allerheiligsten Bundes der Liebe zwischen Gott und ihnen selbst.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die Liebe erkennen mögen als die Göttliche Macht, die alle Finsternis besiegt.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die Liebe erkennen mögen als die Sonne, die alle Früchte ihrer Lebenswerke reifen lässt, damit diese ihnen die ewige Seligkeit bringen werden und bereits auf Erden den wahren inneren Frieden.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte begreifen und empfinden mögen, dass jedes Leid, das sie einem Mitgeschöpf zufügen, sie ihrem Gott zugefügt haben, dass nämlich ihr Gott eine Faser Seines Herzens in alle Seine Geschöpfe gelegt hat.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte lernen mögen, die unendliche Macht der erlösenden und heiligenden Liebe aus Unserem Göttlichen Herzen freizumachen durch die äußerste Anwendung der Vergebungsbereitschaft und der restlosen Versöhnung.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte Mich als die Mensch gewordene Liebe erkennen mögen, als das Vorbild für die Liebe, die durch die Annahme des Kreuzes befreit und verherrlicht, und dass sie Meine Werke erkennen und annehmen mögen als die Ernte der Ewigen Liebe".


Ich sehe jetzt Jesus mit den Aposteln auf dem Weg von Betanien nach Jerusalem. Es muss am frühen Morgen sein. Entlang dem welligen Weg sehe ich Äcker und Gärten, die deutliche Zeichen des Frühlings zeigen. Jesus läuft mit gebeugtem Haupt, lässt jedoch dann und wann Seinen Blick über die Landschaft neben dem Weg gehen. Sein Gesicht strahlt eine irgendwie geistesabwesende, sanfte Traurigkeit aus. Ich sehe in Seinem Herzen die nachfolgende Weihe:

"O Mein Vater, nicht mehr lange werden Meine Füße die Wege der Erde gehen. Wie schön ist doch Deine Schöpfung in dieser Zeit, wie trostlos ist allerdings der Anblick der Seelen. Noch gehe Ich den Weg nach Jerusalem, der heiligen Stadt, die ihre Heiligkeit an die Finsternis verkauft hat. Ich weihe Dir diese Reise zum Tempel, damit die Seelen alsbald geheiligt werden mögen, damit sie für Meinen Eintritt in ihren Tempel erschlossen werden mögen und der Frühling auch in den Seelen in seiner heiligen Schönheit blühen möge".

(Die Apostel sehen ernst aus, dennoch sehe ich einige von ihnen etwas unterdrückt lachen wegen einer leise ausgesprochenen Bemerkung von Thomas, die ich nicht wörtlich verstehe. Jesus betet in Seinem Herzen weiter):

"Vater, Ich bitte um Kraft für diese, die Mich drei Jahre lang in ihrer Mitte gehabt haben. Auch ihr Körper ist durch die langen Fußmärsche und die Sorgen um die Seelen gebrochen. Wie schwer werden die Herzen alsbald geprüft werden. Mögen sie die Kraft finden, mehr als je alles preiszugeben für die Freuden des Ewigen Frühlings in der Selbsthingabe für die Gründung Unseres Reiches. Selig die Seelen in allen Jahrhunderten, die in ihrem ganzen Herzen verstehen und spüren werden, wie groß die Nachempfindung dieser Stunden für die Erschließung der Schätze der Ewigen Glückseligkeit ist.

Ich weihe Dir alle Seelen, die durch die Jahrhunderte hindurch noch über die Wege der Erde gehen werden, damit das Ziel ihrer Reisen die Gründung Unseres Reiches auf Erden sein möge. Mögen alle Seelen sich den Eintritt in das Allerheiligste ihres Tempels zur Bestimmung ihrer Lebensreise machen: die volle Blüte der Heiligkeit, die Du ihnen bei ihrer Erschaffung gegeben hast. Möge Mein Weg ihnen zur Quelle von Liebe und Beseelung sein, möge Unser Geist ihnen die treibende Kraft zur Ausdauer schenken und möge die Blume Unseres Wohlgefallens (Jesus hat Marias Bild vor dem Geist) alle Seelengärten zieren und in den Duft der größten Heiligkeit untertauchen".

GRÜNDONNERSTAG

3.2.3 Der Garten Gethsemani

Nachdem Jesus mit Seinen Aposteln das Letzte Abendmahl abgehalten hat und ihnen gegenüber das ewig dauernde Erbe Seines Leibes und Blutes bestätigt hat, verlässt Er mit ihnen das Zönakel und zieht zum Garten Gethsemani. Unterwegs werden die Apostel bedrängt vom Anblick des Herrn, in Dem sich die geheimnisvolle Verfassung, von der sie in den vergangenen Stunden Zeugen gewesen waren, noch weiter zu vertiefen scheint. Jesus scheint zu schauen, aber nicht zu sehen. Es kommt ihnen vor, als ob Er 'schwebt' aber betrübt ist.

Der Garten Gethsemani ist vergleichbar mit einem stark bewachsenen Landgut oder Park. Jesus ist dort mit Seinen Aposteln bereits öfters gewesen, um sie in der Ruhe und im Frieden der vielen Olivenbäume zu unterrichten. Jesus liebt den Olivenbaum. Dieser Baum ist Symbol für den tiefen Frieden im Herzen und in der Seele, für die innere Ruhe der Seele, welche die Stürme der Welt in sich zu beherrschen weiß. Genau daher hat die Göttliche Vorsehung diesen Ort für den Anfang der eigentlichen Passion Christi auserwählt. Jesus wird hier den Orkan aller Sünden aller Seelen aller Zeiten in Sich ziehen, damit er sie allmählich in Seinem Göttlichen Herzen abbaut, indem er ihre vernichtende Kraft dem Bett des wahren Friedens Christi, der Unerschütterlichkeit der Gottheit, anvertraut. In dem Maße, wie die Sündhaftigkeit aus den Seelen gezogen wird, erhöht sich ihr wahrer Friede, oder bildlich ausgedrückt: In dem Maße wie die Seele ihre Erlösung zu vertiefen vermag, fangen in ihr die Olivenbäume an zu blühen. Dadurch dass Jesus hier in der Fülle Gott und Mensch zugleich sein muss, wird die Auseinandersetzung zwischen der Sündenmasse und Seinem eigenen vollkommenen Frieden in Seinem Inneren einen schrecklichen Kampf verursachen.

Es gibt noch einen anderen Grund, warum der Garten Gethsemani von Gottes Vorsehung zur Bühne des gewaltigen inneren Kampfes des Gott-Menschen auserkoren worden ist: Der Olivengarten befindet sich genau an dem Ort, wo sich bei der Schöpfung der Erde das irdische Paradies befand. An diesem Ort, wo das erste Menschenpaar die Erbsünde betrieb, wird der Neue Adam, der Gott-Mensch, der Messias und Christus, der Erlöser, das Todesurteil für die Folgen der Erbsünde unterzeichnen.

Über Jerusalem und dem Garten Gethsemani scheint der Vollmond als Symbol für das Licht Gottes in der Finsternis der Sünden, als Gottes Zeichen der Hoffnung. Jesus schaut nach dem Vollmond über dem Garten und aus Seinem Herzen wallen die nachfolgenden Worte zum Ewigen Vater auf, bezogen auf alle Seelen:

"Das Licht des Vollmondes werde Ich ihnen in der Trostlosigkeit ihrer Nacht zeigen...,"

(Jesus zeigt mir jetzt Maria, die Er vom Kreuz herab auf formelle Weise den Seelen geben wird. Er stellt hier Maria also symbolisch als den Vollmond dar und drückt den Göttlichen Plan aus, Maria den Seelen zu geben. Auch Maria Selbst verglich Sich bereits mehrmals mit dem Vollmond), und Jesus seufzt weiter:

"... damit sie ihre Finsternis erkennen mögen, aber auch die Hoffnung auf den Sieg des Lichts".

