Rosenkranz
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Vision der gottsel. Anna Katharina Emmerich

Da der Begriff Afterkirche so oft kam, hier ein Text dazu. Paßt extrem gut zur heutigen Situation des traditionis custodes (Hüter der Tradition, gemeint die modernen Bischöfe).
Papst Bonifatius IV.

Kaiser Nikiphoros Phokas

1. Vision vom 10. August 1820
Ich sehe den Heiligen Vater in großer Bedrängnis. Er bewohnt einen anderen Palast und lässt nur wenige Vertraute vor sich. Würde die schlechte Partei ihre große Stärke kennen, sie wäre schon losgebrochen. Ich fürchte, der Heilige Vater wird vor seinem Ende noch große Drangsale leiden müssen. Die schwarze Afterkirche sehe ich im Wachsen und in üblem Einfluss auf die Gesinnung. Die Not des Heiligen Vaters und der Kirche ist wirklich so groß, dass man Tag und Nacht zu Gott flehen muss. Es ist mir für die Kirche und den Papst viel zu beten aufgetragen.“

2. Vision vom 22. April 1822
Emmerich sah die Protestantisierung der katholischen Kirche. Alles, was protestantisch war, habe schrittweise in der katholischen Kirche Einzug gehalten. In diesen Tagen werde der katholische Glauben tief fallen und nur an wenigen Orten, in wenigen Häusern und wenigen Familien, die Gott vor den Verwüstungen bewahrt, noch ausgeübt werden. Emmerich sah daneben den Bau einer neuen großen, seltsamen und extravaganten Kirche. Sie sah am 22. April 1822, dass alle in der neuen Kirche zugelassen sein sollen, damit alle geeint sind und alle sollen die gleichen Rechte haben: Protestanten, Katholiken und Sekten aller Denominationen. Das soll die „neue Kirche“ sein. Gottes Pläne seien das aber nicht.

3. Vision vom 13. Mai 1820
Auszug aus Clemens BRENTANO DÜLMENER TAGEBUCH: Merkwürdiges Gesicht von der Kirche Maria a la Rotunda in Rom von der neuen protestantischen Kirche und von großem Elend der Zukunft bis auf eine Wiederherstellung. (Gemeint ist das Pantheon, das 125 n. Chr. gebaut, um 609 n. Chr. in eine Kirche verwandelt wurde und dabei den Namen Sancta Maria ad Martyres erhielt. Weil es auf der Piazza della Rotonda steht, wurde es auch S. Maria della Rotonda genannt. Auch in diesem Text wird, nach schweren Kämpfen, von einer "Wiederherstellung" gesprochen. Einschübe in eckigen Klammern <> sind spätere Zusätze von Brentano. „[…]“: Auslassungen von mir.)
Am Morgen des 13. Mai fand der Pilger sie leidlich, aber sehr schwach, [...]. Sie erzählte: „Ich habe diese Nacht von elf Uhr bis drei Uhr morgens ein ganz wunderbares Bild von zwei Kirchen und zwei Päpsten gehabt und <von> außerordentlich vielen alten und neuen Sachen. Ich weiß nicht mehr viel davon. Was ich noch weiß, will ich sagen, so gut ich kann.

