Im gestrigen Evangelium nach Matthäus, 25,14-23, ging es um den „guten und getreuen Knecht“, der zwar eigentlich nur über „Weniges“ getreu gewesen ist, was aber schon ausreicht, dass er einmal über „Vieles“ gesetzt wird in der ewigen Freude des Herrn.
Interessant dabei ist, dass jeder seine Talente verdoppelt außer der, der nur eines empfangen hatte. „Siehe, zwei weitere habe ich dazugewonnen“, sagt der mit den zwei erhaltenen Talenten, und „siehe, weitere fünf habe ich dazugewonnen“, sagt der mit den fünf erhaltenen Talenten. Die eigene Anstrengung, „das Handeln“ mit den Talenten, sorgte anscheinend dafür, die unverdient geschenkte Anfangs- zahl zu verdoppeln. Ich denke, die Verdoppelung ist ein Hinweis darauf, dass sie die eigene Anstrengung beinhaltet. Denn wofür strengt man sich an oder was strengt an? Die Benutzung der Talente. Dadurch, dass man sie durch An- strengung für seine Berufung nutzt, ist es die geschenkte Zahl + die eigene Nutzung all dieser Talente. So kommt zu allen Talenten der Mehrwert der Eigennutzung hinzu, was die Anzahl sozusagen verdoppelt. Die Talente haben plötzlich den doppelten Wert. Nicht, dass der Eigenwert wertvoller wäre als der Anfangswert, durch Gott geschenkt, aber Gott will eben, dass man selber damit „Handel treibt“, d.h. Hand anlegt, etwas damit tut, handelt, eine Eigenleistung damit erbringt, damit die Talente den Wert aufweisen, der vor dem Herrn der doppelte ist: der grundgelegte Wert und der Wert der Eigenleistung. Das ist so wie mit Erlösung und Eigenanteil an der Erlösung. Die Protestanten sagen: Jesus hat uns schon erlöst. Was sollen wir also noch? Der Katholik sagt es anders, nämlich so, wie in diesem Gleichnis beschrie- ben: Der Katholik lässt sich den erlösenden Anteil Christi schenken, aber nicht so, dass er nicht mehr damit handeln müsste, sondern so, dass er ihn nutzt für das Leben.
Der mit dem einen Talent hat genau das nicht begriffen. Er strengt sich nicht an, denn er meint im übertragenen Sinne, wir seien schon erlöst, also was solle die Anstrengung, der eine Taler reiche ihm doch schon und so vergräbt er ihn in der Welt, d.h. in den weltlichen Nöten und Sorgen und auch Genüssen, gerade so, wie wenn keinerlei Anstrengung mehr nötig wäre, um den Gnadenstand aufrechtzuerhalten.
Das ist nicht katholisch!
In der Schule haben wir noch gelernt, auf unsere Talente zu schauen und danach unsere Berufswahl auszurichten. Was man uns nicht gesagt hat: im geistigen Bereich ist es genauso. Man sollte sich neben seinem weltlichen Beruf fragen: was kann ich mit meinen Talenten für mei- nen Herrn und Gott tun? Welche Talente habe ich überhaupt, die ich dafür nutzen könnte?
Kann ich gut und innerlich beten und habe ich Erfahrung mit dem Gebetsleben, so könnte ich vielleicht eine Gebets- gruppe gründen. Was wäre schon dabei? Wäre das nicht dringender denn je? Habe ich viel theologisches Wissen, sei es aus dem Studium oder privatem Leseinteresse, so könnte ich Glaubensartikel im Internet schreiben. Falls ich viel Bibelkenntnis habe und die Bibel auch gut ver- stehe, könnte ich Bibelvideos machen. Und falls ich spirituell so viel Erfahrung habe, dass ich im geistlichen Leben schon weiter fortgeschritten bin, könnte ich vielleicht sogar versuchen, Exerzitien anzubieten oder wenigstens eine Katechismusstunde. Denkbar wäre da vieles ….. wie eine Webseite über den katholischen Glauben erstellen oder Andachtsgegenstände verteilen oder einfach zu Glaubensgesprächen einladen.
Beten wir einfach zum HEILIGEN GEIST, der uns erfinderisch machen kann. Er kennt uns besser als wir uns selbst. Er kann uns die Türen öffnen und uns die Schritte zeigen, die wir nacheinander gehen sollen. Im Grunde ist das ganz unkompliziert. Wir müssen uns nur inspirieren lassen vom Geist der Weisheit, der Einsicht und Erkenntnis und schon purzeln die Ideen in unseren Geist und sprudeln die Motivationen aus unserem Herzen. Wer nur täglich einen kurzen Bibeltext liest und betrachtet, weiß, wie überraschend die Ideen kommen. Und schon ergibt sich wieder ein Artikel, den man veröffentlichen kann!
Die Protestanten sagen: Jesus hat uns schon erlöst. Was sollen wir also noch? Der Katholik sagt es anders, nämlich so, wie in diesem Gleichnis beschrie- ben: Der Katholik lässt sich den erlösenden Anteil Christi schenken, aber nicht so, dass er nicht mehr damit handeln müsste, sondern so, dass er ihn nutzt für das Leben.