Diese Worte sind sehr inhaltsreich: Maria wird als Diejenige vorgestellt, Die das Licht Gottes ungehemmt und in seiner Fülle zu den Seelen weiter strahlt. Jesus stellt dabei Maria zum Vorbild vollkommener Heiligkeit und zum Zeichen der Hoffnung für die Seelen hin, die an der Fähigkeit der geschaffenen Seele, die wahre Heiligkeit zu erreichen, zweifeln sollten.

Während Jesus Sich zwischen den Bäumen und Sträuchern zur Erde niederwirft, blitzt buchstäblich die ganze Heilsgeschichte an den Augen Seiner Seele vorbei. Er sieht dabei das Grauen der unzähligen Milliarden Sünden aller Seelen durch alle Jahrhunderte hindurch, die Er hier in Sein Herz zieht, um diese abzubüßen. Hier das Bild: Der Erlöser liegt mit Seiner Brust gegen die Erde gedrückt, als Ausdruck dafür, dass Er die ganze Welt und alle Sünden in Sich zieht. Die ersten Bilder, die Jesus hier im Inneren schaut, sind jene der Erbsünde, die Jahrhunderte vorher an diesem Ort begangen worden ist. Sein Körper bebt und zittert wie in heftigen Krämpfen. Der Messias seufzt: "Meine Seele ist betrübt bis in den Tod". Mit diesen Worten deutet Er an, dass der Druck aller Sünden auf Seine Seele so schwer ist, dass es Ihm vorkommt, als ob Sein Herz unter der Last brechen würde.

Genau auf dem Gipfel dieser emotional zerschmetternden Last seufzt Jesus: Vater, möge dieser Kelch an Mir vorübergehen".

Der Erlöser zeigt hier die Schwachheit des Menschen unter dem Druck der Prüfungen, zeigt jedoch sofort die von Gott erwartete Reaktion in dem Seufzer: "Nicht Mein Wille geschehe, Vater, sondern der Deine".

Die menschliche Schwachheit wird hier unmittelbar durch den Ruf aus dem Kern der Seele besiegt, die sich mit Gott eins weiß, und bezeugt in diesem letztgenannten Seufzer die vollkommene Hingabe an Gottes Willen zu Diensten von Gottes Heilsplan. Jesus setzt dadurch das Vorbild für die fortwährende Bereitschaft der Seele, ihren menschlichen Willen vollkommen in den Dienst von Gottes Willen zu stellen, weil dies der einzige Weg zur vollkommenen Fruchtbarkeit ist. Er zeigt hier auch die Notwendigkeit, dass die Seele sich immer ihrer wahren Berufung bewusst sein soll. Die Berufung Jesu besteht aus der Erlösung der Seelen. Er weiß, dass Er Sich Selbst, die ganze menschliche Komponente Seines Wesens, bis zum Äußersten verleugnen muss, um dies zu verwirklichen. Deshalb erklärt Er Sich sofort eins mit dem Willen Gottes. Der Wille Gottes ist die Quelle aller Kräfte, die auf die Vollendung des Heilsplans für alle Seelen aller Zeiten gerichtet sind. Sich mit dem Willen Gottes eins zu machen, bedeutet daher: die eigene Lebensberufung suchen und versuchen, diese zu vollenden. Für Jesus kann dies nicht anders geschehen, als dadurch, dass Er den bitteren Kelch bis zum letzten Tropfen leert, mit vollkommener Selbsthingabe, die in makelloser Liebe vollzogen werden muss.

In Jesus vollzieht sich ein schrecklicher Kampf, der auf eine außergewöhnliche Weise sehen lässt, was in der Seele unter Einfluss der Sünde geschieht: Gott beginnt, Wasser und Blut zu schwitzen, als Symbol für die Tatsache, dass die Seele durch die Sünde das Göttliche Leben verliert (das Blut Jesu = Träger des Göttlichen Lebens).

Weil Jesus den Willen Gottes als den einzigen Faktor angenommen hat, der Sein weiteres Schicksal bestimmen wird, wird Ihm ein Engel zur Unterstützung gegeben. So wird es mit jeder Seele geschehen, die ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche den Bedürfnissen von Gottes Heilsplan für alle Seelen unterordnet. Im Herzen Jesu lese ich die Worte:

"O Mein Vater, wie schwer wird Mein Herz durch den schrecklichen Anblick der Sündenbürde der Seelen heimgesucht. Die Sünden sind zahlreicher als das Tausendfache aller Sterne, ihre Tragweite größer als die Unendlichkeit der Finsternis zwischen den Sternen. Siehe, Ich biete Dir Mein zermalmtes Herz, damit das Reifen des Keimes der aufrichtigen Reue in Seelen erkauft werden möge.

O Vater, ist jedes Auflodern von Reue in einer Seele nicht wie ein Stern am nächtlichen Himmel? O, wie viel Reue muss dargebracht werden damit alle Finsternis am Firmament in Licht verwandelt werden kann und die Menschheit mit einem Mantel Göttlichen Lichts bekleidet werden möge. Nirgends begegnet die Seele ihrem Gott auf innigere Weise als in der Reue über ihre Sünden und Schwächen. In der Reue wird die Hochzeit zwischen der Liebe und dem Erkennen von Gottes Absichten geschlossen. In der reumütigen Seele reift der Keim des Plans, den Gott mit ihr hat: Sie versteht plötzlich, was Gott mit ihr vorhat und wie sehr sie diesen Plan gestört hat, und sie liebt ihren Schöpfer wegen der Größe Seiner Werke in ihr und durch sie: O welche Demütigung für den listigen Verführer ist die Reue der Seele.

O Vater, diese Nacht gebe Ich Dir Mein Herz im Tausch für die Sendung Unseres Geistes, damit der Keim der Reue in vielen reifen möge".


Dies ist die Liebe Gottes in der Fülle ihrer Auswirkung: Jesus steht auf der Schwelle der vollkommenen Vernichtung im Fleisch, ist Sich der Tragweite Seines kommenden Leidenswegs bewusst und denkt dennoch nur an die Vollendung des Heils der Seelen. Letztendlich muss die Erlösung tatsächlich durch die heiligende Wirkung des Heiligen Geistes in der Seele vollendet werden.

Während Jesus Seinen schrecklichen Todeskampf im Herzen durchmacht, wendet Er Sich bis drei Mal an Petrus, Johannes und Jakobus. Er trifft sie jedes Mal wieder schlafend an, trotz der Mahnung Jesu zu wachen und zu beten. Jesus bringt hier zum Ausdruck, dass Gott Sich wünscht, dass Seelen in Not immer mit dem Gebet anderer Seelen rechnen können. Die schlafenden Apostel drücken hier aber auch das Gewissen aus, das einschläft, während die Sünde überall auf der Lauer liegt und sich der Seele naht (wie Judas Iskarioth inzwischen dabei ist, sich dem Garten von Gethsemani mit einem Gefolge von Dienern der Hohepriester zu nähern, wie näher heranschleichende Teufel). Jesus weckt die schlafenden Apostel jedes Mal wieder als Zeichen dafür, dass Gott die 'schlafenden' Seelen immer wieder wach rüttelt. Die eingeschlafenen Apostel symbolisieren also die Seelen, die in spiritueller Hinsicht einschlafen, weil sie sich keiner Bosheit bewusst sind und daher so anfällig werden für alle mögliche Verblendung: Diese Seelen merken nicht, dass die Teufel näher heranschleichen. Die wachende Seele im innigen Kontakt mit Gott (wie Jesus hier) sieht dies durchaus tief in sich selbst und ist sich inzwischen der Sündhaftigkeit der Seelen völlig bewusst.

Während dieser ganzen Vision erfahre ich in meinem Körper intensive Schmerzen im linken Lendenbereich und ich sehe, wie Jesus jedes Mal wieder vornüber zusammengesunken sitzt. Der Schmerz im linken Lendenbereich stellt sich als Krampf im Milzbereich heraus. Die Milz ist ein großes Zentrum innerhalb des Immunsystems des Körpers (des Systems, das im Körper Krankheitserreger bekämpft). Dieser Schmerz während dieser Vision wird mir als Symbol für den Kampf der Seele gegen die Sünde erklärt, welche die Seele infiziert und krank macht. Jesus kämpft im Olivengarten buchstäblich gegen alle Sünden der Menschheit aller Zeiten, die Er auf stellvertretende Weise in Sich gezogen hat. Es ist, als ob 'die Milz' auf der Ebene Seiner Seele die schreckliche Giftwoge der Sünde aller Zeiten zu verarbeiten bekommt und dieses durch intensiven Druck und stechende Schmerzen ausdrückt.

