Ungläubige wissen heute nicht mehr, dass sie eine Seele sind. Sie thematisieren es nicht und wollen es auch nicht wissen. Darum reden sie nur noch über den Körper und kümmern sich nur noch um dessen Bedürfnisse. Dass dieser in ungezügeltem Zustand aber jede Menge Scheinbedürfnisse einfor- dert, bemerken sie nicht, da sie um die Theologie des Leibes ja nicht wissen.
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Allermeisten so leben, wie wenn sie ein Körper wären. Die Wahrheit ist aber vielmehr:
Jeder Mensch ist eine Seele und hat einen Körper, nicht umgekehrt. Die Seele ist unsterblich, der Körper sterblich.
Das bringt uns dann auch zur Frage nach dem Denken. Wer glaubt, das Gehirn sei alleine zuständig für das Denken, wird eine Erklärungsschwierigkeit bekommen, wenn er eines Tages im Leichenschau- haus einen verstorbenen Verwandten ein letztes Mal zu Gesicht bekommt: da liegt also ein totes Gehirn im Sarg und denkt nicht mehr. Hm, komisch, müsste sich der Betrachter denken. Der Leib alleine ist es offensichtlich nicht, der mir die geistigen Fähigkeiten verleiht. Den Theologen ist klar: wenn die Seele beim leiblichen Tod aus dem Leib geht, ist das Lebensprinzip des Leibes verschwunden, um es genau zu sagen: die Seele, der See des Lebens, wird zum Gericht Gottes getragen, bei Gläubigen von heiligen Engeln, bei Glaubensablehnern von Dämonen. Um welchen Glauben geht es? Den christlichen Glauben, denn jedes ICH soll ein Imago Christi sein, von Ihm erschaffen, von Ihm vollendet. Und wenn das Leben des Leibes entwichen ist, denkt das leibliche Gehirn nichts. Gar nichts. Es ist völlig leblos.
Also muss es die Seele sein, die dem Gehirn die Fähig- keit verleiht, zu denken, d.h. eigentlich ist es die Seele, die denkt, aber der Leib hat körperliche Anknüpfungs- punkte zu den denkerischen Fähigkeiten der Seele und diese nennen wir das Gehirn. Darüber hinaus hat der Mensch mit dem Verstand ein natürliches Licht der Vernunft, das durch übernatürliche Gnaden verstärkt werden kann. Die Geist-Seele beinhaltet auch die trans- zendentalen Glaubensfähigkeiten, wobei Glaube, Hoffnung und Liebe theologische Gaben sind, welche die Seele bei der Taufe eingegossen bekommt und die im Maße unseres Gebetes ständig vermehrt werden können. Beten wir doch in jedem marianischen Rosenkranz zu Beginn um diese Gaben: Jesus, der in uns den Glauben vermehre, Jesus, der in uns die Hoffnung stärke, Jesus, der in uns die Liebe entzünde.
Der leibliche Sitz des Denkens ist das Gehirn, aber denken tut dort die Seele.
