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2013: eröffnet Freimaurermuseum in Rom

2013 öffnet erstes Freimaurermuseum in der Stadt der Päpste

(Rom) In Rom, der Stadt der Päpste, entsteht das erste Freimaurermuseum Italiens. 2013 wird das „Allerheiligste der Schürzenträger“ seine Tore öffnen und eine Sammlung von historischen Dokumenten und Gegenständen der Großloge von Italien öffentlich zugänglich machen. Zu den Besonderheiten zählt eines der ersten an eine Frau gerichteten Freimaurerdekrete, das 1867 vom Anführer der italienischen Nationalbewegung und Großmeister Giuseppe Garibaldi unterzeichnet wurde. Damit erhob er in Pisa eine Frau, die erst 27 Jahre alte „Schwester Luigia Candia“ in den Meistergrad.

Freimaurerraritäten werden zugänglich gemacht
Die Vorbereitungsarbeiten für das Museum sind seit 2007 im Gange und waren mit der Neuordnung des Archivs verbunden. Mit der Öffnung von Palazzo Vitelleschi, dem Sitz der Großloge von Italien, wird das Archiv für Historiker zugänglich gemacht. Ausgestellt werden Bilder von Giuseppe Mazzini, von ihm handsignierte Schriften aus seiner Jugend und seiner Londoner Zeit. Ebenso das Kriegslied von Goffredo Mameli zu den Noten von Giuseppe Verdi. Mameli, selbst Freimaurer, ist der Verfasser der italienischen Nationalhymne Fratelli d’Italia (Brüder Italiens). Auf die Hymne erhoben die Freimaurer noch 2011 im Rahmen der 150-Jahrfeiern der Gründung Italiens Anspruch. Mit den „Brüdern“ der Hymne seien in idealistischer Übertragung zwar alle Italiener gemeint, konkret jedoch die Freimaurer, die maßgeblichen Anteil an der italienischen Einigungsbewegung hatten. Nach Mameli ist seit 1893 eine römische Loge des Großorient von Italien benannt.

Von Carduccis „Hymne an Satan“ bis zu Pikes „Neuer Weltordnung“
Zu sehen sein werden Briefe des italienischen Ministerpräsidenten Giovanni Giolitti aus dem Jahr 1907 zur Gedenkfeier für den damals verstorbenen Giosuè Carducci am römischen Kapitol. Carducci (1835-1907), seit 1862 Freimaurer, Mitglied der 1877 im Rahmen des Großorient von Italien gegründeten Sonderloge Propaganda Due (besser bekannt als P2), Autor der berüchtigten Hymne an Satan, war der erste italienische Literaturnobelpreisträger. Hinzu kommen Manifeste, Dekrete, Mitteilungen rund um die Römische Republik von 1849 ebenso wie handgeschriebene Briefe von Albert Pike und Timoteo Riboli, dem Leibarzt und Freund Garibaldis. Pikes sterbliche Überreste wurden 1944 in das House of the Temple, dem während des Ersten Weltkrieges fertiggestellten klassizistischen Freimaurertempel des Schottischen Ritus in Washington DC überführt. Es ist jedoch kaum anzunehmen, daß auch jener Brief gezeigt wird, mit dem der auch innerhalb der verschiedenen Richtungen der Freimaurerei umstrittene General und „berüchtigte Großhierophant“ 1871 Mazzini eine neue Weltordnung mitteilte, die durch Weltkriege zum Sturz der herrschenden Ordnung erreicht werden sollte.

Antifreimaurerische Dekrete Napoleons III. und die Sonderloge Propaganda 2
Das Freimaurermuseum wird antifreimaurerische Dekrete und Verbote Napoleons III. und der Savoyer zeigen und natürlich viele rituelle Gegenstände der Logenarbeit einschließlich Paramente und Schürzen der Brüder, dazu Zeitschriften und antimassonische Karikaturen. Viele der zu zeigenden Objekte gehörten Ernesto Nathan (1845-1921), dem Großmeister und Bürgermeister von Rom von 1907 bis 1913. Nathan kam in London als Sohn der italienischen Jüdin Sara Levi und des deutschen Juden Mayer Moses Nathan zur Welt. Als Anhänger der Demokraten Mazzinis und daher der „extremen Linken“ wurde er 1887 durch Initiation in die Freimaurerei aufgenommen. 1893 war der radikale Antiklerikale Meister der berüchtigten Sonderloge P2 und 1896 Großmeister des Großorient von Italien, ein Amt das er bis 1903 und dann wieder von 1917 bis 1919 ausübte.
Die Loge P2 wurde 1976 aus dem Großorient ausgeschlossen und 1982 vom Italienischen Parlament als „subversive und kriminelle Organisation“ verboten, die den Sturz der verfassungsmäßigen Ordnung beabsichtigt habe.
Die neueren Ausstellungsobjekte betreffen zum Beispiel den Freimaurereid des bekannten Comic-Autors Hugo Pratt (1927-1995), der 1976 in Venedig in eine Loge aufgenommen wurde. Gezeigt werden das dabei gebrauchte Schwert des Meisters vom Stuhl und die Logenparamente.

