Schon einmal polnischen Königs Sobieski gestoppt und jagte die Islamisten in Wien.

Sobieski, Jan III.

Text: Silvia Dallinger

Der polnische König Jan III. Sobieski, der den Oberbefehl über das vereinte Entsatzheer inne hatte, das Wien am 12. September 1683 in der Schlacht am Kahlenberg befreite und die Osmanen in die Flucht schlug, wird seither vor allem in Polen als “Retter Wiens” erinnert. Abgesehen von diesem militärischen Erfolg scheiterten jedoch die meisten seiner außenpolitischen und dynastischen Vorhaben.

» Kindheit und Beginn der politisch-militärischen Laufbahn

» Osmanisch-Polnischer Krieg 1672–1676

» Erste Regierungsjahre und Allianzen

» Allianz mit Kaiser Leopold I.

» Die entscheidende Schlacht am 12. September


Am 14. Juli 1683 überbrachte Graf Philipp von Thurn Sobieski in Warschau die Nachricht von der Belagerung Wiens. Bis Ende Juli wollte der Polenkönig sein Heer sammeln und, gemäß dem unterzeichneten Vertrag, zur Unterstützung des Kaisers nach Wien ziehen. Seine Ankunft in Wien kündigte er mit Ende August an. Sein Abmarsch verzögerte sich jedoch, sodass Sobieski erst am 14. August von Krakau aufbrach und über Schlesien und Mähren nach Wien zog. Am 31. August traf er mit Karl V. Herzog von Lothringen, seinem früheren Rivalen im Kampf um die polnische Krone, in Hollabrunn zusammen.

Am 3. oder am 4. September 1683 hielt Sobieski gemeinsam mit Herzog Karl V. Kriegsrat im Hardegg’schen Schloss Juliusburg in Stetteldorf am Wagram bei Tulln, um den Entsatz zu planen. Das Treffen war von der Frage überschattet, wer von den beiden Feldherren den Oberbefehl über das Heer erhalten sollte. Der Kapuzinerpater Marco d’Aviano vermittelte angeblich zwischen beiden und schaffte es, die Differenzen zugunsten Sobieskis beizulegen.

Am 8. September feierte d‘Aviano anlässlich des Festes Mariä Geburt bei Tulln eine Messe, bei der ihm Sobieski ministriert haben soll. Die Anrufung der Jungfrau Maria sollte dem Entsatzheer in der Schlacht gegen die Türken zum Sieg verhelfen. Sobieskis Aufbruch nach Wien erfolgte am 9. September.

Am 11. September stationierten sich die vereinten Truppen am Kahlengebirge, bevor die Schlacht am Tag darauf bereits um 5 Uhr früh began. Der Legende nach habe Marco d‘Aviano noch vor der Schlacht eine Heilige Messe am Kahlenberg gelesen, bei der Sobieski neuerlich ministrierte und sein Sohn Jakob zum Prinzen geschlagen wurde (siehe„Marco d’Aviano und die Messe am Kahlenberg“). Jüngere Autoren und Autorinnen bezweifeln jedoch sowohl den Ort der Messe als auch Sobieskis Beisein (s. z.B. Tomenendal 2000; Sachslehner 2006).

Die Orientalistin Kerstin Tomenendal geht davon aus, dass das vereinigte Entsatzheer aus ca. 65 000 Mann bestand und einem ca. 75 000-köpfigen osmanischen Heer gegenüberstand. Das Entsatzheer soll sich aus 21–25 000 Männern aus der Adelsrepublik Polen-Litauen zusammengesetzt haben sowie aus je rund 11 000 Bayern und Sachsen, ca. 9000 Franken und Schwaben und rund 11 000 Angehörigen der kaiserlichen Armee (vgl. Tomenendal 2000: 128f). Die exakte Truppenstärke der jeweiligen Einheiten ist im Nachhinein kaum rekonstruierbar, da die Zahlen in den verschiedenen zur Verfügung stehenden Quellen erheblich und je nach Standpunkt variieren.

Der linke Flügel mit der kaiserlichen Infanterie und Kavallerie sowie den sächsischen Truppen stand unter dem Kommando von Karl V. von Lothringen und bildete zunächst den Schwerpunkt des osmanischen Angriffs. Das Zentrum bestand aus der bayerisch-fränkischen Armee und der kaiserlichen Reitereinheit, der rechte Flügel aus den polnisch-litauischen Soldaten unter Sobieski. Diese sollen allerdings erst am Nachmittag in das Kampfgeschehen eingegriffen haben. Vor allem durch die Flankenangriffe der polnischen Husaren vom Norden und Westen des Kahlenberges her konnten die Türken schließlich in die Flucht geschlagen werden.

Nach gewonnener Schlacht soll Sobieski angeblich zwei Drittel der Kriegsbeute aus dem Heerlager Kara Mustapha Paschas nach Polen mitgenommen haben.

» Nach der Entsatzschlacht