Vered Lavan
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Liao Yiwu - Die Kugel und das Opium: Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens. Literaturempfehlung.

Liao Yiwu - Die Kugel und das Opium: Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens. Literaturempfehlung.

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Liao Yiwu dokumentiert in diesem Buch die Geschichten von Opfern und Überlebenden des Tiananmen-Massakers am 4. Juni 1989. Über Jahre führte er heimlich im Untergrund Interviews, die er lange aufbewahrte, um sie jetzt, außerhalb Chinas zu veröffentlichen.
Ding Zilin und Jiang Peikun, die die »Bewegung der Mütter von Tiananmen« gegründeten, haben für das Buch eine Liste der Opfer zusammengestellt. Ihre Namen dürfen in China nicht veröffentlicht werden.
»Ein chinesischer Schriftsteller, der sprachmächtig und unerschrocken gegen die politische Unterdrückung aufbegehrt und den Entrechteten seines Landes eine weithin hörbare Stimme verleiht. Liao Yiwu setzt in seinen Büchern und Gedichten den Menschen am Rand der chinesischen Gesellschaft ein aufrüttelndes literarisches Denkmal. Der Autor, der am eigenen Leib erfahren hat, was Gefängnis, Folter und Repression bedeuten, legt als unbeirrbarer Chronist und Beobachter Zeugnis ab für die Verstoßenen des modernen China.«
Aus der Begründung für den Friedenspreises des deutschen Buchhandels 2012.

Autor
Liao Yiwu, geboren 1958 in der Provinz Sichuan, wuchs als Kind in großer Armut auf. 1989 verfasste er das Gedicht ›Massaker‹, wofür er vier Jahre inhaftiert und schwer misshandelt wurde. 2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis »Freiheit zum Schreiben« ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. 2009 erschien sein Buch ›Fräulein Hallo und der Bauernkaiser‹. 2011, als ›Für ein Lied und hundert Lieder‹ in Deutschland erschien, gelang es Liao Yiwu, China zu verlassen. Seitdem lebt er in Berlin. 2012 erschien ›Die Kugel und das Opium‹, 2013 ›Die Dongdong-Tänzerin und der Sichuan-Koch‹ sowie 2014 ›Gott ist rot‹. Er wurde mit dem Geschwister-Scholl-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Amazon Rezensionen
Liao Yiwu trägt in seinem neuen Werk zahlreiche Interviews aus vielen Jahren intensiver Recherche über die Opfer des Tiananmen-Massakers 4. Juni 1989 zusammen. Als westlich sozialisierter Leser kann ich mir kaum vorstellen, unter welchen Mühen und Gefahren diese Interviews entstanden sind. Die einzelnen Vorspänne vor den Interviews lassen nur erahnen, wieviel Geduld und Mut Autor und Interviewpartner aufbringen mussten, allein um sich zu treffen. Hausdurchsuchungen aus nichtigen Gründen, Verfolgungen und Festsetzungen scheinen in China an der Tagesordnung zu sein. Während die Deutschen die Stasi-Vergangenheit weitestgehend aufgearbeitet haben, setzt China offensichtlich im großen Stil weiter auf Unterdrückung, Gewalt gegen Andersdenkende und der damit einhergehenden Korruption.

Da passt der gerade stattgefundene Parteitag der allein herrschenden Kommunisten ganz hervorragend ins Bild: "Unbeirrt auf dem Pfad des Sozialismus chinesischer Prägung marschieren und versuchen, den Aufbau einer in jeder Hinsicht moderat wohlhabenden Gesellschaft zu vollenden." Mit anderen Worten: Wohlstand rechtfertigt offenbar Unterdrückung - oder hilft zumindest, die Kritiker im Zaum zu halten.
Mich hat die Direktheit der Interviews nachhaltig beeindruckt. Da haben sich Menschen zu Tausenden gegen das System aufgelehnt, immer im Glauben im Sinne des Volkes zu handeln. Nur ein geringer Teil wird gefasst und zum Teil für zehn bis 15 Jahre (!) inhaftiert. Als sie aus dem Gefängnis kommen, hat sich die Gesellschaft durchgängig verändert: Geld rechtfertigt plötzlich alles. Die Ideale von Freiheit und Demokratie zählen nicht mehr so viel wie vor der Inhaftierung.
Mich hat die Lektüre erschüttert.