1.Bild
Ich sah auf einmal Rom, wie es in früherer Zeit gewesen, und sah einen Papst Bonifatius <iv.> und einen Kaiser, dessen Namen ich nicht weiß <phokas>. Ich wusste mich gar nicht <zurecht>zufinden in der Stadt, alles war anders, auch der Gottesdienst. Doch sah ich, dass er katholisch war. Ich sah auch ein großes, rundes Gebäude wie eine Kuppel und es war ein Götzentempel <das pantheon>. Es war ganz voll von schönen Götzenbildern. Es war, als seien darin alle Götzenbilder, die es gibt. Sie waren in allerlei Stellungen und viele waren sehr schön, aber es waren doch auch sehr kuriose Bilder dabei. So sah ich zum Beispiel dort Gänse, die sie verehrten. Ich weiß nicht mehr recht, wie ich das Folgende <s. 79> sah, aber so viel erinnere ich mich, dass ich glaube, der Kaiser sage dem Papst oder lasse ihm sagen: In dem Tempel stünden alle Götter, er solle doch seinen Gott dazustellen, dass er mit verehrt werde, und er wolle ihm große Ehre antun. Dieser Vorschlag kam mir ganz einfältig und nicht boshaft vor. Ich sah auch, dass der Papst in einiger Verlegenheit war, und dass ein anderer heiliger Mann die Erscheinung eines Engels hatte, der ihm befahl, den Papst zu warnen. Ich sah dann, dass der Papst die große, runde Kirche von dem Kaiser erhielt, dass die Götzen alle herausgeschafft wurden und dass die Kirche zur Kirche der Mutter Gottes und allen Märtyrern geweiht wurde. [...]. Das Fest der Einweihung dieser Kirche sah ich geistlicherweise, wie alle heiligen Märtyrer sie erfüllten und Maria an ihrer Spitze. Ich glaube, dass ich dieses Fest als heutiges römisches Kirchenfest in dieser Kirche sah.

2. Bild
Nachdem ich dieses Bild mit allen seinen kleinsten Umständen gehabt <hatte>, sah ich den jetzigen Papst und sah, wie unter ihm eine andere, dunkle Kirche in Rom entstand <siehe auch tgb. sept. 1820, s. 22–23>. Es war in einem großen, alten Haus wie <in> ein Rathaus; es stand<en> auch Säulen davor. Ich sah keinen Altar in dieser Kirche, auch kein Heiligtum, sondern nur Bänke und in der Mitte <etwas> wie einen Rednerstuhl, keine richtige Kanzel. Dort wurde gepredigt und gesungen, und sonst nichts. Es waren nur sehr wenige Leute darin. Ich sah aber ein wundersames Schauspiel. Ein jeder zog einen anderen Götzen aus seiner Brust, stellte ihn vor sich hin und betete ihn an. Es war, als zöge jeder seine Meinung, seine Leidenschaft, hervor wie ein schwarzes Wölkchen, und wie es heraus war, nahm es gleich eine bestimmte Gestalt an, und es waren lauter Figuren, wie ich sie an dem Halsgeschmeide der Hurenbraut in dem Hochzeitshaus hängen sah, allerlei Menschen- und Tiergestalten. Der Gott des einen war ganz kraus und breit und breitete viele Arme aus und wollte alles umschlingen und auffressen. Der Gott des anderen machte sich ganz klein und krümelte sich zusammen. Ein anderer hatte bloß einen hölzernen Knüppel, den er ganz verdreht anschaute. Der Dritte hatte ein abscheuliches Tier und der Vierte eine lange Stange. Und das Eigenartigste war, dass alle diese Götzen den ganzen Raum ausfüllten und dass die Kirche bei den wenigen Leuten ganz voll von Götzen war, so dass sie kaum Platz darin hatten, und wenn sie fertig waren, kroch der Götze eines jeden wieder in ihn hinein. Das ganze Haus aber war dunkel und schwarz und alles, was darin geschah, war Dunkelheit und Finsternis. An anderer Stelle spricht sie von einer „protestantisierten“ Kirche. „Es entstand ein Leib, eine Gemeinschaft außer dem Leibe Jesu, der Kirche, eine heilandslose Afterkirche, deren Geheimnis es ist, kein Geheimnis zu haben“.>