Judas Iskarioth und das ganze Gefolge von Gerichtsdienern nähert sich jetzt mit Fackeln, als Symbole für die Irrlichter der Welt, die Scheinlichter aller Irreführung, die vom weltlichen Denken und Sehnenausgehen, von allem Materialismus, von allem Unglauben und Unverständnis hinsichtlich des wahren Lichtes und der Wahrheit Gottes.

Im Olivengarten (mit dem Olivenbaum als Symbol für den wahren Frieden) wird das Licht der Welt gefangen genommen, damit Er dem großen Konflikt zwischen Wahrheit und Unwissenheit, zwischen Liebe und Bosheit, zwischen Licht und Finsternis (Symbol für gewollten Unfrieden) preisgegeben wird. Der große Konflikt wird bald bereits eine Vorabbildung in der Art und Weise finden, auf welche das Aufeinandertreffen zwischen den beiden Parteien stattfindet. Beim Eintreten der Gerichtsdiener in den Hof fragt Jesus sie, wen sie suchen. Sie antworten Ihm: 'Jesus, den Nazarener'. Als Jesus daraufhin sagt: "Das bin Ich", fallen sie zu Boden, als Symbol für die Tatsache, dass die Lügen, die Sünde, die Verblendung nicht der Stimme der Wahrheit gewachsen sind, und dadurch dass sie sich durch die Wahrheit (das Licht) überwältigt fühlen, sich so fest wie möglich an das Irdische festklammern, gleichsam 'blitzschnell zu der Erde zurückkehren' (zur Erde fallen).

Judas küsst Jesus als Erkennungszeichen für jene, die Ihn suchen und nicht sicher sind, wie Er aussieht. Die Lüge, die Finsternis kennt ja die Wahrheit, das Licht, nicht, oder noch genauer ausgedrückt: Sie können sie nicht fassen, sie verstehen sie nicht und sie erkennen die Wahrheit nicht, sogar wenn diese in der eigenen Umgebung lebt. Die sündige Seele (hier durch Judas symbolisiert) ist außerdem sogar so unverschämt, dass sie Gott verrät, während sie sich des Zeichens der Liebe (des Kusses) bedient. Es wird in der Heilsgeschichte sehr oft vorkommen, dass Seelen scheinbar (für das Auge der Welt) die Liebe leben und sie anwenden, jedoch in Wirklichkeit Jesus verraten und Ihn der Verurteilung und dem Tode ausliefern. Judas hat Jesus drei Jahre lang in unzähligen Situationen gekannt. So werden auch in allen Jahrhunderten zahllose 'Christen' Jesus nicht wirklich erkennen und also nicht als echte Christen leben.

Petrus zieht inzwischen das Schwert und haut das Ohr des Gerichtsdieners Malchus ab. Durch das Abhauen des Ohres zeigt Gottes Vorsehung ein Symbol für die Seelen, die nicht auf die Wahrheit hören wollen, die sie hören, doch sie nicht in sich zulassen und also auch nicht anwenden, die also mit der Liebe und dem Licht in Berührung kommen, doch dies nicht für ihre eigene Bekehrung anwenden. Jesus aber heilt das Ohr, sogar noch unter diesen Umständen, und deutet damit an, dass Er in allen Zeiten weiterhin für die Bekehrung jener leiden wird, die nicht auf Gottes Worte hören wollen und die die Propheten von Gottes Wahrheit verfolgen.

So wird Jesus dann aus dem Olivengarten (dem Symbol für den Frieden) weggeführt zu den Hohepriestern. Begreifen wir die tiefe Bedeutung dieses Bildes: Die Finsternis versucht, jede Seele aus dem Frieden ihres Herzens wegzuziehen, um sie zur Unruhe der weltlichen Dinge zu führen. Jesus wird aber in den kommenden Stunden mehr als je zeigen, dass das Leben erst seinen wahren Wert erhält, wenn die Seele sich nicht des inneren Friedens berauben lässt, wenn sie in aller Unruhe, die sie umgibt, tief im eigenen Herzen den wahren Frieden des Lebens mit Gott sucht. Aus der Erfahrung des inneren Friedens heraus macht die Seele ihre wahre erlösende und heiligende Kraft frei. So hat Jesus es vorgelebt.

3.2.4 Die Verhöre

Später am Abend bekomme ich Bilder und Gefühle über die Verhöre bei den Hohepriestern. Jesus spricht bemerkenswerterweise wenig, auch nicht beim Hören der vielen Unwahrheiten und schamlosen Lügen, die über Ihn ausgegossen werden. Der Grund dafür liegt in einer Erwägung äußerster Liebe: Jesus berücksichtigte die Tatsache, dass das Sagen der Wahrheit gegenüber einer Seele, die absolut nicht reif ist, die Wahrheit in sich aufzunehmen und etwas damit zu tun, dieser Seele zur Verurteilung gereichen kann. Je mehr eine Seele über Gottes Wahrheit erfährt, desto mehr wird von ihr erwartet, dass sie diese Wahrheit als Nahrung in sich aufnimmt.

Die Hohepriester waren sehr tief in dem jüdischen Glauben (dem Alten Testament) verwurzelt und hatten auch aus Gründen des sozialen Prestiges jegliches Interesse daran, ihre Position aufrecht zu erhalten. Aus weltlicher Sicht konnten sie es sich kaum leisten, die Person und die Lehre Jesu objektiv zu beurteilen. So waren sie voreingenommen und planten ohne weiteres, es derart einzufädeln, dass Jesus verurteilt und aus dem Weg geräumt werden soll. Jesus, Der ihr Herz und ihre Seele durchschaute und wusste, dass sie nur mit einer einzigen Absicht auf Seine Worte hören würden, nämlich um Ihm eine strafbare Aussage anhängen zu können, hielt Sich zurück, viel zu sagen. Jedes Wort von Ihm, das sie nicht näher zu einer gründlichen Bekehrung bringen würde, würde ihnen gemäß dem Gesetz der Göttlichen Gerechtigkeit als eine Schuld angerechnet werden. Weil Jesus auf die Welt gekommen war, um alle Seelen zur einzigen Wahrheit Gottes zu bringen, hielt die Liebe Ihn davor zurück, Seine Verurteiler noch tiefer in den Abgrund stürzen zu lassen. Genau aus demselben Grund wird Jesus am nächsten Morgen kaum zu Pilatus sprechen.

Ich lese im Herzen Jesu und fühle dort, wie sehr Er während der Verhöre ununterbrochen in Gott und in dem Kern des Heilsplans verwurzelt bleibt. Sein Denken steht fast auf Null, Sein inneres Leben besteht aus nichts als Gefühl. In dem Maße, wie die körperlichen Qualen vom Schlagen, Stoßen, Stürzen und Verwundungen durch die Stricke, mit denen Er aus dem Garten Gethsemani weggeführt worden ist, zunehmen, richtet Er Sein Herz intensiver auf das Herz des Ewigen Vaters.

Ich werde zum Zeugen eines wunderbaren Dreiecks von Licht zwischen Jesus, dem Ewigen Vater und Maria (die sich nicht in der unmittelbaren Nähe von Jesus befindet). Das Strömen von Liebe und von ausgetauschten Gefühlen zwischen diesen Dreien ist unbeschreiblich. Maria empfindet aus der Ferne (manchmal befindet Sie Sich ein paar Kilometer von Jesus entfernt) alles (die Empfindungen Jesu an Herz und Körper) bis in die Einzelheiten in Ihrem eigenen Herzen und Körper, als ob Sie und Jesus dasselbe Herz und denselben Körper teilen würden. Ich spüre, wie im Körper Jesu jede Faser flimmert und vibriert vor Spannungen und Qualen in Muskeln, Bindegeweben, Haut, Blutgefäßen…, dennoch erfahre ich, wie Sein Herz gleichzeitig Lobgesänge an den Ewigen Vater richtet wegen Seiner Vorsehung, die verfügt hat, dass Er (Jesus) dies alles jetzt durchmacht.

