Galahad
4,3 Tsd.

Seien wir gute Traditionalisten!

Pater Jaromír Kučírek
Sich von der Überlieferung entfernen heißt, sich von der Kirche entfernen. Es liegt in der Natur der Kirche, eine Überlieferung zu sein ..." (Erzbischof Marcel Lefebvre, Ich klage das Konzil an!, Martigny 1977, S. 102.)
„Die wahren Freunde der Menschen sind weder Revolutionäre noch Neuerer, sondern die Traditionalisten." Diese für die heutige Zeit so wichtige Wahrheit betonte unser heiliger Patron Pius X. (in seinem apostolischen Schreiben Notre charge apotolique vom 25. August 1910).

„Die wahren Freunde der Menschen sind ... die Traditionalisten", und nicht die Revolutionäre und auch nicht die Neuerer.
Das gilt im sozialen Bereich, in der Verwaltung der zeitlichen Güter, und äußerst wichtig ist dieser Grundsatz in den Sachen der Religion.
Tradition — Glaubensgut
Somit ergibt sich die entscheidende Frage nach der Definition: Was genau ist die Tradition (im theologischen Sinn)?
Sie ist keine Folklore. Die katholische Tradition sind nicht alte Bräuche, die mechanisch bewahrt werden.
Die Tradition ist richtig zu definieren als das von Jahrhundert zu Jahrhundert durch das Lehramt weitergegebene Glaubensgut.
Dieses Glaubensgut ist jenes, das uns die Offenbarung geschenkt hat, das den Aposteln anvertraut wurde und dessen Weitergabe durch ihre Nachfolger zugesichert ist.
Die heilige Offenbarung Gottes wurde mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen, der Glaubensschatz ist somit ganz und vollendet, er muß nur weitergegeben, tradiert werden. In diesem Sinne sagte Erzbischof Lefebvre: „Die Kirche ist Tradition", sie ist die Weitergabe des Glaubensschatzes.
Die Glaubenswahrheit Gottes ist nicht reformierbar oder veränderbar, sondern sie muß getreu weitergegeben werden. Das Erste Vatikanische Konzil hat das ausdrücklich in Erinnerung gebracht: „Die von Gott geoffenbarte Glaubenslehre wurde nicht ... [irgendwelchen] intelligenten Menschen [etwa den deutschen Theologen] vorgeschlagen, damit sie diese vervollkommnen, sondern [die geoffenbarte Glaubenswahrheit] wurde als göttlicher Schatz der Braut Christi [d. h. der Kirche] anvertraut, damit diese sie treu behüte und unfehlbar auslege." (I. Vat., Über den kath. Glauben, 24. 4. 1870.)
Die Regel für die Beurteilung der Irrtümer
Man kann auf dem Gebiet der Glaubenswahrheit nichts Neues erfinden und man darf es auch nicht. Das ist so sicher, daß es die Regel für die Beurteilung der Irrtümer bildet.
Diese Regel der Kirche hat der große Bischof Bossuet kraftvoll beschrieben: In der Glaubenslehre „ist alles, was nicht in der Tradition ... aufscheint, eben aus diesem Grund nicht nur verdächtig, sondern schlecht und verurteilenswert; und das war das Grundprinzip nach dem alle Kirchenväter und noch viel mehr die Päpste die falschen Lehren verurteilt haben, da es für die Kirche nichts Verabscheuungswürdigeres gibt als die Neuerungen."
Wenn wir dieses Kriterium an den sog. Neuen Meßritus anwenden, dann können wir nicht anders als mit Bischof Bossuet zu dem Schluß kommen, daß der Neue Meßritus wegen seiner protestantisierenden Neuerungen „nicht nur verdächtig, sondern schlecht und verurteilenswert" ist.
Der Katholik darf nicht nach Neuheiten im Glauben suchen, sondern er muß traditionstreu sein. Nur ein traditioneller Katholik ist ein treuer Katholik. Wer nicht traditionell ist, der ist nicht katholisch. Wer progressistisch, liberal, modernistisch ist, hat den katholischen Boden verlassen und baut nur auf den beweglichen Sand der Treulosigkeit und des Irrtums. Wir sind nur dann katholisch, wenn wir wahrhaft traditionell bleiben.
Die Treue zur Tradition ist das Wesensmerkmal des Katholiken, das sagen sowohl der gesunde Menschenverstand als auch der wahre Glaube.

Volltext