Vergleich der zwei Bilder
Nun wurde mir auch der Vergleich gezeigt zwischen jenem Papst und diesem und zwischen jenem Tempel und diesem. Es tut mir leid, dass ich die Zahlen vergessen <habe>, aber es wurde mir gesagt und gezeigt, a) wie schwach an Zahl und Beistand der erstere gewesen <sei> und wie stark an Willen, <indem> er so viele Götter gestürzt und viele Anbetungen in eine zusammengefasst <habe>, und b) wie stark der andere Papst an Zahl <sei> und wie schwach an Willen, wie er den einzigen Gott, die einzige Anbetung in diesem gestatteten Tempel in viele Götter und falsche Anbetungen aufgelöst <hatte>. Und es wurde mir gezeigt, wie jene Heiden (in Bild 1) demütig doch andere Götter als sich selbst angebetet und den einzigen Gott, die allerheiligste Dreifaltigkeit, in aller Einfalt auch aufnehmen wollten, und wie ihre Andacht besser gewesen <sei> als die Andacht der anderen (in Bild 2), die sich selbst in tausend Götzen anbeteten und dem Herrn keinen Platz unter diesen Götzen gaben. Alles dieses sah ich mit Zahl, dort sammelnd, hier zerstreuend, und das Bild fiel durchaus vorteilhaft für jene aus Bild 1 aus. Ich sah auch, wie sehr übel die Folgen von dieser Kirche <nl. von der schwarzen kirche> sein würden. Ich sah sie wachsen, ich sah viele Ketzer aller Stände zu der Stadt ziehen. Ich sah die Lauheit der dortigen Geistlichen wachsen, und viel Dunkelheit dort ausbreiten.

2. Bild erweitert
Nun erweiterte sich das Gesicht nach allen Seiten. Ich sah an allen Orten die katholischen Gemeinden drücken <aktiv statt passiv: „gedrückt … bedrängt … zusammengeschoben … eingeschlossen … gesperrt werden“> und drängen, zusammenschieben und einschließen, ich sah viele Kirchen aller Orten sperren, ich sah großes Elend überall ausbrechen. Ich sah Krieg und Blutvergießen, ich sah das wilde, dunkle Volk gewaltig hervorbrechen. Doch währte es nicht lange. Ich hatte wieder das Bild, wie die Peterskirche planmäßig durch <die freimaurer>2 abgetragen und auch durch Stürme abgebrochen werde. Ich sah aber in diesem höchsten Elend auch die Nähe der Rettung: ich sah die heilige Jungfrau wieder auf die Kirche steigen und den Mantel ausbreiten. Als ich diesen Blick tat, sah ich den jetzigen Papst nicht mehr, ich sah den folgenden <der jetzige papst ist pius vii., der folgende ist leo xii; hier ist aber ein endzeitlicher papst gemeint.> Ich sah ihn mild und sehr ernst. Er wusste die Priester an sich zu schließen und die Bösen von sich zu stoßen. Ich sah alles neu werden und sich eine Kirche bis in den Himmel hinein bauen. Ich sah jenen von den zwölf neuen Aposteln dabei, den neulich die Hurenbraut heiraten wollte. Es war dieses Gesicht von großer Ausdehnung und umfaßte wieder alles von den früheren Bildern von den Schicksalen der Kirche. [...] Der Zeitraum, worin alles dieses geschah, schien mir nicht sehr lang, ich glaubte, noch Menschen dabei zu sehen, die ich in meinen jetzigen Gesichten als junge Zeitgenossen sehe.