Ich spüre, wie dieses Göttliche Herz auch Gefühle der Hoffnung und Ermutigung an das Herz Seiner Mutter richtet. Während Sein Herz sich tiefer in das Bewusstsein der Vollziehung des Heilsmysteriums begräbt, ist es, als ob Jesus unaufhörlich Wogen von Licht in die Finsternis treibt. Jesus übersteigt jetzt die elenden Gefühle Seines Körpers durch eine versengende Sehnsucht, Seelen der ewigen Finsternis zu entziehen.

Ich bekomme in Bezug auf Jesus das Bild von jemandem, der an unermesslichen Rosenfeldern entlang läuft und in einem unvorstellbaren Fieber (wie in einer Besessenheit von Liebe) und in einem Eiltempo eine Rose nach der anderen zu pflücken beginnt. Bei jeder Rose reißt er sich die Hände weiter und weiter an den Dornen auf, und je heftiger er blutet, desto glühender pflückt er, wie in einem Rennen gegen die Uhr (jede gepflückte Rose ist eine erlöste Seele). Jesus ist Sich Seines körperlichen Elends völlig bewusst, überwindet jedoch diese Gefühle mit Feuer: Je mehr Er leidet, desto inbrünstiger opfert Er dieses Leiden Seiner unvorstellbaren Sehnsucht auf, Seelen der Finsternis zu entreißen und sie für das Licht der Ewigen Glückseligkeit zu erschlieβen. Nun lese ich in Seinem Herzen die Anrufung:

"Vater, lebe in Mir, denn es ist jetzt oder nie. Es muss vollbracht werden. Kann die wahre Göttliche Liebe der Versuchung erliegen?"

(Jesus zielt hier auf die Macht der wahren Liebe über alle Prüfungen des stofflichen Lebens ab.)

Ich spüre, wie Jesus zu einem gewissen Zeitpunkt einen ekelhaft-bitteren Geschmack in den Mund bekommt. Ich lese in Seinem Herzen, wie intensiv Er all Seine Empfindungen auf Symbole des Lebens zu richten sucht, die Er im Geiste heraufbeschwört: Blumen, eine himmelblaue Luft, aber auch häufig die Seele Marias und andere Seelen. Ich sehe ebenso ganz abstrakte Bilder, von denen mir erklärt wird, dass sie Göttliche Mysterien symbolisieren. Es ist klar, dass Jesus in Sich die unendliche Macht der Liebe zusammenballt wie ein Schild gegen Seine körperlichen Empfindungen.

Um die Zeit der Verhöre und der Überführung Jesu zwischen verschiedenen Gebäuden wird Er von Petrus drei Mal verleugnet. Petrus zeigte wenige Stunden zuvor noch den menschlichen Übermut, indem er Jesus versicherte, dass er sein Leben für Ihn geben würde, doch zeigt hier jetzt die Schwachheit in der Prüfung, wenn das eigene stoffliche Wohlbefinden bedroht wird. Wenn der Hahn kräht, hat dies für Petrus die Wirkung einer plötzlichen Bewusstwerdung. Jesus hat ihm prophezeit, dass er Ihn drei Mal verleugnet haben wird, bevor der Hahn krähen werde. Das Krähen des Hahnes zeigt Jesus mir als das Symbol für die Morgendämmerung: der Anfang eines neuen Tages. Für Petrus bedeutet dies der Anfang der Einkehr über seine Schwachheit. Petrus wird sich die kommenden paar Tage vollkommen von allen zurückziehen, um seine Sünde zu beweinen. Für die Menschheit als Ganze kann dieser Hahnenschrei als der Ankündiger der Morgendämmerung des großen Tages aus der Heilsgeschichte betrachtet werden: Karfreitag, der Tag, ab welchem die Sonne nie mehr untergehen wird für jede Seele, die bereit sein wird, wirklich für das Licht zu leben und die Finsternis in der Seele mit den Nägeln aller körperlichen Prüfungen zu kreuzigen.

Vor und während der dreifachen Verleugnung steht Petrus an einem Feuer, das außerhalb des Palastes des Hohepriesters angelegt ist, und wärmt sich. Ein mächtiges Symbol: Der Hohepriester, Galionsfigur des erstarrten Zweiges des Judentums, das Christus nicht als den Messias anerkennen wollte, steht Auge in Auge mit Jesus, dem Feuer der wahren Liebe und dem Licht von Gottes einziger Wahrheit, doch er erkennt Gottes Liebe und Wahrheit nicht. Außerhalb seines Palastes symbolisiert das angelegte Feuer die Tatsache, dass die Seele, die Christus nicht anerkennen will, das Feuer von Gottes Liebe und das Licht von Gottes Wahrheit aus den eigenen Mauern hinaus verbannt und es trotz der Nähe nicht sieht.

KARFREITAG

In meinem eigenen Körper ist die Nacht vom Gründonnerstag zum Karfreitag eine sehr unruhige Nacht von Krankheit und sehr ungewöhnlichen Schmerzen. Jesus lässt mich verstehen, indem Er jedes Mal wieder in mein Herz flüstert: "Nimm an den Verfassungen Meines Herzens und Meines Fleisches teil". Ich fühle mich weiterhin fiebrig. Es scheint, als ob die Schleimhäute und Organe meines ganzen Körpers in Brand stehen, als ob sie austrocknen. Ich kann die Gefühle kaum beschreiben. Maria erinnert mich an die Tatsache, dass Jesus seit vielen Stunden nicht getrunken hat, inzwischen sowohl im Zönakel als auch im Garten Gethsemani sehr heftig transpiriert hat und auf dem Weg aus dem Garten zum Palast des Hohepriesters hin so sehr gehetzt worden ist, dass diese Strecke eine schwere Anstrengung geworden ist. Er fühlt Sich in dieser Nacht bereits weitgehend ausgetrocknet.

Bemerkenswert sind in meinem Körper die Schmerzen am Herzen (Krämpfe und eine Art schwerer Druck) und an der Leber (Stechen). Diese Schmerzen werden mir erläutert als der Druck der Sündenmasse gegen die Liebe in ihren vielen Erscheinungsformen (das Herz als Zentrum für das Durchströmen der Liebe), beziehungsweise die enorme Unreinheit der Seelen in Handlungen, Worten, Gedanken, Gefühlen und Wünschen (die Leber als Reinigungsorgan).

Nachdem Jesus die Nacht als Gefangener im Palast des Hohepriesters verbracht hat, wird Er am Freitag in der Frühe zu Pilatus gebracht. Die jüdischen Behörden wollen unbedingt sicher stellen, dass Er verurteilt wird, können dies jedoch nicht selbst tun, weil das Land unter römischer Besatzung lebt und das römische Gesetz in Anwendung ist. Innerhalb des römischen Gesetzes gibt es keine Bestimmungen im Zusammenhang mit Gotteslästerung. Daher hörte der römische Prokurator (der Vertreter des Kaisers von Rom für das besetzte Gebiet Israel) Pontius Pilatus nicht auf die Forderungen, die ihm die jüdischen Behörden vorbringen. Pilatus will Jesus also freilassen, denn nach dem römischen Gesetz hat Er keine Straftaten begangen.

Weil er den Druck, der durch die Juden auf ihn ausgeübt wird, abwenden will, beschließt Pilatus, eine Art Zeichen zu setzen, indem er Jesus geißeln lässt, in der Hoffnung, dass die Juden damit zufrieden sein werden.

