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"Katherina von Siena vor der Vollversammlung"

Bernhard Meuser (fb):
Ich stelle mir einmal vor Katherina von Siena wäre eine Delegierte auf der letzten Vollversammlung des Synodalen Rates in Frankfurt Anfang März. Wortmeldung: „Anders können wir das Heil nicht erlangen als durch den mystischen Leib der heiligen Kirche, dessen Haupt Christus ist und wir die Glieder.“ Gemurmel. Unterdrückte Buhrufe. Nächste Wortmeldung.
Hildegard von Bingen, Katherina von Siena, Franz von Assisi, Teresa von Avila – sie alle waren eine paradoxe Mischung aus schärfster Kleruskritik und höchster, ja demütiger Hochachtung vor dem Amt. „Diener der Sonne“, nennt Katherina die Priester. Und dann sagt sie: „"Legt Hand an, um den üblen Priestergeruch aus der Heiligen Kirche zu entfernen; reißt die übelriechenden Blumen aus, pflanzt duftende Blumen, tugendreiche Männer, die Gott fürchten".
Katherina wäre vermutlich nicht zu haben für die synodalen Träume von einer Kirche, in der die Eucharistie zurückgestuft und der Priester marginalisiert wird. Sie wollte Hirten, die mit ihrem Leben bezeugen, was in Vollmacht zu lehren ihnen von Christus aufgetragen wurde. Sie wollte Hirten, die auf die gute Weide führen. Sie wäre entsetzt gewesen, hätte man ihr die Substitution des Hirtenamtes durch eine Hirtenräte-Republik vorgeschlagen.
Was ist denn passiert, dass es so weit kam? Durch den Rückgang der Berufungen bei gleichzeitig steigenden Finanzquellen wuchs nach und nach eine Struktur, in der man eine „Kirche“ auch ohne Bischöfe/Priester glaubte betreiben zu können. Nicht zuletzt durch die Missbrauchskrise wurde das Amt (und damit die episkopal-sakramentale Struktur) sukzessive entkräftet und eine „demokratisch-gremiale“ Funktionärskirche etablierte sich, mit der es administrativ irgendwie weitergehen konnte mit der Mitglieder-Betreuung (was für eine Ekklesiologie, nebenbei bemerkt!). Aus dem Notbehelf wurde ein Ideal. Die laikale „Elite“ (Papst Franziskus) möchte jetzt auch formell die Macht übernehmen – und weil das mit Rom nicht zu machen ist, gibt es die Frankfurter Verschwörung: eine Art von nationalkirchlichem Putsch. Rom hat den Synodalen Rat in jeder Form mit bindender Gesetzeskraft verboten. Damit erübrigt sich auch der Synodale Ausschuss, dessen einziger Zweck in der Etablierung des Synodalen Rates bestand. Ich verstehe nicht, wie sich selbst sonst romtreue Leute zur Wahl für diesen organisierten Unfug aufstellen lassen. Wer mitmacht, ist Teil des kirchlichen Ungehorsams. Wieder höre ich Katherina von Siena, vielleicht, um unsere Lage nicht für historisch singulär zu halten: „Die Hirten tun, als sähen sie nichts. Weißt du warum? Weil die Wurzel der Eigensucht in ihnen lebendig ist …" Manche sagen es ganz offen, „Wir hier in Limburg ... (hier Rottenburg, Essen etc. ...) haben diese Struktur ja schon längst. Wir sind schon ´anders katholisch´, müssen es gar nicht erst noch werden. Darauf ist zu sagen: Ja, das wuchert schon lange … und hat die Kirchen geleert. Das ist „ohne Früchte“, deshalb wird alles Geld der Welt dieses Kirchenmodell nicht mit Erfolg krönen. Die Strukturen, die sie jetzt noch mal mit Betonfundamenten versehen möchten, stehen klirrend im Wind … „Christi Braut ist bleich und entfärbt, weil ihr das Blut ausgesaugt wurde.“ (Katharina von Siena) Die Erneuerung - so meine Einschätzung - wird von den non profit Laien kommen, von denen, die nicht um die Macht in den Pfarrbüros und Ordinariaten kämpfen, sondern in ihren Wohnzimmern Weitergabe des Glaubens betreiben, Alpha-Kurse geben und Katechese übernehmen. Katherina von Siena war übrigens demütig genug, ihre eigenen Sünden für mitursächlich an der Kirchenkatastrophe ihrer Zeit zu halten. Nur auf diesem Hintergrund hatte sie ein Recht zu fordern: „Es ist die Kirche bis zu den Fundamenten zu reinigen, wenn sie wieder blühen soll. Diese Grundreinigung und nichts anders sollen Sie erstreben.“