Josefa Menendez
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Arme Seelen: Der Kreis der einzig wahren Buße im Fegefeuer /Offenbarungen an Fulla Horak

Der Kreis der einzig wahren Buße

Es ist der, wenn man es so ausdrücken kann, am weitesten ausgedehnte Teil des Fegefeuers. Alle Seelen, die etwas zu verbüßen haben, müssen durch diesen Kreis hindurchgehen.
Wenn die Seele in den anderen Regionen des Fegefeuers an ihrem eigenen Schaden, an der Verzögerung ihres eigenen Glücks, an ihrem eigenen Schmerz leidet und mit Hilfe von Vorstellungen, die ihr selbst Qualen bereiten, Stufe um Stufe ihrer Läuterung entgegengeht, so denkt sie hier, im Kreise der einzig wahren Buße, in dem sie für alles noch einmal leidet, nur noch an das eine: dass sie ihren Schöpfer beleidigt hat! Das Bewußtsein des eigenen Schadens verschwindet in diesem Kreis spurlos. Es bleibt nur das umfassende, vollkommene Verstehen der vernachlässigten Pflichten, die jeder Gott gegenüber hat.

Hier erlebt sie noch einmal mit aller Deutlichkeit und Pein ihr ganzes Leben, Tag für Tag, jeden einzelnen Augenblick und jeden einzelnen Gedanken. Nicht die kleinste sündhafte Herzensregung bleibt ihr erspart - soweit sie nicht bereits auf der Erde durch bewußtes Leiden verbüßt worden ist.

Ganz klar sieht die Seele jetzt die Momente, in denen sie sich von ihrem falschen Weg hätte abwenden können, sie erkennt die Lichter, mit denen Gott sie auf die Jämmerlichkeit ihrer Handlungsweise aufmerksam machen wollte. Sie begreift, daß sie mit ihrem freien Willen Dinge gewählt hat, die Gott beleidigen und die ihm fern sind. Dabei hätte sie oft schon mit einer ganz kleinen Anstrengung und Überlegungen das tun können, was die Dinge gewandelt und Gott zur Ehre gereicht hätte.

Eine Tatsache, die der Mensch zu Lebzeiten oft anzuzweifeln wagt, wird für die Seele hier deutlich: Jeder Mensch hat von seinem Schöpfer genug Licht und Kraft empfangen, dass er sich beherrschen und damit verhindern kann, ihn zu beleidigen.

Mit unerbittlicher Konsequenz und Intensität laufen die Bilder ihres eigenen Lebens nun vor den Augen der Seele ab, während sie, durch nichts abgelenkt und einsichtig, die ganze Heiligkeit, Schönheit, Lieblichkeit, Macht,

Vollkommenheit und Gerechtigkeit Gottes begreift, die sie beleidigt hat. In den vorhergehenden Kreisen hat sie sich von allen persönlichen Dingen geläutert, sie ist jetzt durch all die Leiden und Qualen wie umgeschmolzen, ihre irdischen Gewohnheiten sind wie ausgespült. Hier harrt sie aus, mit den Gedanken ständig bei ihrem Herrn und Schöpfer, und bedauert zutiefst, seine ewige Herrlichkeit gekränkt zu haben. Ihr Schmerz und ihre Verzweiflung sind um so stärker, je zartfühlender und begabter sie ist, je näher ihr Kontakt zu Gott hätte sein können und je leichter sie seine Sache hätte begreifen können.

Mit nichts lassen sich die Qualen der Scham und Reue vergleichen, die die Seele hier durchmachen muß! Wenn sie sterben könnte, in diesem Kreis würde sie sterben! Wenn sie wahnsinnig werden könnte, hier würde sie es werden!
Das dauert solange, bis jede, auch die letzte Schuld, die letzte Verfehlung und der verborgenste Gedanke von dieser tiefen, idealen Reue verbrannt sind. Dann erst sieht die Seele in die letzte Fegefeuerstufe ein, in den Neutralen Kreis.

Offenbarungen an Fulla Horak
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