Vor der Geißelung bietet Jesus dem Ewigen Vater Seinen Körper an zur Abbüßung aller Eitelkeit, jedes Gebrauchs des Körpers für Zwecke, die von Gottes Heilsplan wegführen und welche die Sündenbürde vergrößern, zur Abbüßung jeder Gelegenheit, wobei Menschen ihren Körper zum Mittelpunkt ihres Empfindens, ihrer Wünsche und ihrer Zielsetzungen machen und sie das Wohl der Seele vernachlässigen, kurzum: Er opfert Seinen Körper, um die Gnade einer neuen Vergeistigung für die Seelen zu erkaufen.

Vor der Erbsünde lebten die beiden ersten Seelen (Adam und Eva) in Vergeistigung, auf Gott gerichtet. Durch die Erbsünde verloren sie das Geschenk des Göttlichen Lebens und wurde das Empfinden des menschlichen Wesens immer mehr am Physischen orientiert. Jesus schritt auf die Geißelsäule zu dem Innenhof der römischen Burg in Jerusalem, Sein Herz vollkommen in dem glühenden Sehnen versunken, dass die Seelen wieder von ihrer Körperlichkeit loskommen und intensiver auf die ewigen Bedürfnisse der Seele konzentriert leben sollen.

3.2.5 Die Geißelung

Bei der Geißelung wird ganz deutlich, wie sehr Satan darauf abzielt, in Jesus die ganze Menschheit buchstäblich in Stücke zu schlagen. Gemäß dem jüdischen Gesetz, an das das römische Strafrecht an und für sich nicht gebunden ist, gilt die Regel '40 weniger 1'. Das bedeutet, dass ein Bestrafter maximal vierzig Geißelschläge bekommen darf, dass jedoch, um dieses Maximum sicher nicht zu überschreiten, aus Vorsicht tatsächlich maximal neununddreißig Schläge verabreicht werden. Ein Gegeißelter kann also im Prinzip zum Ende hin abzählen. Bei Jesus wird diese moralische Hilfe weggenommen, denn aus einem Grunde, der nur in der Göttlichen Vorsehung in Bezug auf das Erlösungsmysterium beschlossen liegt, bekommt Jesus viele Dutzend Male diese reglementierte Anzahl von Geißelschlägen, sodass Er tatsächlich keine Ahnung hat, wann es enden wird. Diese Züchtigung sollte schließlich mehr als vierzig Minuten lang ununterbrochen dauern, was vor dem Hintergrund der gesetzlichen Vorschriften vollkommen unerklärlich war, und dies umso mehr, weil Pilatus vorab erklärt hat, dass er "überhaupt keine Schuld in diesem Menschen sah". Zu einem gegebenen Zeitpunkt höre ich aus dem Herzen Jesu das nachfolgende Gebet zum Vater aufwallen:

"Möge Meine Hingabe in diese quälende Unsicherheit für alle Seelen die Fähigkeit eines blinden Glaubens erkaufen, damit sie nicht während lange andauernder Prüfungen wanken".

Während der Geißelung lese ich ständig im Herzen Jesu, wie Er versucht, Sich moralisch aufrecht zu erhalten, trotz der unvorstellbaren Qualen: Aus Seinem Herzen wallen endlose Reihen von Bildern zum Ewigen Vater empor. Das innerliche Formulieren von Worten wird Ihm fast unmöglich gemacht, dadurch dass das Aufreißen von Blutgefäßen und Nerven Ihn gleichsam vor Qual vollkommen umnebelt. Sein Geist, alles verstandesmäßige Denken, scheint bald in eine andere Welt abzugleiten. Das Blut fließt bald aus unzähligen Wunden, sodass dieser hochheilige Körper, der außerdem seit ungefähr fünfzehn Stunden keine Nahrung und kein Wasser mehr in sich aufgenommen hat, von Minute zu Minute weiter an Kraft verliert.

Die Bilder dieses abstrakten Gebets im Herzen Jesu werden mir in den nachfolgenden Worten 'übersetzt':

"Mein Vater, Ich lasse Meinen Körper zerreißen, damit die Macht aller Eitelkeit, aller Verführungen, die sich des Körpers als Mittel bedienen, und die Tyrannei aller körperlichen Genusssucht in allen Seelen, die wahrlich erlöst werden wollen, zerrissen werden mögen. Ich lasse Meine Blutgefäße aufreiβen, damit das ganze Gift körperlicher Versuchungen, das Ich durch die Macht der Liebe in Mich gezogen habe, mit Meinem Blut aus den Seelen getrieben werden möge. Jeden dieser Schläge richte Ich gegen die Tore der Hölle. Ich bitte Dich, dass viele Seelen in allen Jahrhunderten in Reumütigkeit die tiefe Bedeutung dieser Geißelung begreifen mögen, damit durch jede Äußerung von Reumütigkeit die Wirkungen dieser Geißelung gegen den Fürsten der Finsternis wiederholt werden mögen und diese Wirkungen seine Werke der Zerstörung zerspalten mögen".

Jesus gibt in diesen Worten ein musterhaftes Beispiel für die Möglichkeit, sogar das grausamste Leiden, das von Menschen angetan wird, gegen die Finsternis anzuwenden. In dem Maße, in dem Seelen in Liebe und voller Annahme ihre Leiden Gott aufopfern, wird dieses Leiden als ein Werkzeug der Gnade benutzt, wodurch die Finsternis sich selbst unwirksam macht. So würde die Menschheit die Erlösung in kurzer Zeit vollenden können, wenn alle Seelen ihre Leiden ausdrücklich gegen die Finsternis weihen würden. Es ist das Versäumnis der Seele, ihre Leiden in Liebe zu weihen, das ihre Erlösung und Heiligung erschwert. Die Herrin aller Seelen wies bereits mehrmals darauf hin, und die Art und Weise, in der Jesus alle Elemente der Passion angeht, bestätigt dies. Schließlich geht es hierbei um ein Heilsgesetz aller Zeiten:

Leiden + Liebe + Hingabe/Weihe =

Erlösung = Ewiges Glück


Einmal während der Geißelung, die scheinbar nie enden will, lese ich im Herzen Jesu:

"O Vater, möge eine der Früchte dieser Qualen sein: dass die Seelen alle ihre Prüfungen im Bewusstsein annehmen, dass nichts, keine einzige Qual, ein Leben an sich führt noch ein Endpunkt bedeutet: Alles endet einmal, und nach der Qual im Dienst an Gottes folgt Glückseligkeit, ja diese wird während der Qual bereitet, wie die Traube zunächst gepresst werden muss, um danach als der Wein zu erfreuen, der Kraft schenkt. Ich bitte um Kraft für alle Seelen, die durch die Qualen der Welt verfolgt werden und dadurch vergessen oder nicht mehr glauben können, dass Du, Vater, ein Gott der Liebe bist und dass der feste Glauben an Deine Liebe alle Striemen im Herzen und in der Seele heilt".

Jesus betont hier nochmals das obengenannte Heilsgesetz, für welches Er die ganze Passion hindurch das größte Vorbild aus der Geschichte gegeben hat.

Nachdem Er vielleicht bereits mehrere Hunderte von Geißelschlägen bekommen hat (ich sehe, wie Jesus in diesem Augenblick bereits mehr tot als lebendig erscheint), wallt in Seinem Herzen der nachfolgende Beweis vollkommener selbstverleugnender Liebe auf:

"O Vater, sogar wenn jeder dieser Schläge nur eine einzige Seele erlösen sollte, bitte Ich Dich, dass diese Geißelung niemals aufhören möge".

Die Geißelung kommt mir wie eine Ungerechtigkeit vor, die das Herz zerschmettert, doch an erster Stelle lehrt sie, wie unvorstellbar groß der Bedarf an Abbüßung der Entgleisungen der Körperlichkeit der Menschheit ist. Alle Bilder, die Jesus hier innerlich schaut, machen Ihn außerordentlich entschlossen in der Ausdauer in dieser schrecklichen Qual. Während jeder Phase Seines Leidens sieht Jesus im Inneren sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft der ganzen Menschheit, was Ihn bis in den tiefsten Kern Seiner Seele moralisch quält: Er sieht alle Sünden, Untugenden, Entgleisungen, allen Missbrauch der unterschiedlichsten Merkmale und Eigenschaften des Menschseins. Er schaut jeden Missbrauch der Körperlichkeit, Erotik als Zielsetzung und Mittelpunkt des Lebens, Verwöhnen des Körpers, Genusssucht, das Organisieren des ganzen Lebens rund um die Befriedigung aller physischen Bedürfnisse, das Scheuen aller Aufopferungen und Prüfungen.