Ich war Mitte der 90er für einige Monate in Peking, habe dort nur einmal das Tiananmen-Massaker im Beisein von Chinesen angesprochen und bin prompt auf die Nase gefallen: Das Thema galt als nicht-ansprechbar, entsprechend abweisend war die Antwort. Die wahre Motivation der abweisenden Haltung habe ich nie hinterfragen können, vielleicht war es auch nur Angst. Dass aber zeitgleich noch unzählige "Aktivisten" in Peking und im restlichen China inhaftiert waren, habe ich mir damals nicht vorstellen können.

Bei mir hinterlässt das Buch Unbehagen: Wie geht man mit China um? Keine chinesischen Produkte mehr kaufen? Geht ja kaum. Da wünscht man sich, dass Angela Merkel so auftritt wie jüngst bei Vladimir Putin: Eine klare Position gegen die Diktatur beziehend. Aber wo soll sie bei den zahllosen Verletzungen den Faden aufnehmen? Oder entwickelt sich aus dem moderaten Wohlstand tatsächlich ein demokratisches System? Kaum vorstellbar, bezieht man die beiseite geschafften Reichtümer der Parteikader in diese Überlegungen ein.
Wie mag sich China wohl entwickeln? Diese Frage stellt sich Liao Yiwu gar nicht erst. Ihm geht es darum, dass die unfassbaren Menschenrechtsverletzungen des 4. Juni 1989 nicht in Vergessenheit geraten. Das schafft er mit diesem Buch auf sehr eindrucksvolle Arte und Weise. (someone)
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Um über die andere Seite des modernen China etwas zu erfahren ist dieses Buch absolut empfehlenswert ! Ich finde sehr großen Gefallen an China und der chinesischen Kultur und habe auch schon andere Bücher gelesen, wie z.B. von Martin G.D. Chan " Der erwachte Drache" oder von Monique Nagel-Angermann "Das Alte China" usw. Dieses Buch von Liao Yiwu zeigt jedoch das andere China. Das China der Tränen. Das China des Gulag. Das China der Entbehrungen und Opfer.

Ich bin restlos beeindruckt von dem Schriftsteller Liao Yiwu, der sein Land, dessen Kultur und vor allem die Zeitgeschichte wirklichkeitsnah und packend schildert. Jede Person, deren Erzählung wiedergegeben wird, steht einem lebendig vor Augen. Die Schicksale, Vorlieben und kulturellen Eigenheiten, sowie die Leiden der Menschen in China bekommen ein lebendiges Gesicht ! Hier sprechen Menschen die aus dem tiefsten Leiden in schrecklichsten Situationen der Lager ins Leben zurück finden mussten. Eine beeindruckende Zeitreportage ! (Malachim)

Übernommen aus: www.amazon.de/…/B008258SJU
Bildquelle: www.fischerverlage.de/…/u1_978-3-10-044…
Fischer Verlag: www.fischerverlage.de/…/9783100448156
Vered Lavan
Auch im Album: BÜCHERKISTE ✍️
Vered Lavan
@Falko - Ja. Ich befürchte, es könnte hier irgendwann auch wieder einen 'Archpiel Gulag' so wie dies hier geben: FEMA Konzentrationslager in der USA !! 😲 😈
Falko
@Vered Lavan Aus Solschenyzin hab ich viel gelernt. Ich werd das ebenfalls gern lesen. Die Zeiten sind wieder danach!
Vered Lavan
@Falko - Dieses Buch ist neben Alexander Solschenyzins "Archipel Gulag" eines der wichtigsten Bücher, und zeigt die wirkliche Fratze des chinesischen Kommunismus. Allerdings werden viele jüngere Chinesen darüber kaum etwas sagen, zum Einen weil sie nichts wissen oder zum Anderen weil sie Angst haben, da diese Dinge in China ein Tabuthema darstellen.
Falko
Vielen Dank für diese Empfehlung!
Vered Lavan
Vered Lavan
✍️ Auch im Album: CHRISTEN IN CHINA