Goldene Worte des hl. Pfarrers v. Ars zu: Frömmigkeit, Gebet
Frömmigkeit
Die Religion wird oft falsch verstanden. Seht, meine Kinder, da ist zum Beispiel eine Person, die an ihr Tagewerk gehen sollte. Sie ist von dem Gedanken erfüllt, große Bußübungen zu verrichten, die halbe Nacht im Gebet zu verbringen; wenn sie klug wäre, würde sie sich sagen: Nein! Das darf ich nicht tun, denn ich werde morgen meine Pflichten nicht erfüllen können, ich werde schläfrig und verdrossen sein und jede Kleinigkeit wird mich zur Ungeduld reizen; es wird mir nicht gelingen, auch nur die Hälfte dessen zu erledigen, was ich erledigen könnte, wenn ich nachts geschlafen hätte.
Gebet
Der Mensch kennt zwei Rufe, den des Engels und den des Tieres. Der Ruf des Engels ist das Gebet, der Ruf des Tieres aber die Sünde. Der liebe Gott braucht uns nicht. Wenn Er uns auffordert zu beten, dann deshalb, weil Er unser Glück will und wir dies nur im Gebet finden. Wenn Er seine kleinen Geschöpfe kommen sieht, neigt Er sich uns zu, Wie ein Vater es tut, um sein Kind anzuhören, das mit ihm sprechen will.
Je mehr wir beten, desto mehr wollen wir beten. Wer nicht betet, wendet sich ganz der Erde zu und ist wie ein Maul- wurf, der bemüht ist, ein Loch zu graben, um sich zu ver- stecken. Er liebt nur Irdisches und Materielles. Stumpf- sinnig, ohne Gefühl für das Göttliche, denkt er nur an zeitliche Güter. Wenn der Teufel jemanden zugrunderichten will, beginnt er damit, ihm einen großen Widerwillen gegen das Gebet einzuflößen. Beim Gebet hat die Zeit keine Stunde. Je mehr man betet, desto mehr kann man beten. Es ist wie mit einem Fisch, der zuerst an die Oberfläche des Wassers schwimmt, dann immer tiefer taucht. So taucht auch die Seele in die tiefste Tiefe und verliert sich in der Freude am Gespräch mit Gott.