Ich sehe, wie in einem Fieber, wie lange Reihen von unzähligen Bildern, am Geist Jesu vorbei blitzen unter anderem das Bild, in dem bei jedem Geißelschlag eine Blume (Symbol für Göttliches Leben) ihr Parfüm (Heiligkeit) freisetzt und über die Seelen verbreitet. Weiterhin ein Bild, in dem jeder Geißelschlag eine Wolke von Gnaden aufspaltet. Während dieser ganzen Erfahrung überrascht mich die genaue Übereinstimmung mit der üblichen Weise, in der die Herrin aller Seelen mich unterrichtet und ausbildet: Es zeigt sich, wie sehr Jesus und Maria "denken“ und betrachten in Bildern, in denen deutlich gemacht wird, welche Parallelen es gibt zwischen natürlichen und übernatürlichen Phänomenen und wie die Seelen lernen können, sich die übernatürliche Wirklichkeit vorzustellen in Bildern, mit denen sie durchaus vertraut sind (das Göttliche Leben als eine Blume, die Heiligkeit als Parfüm, ein Geißelschlag als das Öffnen einer Wolke von Gnaden, das Bluten Jesu als das Austreten Göttlichen Lebens aus dem Körper des Gott-Menschen, um die Seelen zu befließen, usw.). Alle Unterrichtungen, Offenbarungen und Aussagen der Herrin aller Seelen strotzen ebenfalls vor diesem bildreichen Sprachgebrauch. Dadurch wird mir nachgewiesen, dass es absolut kein Zufall ist, dass Maria mich von Anfang an lehrte, all mein Denken und inneres Schauen in solchen Bildern zum Ausdruck zu bringen: Dies ist die Sprache, die 'Kommunikations- und Denkweise' des Himmels selbst.

Nach der Geißelung, die mehr als 40 Minuten gedauert hat, fühlt Jesus Sich im Fleisch vollkommen gebrochen und völlig in Seinen Kräften ausgelöscht. Wir müssen dabei bedenken, dass Er bereits monatelang sehr ermüdet war, ganz wenig geschlafen und sehr wenig gegessen hatte, und dass Er seit dem Letzten Abendmahl am vorigen Abend keinen Tropfen mehr getrunken hatte, allerdings inzwischen reichlich transpiriert und geblutet hatte. Ich sehe Ihn jetzt außerdem vor Fieber glühen (aufgrund der unzähligen Geißelwunden, die sofort infizieren), zittern aufgrund unzähliger Nervenreizungen in allen Teilen Seines Körpers gleichzeitig (viele Nerven sind durch die Geißelung aufgerissen oder schwer beschädigt).

Das Funktionieren Seines Geistes scheint abgeschaltet zu sein, sodass Er alles um Sich herum wahrnimmt wie jemand, der in einem Käfig aus Milchglas gesperrt ist. Die Gehörseindrücke sind vage, ineinander hinüberfließende Töne. Worte, die Er hört, scheinen keinen Sinn mehr zu machen. Dennoch opfert Jesus noch immer (in Bildern, nicht in formulierten Worten), und ich lese in Seinem Herzen die Worte:

"Lass die Seelen doch begreifen, wie sehr der Hochmut und der Stolz die Seele benebelt und sie von Gottes Wirklichkeit abschneidet".

Jesus richtet dieses Gebet in dem Augenblick zum Vater, in dem die Vorbereitung für die Dornenkrönung begonnen hat. Ich sehe Ihn dabei auf etwas sitzen, das einem Klotz gleicht. Er bietet den Anblick von jemandem, der ganz und gar nicht mehr von dieser Welt ist, der nicht mehr nachdenkt, in dem der Körper am Sterben ist, die Augen ausgelöscht, der Geist in einem Delirium und die Seele vollkommen in der nichtstofflichen Wirklichkeit versunken.

3.2.6 Die Dornenkrönung

Soldaten flechten für Jesus eine Krone von Dornen, die sie Ihm auf das Haupt drücken. Mit dieser Krönung will Gottes Vorsehung zeigen, wie die Arroganz, der Hochmut und der Stolz eine Seele verwunden. Die Seele erhebt sich selbst durch diese Verfassungen über ihren Mitmenschen, betrachtet sich gleichsam als König, wird jedoch durch diese Verfassungen wie durch scharfe Dornen aufgerissen. Diese Verfassungen stechen an vielen Stellen in der Seele und verursachen in ihr viele Wunden, aus denen sie gleichsam blutet (das heißt: wodurch sie ihre Göttliche Lebenskraft verliert).

Die Henker hängen Jesus jetzt einen purpurroten Mantel um. Purpurrot ist die Farbe der Trauer. Hier wird gezeigt, dass Gott um jede Seele trauert, die sich selbst erhebt oder Hochmut oder Stolz hegt.

Jesus, der auf einem Block heruntergedrückt worden ist und dort wie ein Häufchen Elend sitzt, zitternd vor Fieber, benommen und gleichzeitig wie zerrissen vor Schmerzen, triefend vor Blut, mit dem purpurroten Mantel um die Schultern und die Dornenkrone auf dem Haupt, erhält jetzt auch einen Schilfstock in die Hand. Für weltliche Augen ohne Liebe scheint dies ein lächerliches Bild zu sein. Als ob hier nicht ein Lebewesen mit Gefühlen sitzt, sondern ein lebloses 'Etwas', wird auf die Dornenkrone geschlagen, wodurch einige der Dornen sogar in die Stirn eindringen, und werden Jesus die höchst herzzerreißenden Verspottungen an den Kopf geschleudert. Gottes Vorsehung stellt in dieser Verspottung die menschliche Torheit an den Pranger. Die Torheit des Menschen, der meint, dass er die Würde besitzt, sich über alles und jeden zu erheben, wird hier gezeigt, wie sie wirklich ist: lächerlich. Jeder Mensch ist schwach und lebt nur dadurch, dass Gott ihm Lebenskraft schenkt. Daher sind Selbsterhebung, Hochmut und Trotz pure Torheit. Jede Weisheit in der Seele macht solche Verfassungen unmöglich.

Wie in jeder Phase der Passion setzt Jesus hier in Wirklichkeit die sündige Menschenseele gegenwärtig. Alles, was Ihm während der Passion geschieht, ist von Gottes Vorsehung so 'geplant', dass es sehen lässt, was die Seele sich selbst durch die Sünde antut. So wird deutlich, dass die Passion nicht als eine menschliche Erzählung von menschlichen Geschehnissen betrachtet werden darf, sondern als eine außergewöhnlich reich illustrierte Lehre seitens Gottes Vorsehung an die Menschenseelen. In der Passion Christi werden enthüllt:

· die wahre Art der Sünde;

· die Art und Weise, auf welche die Seele ihr eigenes Leben als eine Reproduktion der Leiden Jesu betrachten kann und muss;

· die Art und Weise, auf welche die Seele ihr Leben gestalten kann, damit es zu einer Kreuzigung all ihrer eigenen Verfassungen wird, die ihr verwehren, die Erlösung in sich zu vollziehen und die Heiligkeit zu erreichen.