Verurteilungen der Freimaurerei durch die Päpste
Nicht zu kurz kommt der Dauerkonflikt der Freimaurer mit der katholischen Kirche. Gezeigt werden unter anderem Apostolische Schreiben von Papst Pius VII., mit der die Geheimgesellschaft der Carbonari verurteilt wurde, und Leo XIII. Für Forscher werden auch 42 Bände mit den Namen und Daten von 20.414 Brüdern der Großloge von Italien zwischen 1916 und 1925 zugänglich gemacht. Die Großloge war 1910 entstanden, nachdem mehrere Logen 1908 den Großorient von Italien verlassen und den zweiten großen freimaurerischen Zusammenschluß gegründet hatten.

Neue Erkenntnisse zum Verhältnis zwischen Freimaurerei und Faschismus
Eine Zeit, die den Aufstieg des Faschismus betrifft, der der uneingeschränkten Vorherrschaft der Freimaurerei in Italien ein Ende setzte. Die nun zugänglich gemachten Unterlagen werden detailliertere Einblicke in das Verhältnis der Freimaurerei zum Faschismus bieten. Aus den Mitgliedsregistern geht hervor, daß die Zahl der Neueintritte unmittelbar vor dem faschistischen Marsch auf Rom Ende Oktober 1922 deutlich anstieg und 1923 keineswegs rückläufig war, obwohl die Faschistische Partei erste Unvereinbarkeitserklärungen abgab. Vielmehr nahmen die Aufnahmen in die Logen in der ersten Hälfte des Jahres 1924 rund um die letzten Parlamentswahlen, die schon nicht mehr als frei bezeichnet werden können, signifikant zu. Auch die Entführung und Ermordung des sozialistischen Parteiführers Giacomo Matteotti tun dem starken Zustrom in die Logen während der faschistischen Herrschaft keinen Abbruch. Es läßt sich noch selbst in der ersten Hälfte 1925, als bereits Staatsgesetze Beamten die Logenmitgliedschaft untersagte und schließlich das Gesetz zur Selbstauflösung der Logen erlassen wurde, kein Rückgang der Neueintritte feststellen. Für die illegale Zeit von 1925 bis 1943 und die Zeit seither wurden die Mitgliederverzeichnisse der Großloge nicht freigegeben. Sie spiegeln natürlich nur einen Teil der freimaurerischen Realität Italiens wieder, deren größter Verband der Großorient ist.
Die zugänglich gemachten Register bestätigen die außerordentliche Vitalität der Freimaurerei von der italienischen Staatsgründung 1861 bis zur faschistischen Machtübernahme. Die Freimaurer kontrollierten alle wesentlichen Schaltstellen des jungen Staates. Die gegenseitige Vernetzung von Staat und Loge war geradezu enorm und überstieg selbst den Einfluß, den die Freimaurerei traditionell noch heute in Frankreich ausübt.

1861-1925: die untrennbare Allianz zwischen Staat und Loge
Wer bei Heer und Polizei, in der Staatsverwaltung oder im Gerichtswesen etwas werden wollte, sollte einer Loge angehören. Hinzu kamen zahlreiche Politiker, Journalisten, Schriftsteller, Unternehmer, Bankiers, Industriemanager und nicht zuletzt Universitätsprofessoren. Es lassen sich keine Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien ausmachen, wenn schon zwischen einzelnen Regionen innerhalb der traditionellen Nord-Süd-Bruchlinie. So zeigt sich die größte Dichte an Logen, Mitgliedern und Durchdringung der Zivilgesellschaft im Norden in den Regionen Lombardei, Piemont und Ligurien, im Süden in den Regionen Kampanien, Kalabrien und Sizilien und natürlich in Rom, das 1870 Hauptstadt des neuen italienischen Staates wurde. Der freimaurerische Vorstoß in die Stadt des Papstes führte zu besonders provokanten öffentlich inszenierten Freimaurerspektakeln. Dazu gehört seit 1871 das jährliche Fest an der Porta Pia, wo den italienischen Truppen 1870 im Kampf gegen die päpstlichen Truppen der Durchbruch in die Ewige Stadt gelang.

