Old-Johann
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Tagesengel der Endzeit - Gabriele Bitterlich (†)

St. Sederim - 14. Mai - 5. v. Chor

Es ist, als wäre alles mit Blitzen geladen, als würde jeden Augenblick die Schöpfung in sich zusammenbrechen. Und das sind die Hände Mariens, die Reinsten, der Gütigsten, Mildesten, die einfach da sind, die alles heilen, beleben, heiligen. Diese beiden Extreme in einer Gestalt, das ist St. Sederim, der Engel des Widerspruchs, der Gegensätzlichkeit. Die Gegensätzlichkeit Gottes ist ein unergründliches Geheimnis. Sie ist der Kern des Lebens, des Göttlichen wie des geschöpflichen, des ewigen wie des vergänglichen; sie liegt in der Spannung der Bezogenheit des einen auf das andere, der Spannung zwischen Sein und Geschehen. Alle Gegensätzlichkeit der reinen Schöpfung liegt wie ein Spiegel, ein Bild und Gleichnis vor der Göttlichen Gegensätzlichkeit. Die höllische Nachäffung dieser Gegensätzlichkeit hat Luzifer wie ein Unkraut zwischen den Weizen über die ganze Schöpfung verstreut, die Menschen damit unsicher gemacht, getäuscht und verführt. Gottes Gegensätzlichkeit liegt in sich immer in Harmonie; Luzifers Gegensätzlichkeit ist immer Konflikt und Gebrochenheit. Die Engelchöre tragen die Gegensätzlichkeit Gottes in solcher Liebe in die Schöpfung, daß der Mensch dadurch erstarkt, gefestigt wird und eine Prüfung bestehen kann. So trägt der eine die Liebe als Sanftmut, der andere die Liebe als Brand, der dritte die Liebe als Wasser, der vierte die Liebe als Gerechtigkeit, der fünfte die Liebe als Erbarmen. So muß man St. Sederim verstehen. Er ist in der Mitte der Engelchöre; unter ihm zittert der Boden vom Toben der Hölle. In seiner einen Hand liegt das Siegel als das Bild der reinen Schöpfung, des gerechtfertigten Menschen, beschlossen im Siegel des Richterwortes: „Kommet, ihr Gesegneten!“ - in seiner anderen Hand liegt das Siegel als Bild der gebrochenen Schöpfung, der Gottverneinenden Menschen, beschlossen im Siegel des Richterwortes: „Weichet, ihr Verfluchten!“ Die Flammen der brennenden Liebe um das „Kommet, ihr Gesegneten!“ und die Flammen der Hölle um das „Weichet, Ihr Verfluchten!“ sind in den Händen St. Sederims die naheste Berührung aller Gegensätzlichkeiten. Und es ist das Geheimnis aller Gegensätzlichkeiten, daß St. Sederim, der drohendste, gewalttätigste, erschreckendste aller Engel ein Engel der Liebe ist, ein Engel Mariens, daß über ihm Maria steht, diese allbarmherzigste Mutter, daß unter ihm St. Raphael steht, „der Liebespfeil Gottes“. Und dieser Engel der Liebe trägt Anfang und Ende der Schöpfung auf seinen Schultern. Ihm wird das Siegel - er ist der dreizehnte aus dem Chorteil der Versiegelten Gewalten - als letztem gelöst. Und er wird zu Füßen Mariens knien und der letzte und inbrünstigste Fürbitter der Menschen sein.

Gebet: Siehe, du großer, gewaltiger Engel, wie wir nur aus dem Widerspruch der gebrochenen Schöpfung bestehen! Hilf uns heraus aus der Sündehörigkeit, aus aller Gegensätzlichkeit der Welt! Erbitte uns die Liebe, in der alle Gegensätzlichkeit Gottes vereint und begreifbar ist. Führe uns zu Maria, deiner Königin, die die Liebe ist, das höchste Geschenk der Göttlichen Liebe an uns. Amen.
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+ + + - (cpc) † - + + +