So wird die Passion Christi zur größten Lektion in der wahren Lebenskunst, in der Wissenschaft des Göttlichen Lebens. Sie ist unendlich viel mehr als die traurige Geschichte des leidenden Gott-Menschen. Genau daher ist es sehr oberflächlich, Marias Schmerzen als das Herzeleid einer Mutter zu betrachten, die ihren Sohn leiden und sterben sieht. Marias Schmerzen sind das Ganze des spirituellen Leidens der vollkommen heiligen Seele um die Sünden der Menschheit, die das Leiden des Mensch gewordenen Gottes notwendig gemacht haben und die letztendlich sogar auf den Mord an Gott Selber hinaus laufen. Die Menschheit wird durch die ganze Heilsgeschichte hindurch Christus weiterhin geißeln, mit Dornen krönen und kreuzigen. Der Gottesmord wird erst in der Stunde aufhören, in der Gottes Reich auf Erden gegründet werden kann. Im Grunde genommen geißelt und tötet die Seele sich selbst, durch die Sünde. Die Passion Christi ist daher eigentlich die traurige Geschichte der sündigen Menschenseele, von Gottes Vorsehung und Weisheit geplant und vom Gott-Menschen gestaltet, damit sowohl der Entwurf als auch die Gestaltung von der Göttlichen Vollkommenheit gezeichnet sind.

Während der Dornenkrönung fließt Blut aus vielen Stellen des Schädels und der Stirn Jesu. In Seinem Herzen lese ich:

"Vater, lass die Seelen, die sich selbst für groß halten, verstehen, dass Hochmut das Göttliche Leben aus der Seele weg strömen lässt".

3.2.7 Die Verurteilung

Irgendwann werden die Henker ihres Spieles müde. Jesus wird zu Pilatus gebracht. Dieser sieht sich Ihn an, geht mit Ihm hinaus, wo die Juden versammelt sind, und spricht die Worte: "Ecce homo“ (= sehet, welch ein Mensch). Im Teil 19 der Sturmschriften habe ich mal die tiefe Bedeutung dieser Aussage erläutern dürfen:

Jesus sieht dort schrecklich zugerichtet aus, als ob an Seinem Körper keine heile Stelle mehr ist, voller Krusten geronnenen Blutes, voller Wunden, die sich entzünden. Gott zeigt der Menschheit hier das Bild von dem, was die Sünde mit der Seele macht, und spricht gleichsam durch den Mund des römischen Prokurators: 'Sehet die Seele, wie die Sünde sie macht: vollkommen entstellt, entzündet, krank, blutend'. Eigentlich ist die Aussage von Pilatus zweideutig, denn wir können sie auch verstehen als 'Sehet den Menschen, Gott, der Sich dem Menschen gleich macht, um Sich als Stellvertreter der Seelen durch die endlose Sündhaftigkeit des menschlichen Wesens verstümmeln zu lassen'.

Pilatus hofft, dass der Blutdurst der jüdischen Behörden jetzt gesättigt ist. Im Gegenteil fordern diese jetzt aber die Kreuzigung, mit der Anschuldigung der Gotteslästerung. Der Messias, in ihren Augen aber ein Häretiker und Gotteslästerer, wird erst ungefährlich, wenn Er tot ist.

Pilatus ist ein Römer. Dies bedeutet, dass er nicht an den einen Gott glaubt, sondern an mehrere Götter und dass sein Glaube mehr Aberglaube ist als ein System, das auf der einen Wahrheit beruht. Weil er in Jesus etwas Ungewöhnliches und Geheimnisvolles erkannt hat, für das er keine Erklärung findet, löst die Anschuldigung der Gotteslästerung in ihm tiefe Furcht aus. In der Absicht, mehr Sicherheit darüber zu erhalten, ob eine eventuelle Freilassung oder aber eine weitere Verurteilung gerechtfertigt ist, stellt er daher Jesus die Frage: "Wo bist Du her?" Mit dieser Frage versucht Pilatus einen Grund zu finden, die Juden von ihrer Forderung abzubringen, denn er hofft, die Sache zu einer rein spirituellen Angelegenheit zu machen, und Rom spricht kein Todesurteil aus aufgrund von spirituellen Dingen.

Jesus antwortet aber nicht. Er tut dies wohlüberlegt. Jesus weiß, dass Pilatus die wirkliche Wahrheit über Seine Herkunft und über die Art Seines Wesens nicht in seine römische Denkweise einbauen kann und dass er also den falschen Schluss ziehen kann. Je mehr Kenntnis eine Seele über die Wahrheit erwirbt, desto größer wird ihre Verantwortung, spirituell zu wachsen. Daher weiß Jesus, dass eine vollständige Erklärung Pilatus gegenüber diesen Letzteren zur ewigen Verdammnis bringen würde, da er — auch aufgrund seiner Art und seines Weltbildes — nicht imstande sein wird, sich diese neue Kenntnis zu Nutze zu machen.

Pilatus versucht Ihn aber zu einer Äußerung anzuregen durch die Worte: "Du sprichst nicht mit mir? Weißt Du nicht, dass ich Macht habe, Dich frei zu sprechen, und Macht, Dich zu kreuzigen?" Noch immer gibt Jesus keine Antwort auf die Ihm gestellte Frage. Er sagt nur:

"Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von Oben gegeben worden wäre. Darum hat der, welcher Mich überliefert hat, eine größere Sünde". Jesus, der Herz und Seele von Pilatus durchschaut, weiß, dass dieser Letztere unter Druck handelt und Ihn am liebsten freilassen würde. Die wahre Sünde beruht für Jesus aber bei den jüdischen Hohepriestern und ihren Jüngern, die in ihrem Herzen Seinen Tod wollen. Wenn Jesus zum Tode verurteilt wird, kann dies nur durch Pilatus geschehen, weil nur der römische Besetzer ein Todesurteil aussprechen kann, aber die wahren Schuldigen in Gottes Augen sind diejenigen, die Jesus wirklich tot wollen. (Pilatus will dies aus sich selbst heraus nicht).

Pilatus drückt jetzt nochmals sein Vorhaben aus, Jesus freilassen zu wollen. Die jüdischen Behörden nehmen jetzt ihre Zuflucht zu der äußersten Waffe. Weil Pilatus nicht auf spirituelle Anschuldigungen (Gotteslästerung) gehört hat, versuchen sie, ihn jetzt mit weltlichen Argumenten zu verängstigen. Sie machen Pilatus jetzt nachdenklich mit den Worten: "Wenn du diesen freilässt, bist du kein Freund des Kaisers, jeder, der sich zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser". Sie sagen dies, weil Jesus noch vor der Geißelung gesagt hat, dass Er König sei und dazu in die Welt gekommen sei. Pilatus befürchtet jetzt, dass er, wenn er Jesus wirklich freilässt, dessen beschuldigt werden soll, die Sicherheit Roms unzureichend geschützt zu haben. Tatsächlich, ein römischer Prokurator, der in einem besetzten Gebiet das Auftreten eines Königs zulässt, wird dadurch die Autorität des Kaisers von Rom in diesem Gebiet unterminieren helfen.

Letztendlich gibt Pilatus also aus Menschenfurcht dem Druck nach und stellt das Volk vor die Wahl, wer anlässlich des Paschafestes freigelassen werden soll: Jesus oder Barabas. Dieser Letztere war ein Verbrecher und ein Rebell gegen die römische Besatzung. Das Volk wird von den jüdischen Behörden derart beeinflusst, dass die Mehrheit sich für die Freilassung des Barabas entscheidet. Pilatus verhängt das Todesurteil über Jesus und rechtfertigt seine Entscheidung als eine politische Verurteilung: Jesus, der 'König der Juden', als eine Bedrohung für Rom.

Die Tatsache, dass eine große Mehrheit des Volkes die Freilassung des Barabas und die Kreuzigung Jesu verlangt, steht symbolisch für die Entscheidung unzähliger Seelen für das Leben in Untugend und am Weltlichen orientiert (Barabas gilt hier als Symbol für weltliche Befreiung, nämlich aus der römischen Besatzung, ohne Interesse für die Befreiung der Seele). Dieses Geschehen symbolisiert also die Tatsache, dass die große Mehrheit der Seelen aller Zeiten sich weiterhin für die Welt statt für den Himmel entscheiden wird und Christus weiterhin verleugnen wird und Ihn aus dem Leben wird verbannen wollen. Dieses Bewusstsein betrübte Jesus immens, als Er das Volk um die Freilassung des Barabas schreien hörte. Die irrende Seele will Gottes Werke und Worte kreuzigen.