Kurt Suckert (Curzio Malaparte): Freimaurer, Revolutionär, Faschist, Kommunist, vielleicht Katholik
Zu den bekannten Namen unter den beschürzten Brüdern zählen der Schriftsteller, Journalist und Offizier Kurt Erich Suckert, besser bekannt unter seinem Pseudonym Curzio Malaparte (1898-1957), Sohn einer italienischen Mutter und eines Färbers aus Sachsen. Malaparte schloß sich bereits 1920 der faschistischen Bewegung an und nahm am Marsch auf Rom teil. Als Unterzeichner des Manifests faschistischer Intellektueller drängte er Mussolini 1925, ein totalitäres Regime zu errichten. Die Veröffentlichung des Buchs Tecnica del colpo di stato (Technik des Staatsstreichs), 1931, in dem er zur gewaltsamen und permanenten revolutionären Usurpation der Staatsmacht durch die faschistischen Bewegungen aufrief, ließ ihn bei Mussolini in Ungnade fallen. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er bis zu seiner Gefangennahme 1944 für die faschistische Seite und ließ sich dann vom militärischen Abwehrdienst der USA CIC anwerben. In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei, bejubelte Mao, wurde von der katholischen Kirche auf den Index der verbotenen Schriften gesetzt und war als Journalist ein Grenzgänger zwischen links und rechts. Mit dem Film Der verbotene Christus gewann er 1951 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin den Sonderpreis der Stadt Berlin. Malaparte näherte sich schließlich in der letzten Lebensphase der katholischen Kirche an. Ob es zu einer Bekehrung des Freimaurers kam, der am 28. Mai 1924 den 33. Grad erreicht hatte, ist nicht gesichert.

Beschürzte Brüder: Von Generalstabschefs, Industriemanagern und Filmschauspielern
Zu den bekannten Namen des faschistischen Regimes gehören auch Italo Balbo, General Giovanni Ameglio, Generalstabschef Ugo Cavallero, Admiral Luigi Mascherpa, der faschistische Gewerkschafter Edmondo Rossoni, der 1924 den höchsten schottischen Grad erreicht, dazu der Manager des Automobilkonzerns FIAT, Vittorio Valletta, und zahlreiche illustre Namen aus dem Kulturbereich, so die Schauspieler Prinz Antonio de Curtis, besser bekannt als Totò und Dino Cervi.

Museum soll „Vorurteile“ beseitigen
Der Großmeister der Großloge von Italien, der Historiker und Journalist Luigi Pruneti erklärte gegenüber Vatican Insider, daß die Dokumente zeigen, daß es „große, aber vergessene Zeiten der italienischen Freimaurerei“ gegeben habe. Die Freimaurer jener Zeit hätten „einen wichtigen Beitrag zur Geschichte Italiens“, vor allem zur Einigung Italiens und zur Gründung des Staates Italien geleistet. Die Schaffung eines Museums, so der Großmeister, solle dazu beitragen, Vorurteile und verzerrte Vorstellungen von der Freimaurerei zu beseitigen.
Die Großloge von Italien, mit heute rund 11.000 Brüdern in 520 Logen, ist seit 2009 Mitglied der 1989 entstandenen internationalen Vereinigung, in der alle wichtigen Museen, Archive und Bibliotheken der Freimaurerei zusammengeschlossen sind.
Der offizielle Beschluß, das Museum 2013 zu eröffnen wurde im Juli auf der Jahresversammlung der internationalen Vereinigung getroffen, die in Rom stattfand und von der Großloge ausgerichtet worden war. Das römische Museum wird auch die größte europäische antifreimaurerische Sammlung beherbergen.

Text: Vatican Insider/Giuseppe Nardi
Bild: Großloge von Italien
alexius
Dei Kirche ist zur so geschwächt, das Ungeziefer ungehindert aus den Löchern auf die Oberfläche kriechen kann. Die Freimaurer versuchen wieder mal in die Öffentlichkeit zu gehen.