Einige nähere Bestimmungen.
1. Bild erweitert

Ich sah den heidnischen Tempel in Rom <das pantheon> sehr groß, dick und rund, und hatte keine Fenster. Es war oben in der hohlen Decke eine Öffnung. Es war auch etwas über der Öffnung, <um> das Wetter abzuhalten. Es standen viele Götterbilder darin von großer Schönheit. In der Mitte aber stand ein hohes Gerüst, welches wie eine Pyramide zusammenlief und bis in die Höhe mit Bildern besetzt war. Ich sah keinen Götzendienst darin, aber alles war noch erhalten. Ich sah Gesandte von Papst Bonifatius zum Kaiser gehen, um den Tempel <s. 86> für eine Kirche zu <er>bitten. Ich empfand deutlich seine Erklärung (des Kaisers): Er (der Papst) solle die alten Götterbilder stehen lassen und das Kreuz darin aufrichten. Er, der Kaiser, wolle selbst diesem die größte Ehre darin erweisen lassen. Ich sah die Gesandten zurückkehren, und Bonifatius besann sich, wie er es ausrichten könne, dem Willen des Kaisers einigermaßen nachzukommen. Hierauf sah ich, während er zweifelte, einen frommen einfachen Priester vor einem Kreuz im Gebet. Er hatte ein langes, weites Gewand an, das hinten <etwas> wie eine Schleppe hatte, und ich sah die Erscheinung eines Engels an seiner Seite und <sah,> wie er aufstand und gleich zu Bonifatius ging und ihm sagte, wie er auf keine Weise in das Begehren des Kaisers einwilligen solle. Ich sah wieder Gesandte zum Kaiser reisen und wie dieser einwilligte, dass der Tempel geräumt werde. Ich sah auch die Leute des Kaisers kommen, und es wurden viele von den Götzenbildern fortgeführt und in die Stadt des Kaisers gebracht. Es wurden aber auch viele in Rom geraubt und <in die stadt> verbracht und ich glaube, dass ich dort noch viele davon unter der Erde gesehen habe. Ich sah auch die ganze Einweihung des Tempels: der Altar wurde nicht in die Mitte, sondern an die Mauer gesetzt. Ich sah wohl dreißig Wagen voll heiligen Märtyrergebeinen hinein <ge>- fahren <werden>. Viele davon wurden in die Mauern gemauert, andere konnte man sehen. Es waren runde Öffnungen in der Mauer, und ich weiß nicht, ob Glas davor <war>; es war aber ein Schutz davor. Ich habe auch bei der Einweihung alle diese heiligen Märtyrer mit ihren Marterwerkzeugen im himmlischen Chor in dieser Kirche gesehen. 2. Bild erweitert Ich habe vor der neuen protestantischen Kirche wie in der Wand untereinander mehreren Zahlen gesehen. Ich entsinne mich, die erste war V und dann Nullen <wahrscheinlich c hundert>; die darunter war IV und wieder Nullen; dann kamen noch ähnliche Zahlen, die ich jedoch nicht mehr weiß. Ich weiß nur, dass ich alles summierend fünf- oder siebentausend zählte. Ich glaube, es war, dass die Götzen der Eigenheit, welche die Leute darin aus ihrer Brust zogen, auf so viele anwachsen würden; also die Gemeinde, die jetzt noch klein war. Ich hatte bei dem Vergleich <die erkenntnis>, dass jener einzelne Papst durch seine Stärke so viel tote Götzen neben dem Kreuz nicht <habe> dulden wollen, und wie dieser (andere) durch Schwäche so viel lebendige Götzen durch seine Schwäche eingeführt habe. Ich sah die Folgen sehr übel. Ich sah das Elend und die Lauheit vieler katholischer Priester. Ich sah die Geistlichen und Gemeinden dieser Ketzerkirche äußerlich sehr ehrbar und fromm, ich sah <aber> alles in dem Kreis dieser Kirche sich verfinstern und verderben. Ich sah sehr vieles dort sich mit ihr berühren und angesteckt werden, ich sah sie zum Verderben <hin>wachsen. Ich erfuhr auch, warum der Papst es getan <hat>, habe es aber vergessen.

Die historische Veranlassung dieses Bildes konnte die Kranke auf keine Weise von außen haben. Der Kalender zeigte hier Servatius und der Pilger glaubte, sie müsse sich geirrt haben und der Papst heiße Servatius. Er schlug im Baronius3 nach, fand aber keinen Papst Servatius. Dann fand er unter Bonifatius IV., dass dieser das Pantheon von Kaiser Phokas um 614 erhalten und ad Martyres (Maria della Rotunda) geweiht <habe>. Dass auch achtunddreißig Wagen mit Reliquien hineingefahren wurden und dass diese Weihung am 13. Mai geschehen und gefeiert werde, also heute, wovon die Kranke auf keine Weise etwas wissen konnte, da diese Dedicatio Ecclesiae hier gar nicht im geistlichen Kultus ist.