Vor Jesus öffnet sich hier die Vision des goldenen Tores zur Erlösung, die sich jetzt für immer aufschlieβt. Diese Vision beschwört in Ihm die beiden äußersten Emotionen herauf: tiefe Verzückung über die baldige Vollendung Seiner Mission und gleichzeitig zerreißende Betrübnis über die Bestätigung Seines Bewusstseins, dass die Mehrheit der Seelen imstande ist, Gott zu kreuzigen und sich für die Welt statt für die Bedürfnisse des Seelenlebens zu entscheiden. In Seiner Vision wiederholen sich ganz kurz die Bilder, die Er am vorigen Abend bereits im Garten Gethsemani geschaut hat, über die unzähligen Millionen von Seelen, die Ihn durch alle Jahrhunderte hindurch noch verleugnen, verraten, verurteilen, geißeln und kreuzigen werden.

Jesus bietet Seine Verurteilung dem Vater mit den Worten dar:

"O Vater, Ich biete Dir Mein Herz an, erfüllt von der Sehnsucht, dass jede Seele, die noch auf die Welt kommen wird, aufgrund dieses Augenblicks die Kraft und den Willen finden möge, die Welt in sich zu verurteilen, in Liebe zu Uns und zur ganzen Schöpfung ihr Kreuz auf sich zu nehmen und die Aufopferung ihres ganzen Lebens mit Meinem letzten Reisegesellen zu vereinigen, mit welchem Ich bald die ewig währende Hochzeit schließen werde".

Der Reisegeselle Jesu ist das Kreuz, das für alle Jahrhunderte mit Ihm verbunden bleiben wird. Dieser Seufzer steigt aus dem Herzen Jesu gen Himmel, während Er die ätzenden Qualen der Geißelung und der Dornenkrone in Seinem Herzen zusammenballt und sich intensiv nach der Krönung der Aufopferung der Ewigen Liebe sehnt, wozu Er in die Welt gekommen ist. Nur die vollkommene Liebe ist es, die hier in Jesus die geringe Kraft, die Ihm noch verbleibt, derart konzentriert, dass es mir scheint, als ob nur die intensive Seelenverzückung Seinem Körper das nötige Leben einhaucht, um die letzte Phase Seiner Passion für die Menschheit anzugehen.

3.2.8 Der Kreuzweg

Auf dem Innenhof der römischen Burg wird Jesus zum Kreuz gebracht. Ich sehe, wie Er daneben auf die Knie fällt, es zärtlich umarmt und weint. Sein Herz brennt und die Ewige Liebe lässt mich den nachfolgenden Seufzer aus diesem brennenden Herzen ablesen:

"O Vater, für die Hochzeit mit diesem Kreuz bin Ich in die Welt gesandt. So hat Deine Weisheit es verfügt, dass Dein Sohn die Hochzeit mit dem Kreuz schließen soll, das die Erlösung besiegeln wird, doch dass die Früchte aus dieser Hochzeit nur im Herzen jeder einzelnen Seele für sich geboren werden können, durch ihre eigene Umarmung des Kreuzes ihres Lebens. O Kreuz, wie sehr liebe Ich dich. Die Ewige Glückseligkeit wirst du vielen bringen, denn durch Meine Hochzeit mit dir werden die verwüstenden Auswirkungen der Erbsünde aus jeder Seele ausradiert werden, die dich in Meiner Nachfolge auf dem Kreuzweg, der ihr eigenes Leben sein wird, lieben wird. An dir geheftet werde Ich im Fleisch sterben, damit alle Seelen, die dich lieben, an den Bedürfnissen und Begierden ihres Fleisches sterben mögen und damit ihre Heiligkeit leben möge".

In diesem Augenblick wünscht Sich der Erlöser sehnsüchtig, dass die Aufnahme Seines Kreuzes jede Seele bereit machen wird, jeden Tag aufs Neue das Kreuz ihrer Bürden aufzunehmen, es aus Liebe zu Jesus zu umarmen und es Maria zur Abbüßung der Sünden der Welt darzubieten. Maria befindet Sich nicht in der unmittelbaren Nähe Jesu, ist allerdings im Herzen auf höchst intensive Weise mit Ihm verbunden. Es gehört zu den brennendsten Wünschen des Erlösers, dass die Menschenseelen aller Jahrhunderte in sich die Gnade zur Frucht bringen sollen, diese Verbundenheit zwischen Seinem Herzen und dem Herzen Marias zu erkennen und an deren über alles Lob erhabene erlösende Macht zu glauben.

Von größter Wichtigkeit ist die Feststellung, dass Jesus in Seinem Seufzer während Seiner Bekanntmachung mit dem Kreuz unverkennbar bekundet, dass Sein Erlösungswerk nur die Hochzeit ist, jedoch die wahre Frucht (gleichsam das Kind) aus dieser Hochzeit in jeder einzelnen Seele für sich geboren werden muss, unter aktiver Mitwirkung der Seele. Wenn wir dabei die Tatsache berücksichtigen, dass Jesus durch die ganze Passion hindurch in Seinem Herzen auf den Ewigen Vater und auf Seine Mutter ausgerichtet war, braucht es uns nicht zu wundern, dass Er in Seinem Herzen jedes Element Seines Leidens mit Marias Schmerzen verband. Bereits vor der Passion hat Er Seine Absicht zu erkennen gegeben, dass Er Maria den Seelen geben wird. Er wird dies in der einzigen Absicht tun, die Vollendung Seines Erlösungswerkes in jeder Seele zu ermöglichen.

Wir dürfen niemals aus den Augen verlieren, dass Gott in all Seinem Handeln (Werken) und in all Seinen Plänen nur ein einziges Ziel anstrebt: das Ewige Heil aller Seelen. Genau dies war die Absicht der Passion, der Gestaltung derselben und von allem, was deren Fruchtbarkeit durch die Jahrhunderte hindurch erhöhen wird. Um diese Fruchtbarkeit zu erhöhen, wurde Maria damals bereits durch Göttliche Verfügung als die Miterlöserin vorgesehen, die in jeder Seele die Empfänglichkeit für die Saat aus den Werken Christi erhöhen soll. Der Gott der Liebe hat nichts dem Zufall überlassen. Die Saat war vorbereitet, die Vorbereitung der Äcker war durch den Göttlichen Säer begonnen worden und sollte durch den Heiligen Geist vorzugsweise über Maria gekrönt werden, und der Säer war jetzt im Begriff, die Einsaat zu vollenden.

Der Kreuzweg beginnt, und Jesus wankt unter dem enormen Gewicht des Kreuzes, das Er anfangs kaum solchermaβen tragen kann, dass es Ihm nicht bald entgleitet. Ich sehe und fühle, wie sehr Er durch die Tatsache behindert wird, dass es auf dem oberen Teil Seines Rückens einschließlich der rechten Schulter nahezu kein Zentimeter ohne aufgerissenes Fleisch gibt. Die Geißelung hat unzählige Wunden …
Zweihundert
Eines Tages wurde ich in das Herz Jesu gezogen, während Er die untergehende Sonne betrachtete, und ich lese dort Seinen Seufzer:
"O Mein Vater, ich küsse das Licht aus Deinem Herzen, das in der Welt untergeht, damit es in Ewigkeit nicht sterben möge. Ich ziehe die Macht aller Sünden in Mein Göttliches Herz, damit die Welt sehen möge, dass das Reich des Lichts sich bald erheben wird".Mehr
Eines Tages wurde ich in das Herz Jesu gezogen, während Er die untergehende Sonne betrachtete, und ich lese dort Seinen Seufzer:

"O Mein Vater, ich küsse das Licht aus Deinem Herzen, das in der Welt untergeht, damit es in Ewigkeit nicht sterben möge. Ich ziehe die Macht aller Sünden in Mein Göttliches Herz, damit die Welt sehen möge, dass das Reich des Lichts sich bald erheben wird".
Zweihundert
DIE ERNTE DER EWIGEN Liebe pdf