Irapuato
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1. September Ägidius

Ökumenisches Heiligenlexikon
Ägidius
französischer Name: Gilles
Gedenktag katholisch: 1. September
Hochfest in der Stadt Graz
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Graz-Seckau
Gedenktag anglikanisch: 1. September
Gedenktag orthodox: 1. September
Name bedeutet: der Schildträger (griech.)
Einsiedler, Gründer des Klosters St-Gilles, Nothelfer
* um 640 in Athenin Griechenland
† 1. September 720 (?) in St-Gillesin der Camargue in Frankreich

Meister Thomas von Coloswar: Ägidius' Verletzung, 1427, Christliches Museum inEsztergomin Ungarn
In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts soll Ägidius, ein vornehmer Athener, in die heutige Camargue gekommen sein, wo er zunächst als Einsiedler lebte; der Legende zufolge nährte ihn eine Hirschkuh mit ihrer Milch. Ägidius wurde bei einer Jagd vom Pfeil des Westgotenkönigs Wamba getroffen als dieser versuchte, das Tier zu erlegen. Um seine Schuld zu tilgen, gestattete der Monarch dem Verletzten, nach seiner Genesung ein Kloster zu gründen. So gründete Ägidius um 680 das Kloster St-Gilles, die spätere Benediktinerabtei, gründete, der er bis zu seinem Tod als Abt vorstand.
Die von Papst Benedikt II. ausgestellte Urkunde für das Kloster St-Gillesaus dem Jahr 685 ist unecht, deshalb gibt es keine sichere Nachricht über Ägidius. Die Legende von der nährenden Hirschkuh ist möglicherweise aus seinem Namensbestandteil -griechisch αίξ = Ziege, Bock - abgeleitet.
Die Legende ließ ihn den Sohn des Fürsten von Nîmeszum Leben erwecken. In Romwarf er demnach unter Gebeten die ihm vom Papst für sein Kloster geschenkten Türen aus geschnitztem Zypressenholz in den Tiber, er fand sie dann nach seiner Rückkehr im Hafen seines Klosters wieder. Als ein Klosterbruder an der Jungfräulichkeit von Maria zweifelte und drei Fragen in den Sand schrieb, erblühten als Antwort des Ägidius drei weiße Lilien aus dem dürren Boden.
Nach anderen Legenden bemühte sich Karl der Große - er lebte tatsächlich fast 100 Jahre später - um die Fürbitten Ägidius': ein Engel brachte danach einen Zettel mit der bestätigten Sündenvergebung auf den Altar, an dem Ägidius sein Amt versah. Seitdem gilt Ägidius als Beistand einer guten Beichte und Vergebung und zählt als solcher zu den 14 Nothelfern. Sein Tod wurde ihm im voraus verkündet, bei der Bestattung des Entschlafenen hörten Anwesende die Chöre der Engel, die seine Seele gen Himmel trugen.
Seit dem 9. Jahrhundert wird er als Heiliger verehrt. Im 11. Jahrhundert waren Wallfahrtenzu seinem Grabe berühmt wie die nach Romoder Santiago de Compostela. Das Kloster St-Gilleswurde in den Hugenottenkriegen des 16. Jahrhunderts zerstört, die Mönche wurden getötet. Die Gebeinevon Ägidius liegen heute in Toulouse. Der Ägidiustag ist noch heute vielerorts ein Tag der Volksfeste, an manchen Orten wird dem Vieh geweihter Fenchel ins Futter gemischt. Im deutschen Sprachraum ist Ägidius auch unter dem verballhornten Namen Gilg bekannt, viele Orte sind nach ihm benannt, so Gillenbergbei Aachen, Gillersdorfin Thüringen, Ilgesheim bei Trier - heute der Truppenübungsplatz nordwestlich von Baumholder-, St. Ilgen bei Heidelberg, St. Aegyd am Neuwalde in Niederösterreich oder St. Gilgen am Wolfgangsee.
Meister von Saint Gilles: Ägidius und die Hirschkuh mit König Wamba, um 1500, in der National Gallery in London
Attribute:vom Pfeil durchbohrt und mit Hirschkuh
Patronvon Nürnberg,Osnabrück,Braunschweigund Wollabergim Bayerischen Wald, Grazund bis 1675 der Steiermark; der stillenden Mütter, Hirten, Jäger, Schiffbrüchigen, Bogenschützen, Bettler und Aussätzigen; des Holzes, des Waldes und des Viehs; bei Feuer, Dürre, Sturm und Unglück; bei der Beichte; in geistiger Not und Verlassenheit; gegen Fallsucht (Epilepsie), Lähmungen, Lepra, Pest, Ohrenleiden, Geisteskrankheiten, Unfruchtbarkeit von Mensch und Tier; Nothelfer
Bauernregeln:Ist Ägidius ein heller Tag, so folgt ein guter Herbst.
Ist's an St. Ägidi rein, / wird's so bis Michaelissein.
Gib auf Ägidius Acht, / er sagt dir, was September macht.
Ist Ägidi ein heller Tag / ich dir einen schönen Herbst ansag.
Wie der Hirsch an Ägidi in die Brunft tritt, / so tritt er an Michaeliswieder heraus.
Wenn St. Ägidius bläst ins Horn, / heißt es: Bauer sä' Dein Korn.
Ägidius Regen / kommt ungelegen.

www.heiligenlexikon.de/BiographienA/Aegidius.htm